Aufgabe falsch verstanden?

8. November: „Radwege-Offensive: Drei Bezirke weit zurück. Bilanz seit 2015 zeigt: Nur in Mitte und Nord geht der Ausbau sehr schnell voran

Als Rad- und Autofahrer habe ich Ihren Artikel über den unterschiedlichen Radwege-Ausbau der Bezirke mit großem Interesse gelesen. Dass der Ausbau notwendig ist, steht außer Frage. Wenn Herr Lau allerdings meint, dass der Ausbau notwendig ist, um das Autofahren in Hamburg unattraktiver zu machen, versteht er seine Aufgabe als Sprecher des ADFC falsch. Schon vor geraumer Zeit bin ich aus dem ADFC ausgetreten, da dieser Club nicht mehr die Interessen der Radfahrer vertritt, sondern nur noch das Gegeneinander von Radfahrern und Autofahren schürt. Solche Äußerungen, dass das Autofahren unattraktiver werden muss, sind aus meiner Sicht dumm und sollten unterbleiben.

Eberhard Brandt

Erhalten statt abreißen

8. November: Abendblatt-Serie zu fast vergessenen Orten in Hamburg: „Wie ein Wahrzeichen verschwand. Lange vor der Elbphilharmonie prägte der Kaispeicher A bereits das Bild des Hafens“

Bei meiner Hochzeitsreise 1961, als meine junge Frau und ich in Hamburg Station machten, stand der Turm noch und er fiel so sehr auf, dass er auf eines der (damals teuren) Farbdias gebannt wurde. Aber so geht man eben in Hamburg mit seinen Schätzen um. Das nächste Opfer wird die Freihafenelbbrücke sein. Statt die U 4 durch das vorhandene Profil dieser Brücke, das die weiterdenkenden Vorgänger dieses Senats vorgesehen hatten, über die Elbe zu führen, soll sie abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Kosten? Klimaschädigung durch hohen neuen Materialeinsatz? Das kommt dabei offenbar nicht einmal den Grünen in den Sinn. Im Übrigen: Das Fundament des Kallmorgenbaus trägt nicht die Elbphilharmonie. Es musste beseitigt und durch eine komplett neue Fundamentierung ersetzt werden. Nur die langweiligen Backsteinmauern Kallmorgens haben überdauert.

Dr. Gunter Alfke, Hamburg

Auf dem Irrweg

6./7. November: Hamburger KRITIken: „Eine unbequeme Wahrheit. Klimaschutz wurde jahrelang vernachlässigt – nun wird er ideologisiert. Das sind schlechte Nachrichten für den Planeten“

Es scheint mir ein Irrweg zu sein, wenn zunehmend gebildete Menschen die Rückkehr zur Atomkraft als saubere Technologie in Zeiten des Klimawandels befürworten. Ein Super-GAU wie Tschernobyl und Fukushima fordert unzählige Tote sowie über Jahrzehnte verstrahlte Menschen und Böden. Wir haben zurzeit nicht einmal ein Endlager, und neue Atomkraftwerke gelten mittlerweile als unbezahlbar. Der bislang provisorisch gelagerte radioaktive Müll verstrahlt die Böden noch auf Jahrmillionen. Uran 238U hat z.B. eine Halbwertszeit von 4,468 Milliarden Jahren. Der bei fortschreitender Digitalisierung befürchtete längere Blackout würde allein zahlreiche Atomkraftwerke mangels Kühlung hochgehen lassen. Wer das ausblendet, begeht einen Frevel an kommenden Generationen. Der Hinweis auf Nachbarn wie Frankreich verfängt nicht. Ich mache doch nichts Unsinniges, Selbstzerstörerisches, weil der Nachbar es macht, und kann ggf. sogar als Vorbild dienen.

