Zu viel Raum für Außenseiter?

8. September: „Warum hinken wir beim Impfen hinterher? In der EU gibt es Impfquoten um 90 Prozent – Dänemark ruft schon das Ende der Pandemie aus. Doch Deutschland liegt nur im Mittelfeld

Sie stellen in Ihrer Überschrift die Frage: „Warum hinken wir beim Impfen hinterher?“ Ich möchte mich an einer Antwort versuchen: Wir haben eine Presse, die unterschiedliche Meinungen aus dem gesamten Meinungsspektrum abzubilden versucht ohne klare Bewertung ihrer Relevanz. Wo in den Medien liegt die Kompetenz, das Publikum bzw. die Leserschaft in einem so komplexen Thema wie der Corona-Pandemie vor „false balance“ zu schützen? Wir erleben im Fernsehen die persönliche Evolution von Fußballkommentatoren zu Quizmastern, Talkshowhosts und vielbeachteten Meinungsbildern. Sogar unsere Schauspielerelite fühlt sich berufen, ihre Sendungskraft zu bündeln und per Video das Volk mit ihrer Schauspielerweisheit in Sachen Corona zu beglücken. Meiner Meinung nach befindet sich unsere Gesellschaft im postinformationellen Zeitalter. Der Beitrag der sozialen Medien zu „false balance“ wird höher sein, gering ist der Beitrag auch dieser Zeitung jedoch nicht.

Dr. Frank Goebels

Inzidenz: kaum Aussagekraft

6. September: „Wir dürfen nicht nachlassen. Mehr Impfangebote: Die Sieben-Tage-Inzidenz bei jungen Menschen ist viel zu hoch“

In Ihrem Beitrag schreiben sie, dass die Stiko die Impfempfehlung für die Kinder von 12 bis 17 Jahren zu spät ausgesprochen hätte und die Kinder dadurch zur Risikogruppe geworden seien. Diese Aussage halte ich für sehr vereinfacht, denn man darf nicht vergessen, dass die Empfehlung deshalb lange nicht ausgesprochen wurde, weil der zu erwartende milde Verlauf einer Erkrankung die bis dahin unbekannten Risiken nicht rechtfertigte. Die britische Impfkommission bleibt sogar nach wie vor für Kinder zwischen 12 und 15 Jahren bei dieser Position. Zudem basiert die inzwischen geänderte Impfempfehlung der Stiko für Kinder ab 12 Jahren zwar auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu den Impfrisiken, nicht jedoch auf den neuen Fakten zum Krankheitsverlauf bei Kindern und Jugendlichen. Auch nicht in Bezug auf die Delta-Variante. Bei all der berechtigten Sorge um das Wohl unserer Kinder sollten wir nicht außer Acht lassen, was aktuelle wissenschaftliche Studien (u.a. der Charité Berlin) erneut belegen. Und zwar, dass die Erkrankung bei Kindern weiterhin überwiegend mild verläuft und die Inzidenz allein in dieser Alterskohorte daher kaum Aussagekraft hat. Dennoch ist die Impfbereitschaft bei Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren und auch bei den Studierenden momentan besonders hoch. Ich hoffe sehr, dass die 2G-Option des Senats den Effekt haben wird, die Impfquote auch bei den Erwachsenen zu verbessen, damit diese ihren Teil der Verantwortung wieder übernehmen. Mit wachsendem Impffortschritt müssen dann ganz besonders bei den Kindern und Jugendlichen die massiv einschränkenden Maßnahmen aufgehoben und medizinisch sinnvolle aber mildere Mittel zur Pandemiebekämpfung gefunden werden.

Dr. Manuela Gürtler-Bayer

Viele Probleme wären gelöst

7. September: „Kühne will bei Hafenfusion von Hamburg und Bremen einsteigen. Milliardär macht im Abendblatt-Interview ein Angebot“

Als Hamburger Planer des Tiefwasserhafens in Wilhelmshaven haben wir uns schon vor rund 20 Jahren sehr gewundert, warum sich Hamburg nicht an dem Projekt beteiligen wollte. Bremen und Niedersachsen waren an einer Beteiligung Hamburgs sehr interessiert. Wenn es nun, unter Mitwirkung der Kühne Holding, zu einer Fusion kommen würde, wäre das ein langfristiger Segen für die Beteiligten; ganz sicher auch für die deutsche Hafenstrategie. Und die Probleme um die Wassertiefen der Elbe wären leichter zu lösen.

