Bitte jetzt nicht schwächeln!

28. Oktober: Leitartikel: „Masken weg? Bitte nicht! Kieler Regierung setzt Gesundheit der Schüler aufs Spiel. Hamburg sollte nicht nachziehen

Ohne Maske im Unterricht? Verständliche Frage, einleuchtende Antwort: Nicht jetzt! Ohne geht’s leider noch nicht. Wohl alle eint der Wunsch nach mehr Normalität. Doch normal ist auch für Kinder mittlerweile, sich und andere zu schützen. Würde zu früh gelockert, müssten sie es ausbaden. Der „Schnutenpulli“ nervt und behindert, aber er hilft auch gegen Ansteckung, Quarantäne, Schulausfall. Also bitte nicht kurz vor der Ziellinie schwächeln! Bald gibt es Impfangebote für jüngere Kinder. Noch haben wir’s nicht hinter uns. Klar sind wir es leid. Doch ab Frühjahr besteht Hoffnung.

Martin Hoerschelmann

Schnell von A nach B kommen

27. Oktober: „Auch Gutes kann man übertreiben. Hauptverkehrsstraßen sind keine Velorouten“

Leider bedient auch der Kommentar wieder das Klischee des Radfahrers, der lustvoll und mit viel Zeit und Ruhe gern durch Kleingärten und Nebenstraßen fährt, und so wie viele Velorouten aktuell verlaufen, gern auch im Zickzack. Immer mehr Berufstätige nutzen aber auch ihr (E-)Rad, um schnell und trotzdem klimaschonend von A nach B zu kommen. Und genau diese benötigen eine gut ausgebaute Protected Bike Lane, wenn nötig auch an der Hauptverkehrsstraße, denn Radverkehr ist auch Verkehr.

Peter-Lorenz von Gottberg

Nummernschild für Radler

Dem Kommentar kann ich nur zustimmen. Das Ziel des jetzigen Senats – vorrangig initiiert von den „Grünen“ – aus der bisher „autogerechten“ eine „fahrradgerechte“ Stadt zu machen, muss dann aber auch zur Folge haben: Erstens die Pflicht zum Nummernschild wie bei den Autofahrern, um Fahrradflüchtige ahnden zu können und zweitens die Pflicht zur Steuerzahlung wie bei den Autofahrern, um die hohen Ausgaben für Fahrrad-Ampelanlagen, die keine Beachtung finden, zu kompensieren.

Ingrid Rave

Preistreiber regulieren

27. Oktober: „Eine Wohnung in Hamburg kaufen – und 46 Jahre lang abbezahlen. Neue Studie: Diese finanziellen Belastungen müssen Doppelverdiener-Haushalte bei Immobilien auf sich nehmen“

Der Markt für Immobilien hat sich schon lange von der Realwirtschaft entkoppelt. Der Gesetzgeber ist dringend gefordert, hier verschiedene Preistreiber zu regulieren: Erstens ist es bekannt, dass Immobilien im großen Stil für Transaktionen der Geldwäsche genutzt werden, hier müssen keine Gewinne erwirtschaftet werden, sogar Verluste sind hinnehmbar, dies erklärt die Möglichkeit einer Forderung von der 50-60fachen Jahresmiete als Kaufpreis für Immobilien in der Stadt Hamburg. Zweitens muss die Spekulationsfrist von zehn Jahren abgeschafft werden, der Zugewinn muss auch nach zehn Jahren voll versteuert werden. Und drittens muss das Maklergeschäft reguliert werden, denn bei dem derzeitigen Druck im Markt, kann von einem Verkauf keine Rede sein, es handelt sich vielmehr um ein Verteilen, und Stundensätze von 5000 Euro und mehr sind hier durchaus möglich.

Axel Wiechmann

Die Kleinen müssen zahlen

27. Oktober: „,Diese Lohnforderung ist eindeutig zu hoch‘. Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) über die Tarifverhandlungen für die Länder-Beschäftigten“

