Der realistische Blick fehlt

27. Oktober: „Kieler Straße in Eidelstedt nur noch einspurig. SPD und Grüne wollen den Autoverkehr um mindestens 20 Prozent reduzieren

Solange der Senat den Fahrgästen des HVV immer weitere Kostensteigerungen zumutet, wird er keine neuen Fahrgäste gewinnen können. Die zu gewinnen ist aber sein erklärtes Ziel. Stattdessen setzt der Senat den Hebel – oder besser: die Knute – dort an, wo er vermeintlich weltverbessernd daher kommt: Er schränkt weiter den Individual-Kraftverkehr ein (siehe jüngstes Beispiel Kieler Straße). Welche Heerscharen von Radlern will er denn auf die überbreiten Fahrradstraßen locken? Die Pendlerinnen und Pendler aus Tornesch, Elmshorn und Itzehoe? Mir ist der Weg über die Rad-Schnellbahn zu weit nach Hamburg und die Tageskarte im ÖPNV mit mehr als zehn Euro einfach zu teuer. Ich glaube, dass die gut gemeinten grünen Leitplanken der Hamburger Politik inzwischen zu Scheuklappen geworden sind, die dem Senat schon seit einiger Zeit den Blick auf die Realität verstellen.

Manfred Christen, Tornesch

Eine absurde Idee

Den zunehmenden Verkehr mit einer Verkleinerung der Verkehrsfläche zu stoppen, wer kommt auf eine derart absurde Idee? Egon Bahr gebrauchte einmal den Ausdruck „Perversion des Denkens“. Etwas anderes fällt mir dazu nicht ein.

Heino Dittmayer

Nadelöhr wird noch kleiner

Ca. 10.000 Autos täglich weniger auf der Kieler Straße, wenn die Magistrale Kieler Straße zweispurig wird. So die Berechnung unseres rot-grünen Senats. Das mag ja sein. Meine Rechnung sieht aber so aus: Bei jetzt angenommenen 33.000 Autos auf vier Spuren sind das rund 8000 pro Spur, bei angenommenen 26.000 Autos nach Umbau auf zwei Spuren sind das 13.000 in jeder Richtung. Ein großes Nadelöhr wird zum kleinen Nadelöhr. Und nichts geht dann mehr. Und wer geht bei dem Verkehr zu Fuß und setzt sich dort auf eine Bank. Da muss man schon masochistische Züge haben. Unser Verkehrssenator leidet unter Realitätsverlust und der zuständige Umweltminister unterstützt ihn dabei. Es dauert noch eine Weile, aber die Quittung wird kommen.

Arno Blach

Geld ist da, wenn man will

27. Oktober: „,Diese Lohnforderung ist eindeutig zu hoch‘. Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) über die Tarifverhandlungen für die Länder-Beschäftigten“

Es war klar, dass auch hier mit „Corona“ auf die angeblich leeren Staatskassen verwiesen wird. Aber an dieser Pandemie, an den Flut- und anderen Katastrophen sieht man, dass Geld immer da ist, wenn es benötigt wird und – vor allem – die Ausgabe gewollt ist. Die Beispielrechnung ist schon jetzt hinfällig, weil die mehr als moderate Fünf-Prozent-Forderung in den Verhandlungen ohnehin nach unten korrigiert wird. Aber angemessene Bezahlung ist natürlich nicht so prestigeträchtig wie eine U5 oder der Köhlbrandtunnel. Und solange sich der Staat zusätzliche Abenteuer wie CumEx leisten kann, dürften die Kassen so leer nicht sein. Nicht nur durch Corona hat und hatte das staatliche Personal deutliche Mehrbelastungen. Und die gerade in Schwung kommende Inflation, insbesondere bei Energieausgaben, greift hier natürlich auch. Aber bei Geld hört die Freundschaft – äh Anerkennung und Fürsorgepflicht – bekanntlich auf. Es muss eben gewollt sein.

Holger Schütz

Dem Druck nachgegeben?

