Alle tappenim Dunkeln

24. November: „100.000 Corona-Tote. Es ist eine unfassbare Zahl. Und sie zeigt: Regierung und Gesellschaft haben versagt

Ich bin zwar coronamüde, aber noch ­müder bin ich des inflationären Gebrauchs des Wortes „versagt“. Zum einen trägt es nicht dazu bei, die Menschen auf Normaltemperatur herunterzukühlen, was bei der überhitzten Gemütslage dringend erforderlich ist. Zum anderen gaukelt es zweierlei vor: Es gebe einen Königsweg und es gebe Menschen, die wissen, wo er langgeht. Beides ist angesichts der teils irrationalen Situation schlechterdings Unfug. Alle tappen im Dunkeln, manche versuchen, den Lichtschalter zu erreichen, und manche würden auch mit Licht nichts sehen. Einen Zusammenhalt zwischen den Menschen erreichen die Drostens und Wielers jedenfalls mit ihren medial aufbereiteten Kassandrarufen nicht. Im Gegenteil. Und das ist es, was mich deutlich mehr schreckt als jedes Virus. Weil man dagegen nicht impfen kann. Und die Langzeitfolgen ungleich schwerer wiegen als die des Virus.

Andreas Kaluzny

Nicht ausreichend durchdacht

23. November: „Masken-Empfehlung auch für Geimpfte. Viele Hamburger Kulturinstitutionen haben auf das 2G-Modell umgestellt“

Die aktuellen Regelungen zu Theater- und Kinobesuchen sind leider nicht ausreichend durchdacht. Zahlreiche Schulklassen gehen traditionell in der Vorweihnachtszeit ins Theater. Und unter den gültigen Verordnungen bedeutet dies, dass es keine Abstands- und Maskentragepflicht gibt. Eine 2G-Veranstaltung mit Teilnehmern, die zu 90 Prozent wegen ihres Alters kein 2G vorweisen können, sollte so nicht stattfinden dürfen. Vor allem im Hinblick auf Theatervorstellungen für Schulklassen ist die aktuelle Verordnung absurd. Die Kinder müssen in der Schule jederzeit im Unterricht Maske tragen. Wenn jedoch die Klasse eine Theatervorstellung besucht, dürfen alle ohne Maske mit vielen anderen Kindern aus anderen Schulen den Vormittag verbringen. Bei der aktuellen Inzidenz unter Grundschülern ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass mindestens ein infiziertes Kind in der Veranstaltung sitzt. Im Winterhuder Fährhaus wird ausdrücklich Mitsingen erwünscht. Welchen Effekt das haben kann, sollte inzwischen jedem bekannt sein. (…) Selbst unter 3G-Regelungen kann man diese Veranstaltungen kritisch sehen, aber wenigstens eine Maskentragepflicht und Abstand zwischen den einzelnen Klassen sollte selbstverständlich sein.

Kristin Widlitzek

Eine Katastropheim Desaster

23. November: Pro & Kontra: „Soll es in Deutschland eine allgemeine Impfpflicht geben?“

Es ist erschütternd, wie gleichgültig oder stumpfsinnig fast ein Bevölkerungsdrittel dem weltweit milliardenfach abgesicherten Piks gegenübersteht. Obwohl es bedauerlicherweise keine einzige von professionellen Werbern eindrucksvoll gestaltete Impfkampagne gegeben hat, haben sich zahllose Experten und Politiker bei Hunderten Gelegenheiten mehr als 18 Monate lang an Bitten sowie Aufforderungen zu Impfungen abgearbeitet. Immer wieder wird hervorgehoben, wie sehr Impfunwilligkeit das soziale Mit­einander der Gesellschaft belastet, ja spaltet. Aus dem Fokus gerät dabei viel zu oft, wie diese Endlosbelastung das medizinische Personal bis ans Ende der Belastbarkeit fordert. Nicht umsonst „fliehen“ zahlreiche Pflegefachkräfte aus diesem so unverzichtbaren, aber sie gleichzeitig überfordernden Dienst am Menschen – dies ist eine Katastrophe im Desaster. Tausende Intensivbetten müssen daher ungenutzt bleiben. Und wieder leisten sich Politiker wie Bürger zeitaufwendige Diskussionen, diesmal um eine Impfpflicht. Angesichts so nachhaltiger Unbelehrbarkeit ist sie überfällig und muss rechtssicher unverzüglich kommen! Auch wenn das neue Fragen aufwirft: Druck scheint bisweilen hilfreich, siehe Österreich.

