Augen zu und durch

15. September: „,Pimmelgate‘: Senat stellt sich hinter Andy Grote

Egal, was sich der Hamburger Innensenator so zu Schulden kommen lässt, reflexartig stellt sich der Senat geschlossen hinter den Senator und bekundet offen Solidarität und zeigt Verständnis für sein Handeln. Selbst von den Grünen keinerlei Reaktion oder auch nur leise Kritik. Komisch ist hierbei nur, dass es in der Öffentlichkeit zumindest zwei Meinungen über das gezeigte Verhalten des Herrn Grote gibt, die auch geäußert werden. Und tatsächlich bin auch ich der Überzeugung, dass es immer mindestens zwei Meinungen oder Ansichten geben sollte. Dieses Prinzip gilt jedoch in der Hamburger Politik nicht. Immer nach dem Motto Augen zu und durch, die Reihen fest geschlossen. Sollten die Damen und Herren Würdenträger unter Umständen die Bodenhaftung und den Sinn für die Realität verloren haben?

Rüdiger Steffen, Hamburg-Duvenstedt

Offenbarungseid im Hafen

14. September: „Hapag-Lloyd vor Einstieg im JadeWeserPort. Hamburger Reederei will sich am Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven beteiligen“

Die Hamburger Hafenpolitik hat gerade einen Offenbarungseid geleistet. Die HHLA als öffentliches Unternehmen ist erfolgreich dabei, Hapag-Lloyd, woran die Stadt ebenfalls beteiligt ist, aus Hamburg nach Ostfriesland zu vergraulen – und damit hunderttausende von Containern. Und das alles, weil für die bestellten Hapag-Riesen die Köhlbrandbrücke immer noch zu tief hängt (Zuständigkeit: ebenfalls die Stadt). Das ist halt die Quittung, wenn man sich anstatt auf die Basics des Hafengeschäftes auf Digitalfirlefanz, Containerdrohnen und Hyperloops konzentriert. Es wird höchste Zeit, dass im Hafen endlich aufgeräumt wird. Aber wer soll das machen? Die alte Wirtschaftsbehörde scheint sich in eine Behörde für Wasserstoff und für Radwege aufgelöst zu haben.

Dr.-Ing. Ulrich Malchow, Hamburg

Steuern durch die Hintertür

14. September: „Mittelstand kritisiert Rentenerhöhung“

Nicht nur die Wirtschaftsvertreter sind mit der kurz vor der Wahl versprochenen Erhöhung der Altersbezüge nicht einverstanden. Auch ich als „Betroffene“ (71) würde gern darauf verzichten. Für mich und eine ganze Reihe von Freunden und Bekannten wird dies nur eine erneute Anhebung der quartalsweise fälligen Vorauszahlung der Einkommensteuer auf den steuerpflichtigen Anteil der Rente bedeuten. Wie Herr Jerger vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft richtig anmerkt, sind mit Rentenerhöhungen immer auch höhere Steuereinnahmen für Vater Staat verbunden – durch die Hintertür.

Inge Benchakroun

Jedem seine Entscheidung

14. September: „SPD-Gesundheitsexperte: Lauterbach: Corona-Pandemie im Frühjahr überstanden“

Ich teile die Einschätzung von Professor Karl Lauterbach, meine aber, dass nach der aktuell laufenden Aktionswoche zur Covid-19-Impfung, den Impfgegnern und sonstigen Bedenkenträgern und/oder Ahnungslosen die Verweigerungshaltung nicht genommen werden sollte. Vielmehr sollte es dann keine weiteren Appelle oder Anreize mehr geben. Laufen lassen (bei weiterer Impfmöglichkeit). Im Ergebnis kommt dann vermutlich dabei heraus, dass viele Infizierte zwar noch weitere Ungeimpfte anstecken, aber selbst mehr oder weniger gut durch die Krankheit kommen und genesen sein werden. Andere werden möglicherweise an Long Covid erkrankt sein, müssen klinisch behandelt werden, liegen auf der Intensivstation und sterben eventuell. Jedem seine freie Entscheidung. Solidarisch ist die allerdings nicht. Das Prinzip ist dann „Russisch Roulette“ mit Risiken für andere. Impfen wäre einfacher und sicherer für alle.