Maßhalten und den Gürtel enger schnallen: Diese Parolen kommen zu Beginn von Tarifverhandlungen immer auf den Tisch. Die fünfprozentige Lohnforderung von Ver.di, ist aber angesichts einer Inflationsrate, die im Moment schon vier Prozent übersteigt, eine wirklich maßvolle Forderung. Jetzt werden, wie nicht anders zu erwarten, die abhängig Beschäftigten und kleinen Leute für die Kosten der Corona-Krise zur Kasse gebeten. Und die starken Schultern, die durchaus mehr tragen können, werden wie die Partei von Senator Dressel mit den Grünen und der FDP im Sondierungspapier vereinbart hat, nicht zur Kasse gebeten. Weder wird es eine Vermögenssteuer, noch Steuererhöhungen für die Reichen geben, noch eine Erhöhung der Erbschaftssteuer. Hätten wir heute noch die Steuergesetzgebung wie zu Beginn der ersten Regierung unter Helmut Kohl (ab 1982) wäre ausreichend Geld in der Kasse, die angesichts stark angestiegener Inflation maßvolle Forderung von Ver.di zu finanzieren. Maßhalten müsste Hamburg eher bei den nicht bezahlbaren U-Bahnbauprojekten wie der U5. Für zehn Prozent der Baukosten dieser Strecke bekäme man ein Straßenbahnnetz gleicher Länge.

Jutta Wallmann

Völkerschauen sind zeitlos

27. Oktober: „Ein Fußball-Weltmeister klagt Hagenbeck an. Christian Karembeus Urgroßvater wurde 1931 als Kannibale zur Schau gestellt – Tierpark verspricht Aufarbeitung“

Werbung mit „Kannibalen“ wäre heute undenkbar, aber das Konzept der Völkerschauen scheint zeitlos zu bleiben. Es gab sie lange vor Hagenbeck und erst ein Dutzend Jahre sind es her, dass auf dem Heiligengeistfeld „Indien!“ gefeiert wurde und auf einer großen Wiese in der City Nord „Afrika! Afrika!“. Dass die Geschichte der Völkerschauen bei Hagenbeck nicht wissenschaftlich aufgearbeitet worden ist, kann man schlecht behaupten. Von der Ethnologin Hilke Thode-Arora z.B. ist schon 1989, offenbar aus einer Dissertation entstanden, das aufschlussreiche Buch „Für fünfzig Pfennig um die Welt“ erschienen, wofür sie sehr wohl Zugang zum Tierparkarchiv genoss. Dass die Völkerschauen selbst zu Carl Hagenbecks Zeiten nicht unumstritten waren, zeigt eine schöne Karikatur, abgebildet in Frau Thode-Aroras Buch, von „Hagenbecks oberbayerischer Karawane in Nubien“. Über den Zaun um eine Festwiese bewundern Afrikaner biersaufende Deutsche. Die Vergangenheitsbewältigung auch heute könnte etwas weniger Verbissenheit vertragen.

Herman Reichenbach

Essen aus Frust und Gier

26. Oktober: „Der Wert des Essens. Nahrungsmittel werden teurer – darin kann aber auch eine Chance liegen“

Obwohl ich im Niedriglohnsektor arbeite, bin ich liebend gern bereit, mehr für Fleisch, Eier und Milch zu bezahlen, wenn dafür Verbrechen an Tieren aufhören. Ich zahle auch gerne mehr für Brot aus umweltfreundlich erzeugtem Getreide. Man stopft sowieso viel zu viel Zeug in sich rein, aus reinem Alltagsfrust, aus Stress und Gier. Hunger in weit entfernten Ländern ist ein ganz anderes Thema. Ich finde es nicht zynisch, hier bei uns das zu tun, was uns gut zu Gesicht steht: Lebensmittel sparen und nur essen, was Tieren und der Umwelt nicht schadet. Die Zeiten der Gewissenlosigkeit vor allem gegenüber dem Tierleid in den Schlachthöfen und der Massentierhaltung muss endlich zu Ende sein.

Christiane-Angela Blandow

Kleingeistig und provinziell

26. Oktober: „Köhlbrandbrücke – ihre Tage sind gezählt“

San Francisco und die Golden Gate Bridge, London und die Towerbridge, New York und die Verrazzano-Narrows-Bridge – drei berühmte Brücken in den Metropolen der Welt – keine Verantwortlichen dieser weltbekannten Städte kämen auf die Idee, die beeindruckenden Bauwerke abzureißen, allesamt älter als unsere Köhlbrandbrücke. Nur in Hamburg planen Provinzpolitiker, dieses hamburgische Monument zu beseitigen, weil die „Nutzungsdauer“ angeblich erreicht ist. Was für eine erschütternd kleingeistige Mentalität – ohne Phantasie und Erkundung möglicher Alternativen.

Ekkehard Bartholomae