Volker Deising

Einschränkungen gering halten

Der Beitrag von Matthias Iken erscheint mir inkonsequent. Das Verhalten der Impfgegner wird als töricht und verantwortungslos bezeichnet, doch er lehnt es ab, daraus adäquate Konsequenzen zu ziehen, weil er die Reaktion der so Gescholtenen und die Spaltung der Gesellschaft fürchtet. Das halte ich für verfehlt. Die Spaltung der Gesellschaft wird vielmehr von denen ausgelöst, die in einer Notlage der Gesellschaft ihren Beitrag an verantwortlichem Handeln verweigern. Wenn gemäß Angabe der Sozialbehörde in der letzten Woche die Inzidenz für Geimpfte bei 20 lag, aber für Ungeimpfte bei über 600, dann wird deutlich, wer die aktuelle beunruhigende Entwicklung, die die Grundrechte der großen Menge der Bevölkerung einschränkt, vorantreibt. In Pandemiezeiten können nicht alle Grundrechte für jedermann ungeschmälert gewährleistet werden. Verantwortliches Handeln sollte zum Ziel haben, die Gesamtsumme der Einschränkungen möglichst gering zu halten. In diesem Sinne wäre nach meiner Meinung eine Impfpflicht zumindest für bestimmte exponierte Berufsgruppen angemessen.

Gerhard Hille, Hamburg-Harburg

Ein echter Freund

24. November: „,... Und ganz doll dich …!‘. Er war Schauspieler, Regisseur, Intendant, Sänger, Textdichter, Ehemann, Vater – und eine treue Seele. Volker Lechtenbrink ist gestorben“

Lieber Volker,

zur Abschiedsvorstellung auf meinem 75. Geburtstag in der Laeiszhalle hast du dich spontan auf die Bühne gestellt und mir noch einmal von Herzen gratuliert. Du bist und warst ein echter Freund für mich. Einer der ganz wenigen, die man in unserem Metier haben kann. Dafür möchte ich dir heute noch einmal von Herzen danken. Ich bin sehr traurig darüber, dass du nun gestorben bist, und werde dich ganz bestimmt nicht vergessen, solange meine Gedächtniswerkzeuge da hinter der Stirn noch funktionieren. Du bist für mich der größte Hamburger, mit dem größten Herzen. Mach’s gut, mein lieber Freund. Wenn ich an den lieben Gott glauben würde, würde ich auf eine Begegnung mit dir im Himmel hoffen. Du hast dort einen Extra-Platz verdient.

Dein Hans Scheibner

Arme Union

23. November: „Merz will Frauen statt ,Platzhirsche‘. Kandidat für CDU-Vorsitz will verhindern, dass Union ,Partei der alten Männer‘ wird“

Man lese und staune. Der mittlerweile 66 Jahre alte – rentenfähige – Friedrich Merz bewirbt sich um den Posten des CDU-Parteivorsitzenden. Und „möchte verhindern, dass die Union eine Partei der alten Männer“ wird. Einfache Lösung: Er sollte seine Kandidatur zurückziehen, da er selbst zu dieser Gruppe gehört. Alte wirtschaftsgesteuerte Ansichten statt zukunftsorientierter Politik kann Deutschland nicht gebrauchen. Vielleicht noch Atom- und Kohlekraftwerke weiterbetreiben … Zuzutrauen wäre es ihm, leider. Die arme Union. Frau Dr. Merkel hat den Nachwuchsbereich vernachlässigt. Jetzt müssen wir damit leben, dass kein Kandidat irgendjemanden vom „Hocker“ reißt.

Axel Pabst

Weltoffen durch„Denglisch“?

22. November: „Mehr Sicherheit für Radler auf der Esplanade. Neue Asphaltdecke, breitere Fußwege und geschützte Radstreifen“

Ja, wo leben wir denn? In England oder in den USA? In der Esplanade wurden „Protected Bike Lanes“ errichtet. Warum hat man nicht einfach „Geschützte Fahrradwege“ oder „Geschützte Fahrradstrecken“ gebaut? Glaubt denn der Verkehrssenator, dass wir besonders modern oder weltoffen sind, wenn wir die deutsche Sprache ohne Not immer mehr mit englischen Ausdrücken durchsetzen? Mir geht es – salopp ausgedrückt – gewaltig auf den Keks, dass unsere Sprache immer mehr „verdenglischt“ wird.

Manfred Lahmann, Rissen