Nachhaltiges Geschäftsmodell

30. September: „Sorgen am Hamburger Airport: Viele verzichten auf das Fliegen. Mehr als 100 Millionen Euro Verlust. Passagierzahlen gegenüber Vor-Corona-Zeit halbiert – trotz Impfkampagne“

Gut, dass immer mehr Menschen auf das Fliegen verzichten. Lag der Flugverkehr von und nach Hamburg 2020 glücklicherweise – und erstmals in den letzten 30 Jahren - noch knapp unter dem Klimakontingent, so überschritten bereits im Juli 2021 die Treibhausgasemissionen das zulässige Maß. Für das Anwerben neuer Flugverbindungen mit klimaschädlichen Kerosinfliegern ist da kein Platz. Statt vorsätzlich weitere Klimaschäden zu initiieren, sollte sich der Flughafen lieber um ein nachhaltiges Geschäftsmodell kümmern.

Gebhard Kraft

Brillant porträtiert

30. September: „Hamburgs vielseitigster Topathlet. Ende August gewann Ruderweltmeister Lars Wichert den Ironman. Nun startet er bei der WM im Küstenrudern

Der Sport Redaktion vom Hamburger Abendblatt, aus der Feder von Björn Jensen, ist wieder ein hervorragender Artikel über einen Hamburger Ausnahme Sportler Lars Wichert vom RC Allemannia von 1866 gelungen. Solche Nahaufnahmen, brillant porträtiert, zeigen was selbst bei extremster Belastung von Menschen mit einem unbedingten Willen möglich ist. Olympiaruderer, Weltmeister, Coastal Ruderer, Hamburgs Ironman, Familienvater, Studium als „Master of Arts“ der Gesundheitsforschung, dazu ehrenamtliche Tätigkeiten im Deutschen Ruderverband und einer Stiftung. Da kann man nur sagen „Chapeau“ Lars Wichert.

Gert-Rüdiger Wüstney

Show-Prozess

29. September: „Sekretärin des KZ Stutthof vor Gericht – mit 96. Der Frau wird Beihilfe zum Mord in 11.387 Fällen vorgeworfen. 30 Überlebende als Nebenkläger. Wichtige Rolle spielt Historikergutachten“

Vor gut 70 Jahren hat die Politik und Justiz eine Aufarbeitung nicht gewollt und systematisch verhindert. Eine große Anzahl der Täter und Verantwortlichen saß in politischen Ämtern und der Justiz und wusste sich vor Verfolgung zu schützen. Heute nun greise Menschen, die damals als Sekretärin noch nicht einmal 20 Jahre alt war, vor Gericht zu zerren, sieht mir nach Rache der Verbände und nach Show-Prozess aus. Ein großer Teil der wirklich Verantwortlichen konnte einen komfortablen Lebensabend mit üppiger Pension verbringen.

Axel Stahl

Keine anderen Prioritäten?

Das gesamte Geschehen um eine 96-jährige, die als 18-jährige als Schreibkraft im KZ gearbeitet hat, ist derart empörend, dass ich mich frage, was in unserem Staat hier los ist und wofür Steuergelder verschwendet werden. Hat die Justiz nichts besseres zu tun, als eine 96, die dann noch nach Jugendstrafrecht (!) sich zu verantworten hätte, zu verfolgen und festzunehmen? Wem nützt denn das heute noch? Das ist doch nur Selbstbefriedigung von einigen Unverbesserlichen, die Geschichte nicht irgendwann auch mal Geschichte sein lassen können. Die Frau hat sich doch nicht ernsthaft an den Tötungsdelikten beteiligt, nur weil sie in der Schreibstube saß und nicht anders konnte. Was macht es für einen Sinn, wenn am Ende eine Bewährungsstrafe für eine fast 100-jährige herauskommt? Hat die Justiz keine anderen Prioritäten?

