Ein richtiger Schritt

4. November: „Lohnerhöhung bei Pflegen & Wohnen setzt andere Heime unter Druck

Die Erhöhung der Gehälter bei Pflegen & Wohnen ist genau der richtige Schritt. Richtig stellen möchte ich die Aussage, dass Pflegekräfte in den Krankenhäusern mit Tarifvertrag, wie zum Beispiel dem UKE, gut verdienen: Das Einstiegsgehalt für Berufseinsteiger liegt bei knapp 3000 Euro plus ca. 200 Euro Zulagen brutto. Nach Steuern ist das weit vom durchschnittlichen Hamburger Nettoeinkommen entfernt.

Thure Thurich

Erschütterndes Verhalten

3. November: „Kampnagel – eine Verirrung. Das Theater diskreditiert den renommierten Rechtsmediziner Klaus Püschel und stützt sich auf Aktivisten – ein bitteres Schauspiel über den Verfall der Streitkultur. Essay von Matthias Iken“

Vielen Dank für Ihren Beitrag! Das Verhalten der „Kulturfabrik“ Kampnagel gegenüber Klaus Püschel, einem Mann von größter Integrität, ist tief erschütternd. Das ist die Geisteshaltung von Jakobinern, die unsere offene Gesellschaft in ein moralisches Niemandsland führen. Eine Schande!

Dr. iur. h.c. Gerhard Strate

Gegen die Menschwürde

Nein, Herr Iken! Eben nicht nur „mit dem Wissen von heute“ war die Brechmittelvergabe falsch. Einen, meist panischen, Menschen mit Gewalt zu fixieren, um ihm – ebenfalls gewaltsam – eine Substanz einzuflößen, die oft Schmerzen bereitet und wenig später zu krampfartigem Erbrechen führt – das verstieß zu jeder Zeit gegen Menschenwürde und -recht. Zumal die erhofften Beweise kurz darauf ohnehin auf natürliche Weise zum Vorschein gekommen wären. Herr Püschel hat es trotzdem durchgezogen – gegen den Protest der Bundesärztekammer, gegen den Protest von Menschenrechtsverbänden – und er hat auch ohne Zögern weitergemacht, als bereits ein Mensch unter seiner Verantwortung an den Misshandlungen gestorben war. Nein, diesen Mann will ich auf keiner Bühne sehen. Und statt nun der Kampnagel-Chefin reflexartig „cancel culture“ zuzurufen, sollten Sie vielleicht lieber Nabelschau halten und sich fragen, was es über die Qualität journalistischer Arbeit sagt, wenn das Abendblatt die Brechmittelvergabe seinerzeit allzu lange abgenickt hat und Herrn Püschel noch heute regelmäßig eine Bühne bietet. Aller Folter zum Trotz.

Olaf Harning

Provozieren, nicht verurteilen

Vielen Dank für diese fundierte und differenzierte und zugleich bestürzende Kommentierung der Vorgänge um Kampnagel und Professor Püschel. Ähnliches hätte ich mir erhofft, als unser Kultursenator seinen Gastbeitrag in Ihrer Zeitung zu „#alles dichtmachen“ im April mit den Worten „Hättest Du geschwiegen, dann wärst Du ein Philosoph geblieben“ eröffnete. Was sagen diese beiden Beispiele aus über das Selbstverständnis der Kulturschaffenden dieser Stadt? Es muss möglich sein, sich öffentlich zu äußern und Argumente auszutauschen, ohne gleich abgeurteilt zu werden. Von den Kulturschaffenden erwarte ich, dass sie sich mit ihren Mitteln in die Debatte einbringen, kritisch hinterfragen, provozieren, ausleuchten, wo Dinge im Dunkeln liegen, aber nicht Andersdenkenden das Wort verbieten oder das Gehör entziehen. Die Durchsetzung der Einhaltung der strafrechtlichen Grenzen ist Sache des Staates bzw. der Polizei und der Strafverfolgungsbehörden.