Dipl.-Ing. Andreas Kirchner

Überfällige Schlaglichter

„Die Klimakrise muss endlich unser nationales Denken sprengen.“ Diese dringliche Aufgabe der Politik habe ich in unserem inhaltlich klein karierten Wahlkampf bei allen Parteien schmerzlich vermisst! Herr Iken wirft längst überfällige Schlaglichter – für die Koalitionsverhandlungen und das aktuelle Regierungsprogramm zu spät – auf einige der Unaufrichtigkeiten und Halbwahrheiten bei der Umwelt- und Klimadebatte. Ergänzend kann man noch darauf verweisen, dass bei dem „CO2-Sündenregister“ nur die Angaben vom CO2-Ausstoß pro Kopf Sinn machen. Es ist unredlich, kleine Länder mit großen zu vergleichen, denn jeder einzelne Mensch ist der Verursacher. Und dann steht plötzlich Katar weit vorne an der Spitze, die USA auf Platz 6, Deutschland auf Platz 11 und das immer wieder gescholtene China weit abgeschlagen auf Platz 16. Fazit: CO2-arme Produktion z.B. in Schwellenländern zu finanzieren, kann mehr bringen, als der Wettlauf um das Erreichen der nationalen Klimaziele. Schlüsselpositionen beim globalen Klimaschutz nehmen deshalb vor allem die Bundesministerien für Außenpolitik, Wirtschaft und Energie und für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ein. Und – auch das ist eine der unbequemen Wahrheiten und sollte man ehrlicherweise mitdenken dürfen – wir müssen ungebremstem Bevölkerungswachstum wirksam begegnen.

Uwe-Carsten Edeler

Ausnahme Winterdom?

6./7. November: „Rot-Grün appelliert: Bitte kein Silvester-Feuerwerk! Hafen und Innenstadt könnten dauerhaft böllerfrei werden“

Rot-Grün argumentiert, zumindest für Großveranstaltungen, auf Feuerwerke zu verzichten und nachhaltige Alternativen zu prüfen. Die Begründung – Umweltbelastung und medizinische Notwendigkeit – ist gerade aktuell nachvollziehbar. Wenn ich dann aber eine Seite weiter lese, dass auf dem aktuellen Winterdom, der von den Behörden genehmigt wurde, Feuerwerke öffentlich stattfinden, frage ich mich: Wer schläft denn da im Genehmigungsverfahren? Das Geld für ein Feuerwerk zur Eröffnung des Doms hätte auch nachhaltiger eingesetzt werden können.

Klaus Trautmann

Fokus auf Containerschiffe

5. November: „Landstrom zur Pflicht machen“ und 2. November: „Stadt hofft auf Kreuzfahrt-Rekord im kommenden Jahr. Rund 300 Schiffe haben sich angemeldet“

Nur in einigen wenigen Häfen gibt es bereits Landstromversorgung. Nur einige wenige Schiffe haben einen Flüssiggasantrieb. Aktuell können die meisten Schiffe daher noch nicht umweltfreundlich versorgt werden. Der Reeder gibt ein Schiff aber jahrelang vorher in Auftrag, plant die Routen Jahre vorher und muss Jahre vorher wissen, welche Möglichkeiten welcher Hafen bei Planung und Baubeginn des jeweiligen Schiffes bietet. Mit der geplanten Ausrüstung muss ein Schiff dann 30 Jahre fahren. Auf Verdacht Schiffe mit einem bestimmten Antrieb auszurüsten und dann später keinen Hafen zu finden, der einen bedienen kann, wäre ein zu großes unternehmerisches Risiko. Die Kreuzfahrtbranche als vermeintliche Spaßbranche steht bezüglich ihrer Abgase immer wieder besonders im Fokus. Dass gerade Containerschiffe massenhaft unnötige Waren von Kontinent zu Kontinent fahren und dabei Unmengen von Schadstoffen emittieren, wird bislang viel zu wenig thematisiert. Es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis Schiffe und Häfen gleichermaßen umweltfreundlich ausgerüstet sind. Verpflichtend kann eine Landstromversorgung erst dann gemacht werden, wenn alle Häfen die nötigen Liegeplätze vorhalten.

Annelie Kirchner

Ein klassisches Beispiel

1. November: „Problemfall Justizbehörde. Nach dem Rauswurf der Staatsrätin erhöht sich der Druck auf Senatorin Anna Gallina“

Dies ist ein klassisches Beispiel dafür, dass viel zu oft wichtige Regierungsämter nicht nach fachlicher Kompetenz, sondern nach Parteienproporz bzw. Machtansprüchen vergeben werden. Außer der Justizsenatorin wären da noch der Verkehrssenator in Hamburg und der Bundesgesundheitsminister zu nennen! Die Folgen sind krasse Fehlentscheidungen, die viel Geld kosten und die Menschen im Alltag unnötig belasten. Man darf gespannt sein, was bei den Koalitionsverhandlungen zur Regierungsbildung in Berlin herauskommt.

Oliver Scholz