Impfung: Für Kinder ein Risiko

11./12. September: „Hoffnung auf Biontech für Kinder – Stiko rät Schwangeren zur Impfung

Es ist schon eigenartig, unsere Stadtgesellschaft ist sehr engagiert und kämpft gern für die Rechte von Minderheiten. Leider interessiert sich keine einzige Lobby für die Rechte von Kindern. Während der Pandemie, die immerhin schon zwei Jahre andauert, hat man Kindern das Recht auf Bildung und den Eltern den Anspruch auf Betreuung genommen. Das wurde ohne Murren akzeptiert. Aber es kam noch schlimmer, Kinder durften nicht mehr spielen, ihre Spielplätze wurden mit Flatterband abgesperrt und zur No-go-Area erklärt, soziale Kontakte wurden beschnitten, auch Sport konnte nicht ausgeübt werden. Dies hat drastische Folgen für die psychosoziale Entwicklung kleiner Menschen. Kurzerhand sind Kinder zu Virenschleudern erklärt worden, die potenziell in der Lage sind, ihre Großeltern umzubringen. Ich hoffe, dass man endlich einmal zu der Einsicht kommt, dass wir kein Recht dazu haben, kleine Menschen in ihrer Entwicklung dermaßen zu behindern. Jetzt ist es Zeit, dass die Erwachsenen die Bedürfnisse von Kindern wahrnehmen und akzeptieren. Es ist keine Frage, dass die Impfung von Kindern, in erster Linie den Erwachsenen zu Gute kommt. Kinder sind von dieser Erkrankung nur marginal betroffen, daher dient diese Impfung auch nicht dieser sozialen Gruppe. Es ist nicht nötig, Kinder diesem Risiko auszusetzen, weil sie die Erkrankung gut überstehen. Es ist sogar fahrlässig, weil es bis heute keine Langzeitstudien gibt.

Christiane Dornecker

Gefährliches Rechtsempfinden

11./12. September: „Grote-Affäre: Staatsanwaltschaft gerät in den Fokus. War die Razzia nach einem Tweet gegen den Innensenator angemessen? Auch Juristen haben große Zweifel“

Der eigentliche Skandal ist, dass große Teile der Bevölkerung es als normal empfinden, dass Polizei und Justiz sich wegen Überlastung kaum mehr um Kleinkriminalität kümmern können. Wird ausnahmsweise doch einmal ein Einzelfall strafrechtlich verfolgt, wird dies inzwischen als unangemessen und überzogen empfunden. Die Kritiker fordern, dass geringfügige Straftaten wie Beleidigungen devot hinzunehmen sind, sogar wenn sie in schriftlicher Form an Personen des öffentlichen Lebens gerichtet sind. Das ist ein sehr seltsames und gefährliches Rechtsempfinden, denn es trägt zur zunehmenden Missachtung von Regeln und Gesetzen bei. Der deutlich kleinere Skandal ist Herr Grotes Strafantrag, der taktisch-politisch sehr ungeschickt war.

Bernd Dammann

Hatte die Razzia einen Sinn?

Bei der Fragestellung, ob die Razzia bei dem Verfasser des Tweets verhältnismäßig war oder nicht, muss doch zunächst mal gefragt werden, welchen Sinn diese Razzia überhaupt haben sollte? Was wollte man in der Wohnung des Verfassers finden? Das Verfassen des Tweets hatte er nicht geleugnet, also was hätte man – außer einem Computer, der dann noch nicht mal mitgenommen wurde – finden wollen? Auch ist mehr als irritierend, dass ein Innensenator, der qua Amtes in der Öffentlichkeit steht, sich durch die Bezeichnung „Pimmel“ so verletzt fühlt, dass es letztlich zu einer Razzia kommt. Vielleicht sollte Herr Grote mal anfangen, über sich zu reflektieren.

