Elbquerungen entlasten

30. August: „Sprengt A 20 das Jamaika-Bündnis? Grüne gegen Weiterbau. Aber FDP koppelt Neuauflage der Koalition an Infrastruktur

Die Grünen in Kiel mauern, Umweltschutzverbände protestieren in Stade: Die A 20 soll nicht weitergebaut werden. Die Begründung ist der Naturschutz. Damit soll der nachweislich wachsende Auto- und Lkw-Verkehr weiter durch den Elbtunnel in Hamburg und über die A 1-Elbquerung geleitet werden. Die Verkehrsnachrichten sprechen nahezu täglich von Staus auf beiden Strecken, weil sie die beiden einzigen ernsthaften Elbquerungen in Norddeutschland sind. Die Vorstellung, durch das Verhindern der Entlastung durch die A 20 weniger Verkehr zu erreichen, ist illusorisch und menschenfeindlich. Denn die Pkw- und Lkw-Fahrer fahren ja nicht zum Vergnügen, sondern zum Erhalt unseres Wohlstandes und gehören überwiegend zum Wirtschaftsverkehr. Die radikale Verweigerung des Weiterbaus der A 20 ist kein Beitrag zum Naturschutz, sondern eine weitere Belastung der Menschen. Bei aller Wertschätzung des Naturschutzes dürfen verkehrspolitische Entscheidungen nicht ideologisch getroffen werden. Die Gefährdung der Koalition in Schleswig-Holstein ist daher folgerichtig.

Wolfgang Knobel

Stürze auf der letzten Meile?

30. August: „Stau, ÖPNV, Elektromobilität: Wohin steuert der Verkehr in Hamburg?“

Zu Recht spricht Herr Thering von der letzten Meile, die die Nutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen haben, um in ihre Wohnungen oder an ihr Ziel zu gelangen. Diese letzte Meile wird bei den derzeitigen Planungen unseres Fahrradsenators Tjarks völlig außer Acht gelassen. So komfortabel der öffentliche Nahverkehr ist, so unvollkommen ist der Zustand dieser letzten Meile. Einer Buckelpiste gleich stellen sich in vielen Fällen die Bürgersteige dieser ehrwürdigen Stadt dar. Leider weist keine Statistik aus, wie viele Stürze Fußgänger auf dieser letzten Meile erleiden. Die verzweifelten Versuche, mit dem Rollator oder dem Rollstuhl vom Bürgersteig über die Straße und wieder auf den gegenüberliegenden Bürgersteig zu gelangen, ergänzen das Unvermögen, die Infrastruktur zu pflegen und zu verbessern. Die vom Senator so hochgepriesenen Elektroroller sind aus meiner Sicht nicht dazu geeignet, die letzte Meile zu überwinden. Vielmehr stehen diese Ungetüme meist für den Fußgänger, dem Rollstuhlfahrer oder dem Rollatornutzer im Wege oder bilden gefährliche Stolperstellen. Es ist wünschenswert, wenn diese fehlgeleitete Politik endlich abgelöst wird.

Ulrich Schauer

Bahnfahrt entschleunigen

28./29. August: „Bund plant: Mit dem Zug in 59 Minuten nach Hannover“

In ihrer besten Zeit legten Postkutschen etwa zehn km/h zurück. Später übernahmen Stahlrösser auf Schienen ihren Job. Anfang des 19. Jahrhunderts schaffte eines dieser Rösser – die ‚Rocket‘ – in England knapp 50 km/h. Heute rast der ICE mit mehr als 200 km/h über’s Gleisbett. Trotzdem gibt es Überlegungen, parallel zur A 7 eine weitere Schnellstrecke zu errichten. Die Fahrzeit Hannover-Hamburg soll so auf unter eine Stunde gedrückt werden. Wir lernen gerade schmerzvoll, dass die Versiegelung von Landschaften gestoppt werden muss. Nur, um den Trip in eine Metropole um einige Minuten zu verringern, reden unbelehrbare Visionäre hingegen über neue Bahntrassen. Diese würden zig Quadratkilometer Boden fressen, Biotope zerschneiden, Unmengen an Ressourcen vernichten. Was soll das? Das Zauberwort für eine bessere Zukunft lautet nicht Be- sondern Entschleunigung.