Ewald Hauck, Hamburg

Es ist empörend

01. Oktober: 96-Jährige auf der Flucht – Kritik an Gericht. Ehemalige KZ-Sekretärin versucht, sich dem Prozess zu entziehen. Festnahme in Hamburg

Es ist empörend, was mit diesem Prozess vor sich geht. Nachdem die deutsche Justiz jahrelang ihre eigenen Versäumnisse und Fehler während der Nazidiktatur ungesühnt gelassen hat - siehe das Engagement von Oberstaatsanwalt Fritz Bauer - nimmt sie jetzt Menschen zum Ziel, die damals, als Jugendliche, für die Verbrechen in den Konzentrationslager nicht verantwortlich gewesen sein können. Es geht hier gegen eines der allerkleinsten Rädchen im seinerzeitigen Verbrechensgetriebe. Nicht nur die Juristen in Itzehoe, sondern auch die Vertreter der Kläger sollten sich fragen, wie sie als Jugendliche während der Naziherrschaft in vergleichbarer Lage gehandelt hätten. Hätten sie sich offen gegen das Regime aufgelehnt? Wären sie alle Widerstandskämpfer gewesen? Sagte nicht einmal einer so Ähnliches wie „nur wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein“?

Dr. Gunter Alfke, Hamburg

Wem aber hilft es heute?

01. Oktober: Leitartikel: „Unverjährte Schuld. Warum der Prozess gegen eine 96-jährige KZ-Sekretärin geführt werden muss“

Frau Zinkler geht es um Moral. Die moralische Dringlichkeit eine 96-jährige Ex-Sekretärin vor Gericht zu zerren, ergibt sich laut ihrem Kommentar aus den Versäumnissen des deutschen Rechtssystems. Hier soll also eine Frau nach 71 Jahren für die Versäumnisse der deutschen Justiz im letzten Jahrhundert bestraft werden. Diese Versäumnisse hat es zweifelsohne gegeben. Wem aber hilft es heute, wenn alte Frauen nach fast einem dreiviertel Jahrhundert für ihre vermutete indirekte Beteiligung am Holocaust wie eine Schwerkriminelle durch die Stadt gejagt wird? Es hilft ganz sicher die erhabenen moralischen Position von Frau Zinkler und Teilen der deutschen Justiz zu propagieren. Es hilft auch, das völlige Unverständnis großer Teile der deutschen Bevölkerung zur Frage, wer in diesem Land warum bestraft und in Haft genommen wird…und wer nicht… zu fördern. Es hilft dagegen sicher NICHT, das Unrecht der Nazis und den Holocaust zu sühnen. Hier inszeniert sich eine Gruppe von ganz heutigen Moralisten mit Themen von vorgestern. Deren dafür vordergründig behauptete Absicht, dem Recht zu seinem Recht zu verhelfen, erweisen sie damit einen Bärendienst.

Dr. Philip Düwel, Duvenstedt

Fahrgemeinschaft bilden

29. September: „Tschentscher und Günther: SPD sollte jetzt Gespräche führen. Am Rande einer gemeinsamen Kabinettssitzung von Hamburg und Schleswig-Holstein ging es auch um die Bundestagswahl“

Im Rahmen der gemeinsamen Kabinettssitzung von Hamburg und Schleswig-Holstein war das Rathaus von Limousinen zugeparkt. Liebe Kieler Freunde: Könnt ihr nicht mal mit gutem Beispiel vorangehen und eine Fahrgemeinschaft bilden? Im Übrigen verkehren zwischen unseren Städten Züge im Halbstundentakt. Sollte dies nicht möglich sein, vielleicht ein Grund mehr für die Bildung eines Nordstaats.

Uwe Ottenberg

Städtebauliche Aufwertung

30. September: „So soll der Burchardplatz künftig aussehen. Siegerentwurf gekürt. Die zentrale Fläche im Kontorhausviertel, bisher Parkplatz, soll weitgehend autofrei werden“

Ganz sicher hätte der Namensgeber des Burchardplatzes, der frühere Hamburger Bürgermeister Johann Heinrich Burchard, auch keine Freude daran gehabt, wenn er es gewusst hätte, wie der Platz heute aussieht. Insofern ist es längst überfällig, hier eine städtebauliche Aufwertung zu planen. Was ich jedoch in dem Artikel vermisst habe, ist eine Erwähnung, wie viele Parkplätze entfallen sollen und wie diese kompensiert werden können. Keiner dieser Autofahrer, der dort parkt, fährt zum Burchardplatz, weil man dort so schön parken kann, sondern weil jeder von ihnen einen stadtnahen Parkplatz braucht. Die Handelskammer Hamburg hat vor mehr als 10 Jahren bereits eine Umgestaltung ins Gespräch gebracht und vorgeschlagen, eine Tiefgarage unter dem Burchardplatz zu bauen. Auf diese Weise könnte der Siegerentwurf exakt so übernommen werden.

Bernd Glodek, Hamburg-Schnelsen