Michael Börger

Zukunft an der Elbmündung

11./12. September: „Gutachten stützt Fusionspläne der Häfen. Die Containerterminals von HHLA und Eurogate sollen verschmelzen. Doch die Gespräche stocken. Experten zeigen nun die Chancen auf“

Ob das Gutachten von Roland Berger nun die Fusion der Firmen HHLA und Eurogate unterstützt oder nicht, ist auf Dauer irrelevant. Wenn die Hamburger Hafen-Gesellschaften nicht zeitnah zu der Einsicht kommen, ihren Schwerpunkt an die Elbmündung zu verlagern, um die dort vorhandenen Tiefseehäfen zu nutzen und auszubauen, wird der Hamburger Hafen keine Bedeutung mehr in den nächsten 20 Jahren haben. Schon jetzt zeigt sich, dass immer mehr Reedereien lieber Rotterdam und Antwerpen anlaufen. Der Weg von der Nordsee nach Hamburg, die Enge des Hafens und die damit verbundenen Kosten verhindern eine Rentabilität des Hamburger Hafens aus Sicht der Reedereien. Die Zukunft der Hamburger Hafenbetriebe liegt nicht in Hamburg, sondern an der Elbmündung. Und wenn den Entscheidungsträgern aufgrund der fiskalischen Notwendigkeit der in Hamburg anfallenden Steuern die Hände gebunden sein sollten, dann sollte eine längst überfällige Reform der Anzahl der Bundesländer Abhilfe schaffen.

Michael Börger

Innerdeutsche Flüge verbieten

9. September: „Seid endlich ehrlich! Kanzlerkandidatin und Kanzlerkandidaten suggerieren, für die Klima-Wende sei kein Verzicht nötig. Doch unser Leben muss sich ändern“

Man kann dem Nabu-Landesvorsitzenden nur zustimmen: Die etablierten Parteien haben kein klimapolitisches Konzept und stehen für ein „Weiter so“. In Anbetracht des dramatischen und täglich spürbaren Klimawandels ist das aber zu wenig. Aus Angst, ihre Wähler zu verprellen, sind auch die Grünen nur halbherzig dabei. Das reicht alles nicht – es muss schnellstens etwas geschehen. Relativ schnell umzusetzen sind aus meiner Sicht zwei Maßnahmen: Zum einen ein Tempolimit von 130 Kilometer pro Stunde auf Autobahnen und eine drastische Einschränkung oder ein Verbot der innerdeutschen Flüge. Hier ist die Politik gefordert und muss sich notfalls auch gegen die mächtige Lobby durchsetzen.

Helmut Jung

Ein Trauerspiel

10. September: „Die Schule brennt. Ein Quereinsteiger klagt an. Der Journalist Carsten Tergast hatte umgesattelt und arbeitete als Lehrer in Ostfriesland – nach einem halben Jahr gab er frustriert auf“

Herr Tergast hätte mal unsere Klasse unterrichten sollen: Wir waren 45 Schüler! Aber ich kann ihm versichern, dass er seine Freude an uns gehabt hätte, denn wir waren es gewohnt, dass der Lehrer sprach und wir Schüler den Mund zu halten hatten. Wir waren auch nicht durch SMS oder WhatsApp abgelenkt. Vor allen Dingen hat uns damals (bis 1955) keine Regierung irgendwelche Rechte zur „freien Entfaltung“ zugesprochen, die heutzutage überzeugte Störenfriede hervorbringen. Auf den Lerneffekt hat sich diese Art von Strenge dafür ausgesprochen positiv ausgewirkt. Außerdem gab es noch keine Helikopter-Eltern, die eventuelle Untaten ihrer lieben Kleinen auf Biegen und Brechen verteidigten. Es ist ein Trauerspiel, dass Respekt und Disziplin bei vielen Jugendlichen in hohem Maße verloren gegangen zu sein scheinen – was sich leider auch außerhalb der Schule oft zeigt. Ich hoffe, dass seine nächste Berufswahl Herrn Tergast glücklicher machen wird.

Ingrid Stoyke

Mediale Marktschreier

10. September: „Influencer müssen nicht alles als Werbung kennzeichnen“

Influencer möchten gerne im Auftrag bestimmter Unternehmen beeinflussen. Einige sind aber auch ohne Vertrag im Netz präsent. Vielleicht auch nur aus Eitelkeit oder als Jobalternative. Nun gut. Wirtschaftswerbung ist zwar legitim, aber oft auch lästig, penetrant, lebensfremd, nur scheinbar, wenig authentisch, gestellt und letztlich ausschließlich vorteils- oder profitorientiert. Influencer sind eine Art mediale Marktschreier und Konsumverführer, die mit ihrer kommerziellen Selbstdarstellung ausschließlich ihr Selbstwertgefühl und ihre Kasse aufwerten bzw. auffüllen wollen. Das muss niemand mitmachen. Viele erkennen das System aber leider nicht. Im Gegenteil: Sie lassen sich gerne beeinflussen und verehren ihre Werbefiguren teils wie Popstars.

Reiner Bertram