Minister mit Fachkompetenz

25. November: „SPD stellt neuen Gesundheitsminister“

Angesichts der dramatischen Entwicklung der vierten Welle der Pandemie sollte es für Olaf Scholz die höchste Priorität haben, einen Gesundheitsminister zu bestimmen, der/die die größte Fachkompetenz für dieses Amt mitbringt. Anders als von manchen behauptet, kommt die Überlastung des Gesundheitssystems auch nicht überraschend. Wissenschaftler, RKI und Intensivmediziner haben schon früh davor gewarnt. Es wäre unverantwortlich, aus Gründen der Geschlechterparität oder einer Ost-Biografie einen Kandidaten/eine Kandidatin auszuwählen, der/die nicht die Qualifikation von Karl Lauterbach mitbringt, der in seiner Einschätzung der Pandemie fast immer von der Realität bestätigt wurde.

Winfried Wolf

Hier helfen klare Regeln

24. November: Leitartikel: „100.000 Corona-Tote“

Ich stelle mir vor, jeden Tag würde in Deutschland ein voll besetztes Passagierflugzeug abstürzen. Der öffentliche Aufschrei wäre riesengroß, der Flugverkehr längst eingestellt und die Politik in puren Aktionismus verfallen. Die Anzahl der Toten würde in etwa derjenigen entsprechen, die bei uns täglich an den Folgen einer Corona-Infektion versterben. Um den Vergleich mit dem Flugverkehr noch einmal zu strapazieren: Beim Flugzeugbau vertrauen wir alle den Ingenieuren und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Niemand würde in ein Flugzeug steigen, das von Unkundigen konstruiert wurde und nach Meinung aller führenden Fachleute fluguntauglich ist. Wenn es um Medizin und speziell um die Corona-Infektion geht, glauben viele trotzdem lieber an selbst ernannte Propheten, Verquerdenker und Esoteriker. Und die Politik ignoriert lieber die Aussagen der Wissenschaft und traut sich nicht, klare Regeln vorzugeben. Regeln, die Menschenleben schützen bzw. retten und deshalb Impfgegnern klare Grenzen setzen. Und Regeln, die die Mehrheit der Bürger vor der Tyrannei einer Minderheit verschonen. Die Ignoranz von wissenschaftlichen Erkenntnissen, speziell im Bereich der Medizin, hat in Deutschland eine lange Tradition. Dies ist sicher ein Grund für unsere niedrige Impfquote. Ein weiterer ist m. E. ein fehlgeleiteter Freiheitsgedanke. Ich bin bisher davon ausgegangen, dass es breiter Konsens wäre, wonach die Freiheit des Einzelnen spätestens dort endet, wo Gesundheit oder gar das Leben von Anderen gefährdet wird. Dem ist heute offenkundig nicht mehr so. Die persönliche Freiheit über das Allgemeinwohl zu stellen, ist weder liberal noch legitim, es ist nur egoistisch und asozial. Millionen von Menschen in unserem Land setzen sich beruflich und/oder ehrenamtlich mit großem Einsatz für die Gesellschaft, für Bedürftige, für Kranke und Benachteiligte ein. Die Pfleger/-innen auf den Intensivstationen sind nur ein Beispiel dafür. Diejenigen, die sich weiterhin nicht impfen lassen und damit nicht nur ihr eigenes, sondern auch das Leben anderer gefährden, konterkarieren all diese Bemühungen. Und die Politiker hatten aufgrund der Bundestagswahl und den nachfolgenden Koalitionsverhandlungen bisher offenbar keine Zeit, ihre eigentlichen Aufgaben wahr zu nehmen. Um es noch einmal deutlich zu sagen: auch mit einer höheren Impfquote würden Leute an einer Corona-Infektion sterben. Aber es wären erheblich weniger und viele Menschenleben wären nicht unnötig gefährdet.

