Reicht der Appell aus?

16. November: „Lassen Sie sich impfen! Eindringlicher Appell von Hunderten Hamburger Ärzten

Ich finde es großartig, dass das Hamburger Abendblatt den eindringlichen Appell der Hamburger Ärzteschaft, sich impfen zu lassen, so prominent platziert! Denn neben den eher flankierenden Maßnahmen wie 2G, 3G usw., die Pandemie einzudämmen, ist und bleibt das Impfen das Nonplusultra. Natürlich werden Aufrufe von Experten Wirkung zeigen. Aber reicht das aus, um die Zielgruppe der bis dato Ungeimpften zu erreichen und zu überzeugen und damit die Impfquote auf über 80 Prozent zu bringen? Bekanntlich orientieren sich viele Menschen in unserem Land an Idolen, sei es im Sport, in der Pop-Musik und der Unterhaltungswelt oder an Influencern in den sozialen Medien. Die Einstellung und Meinung dieser „Vorbilder“ hat bei vielen in der Bevölkerung – gerade bei Jüngeren – oft ein viel größeres Gewicht als das Wort von Experten. Warum nutzen wir den Einfluss dieser geimpften Promis nicht, um zögernde Menschen von der Notwendigkeit zu überzeugen, sich rasch impfen zu lassen?

Bernd Egert

Politik muss sich durchsetzen

In Anbetracht der prekären Situation ist nicht nur das Verhalten der Impfverweigerer unverständlich, sondern auch die Unentschlossenheit unserer Politik, endlich eine Impfpflicht zu erlassen. Die Rücknahme bisheriger Positionen, dass es keine Impfpflicht geben wird, ist bei weitem das kleinere Übel. Im Vordergrund steht nicht zuerst das Glück der Geimpften, sondern die Fürsorge der ganzen Bevölkerung. Es geht hier nicht um den Einzelnen oder um Bevormundung, sondern um die Eindämmung und die Gefahrenabwehr dieser schrecklichen Pandemie. Mit einer verpflichtenden Impfung für alle minimieren wir das Risiko für alle Bürger erheblich, das gehört für mich existenziell zum gesellschaftlichen und gemeinnützigen solidarischen Verhalten. Völlig unerheblich sind in diesem Fall persönliche Befindlichkeiten und noch weniger relevant ist in diesem Zusammenhang das Weltbild der Verschwörungstheoretiker und Verweigerer. Unser Staat will keinem weh tun, scheut die Konfrontation, schreckt sogar vor der Radikalisierung der sogenannten „Querdenker“ zurück, bietet ihnen mit Nachgiebigkeit in solch heikler Lage Freiraum, statt ihnen zu begegnen und sie durch gesetzliche Maßnahmen einzubinden. Ich verstehe diese Haltung grundsätzlich nicht, erst recht nicht in diesem besonderen Fall einer Pandemie, die große Bevölkerungsschichten bedroht, uns Jahre des Lebens kostet, die Wirtschaft und das Finanzsystem übermäßig belastet, mehr noch Zwietracht, Misstrauen und Abneigung sät. Über allem steht, dass die Freiheit des Einzelnen da endet, wo es die Freiheit der anderen begrenzt.

Herbert Stephan

Das Auto bietet Sicherheit

15. November: „Der Umstieg vom Auto scheitert am Stadtrand. Je weiter von der Innenstadt entfernt, desto größer ist die Pkw-Dichte – weil es an Alternativen mangelt. Verkehrsbehörde will gegensteuern“

Es ist nicht nur der Mangel an alternativen Transportmitteln, der einen dazu bringt, das eigene Auto für unverzichtbar zu halten. Aus der therapeutischen Praxis weiß ich, dass dies für Menschen mit psychischen Erkrankungen und Hochsensible ein Stück Sicherheit und Privatheit bedeutet. Wer mit einer Depression zu kämpfen hat, ist froh, sich auch fortbewegen zu können, ohne mehr als notwendig „unter Leute“ gehen zu müssen. Jemand mit einer Angststörung kann, wenn die Angst kommt, im Auto laut singen, Atemübungen machen etc., was so freimütig in Bus und Bahn nicht gemacht würde. Für manche Menschen mit Sozialer Phobie sind Fahrten mit anderen eine Qual. Natürlich ist das Ziel jedweder therapeutischen Intervention, den Betroffenen wieder gesellschaftliche Interaktionen zu ermöglichen. Doch der Weg zur Heilung kann sehr lang sein und einige leiden schon viele Jahre vor einer Therapie. Daher: Wenn Verzicht auf einen eigenen Pkw gefordert wird, sollte unbedingt mitgedacht werden, dass nicht allein für ältere Bürger:innen und Menschen mit körperlichen Einschränkungen ein Auto unverzichtbar sein kann.

