Alternativer Führungsstil?

1. November: „Strafverteidiger wirft Senatorin ,Machtallüre‘ vor. Otmar Kury: Anna Gallina (Grüne) hat mit absehbarer Entlassung ihrer Staatsrätin die Justiz ,schwer beschädigt‘

Wenn eine Grüne Senatorin Machtpolitik betreibt und eine kompetente Staatsrätin in den Ruhestand schickt, agiert sie nicht anders, als eine Reihe prominenter Politiker der ehemaligen Volksparteien CDU und SPD. Sie sollte wissen, dass ein solcher Vorfall, verbunden mit höheren Belastungen für den Steuerzahler, vom Wähler sehr aufmerksam registriert wird. Die Grünen ramponieren damit ohne Not ihr Image als eine Partei mit alternativem Führungsstil. Nach unserem Verkehrssenator Anjes Tjarks, der mit seinen Maßnahmen bis heute keinen Rückgang der Pkw-Neuzulassungen für Hamburg erreicht hat, zeigt uns Anna Gallina als weitere Grüne Politikerin, ihre Unerfahrenheit im Umgang mit dem Wähler.

Bruno Brandi

Längst überfällige Debatte

1. November: „Eine Pandemie, zwei Länder und viele Einzelgänge. Hamburgs Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) und Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) im Doppelinterview“

Melanie Leonhard hat mit ihrem Hinweis auf eine allgemeine Impfpflicht den Anstoß für eine längst überfällige bundesweite Debatte gegeben. Die bisherigen dem Föderalismus geschuldeten unterschiedlichen Maßnahmen der Länder – 2G- oder 3G-Regelungen – haben aufgezeigt, dass nur eine einheitliche bundesweite Regelung über eine allgemeine Impfpflicht geeignet ist, die Pandemie wirksam zu bekämpfen. Zu Recht ist Melanie Leonhard der Auffassung, dass es nicht nachvollziehbar sei, wenn man sich gegen eine Impfung entscheidet. Wie viel Tote soll es eigentlich noch geben, bis die Fürsorgepflicht des Staates zum Tragen kommt! Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass das Appellieren an die Einsicht und Vernunft der Impfgegner und Impfunwilligen, sich impfen zu lassen, zu nichts geführt hat.

Dr. Claus Rabe

Ein Bildungsangebot für alle

29. Oktober: „,Wer weiß, was aus meinem Kind wird?‘ Wissenschaft trifft Wirklichkeit: Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider spricht mit Uni-Präsident Dieter Lenzen“

Mit Verwunderung habe ich zur Kenntnis genommen, dass Herr Professor Lenzen am vergangenen Freitag im Interview mit Herrn Haider das Schülersein am Johanneum mit einer Zugehörigkeit zu bestimmten Milieus gleichgesetzt hat – eine Aussage, der durch das Foto des Eingangsportals unserer Schule zusätzlich scheinbare Objektivität verliehen wird. Das altsprachlich-humanistische Johanneum ist eine Schule mit einer fast 500-jährigen, sehr erfolgreichen Tradition und einem besonderen Bildungsangebot, aber mitnichten eine Schule, die einem bestimmten Milieu zuzuordnen ist: Am Johanneum kommen die Schülerinnen und Schüler aus ca. 30 Grundschulen, die sich über ein großes Stadtgebiet verteilen; denn unser Bildungsangebot steht allen Hamburger Schülerinnen und Schülern offen, die sich dafür interessieren und deren Begabungen eine erfolgreiche Schullaufbahn an einem Gymnasium erwarten lassen. In diesem Zusammenhang erinnere ich daran, dass sich die Elternräte und Schulleitungen der fünf humanistischen Gymnasien Hamburgs schon vor 30 Jahren in einer Arbeitsgemeinschaft (kurz: „Die Römer“) zusammengeschlossen haben, um ihr Angebot in der Stadt bekannter zu machen und alle interessierten Kinder und deren Familien zu erreichen. Wenn man also, wie Herr Professor Lenzen es tut, von einem Netzwerk sprechen möchte, das durch die gemeinsame Schulzeit am Johanneum entsteht, so ist es das Netzwerk derer, die die am Johanneum erworbene Bildung als tragfähiges Fundament für ihr Leben erfahren haben und von denen sich deshalb viele in unserem Ehemaligenverein engagieren. Im Übrigen haben nahezu alle weiterführenden Schulen im Bundesgebiet mittlerweile einen solchen Verein. Herr Professor Lenzen und Herr Haider sind herzlich eingeladen, das Johanneum und seine vielfältige Schülerschaft einmal persönlich kennenzulernen; die Einladung folgt.