Arno Gathmann

Unglückliches Management

23. November: „Melanie Leonhard: ,Kein Grund zur Hektik‘. Es werde genügend Booster-Impfungen für alle geben – aber nicht für alle Impfwilligen auf einmal, sagt die Sozialsenatorin“

Und wieder einmal wurde von der Politik der zweite Schritt vor dem ersten getan. Anstatt zuerst Impfkapazitäten an allen möglichen Orten in Hamburg zu schaffen und dann erst den Impfaufruf zu starten, gibt es jetzt einen Run insbesondere auf Drittimpfungen, der oft genug abschlägig beschieden wird und das, obwohl auf allen Medienkanälen zum Impfen aufgefordert wird. In Berlin können sich Impfwillige unkompliziert zu Zentren begeben, via Internet schalten diese eine Ampel Rot oder Grün, so dass gezeigt wird, ob es zu einem bestimmten Zeitpunkt freie Kapazitäten gibt oder eben nicht. Gerade in Hamburg zeigten die bisherigen Impfquoten ein großes Interesse der Bevölkerung, sich impfen zu lassen, schade, wenn durch unglückliches Management hier gebremst würde, denn das Motto der Stunde lautet: Impfen, Impfen, Impfen!

Brigitte Endriss

Ohne Empathie!

Das passt doch alles nicht zusammen! Wie Sie schreiben, gibt es zurzeit keine Termine bei städtischen Impfangeboten bis Ende April 2022 – „leider“. Bei niedergelassenen Ärzten, die auch Nicht-Patienten impfen, frühestens Ende März 2022 und bei Angeboten ohne Termin werden Patienten nach stundenlangem Anstehen zurückgewiesen, weil sie „noch nicht dran sind“ und nur wenige Tage an der Sechs-Monatsfrist fehlen. Und unsere Gesundheitssenatorin sagt: „Kein Grund zur Hektik“! Da fehlt jede Empathie! Weiß diese Frau eigentlich, wie es in den Menschen dann aussieht? Alle reden davon, möglichst schnell die Auffrischungsimpfung zu bekommen und jetzt soll man warten? Man wird um Geduld gebeten. Womöglich hat man sich bei der ersten Impfung schon wunde Finger geholt und trotzdem keinen Termin bekommen. Und jetzt alles von vorn? Kommt ja auch wirklich überraschend… Ich hätte mir von den Redakteuren gewünscht, etwas schärfer nachzufragen, den Finger in die Wunde zu legen und die Nöte und Ängste der Bürgerinnen und Bürger besser zu verdeutlichen und zu vertreten. Chance vertan, schade eigentlich.

Gerhard Maack

Nutzung für den Güterverkehr

24. November: „Comeback für den Schellfischtunnel. Stadt will den denkmalgeschützten Bau ab dem Frühjahr für alle zugänglich machen“

Der Schellfischtunnel diente einst dazu, den Fisch in Güterwagen vom Altonaer Fischmarkt direkt zum Altonaer Güterbahnhof zu transportieren und von dort in weniger als 24 Stunden in alle großen Städte ‎ Deutschlands zu versenden. Sie schreiben: Eine verkehrliche Nutzung ist nicht in Sicht. Denkt man ein wenig in die Zukunft, gerade unter den Zeichen des Klimawandels, dann ist diese durchaus realisierbar. Der industriegeschichtlichen Bedeutung des Schellfischtunnels würde es entsprechen, wenn er wieder einer Bahnnutzung zugeführt und nicht nur für touristische Führungen zugänglich gemacht würde. Bahnnutzung heute hieße natürlich nicht mehr Güterverkehr, sondern Nutzung für eine Straßenbahn. Eine solche Linie könnte vom Altonaer Bahnhof nach Oevelgönne führen. Dort wendend (im Eisenbahner-Deutsch: Kopf machend) könnte diese Straßenbahn am gesamten Hafenrand entlang und dann durch die HafenCity an der Elbphilharmonie vorbei bis zur Station Elbbrücken fahren. Diese Linie wäre nicht nur ein touristisches Highlight erster Güte für Hamburg, sondern würde in gleichem Zuge die Erschließung der HafenCity durch den öffentlichen Nahverkehr deutlich verbessern und mehrere Buslinien ersetzen.

Jutta Wallmann

Danke an unsere mutigen Vorfahren

20./21. November: „Elf Wochen Streik im Hafen – der härteste Arbeitskampf Hamburgs“

Der Artikel war sehr informativ. Ich habe nicht viel über die Gewerkschaftsarbeit im Hamburger Hafen gewusst. Im Jahr 1960 machte ich eine Ausbildung zum Quartiersmann und war 49 Jahre im Hafen tätig. In dieser Zeit wurde nur einmal für eine Woche gestreikt. Viele sozialen Errungenschaften, die heute selbstverständlich sind, haben wir unseren mutigen Vorfahren zu verdanken.

Manfred von Elm