Dr.-Ing. Helmut Salzmann, Hamburg

Die Polizei kümmert sich nicht

7. September: „Schärfere Regeln für E-Scooter. Rot-Grün will feste Abstellplätze für die Roller. Städte sollen darüber selbst entscheiden. Sechs-Punkte-Plan der CDU“

Diese Geräte sind in erster Linie Spielzeug für Schlechterzogene. Ich wohne in Ottensen, wo die Gehwege mit herumliegenden störenden E-Scootern zugepflastert sind. Selbst am hohen Elbufer auf den Treppenstufen in halber Höhe (wer soll die da wegschleppen?) liegen diese Dinger quer. Als ich vor Kurzem die zuständige Polizeiwache über einen den Bürgersteig blockierenden Scooter informierte, wurde ich gefragt, ob ich meine, dass das Sache der Polizei sei, ich könne das Gerät doch wegräumen. Das ist dieselbe Polizei, die in Scharen in Ottensen ausschwärmt, um jeden nicht halbwegs korrekt stehenden Pkw einen Strafzettel zu verpassen. Aber damit lässt sich ja auch Geld verdienen.

Joachim Bindszus

Gefahr für Radfahrer

Ich kann gar nicht sagen, wie gefährlich „weggeworfene“ E-Scooter sind. Vor allem nachts, hinter Kurven auf Radwegen an stark befahrenen Straßen. Es handelt sich dabei meines Erachtens oft nicht um nachlässiges Abstellen, sondern um mutwillige Taten. Würden die Roller mitten auf der Straße geparkt, gäbe es schon längst Regelungen hierzu. So sind es aber ja nur die Radfahrer*innen, die dann in teilweise gefährlichen Manövern ausweichen müssen.

Angelika Stübe

Eine Sanierung wäre billiger

4./5. September: „Blankeneser Markthaus wird gebaut. Finanzspritze von 628.000 Euro macht’s möglich. Arbeiten starten im Frühjahr“

Im vornehmen Stadtteil Hamburg-Blankenese wird am Marktplatz ein vierzigjähriger, solider Backsteinbau – genutzt als Versammlungsraum des Blankeneser Bürgervereins sowie als Toilettenhaus für die Marktbeschicker – abgerissen und durch einen um einen Gastrobetrieb erweiterten Neubau ersetzt. Die Genehmigung dafür hat die Bezirksamtsleiterin Stephanie von Berg, Die Grünen, gegeben. Der Blankeneser Bürgerverein wird von Benjamin Harders, Die Grünen, geleitet. Das alte Gebäude müsste saniert werden. Es ist nicht mehr zeitgemäß. Die Räumlichkeiten für den Bürgerverein sind ausreichend dimensioniert, für größere Veranstaltungen stehen die neuen, für derartige Veranstaltungen vorgesehenen Räumlichkeiten der HASPA-Blankenese zur Verfügung. Im Umkreis von 50 Metern gibt es gleich fünf (!) Gastrobetriebe. Der geplante Neubau wird 1,2 Millionen Euro kosten (eine Sanierung des bestehenden Gebäudes wahrscheinlich weniger als 100.000 Euro). Ist diese Entscheidung des grünen Stadtparlaments wirklich ressourcenschonend und in diesen Zeiten schmaler Steuereinnahmen überhaupt vertretbar?

Rainer Wrage

Arbeitnehmer wie du und ich

4./5. September: „Corona-Hilfe: Der HSV erhält 10 Millionen Euro vom Bund. Zweitligaclub büßte fast 60 Prozent seines Umsatzes ein und muss das Überbrückungsgeld nicht zurückzahlen“

Man sollte auch mal über den Tellerrand hinausschauen. Beim HSV sind viele Arbeitnehmer beschäftigt, die der gleichen Tätigkeit nachgehen, wie jeder andere auch. Hausmeister, Greenkeeper, Büroangestellte, Fuhrparkmitarbeiter, Fahrer, um nur einige zu nennen. Diese Angestellten haben absolut nichts mit der sportlichen Misere, noch mit der Misswirtschaft des Vorstandes zu tun. Sie sind aber genauso von der Corona-Krise betroffen wie du und ich. Außerdem ist zu bedenken, dass der HSV fast ein Jahr lang, keinerlei Zuschauereinnahmen und dadurch Millionenverluste hatte, wie alle anderen Profivereine auch. Trotzdem laufen die Kosten weiter, und die Angestellten müssen weiter bezahlt werden, ein Profi könnte sich einen anderen Verein suchen, bei der Bürokraft sieht das anders aus.

Frank Hofius