Panikmache ist unproduktiv

10. August: „,Der Planet schwebt in Lebensgefahr‘. Der Weltklimarat schlägt Alarm‘

Der Weltklimarat schlägt Alarm, die Grünen sehen sich mehr als bestätigt, Deutschland will zum Musterschüler beim Klimaschutz werden – und der Rest der Welt backt sich ein Ei drauf. Der Starkregen in Westdeutschland oder die Brände in Griechenland und der Türkei sind Phänomene, mit denen zu rechnen war. Für Katastrophen wie die Elbeflut 1962 oder der Tsunami 2002 in Fernost gibt es einfache Erklärungen – dazu muss man nicht den Klimawandel bemühen, sonst wird es nicht nur Corona-Leugner, sondern auch Menschen geben, die den Hype um Klimaschutz nicht mehr Ernst nehmen. Die derzeitige Dramatik in der Diskussion sollte in vernünftige Bahnen gelenkt werden und die Menschen nicht in Hysterie und Angst versetzen. Dieses Thema betrifft die ganze Welt. Unser blauer Planet hat sich im Laufe von Millionen Jahren immer wieder verändert. Das war so und wird so sein. Das Reduzieren des CO2-Ausstoßes wird eine mögliche Klimaveränderung auf der Erde minimal hemmen, aber nicht aufhalten. Panikmache ist ein schlechter Ratgeber. Für den kommenden Wahlkampf wünsche ich mir, dass nicht nur das Thema „Klimaschutz“ dominiert, sondern die sozialen Komponenten eine entscheidendere Rolle spielen.

Dietmar Johnen-Kluge

Der allerletzte Weckruf?

Dem Planeten ist der Klimawandel ziemlich egal. Er existiert auch ohne Bewohner weiter. Jetzt haben wir also den nächsten, ich weiß nicht wievielten, allerletzten Weckruf! Aber anstatt eine Vollbremsung bei der CO2-Emission hinzulegen, wird wieder nur diskutiert und Handeln nur angekündigt. Seien wir ehrlich, wir werden echte Veränderungen nicht mehr rechtzeitig hinbekommen. Unsere Kinder und Enkelkinder werden versuchen müssen, die Folgen abzumildern und mit ihnen zu leben.

Hans-Joachim Bull, Quickborn

Wir machen uns was vor...

Als ob die Erde wieder in Ordnung käme, wenn Deutschland 2030 oder 2040 „klimaneutral“ wird. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass wir die scheinbare Klimaneutralität nur durch die Verlagerung von Produktion ins Ausland erreichen. Wo kommen denn die Metalle und andere Rohstoffe her, die wir für Elektromobilität, Windkraft oder Solarenergie brauchen? Natürlich aus dem Ausland, denn in Deutschland haben wir keinen Bergbau mehr, und viele Metalle produzieren wir nicht mehr. Aber gerade bei der Herstellung der notwendigen Metalle für die Energiewende – wie seltene Erden, Kupfer, Kobalt oder Nickel – wird das meiste CO2 erzeugt. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass es 50.000 Kilometer und mehr braucht, bis ein Elektroauto das CO2, das zu seiner Herstellung benötigt wird, wieder eingeholt hat, dann sieht man deutlich, dass wir uns etwas vormachen. Das bedeutet, dass während der Energiewende in Deutschland durch Deutschland der globale CO2-Ausstoß sogar ansteigt. Wir werden durch die Konzentration auf Maßnahmen, die vor allem im Ausland CO2 erzeugen, zum CO2-Exportweltmeister. Was wir brauchen in Deutschland, ist eine globale Betrachtungsweise unserer Lebensweise und unserer Investitionen. Noch mehr Auflagen würden eine heute schon energiesparsame Produktion ins Ausland verlagern, wo zu einem großen Teil mit Kohlestrom und unter fragwürdigen Umweltbedingungen produziert wird, damit Deutschland noch eher „klimaneutral“ wird.

Dr. Bernd E. Langner, Winsen (Luhe)

Leere Sprechblasen zur Wahl

10. August: „Fegebank und Kerstan bestürzt über Klimaprognose“

Man sollte diese Politiker an ihren Taten und an ihrem politischen Handeln, nicht an den Sprechblasen zur anstehenden Wahlen messen: Gäbe es für Hamburg und Umgebung eine von den Grünen vernünftig geführte Verkehrspolitik, würde hier nicht stündlich und seit Monaten in unverantwortlicher Weise hohe Mengen an gesundheitsschädlicher Luftverschmutzung entstehen. Eine Beendigung dieser verheerenden Zustände wäre ein spürbarer, wirklicher Beitrag zum Umwelt- und Menschenschutz.