Birte Smok

Umweltschutz ist unbequem

Diese Statistik berücksichtigt augenscheinlich nur private Pkw und kann natürlich Geschäftsfahrzeuge nicht mit abbilden. Wäre dieses möglich, so sähe die Bilanz in den Walddörfern noch dramatischer aus. Hier stehen grundsätzlich zwei Pkw, gerne auch SUV, vor der Haustür. Wer es sich leisten kann, auch gerne ein drittes Fahrzeug. Entsprechende Wertschätzung erhält man lediglich über dieses Statussymbol. Die Menge der im Haushalt genutzten Fahrräder ist nicht von Interesse. Auch greift im Norden das Argument des öffentlichen Nahverkehrs bzw. des Sharing-Angebotes überhaupt nicht. Man legt den Weg zum Bäcker, zum Kindergarten, zur Grundschule, zum Sportverein per Pkw zurück. Solange es der Umweltschutzgedanke nicht in die Köpfe der Menschen schafft, kann Politik so viele Roller und E-Autos und U- und S-Bahnen zur Verfügung stellen wie sie will, die Menschen werden es nicht nutzen, weil es einfach zu „unbequem“ ist.

Rüdiger Steffen, Hamburg-Duvenstedt

Besser ohne FDP regieren

15. November: „Grüne und FDP haben keine Wahl. Warum die Ampel-Koalition mit der SPD gelingen wird“

SPD und Grüne haben eine andere Wahl: Eine Alternative zur Ampel-Koalition ist eine Minderheitsregierung. Diese ist seit Jahrzehnten in den meisten skandinavischen Ländern der Normalfall. SPD und Grüne müssten sich dann je nach Thema Mehrheiten suchen. Das Parlament würde gestärkt und damit die Demokratie, da die Abgeordneten bei Sachfragen vermutlich weniger einem Fraktionszwang ausgesetzt wären, sondern mehr ihrem Gewissen (Artikel 38 GG) folgen würden. Der Schutz des Klimas muss gewissenhaft umgesetzt werden. Deshalb: Besser ohne FDP regieren, als schlecht mit ihr.

Reiner Gorning, Hamburg

Zu viel Lärm für einen Park

15. November: „Zwei Hamburgensien droht das Aus. Veddeler Fischgaststätte und Old­timer-Tankstelle Rothenburgsort wehren sich gegen die Pläne für den ,Stadteingang Elbbrücken‘“

Wer an der Brandshofer Schleuse einen Park plant, muss schon ein ausgewiesener Freund des Schienenlärms sein. Ist hier doch der Schnittpunkt dreier hochfrequentierter Bahnlinien. Dazu kommt der Lkw-Verkehr zum Großmarkt. Völlig unberücksichtigt bleibt auch das für den Hochwasserschutz unerlässliche Depot der Deichverteidigung, das einen großen Teil des Geländes einnimmt. So ist es, wenn Planer ohne Ortskenntnisse tätig werden.

Peter Harm

Über Grenzen hinaus denken

13./14. November: „Norddeutschland macht Tempo beim Wasserstoff“

Erfreulich ist Ihre Meldung, dass Norddeutschland mehr Tempo beim Wasserstoff macht. Unerfreulich jedoch ist die Stellungnahme des Bremer BUND-Geschäftsführers Martin Rode, dass die Wasserstoffproduktion wegen des Flächenverbrauchs begrenzt werden müsse. Denn der Umstand, dass die H2-Produktion viel erneuerbare Energie und daher Fläche verbraucht, ist nur dann ein Problem, wenn wir alles nur in der Bundesrepublik erzeugen wollen. Wenn wir aber mit anderen Ländern kooperieren, z.B. durch Joint Ventures, dann können wir unendlich viel H importieren, gerade auch statt Erdgas! Erdgas, Öl und Kohle haben wir schon immer importiert, warum nicht Wasserstoff? Und wir tun noch etwas für die Verbesserung der internationalen Beziehungen. Das globale Problem des Klimas kann so global gelöst werden! Aber alle denken immer nur in den nationalen Grenzen.

Thorsten-Michael Wulff, Pinneberg