René de Pesch

Keine Folgen nach Impfung

14. September: „,Ich impfe Kinder unter zwölf Jahren‘. Bislang sind Corona-Impfstoffe nur für ältere Kinder zugelassen. Ein Arzt aus Süddeutschland erklärt hier, warum er sich darüber hinwegsetzt“

Ich habe in den letzten Wochen wieder Führungen durch das Millerntor-Stadion leiten können. Unter meinen Gästen waren auch Eltern mit Kindern, die noch nicht ganz 12 Jahre alt waren. Alle waren nachweislich „durchgeimpft“. Keines der Kinder zeigte – auch laut Auskunft der Eltern – irgendwelche Folgen nach der Impfung. Bei einem der Jungen hatten die Eltern sogar noch einen Test vorgenommen, da es in seiner Schulklasse eine Infektion gegeben hatte, und er unbedingt die Führung mitmachen wollte. Hier ist Respekt angezeigt.

Henning Scherler, Hamburg-Altstadt

Fans müssen ausweichen

14. September: „St. Pauli darf mit voller Südtribüne planen“

Gut ist, dass es zu einer höheren Stadionauslastung im Millerntor-Stadion kommt! Weniger verständlich allerdings, dass unter Coronabedingungen eine komplette Tribüne (Nord) geschlossen wird und die verbleibenden Tribünen bis zur Vollauslastung (Süd) aufgefüllt werden. Die angestammten Fans der Nordtribüne werden gezwungen, auf andere Bereich auszuweichen. Der Verein begründet seine Entscheidung, die Südtribüne als Test-Abschnitt des Stadions ausgewählt zu haben, aus organisatorischen und baulichen Gründen. Hier wurde aber wohl vergessen, den nicht zu unterschätzenden Einfluss der Ultra-Szene zu erwähnen! Diese waren bisher zum großen Teil den Spielen ferngeblieben, da ihnen „das gewohnte Gemeinschaftsgefühl und Stadionerlebnis“ fehlte. Bei den von mir besuchten Heimspielen dieser Saison habe ich mich trotz der pandemiebedingten Einschränkungen (Kontrollen, Sitzplatzvergabe nach Schachbrettmuster etc.) sicher gefühlt. Ob das auch am kommenden Sonntag der Fall sein wird, bleibt abzuwarten. Den anwesenden Fans der vergangenen drei Heimspiele offenbarte sich zudem ein ganz neues Stadionerlebnis: Es gab bei allen Spielen einen am Spielgeschehen orientierten Support, der von vielen als angenehmer Kontrast zum sonst üblichen Ultradauergesang gesehen wurde.

Volker Fries

Eine außergewöhnliche Seite

14. September: „Im Sand. Wenn Künstler Urlaub machen … entstehen oft ungewöhnlich schöne Bilder. Wie das Beispiel von Abendblatt-Fotograf Andreas Laible zeigt“

Was für ein Beitrag! Gerade in der heutigen Zeit, in der viele Menschen reden und doch wirklich nichts zu sagen haben, erscheint eine ganze Seite mit sieben Schwarz-Weiß-Fotos von Abendblatt-Fotograf Andreas Laible, die er vom Hotelzimmer aus gemacht hat, „ein Fotograf ist nie im Urlaub“. Wie weise, ich werde mir diese Seite einrahmen. Sowas Schönes sollte zukünftig zur Regel werden.

Rainer Raeder

Sprache verändert sich

14. September: Leserbrief: „Völlig genderrammdösig“

Ich verstehe beim besten Willen nicht, warum Gendern seit Monaten in der Leserbriefspalte des Abendblattes ein Thema ist. Sprache lebt und verändert sich permanent. Niemand spricht und schreibt mehr wie 1955 oder selbst 1985, und das ist etwas völlig Natürliches und Normales. Und Gutes! Niemand wird gezwungen, selbst zu gendern – aber die Veränderung der Sprache im öffentlichen Diskurs kann man auch einfach akzeptieren, statt dagegen sinnlos zu wettern. Persönlich möchte ich noch hinzufügen, dass mir die Umstellungen in den Medien keine Probleme bereiten – man gewöhnt sich daran, und die deutsche Sprache ist an sich schon so kompliziert, dass gendern auch keinen Unterschied macht. Die Welt dreht sich weiter, und wir alle werden uns anpassen (müssen).

Moritz Müller, Hamburg-Eimsbüttel