Achim Bothmann

Fehlentscheidung Transrapid

„Mit einer deutlich geringeren Fahrtzeit von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof steigern wir die Attraktivität der Bahnnutzung deutlich . . .“ Diese Worte eines Grünen Politikers hätte ich gern Ende der 90er-Jahre von den Grünen gehört, denn dann hätten die Grünen in den Koalitionsverhandlungen mit der SPD in Hamburg nicht so kompromisslos die Einstellung des kurz vor der Planfeststellung stehenden Projektes der Magnetschnellbahn Transrapid von Hamburg nach Berlin durchgesetzt. Der Transrapid hätte die Fahrtzeit zwischen den beiden Hauptbahnhöfen von 150 Minuten auf 60 Minuten verringern können und die Chance eines internationalen Flughafens auf halber Strecke eröffnet. Dank der Grünen ist der Zug abgefahren. Eine bis heute nachwirkende Fehlentscheidung der Verkehrspolitik.

Hans Lafrenz

Ohne Internet kein Sitzplatz

28./29. August: „Die Anziehungskraft des heimischen Sofas. Corona verändert unser Verhalten: Werden wir ein Volk von Stubenhockern? Ein Plädoyer zum Aus-dem-Haus-Fahren“

Viele wichtige Aspekte zum Thema „Runter vom Sofa“ werden von Matthias Iken beleuchtet. Nur ein wichtiger Gedanke kommt nicht vor, weil Menschen unter 70 Jahren sich nicht hineindenken können, dass Grauhaarige – und das sind ja sehr viele der Besucher klassischer Konzerte und Theater – keinen Computer haben oder nicht mit dem Internet umgehen können. Das ist doch heute die Voraussetzung, wenn ich Karten buchen möchte. Wenn ich für mein Abo in der Elbphilharmonie Plätze für meinen Konzerttermin belegen will, muss ich mühsam den Sitzplan hochladen und Plätze in meiner Preisklasse anklicken. Ich bin 84 Jahre alt und kann das, aber viele gleichaltrige Freunde und Bekannte haben gar nicht das Equipment von Computer und Drucker und geben auf, weil sie sich nicht mehr dazugehörend fühlen.

Dany Edith Machaczek

Ein richtiges Zeichen

27. August: „Berlin will vorerst keine Sonderregeln für Geimpfte“

Es ist bedauerlich, dass immer von Sonderrechten für Geimpfte die Rede ist. Das ist falsch! Es geht im Kern darum, dass man Geimpften ihre Rechte zurückgibt und für Ungeimpfte bestimmte Einschränkungen beibehalten oder neu eingeführt werden. Ob das Hamburger 2G-Modell von den Unternehmen tatsächlich genutzt wird, muss jeder Unternehmer für sich selber entscheiden. Aber es setzt das richtige Zeichen. Ja, es wird „Druck“ auf Ungeimpfte ausgeübt – positiver ist allerdings die Formulierung, dass die Motivation für eine Impfung erhöht wird. Aber es muss den Ungeimpften klar gemacht werden, dass die Impfung nicht nur dem Eigenschutz, sondern auch dem Schutz der anderen dient.

Heinz-Günter Fritsche

3G war nur eine Krücke

26. August: „Pro & Contra: Ist die neue 2G-Option sinnvoll, um wieder normales Leben zu ermöglichen?“

Es gibt sicher gute Argumente für und gegen den „Hamburger Weg“ zur 2G-Regel. Nur eines steht fest: Am Ende muss und wird 2G stehen. Der Hinweis, dass sich vereinzelt auch Geimpfte infizieren können, stimmt zwar, ist aber kein Argument für 3G, wie man gelegentlich liest, sondern ein Argument für 2G, denn Geimpfte dürften oft weniger ansteckend sein, aber Ungeimpfte trotzdem anstecken können. Die gehen dann (nach dem Test) gesund in die 3G-Veranstaltung und kommen infiziert wieder heraus. Geimpfte hingegen werden eher nicht infiziert werden. Zudem sollte man bedenken, dass 3G eine Krücke für die Zeit war, als es Impfstoffe nur für die Senioren gab. Die Idee dahinter war gut. Jüngere und aktive Menschen hatten einen Testanreiz und nach dem Test mehr Freiheiten. Aber mit einer Krücke spielt man nicht um die Pokale, sondern eher in der Kreisklasse. Das können Deutschland und die Wirtschaft sich nicht lange leisten und müssen es auch nicht. Der Impfstoff ist jetzt vorhanden. Dummerweise aber auch genügend Gelegenheiten sich anzustecken.

Dr. Frank Bokelmann, Sparrieshoop