Gerhard Klußmeier

Praxiserfahrung für Politiker

9. August: Leserbrief: „Falsche Vorstellungen“ und 5. August: „,Wer macht die Arbeit, wenn alle studieren?‘ Wissenschaft trifft Wirklichkeit: Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider spricht mit Uni-Präsident Dieter Lenzen“

Der Disput zweier Akademiker über intellektuelle Leistungen eines Masterstudiums und einer praktischen Ausbildung erscheint sehr theoretisch. Tatsache ist, dass ein im Berufsleben stehender, fertig ausgebildeter Mensch sofort mit seiner Praxiserfahrung qualifiziert arbeiten kann, ein Hochschulabsolvent hingegen in jedem Unternehmen erst einmal ein Anfänger in der Praxis ist. Duale Ausbildungen und Studium sind sicherlich der goldene Mittelweg für Menschen, die praxisnah in ihrem Berufsleben weiterkommen wollen. Auch für eine Laufbahn in der Politik ist „Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal“ zu wenig, eine praxisbezogenere Berufsausbildung dagegen ist die bessere Voraussetzung für einen Politiker.

Wielant J. Hoffmann

Konzepte für Integration

7./8. August: „Zwischen Hamburg und Berlin. Ein E-Mail-Wechsel über den schleppenden Wahlkampf“

Für mich ist dieser bislang lau dahin dümpelnde Wahlkampf ein großes Armutszeugnis für die Hauptbeteiligten. Für unsere Demokratie entscheidende Themen liegen förmlich auf der Straße, werden „weggeschwiegen“ oder, wie sie ganz zutreffend feststellen, durch alberne Banalitäten überlagert. Migration, gerade auch muslimische Einwanderung, sind so gewaltige Themen mit massiven Herausforderungen, dass deren weitere ängstliche Verdrängung leichtfertig erscheint. Wohnquartiere werden zunehmend von muslimischen Menschen unterschiedlicher Herkunft geprägt, deren Integration bei weitem nicht immer gelingt. Natürlich gibt es eine große Vielfalt gut integrierter ausländischer Mitbürger, die unser Leben bereichern – leider aber auch viele, die sich in ihren Gemeinschaften bzw. Clans abschotten, soziale Vorzüge gerne in Anspruch nehmen, sich aber nur widerstrebend an hier geltende Regeln halten. Dabei fallen junge Männer, ob familiär gebunden oder unbegleitet oft besonders ins Auge. Dennoch drücken sich verantwortliche Politiker, inklusive Verwaltungen in Kommunen, Ländern sowie im Bund gerne weitgehend und seit Jahren vor allem um klare Ansagen und öffentliche Diskurse. Eine fatale Laissez-faire-Haltung gibt gänzlich falsche Signale, sie muss zwingend durch bundesweite überzeugende Konzepte, offene Bürgergespräche sowie nachdrückliches, transparentes Handeln ersetzt werden und zwar zügig.

Volker Deising

Spiele mit der Straßenbahn

6. August: Himmel & Elbe: „Hamburg ohne Autos? Undenkbar! Früher waren Straßen lebenswerte Räume, heute gibt es immer mehr Pkw und die bedeuten Stau, Lärm und Stress“

In den 60er-Jahren fuhr die Straßenbahn auf der Kieler Straße bis zur Endstation Eidelstedter Platz. Stellenweise gab es dort je Fahrtrichtung nur eine Spur für Autos, denn in der Mitte fuhren die Straßenbahnen zweigleisig, teilweise in eingeschotterten Gleisen. Anfänglich legten wir Zwei-Pfennigstücke auf die Schienen, bis sie platt gefahren und fast zwei Zentimeter groß wurden. Höhepunkt war dann, kleinere Schottersteine auf die Schienen zu legen, die sich nach lautem Knall pulverisierten, wenn die Straßenbahn darüberfuhr. Dann mussten wir meist die Beine in die Hand nehmen, weil immer irgendein Erwachsener schimpfend mit erhobenem Zeigefinger auf uns zu kam. Hach, waren das noch Zeiten, als wir auf der Kieler Straße spielen konnten.

Peter Meyer