Inken Hose, Schulleiterin der Gelehrtenschule des Johanneums

Billige Bananen, teure Äpfel

30./31. Oktober: „Pizza, Tomaten, Eier, Kosmetik – Der große Acht-Jahre-Preisvergleich. Abendblatt-Test bei Aldi, Edeka und Rewe: Wie sich Konsumartikel in Hamburg seit dem Jahr 2013 verteuert haben“

Ich habe großes Verständnis für die Konsumenten, denen die steigenden Preise Sorge bereiten. Nichtsdestotrotz sollte man die Preisentwicklung einiger Produkte einmal hinterfragen. Wenn ein Kilo Bananen aus Mittel- oder Südamerika trotz zehnprozentiger Preissteigerung nur 1,09 Euro kosten, ein Kilo Äpfel aus dem alten Land aber 2,99 Euro, dann stellt sich doch die berechtigte Frage, wie das sein kann. Und war der Preis von 19 Cent für eine Kiwi von der anderen Seite der Erdkugel denn der angemessene oder ist diese Frucht nicht wirklich 59 Cent wert? Wer in unserem Land eine angemessene Entlohnung für seine Hände (oder seines Kopfes) Arbeit erhalten möchte, sollte auch einmal an die Arbeitskräfte bzw. Familien auf der anderen Seite der Wertschöpfungskette denken, und das nicht nur bei Lebensmitteln. Im Vergleich zu anderen Ländern geben wir Deutsche den geringsten Betrag für unsere Nahrungsmittel aus! Wie kaufen das Olivenöl für 1,99 Euro den Liter, aber das Motoröl für unser Auto darf schon mal 25 Euro kosten! Wenn die Produzenten, wie z.B. auch die deutschen Landwirte, nicht endlich einen angemessenen Preis für ihre Produkte, also auch für ihre geleistete Arbeit erhalten, werden diese Artikel noch teurer. Sie werden dann nämlich nicht mehr in der Region produziert, sondern müssen aus dem benachbarten Ausland herbeigeschafft werden, weil die Milch oder das Fleisch in Polen oder Ungarn noch günstiger produziert werden kann. Ist das der richtige Weg für die Zukunft?

Ralph Fischer, Elmshorn

„Donnerbahn“ Kieler Straße

29. Oktober: „ADAC warnt vor ,Verkehrschaos mit Ansage‘. Kieler Straße soll einspurig werden“

Als Eidelstedterin und Anwohnerin der Kieler Straße erstaunen mich die ausgesprochen einseitigen Sichtweisen der vielen Automobilisten, der dazugehörigen Verbände und deren politische Interessenvertreter. Seit nunmehr fast 20 Jahren „erdulden“ wir als Familie, die als Fußgänger, per Rad und ÖPNV-Nutzer unterwegs sind, das extrem gestiegene Verkehrsaufkommen (Pkw, Lkw) mit all den gesundheitsschädigenden Nebenwirkungen wie: Abgasen, Reifenabrieb, Luftverschmutzung und dem Lärm bei Tag und Nacht. Diese „Donnerbahn“ Kieler Straße trägt für unzählige Menschen im hiesigen Umfeld in erheblicher Weise zu einer Minderung ihrer Lebensqualität und in der Folge zu einer geringeren Lebenserwartung bei. Insofern machen die Pläne von SPD und Grünen nicht nur Sinn, sondern sind zwingend notwendig, um auch den berechtigten Belangen vieler Eidelstedter Rechnung zu tragen. Ebenso ist eine Umgestaltung der neugewonnenen Verkehrsflächen mit viel Grün und Sitzplätzen zu begrüßen, schon allein deswegen, um die bisher zubetonierte Kieler Straße mit Menschen zu beleben und sie als begehbaren Raum wieder nutzen zu können.

Marie Teske und Familie

Abgeordnete Im Reichstag

30./31. Oktober: „Der zähe Weg zum Wahlrecht für alle“

Ihrem interessanten Artikel ist hinzuzufügen, dass Louise Zietz, die aus Bargteheide stammt, sich nicht nur aktiv für das Frauenwahlrecht einsetzte, sondern 1920 auch in den Reichstag (inzwischen hatte sie sich der USPD angeschlossen) gewählt worden ist. Leider verstarb sie 1922, mit nur 56 Jahren, wahrscheinlich der Preis für einen harten Kampf im Interesse der Frauen.

Joachim Westphal