Marina Stürken

Bedrohung der Bürokratie

Strafverfolgung richtet sich gegen alle Straftäter (m/w/d). Jede – auch jede positive – Diskriminierung etwa nach Hautfarbe oder Herkunft ist rechtswidrig und tendenziell rassistisch. Das gilt auch für den damals rechtmäßigen Brechmitteleinsatz unter ärztlicher Aufsicht. Dass grundsätzlich Schwarzafrikaner betroffen waren, lag an deren vollständiger Beherrschung des Kokainmarktes und nicht an irgendeiner willkürlichen Auswahl. Der Einsatz von Brechmitteln förderte die verschluckten Kokainpäckchen schnell wieder zutage und enthob nebenbei die Beamten der menschenunwürdigen Aufgabe, in den Exkrementen der Drogenhändler herumzurühren. Daraus einen Vorwurf systematischer und rassistischer Folter abzuleiten und den Rechtsmediziner Püschel eines Verbrechens zu bezichtigen, zeugt von gestörter Realitätswahrnehmung und hemmungsloser Verdammungswut. Alarmierend ist, dass Kampnagel als anerkannte Kulturinstitution sich diese Position ungeprüft zu eigen macht und sich damit einreiht in die auch an den Universitäten wachsende Bewegung von cancel-culture und Diskussionsdemontage. Diese Bewegungen sind eine systemische Bedrohung der Demokratie und der freien Gesellschaft von innen, weil sie sich mit als störend empfundenen Fakten, Personen und Meinungen nicht mehr diskursiv auseinandersetzen, sondern sie mit Liquidierungsabsicht verdammen. Die Irrationalität und die Missachtung elementarer Menschenrechte sind ein Verrat am Erbe der Aufklärung und ein Widerspruch zum manchmal überheblich propagierten, exklusiven Moralanspruch des Kulturbetriebs.

Dirk Reimers, Staatsrat a.D.

Mehr Weitsicht und Verstand

2. November: „Tödlicher Radunfall – trotz neuer Technologie. Radfahrstreifen zwischen Autospuren sind eine Gefahr. Nach dem Tod eines 47-Jährigen will Senator Tjarks ,Fahrradweichen‘ ein Ende bereiten“

„Fahrradweichen“ galten bis vor kurzem noch als das Nonplusultra für die Sicherheit der Radfahrer. Kreuzungen wurden dafür kostspielig, zeitaufwendig und klimaschädlich bis zur Verschandelung umgebaut. Viele Stadtteile haben dadurch ihr Flair verloren. Nun, ausgelöst durch den tragischen Tod des Radfahrers in Barmbek, werden „Fahrradweichen“ als lebensbedrohlich bewertet. Traurig, dass es immer erst Tote geben muss, bis etwas wahrgenommen wird. Von Politikern hätte ich mir die Weitsicht und den Verstand gewünscht, den viele Radfahrer mit ihrem Verhalten beweisen, indem sie diese Weichen und etliche andere gefährliche Radstreifen nicht benutzen. Das beklagenswerte Opfer dagegen hat den Politikern vertraut, die den Radfahrern immer wieder suggerieren, dass das Fahren auf der Straße sicherer sei als auf Radwegen. Das ist sein einziger Fehler gewesen!

Sylvia Nitze

Landstrom zur Pflicht machen

2. November: „Stadt hofft auf Kreuzfahrt-Rekord im kommenden Jahr. Rund 300 Schiffe haben sich angemeldet. Auch Cruise Days finden wieder statt“

So sehr es zu begrüßen ist, dass der Kreuzfahrtstandort Hamburg im kommenden Jahr wohl 300 Schiffsanläufe von Kreuzfahrtschiffen haben wird, dass damit Probleme der Corona-Pandemie durch große Anstrengungen bewältigt worden sind, und die Reisewilligen wieder Hamburg besuchen können oder hier starten können, so ist es doch von entscheidender Bedeutung, dass die Kreuzfahrtschiffe mit Landstrom am Liegeplatz Hamburg versorgt werden müssen. Die meisten Kreuzfahrtschiffe fahren und ankern in den Häfen noch mit Schweröl, wenn auch mit einem Schwefelgehalt seit 2020 von 0,5 Prozent, einige fahren mit Flüssigerdgas, was die verschiedenen Emissionsstoffe schon deutlich reduziert. Es gehört aber politischer und wirtschaftlicher Mut der Stadt Hamburg dazu, die Landstromversorgung der in Hamburg anlandenden Kreuzfahrtschiffe verpflichtend zu fordern. Auch Hamburg muss sich mit der Installation von ausreichend Landstromanlagen anstrengen. Es reicht nicht, Landstromanlagen anzubieten, wie die EU es ab 2030 für alle Häfen fordert, sie müssen auch verpflichtend von allen Kreuzfahrtschiffe genutzt werden. Und die Passagiere sollten das auch persönlich als einen Entscheidungsgrund für die Buchung einer Kreuzfahrtreise betrachten. Jeder kann zur Lösung des Klimaproblems beitragen, auch die Kreuzfahrtgäste.

Manfred Ritzek, MdL a.D.