27. Oktober: „Der Norden lockert die Maskenpflicht für Schüler“

Es ist wenig nachvollziehbar, dass angesichts bundesweit wieder stark ansteigender Inzidenzen und nach wie vor fehlender Impfempfehlungen gerade für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren, für sie die Maskenpflicht am Schultisch entfallen soll. Ministerpräsident Daniel Günther scheint also erneut dem Druck bestimmter Elternkreise oder seinem eigenen Profilierungsdrang nachgeben zu wollen, obwohl in den Alterskohorten jüngerer Eltern und ihrer Familien die Infektionszahlen überproportional hoch sind. Und während nicht zuletzt von dieser Seite her einerseits die Impfpflicht für Lehrer und Erzieher gefordert wird, sollen andererseits für die „lieben Kleinen“ die Masken fallen, wohl wissend, dass sie das Virus aus der Schule in die Familien bringen können. Gleichzeitig streitet man sich länderübergreifend darüber, ob „die Verlängerung der epidemischen Lage“ nun erfolgen sollte oder nicht, nachdem mit der Ankündigung ihres Endes Herr Spahn schnell noch mal einen Spaltkeil in die Verhandlungen für eine „Ampelkoalition“ gehauen hat – natürlich ganz uneigennützig im Interesse der Bürger und ihrer Freiheitsrechte.

Ulrich Reppenhagen

Bewusster einkaufen

26. Oktober: „Der Wert des Essens. Nahrungsmittel werden teurer – darin kann aber auch eine Chance liegen“

Ein sehr schöner Artikel, den ich auch gerne auf der Titelseite gesehen hätte. Lebensmittel dienen eben nicht nur der Nahrungsaufnahme, sondern berühren auch viele andere Bereiche, wie Herr Iken sehr schön aufgeführt hat. Nach dem zweifelhaften Genuss von Schweinefilet vom Discounter (grau, labberig und völlig geschmacklos) vor einigen Jahren, haben wir komplett auf Bio-Produkte umgestellt. Erst nur Fleisch und Milchprodukte, dann alles andere inklusive Putzmittel und Körperpflege. Wir kaufen seitdem deutlich bewusster ein, saisonal, regional und es wird nichts mehr weggeworfen. Auch unser Fleischkonsum hat sich deutlich reduziert. Die Umstellung unseres Essens hat auch in manch anderer Hinsicht zu einem Umdenken geführt.

Birgit Peters

Überforderte Bürokratie

23./24. Oktober: „Der Notstand der Länder. Warum die Regierungschefs in der Pandemie am einheitlichen Rechtsrahmen festhalten“

Bund und Länder hätten keine Probleme, wenn Justiz und Medienkontrolle die Behörden endlich zwingen würden, grundrechtsbeschränkende Maßnahmen konsequent nach medizinischen Kriterien zu treffen und auf das erforderliche Minimum zu beschränken. Dass ein kleiner Ausbruch in Bergedorf zum Ausgangsverbot in Neugraben führt, während in Wentorf gefeiert werden kann, darf sich auf keinen Fall wiederholen. Unsinn und Willkür einer überforderten Bürokratie haben wir lange genug ertragen.

Dirk Emmermann

Attraktion für Touristen

21. Oktober: „Trotz Lücken auf dem Isemarkt erhalten Händler keinen Platz. Bürokratie und ,Sturheit‘: Marktbeschicker üben Kritik an Bezirk“

Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich habe mich schon sehr gewundert, weil während des gesamten Sommers, trotz allgemeiner Corona-Lockerungen, dienstags auf dem Isemarkt so wenige Verkaufsstände waren. Als Harburgerin kenne ich das anders. Ich verstehe nicht, wie das Bezirksamt Eimsbüttel pragmatische Lösungen und überlebenswichtige Möglichkeiten für die Kleinhändler derart verschleppen kann. Der Isemarkt ist ein ganz besonderer Anziehungspunkt für Touristen, die ja für Hamburg gerade in den Sommerferien eine wichtige Einnahmequelle sind, besonders wenn im Hafen noch vieles „still steht“. Deshalb ein starkes Plädoyer für die Händler, die eben keinen abgesicherten Job im öffentlichen Dienst haben und mit viel Engagement zum Image der Stadt beitragen und sich damit gewiss keine „goldene Nase“ verdienen. Ich hoffe, dass ist dem Bezirksamt jetzt endlich auch klar und es geht umgehend auf die Forderungen und Lösungsmöglichkeiten der Kleinhändler ein.

Christine Bomhard