Irrweg der Verkehrspolitik

6. August: „Hamburgs Straßen ohne Autos? Undenkbar! Geht doch mal auf die Straße, spielt ein bisschen.“ Wer diesen Ratschlag an der Kieler Straße in Stellingen berücksichtigt, muss schnell sein. Durchschnittlich alle 1,25 Sekunden fährt ein Auto über eine der sechs Spuren.“

Der Artikel von Johannes Lehmann in der Beilage Himmel & Elbe beschreibt die Situation sehr gut. Die Idee der 50/60er-Jahre einer autogerechten Stadt ist heute das größte Hindernis für eine moderne, gerechte und umweltfreundliche Mobilität. Einen Großteil des wertvollen öffentlichen Raumes ausschließlich dem Auto, ob fahrend oder parkend, zu opfern, ist ein verkehrspolitisches Armutszeugnis. Wohnraum wird bis zum „Gehtnichtmehr“ verdichtet, Straßen aber werden weiterhin großzügig ausgebaut. Der Deichtorplatz mit zwölf Fahrspuren z.B. zeigt exemplarisch den Irrweg der Hamburger Verkehrspolitik. Warum sollen sich Bürger mit einer U 5 unter der Erde von A nach B befördern lassen, während man auch mit einem SUV uneingeschränkt eine „individuelle Mobilität“ mit Sonnenschein genießen kann? Der Hinweis auf die in Hamburg fehlende Straßenbahn ist bezeichnend.

Jens Ode, Hamburg

Abschreckendes Dauerlächeln

5. August: „Der lächelnde Dritte. Bei der Frage nach dem neuen Kanzler richten sich die Blicke plötzlich auf Olaf Scholz. Seine Umfragewerte steigen kontinuierlich“

Der lächelnde Dritte sollte eigentlich lieber der permanent Lächelnde heißen. Plötzlich soll Olaf Scholz als Kanzlerkandidat bessere Chancen haben als Herr Laschet und Frau Baerbock. Das kann ich mir kaum vorstellen. Man sollte Olaf Scholz doch lieber bedauern. Warum? Nun, er leidet doch jetzt schon ganz stark unter Gedächtnisverlust. Im Wirecard-Untersuchungsausschuss konnte er sich doch an viele Details nicht mehr erinnern. Nein, Herr Scholz, tun Sie sich bitte keine Kanzlerschaft an. Denn wenn die Gedächtnislücken jetzt schon da sind, frage ich mich ernsthaft, ob Sie sich damit nicht einen Bärendienst erweisen würden. Ein gutes Gedächtnis ist doch wohl gerade für einen Bundeskanzler – vielleicht sogar wieder eine Kanzlerin – eine wichtige Voraussetzung in diesem stressigen Amt. Und ihr permanentes Dauerlächeln schreckt mich persönlich eher ab. In meinem Berufsleben habe ich stets schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, die alles immer weglächeln wollten – ob negativ oder positiv. Aber, wenn Sie nun bis zur Bundestagswahl noch mit Gehirntraining anfangen, klappt es vielleicht ja noch mit der Kanzlerschaft. So wie der derzeitige Stand ist bin ich persönlich aber nicht für einen Kanzler mit so großen Gedächtnislücken.

Detlef Riedel

Nachweis der Eignung fehlt

5. August: „Wer macht die Arbeit, wenn alle studieren? Wissenschaft trifft Wirklichkeit: Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider spricht mit Uni-Präsident Dieter Lenzen über (große) Themen unserer Zeit“

In Zeiten des Fachkräftemangels ein wichtiges Interview! Vielen Dank. Ich möchte dazu gern noch einen Gedanken anfügen. Ich war über zwanzig Jahre Lehrbeauftragter für Mathematik für die Bauingenieure an der heutigen HafenCity Universität (HCU). Über ein Viertel der Studienbeginner haben das Studium abgebrochen, fast immer wegen Unkenntnis über die Anforderungen in Mathematik und Physik. Das müsste nicht sein, wenn die Zulassung zu einem Ingenieurstudium/naturwissenschaftlichen Studium an den Nachweis der Eignung geknüpft würde. Bei einem Studium aus dem Bereich Kunst und Musik ist das seit langem der Fall und akzeptiert. Für andere Fächer ließe sich das bestimmt durch geeignete Praktika und Tests machen. Studienbeginner müssen nicht nur entsprechende Zeugnisnoten vorweisen, sondern, fast wichtiger, auch ein Faible für ihr Wunschstudium haben und mitbringen. Jedenfalls kann ein Fachkräftemangel nicht mit Akademikerschwemme behoben werden.

Dr. Friedrich Weinhold, Norderstedt

Städtebauliche Hochpunkte?

5. August: „Amt genehmigt Hochhaus – Anwohner wütend. Im Pergolenviertel soll ein Bebauungsplan geändert werden. Der Bezirk will einen „städtebaulichen Hochpunkt“ mit 18 statt zehn Geschossen“

Das die zukünftigen Mieter/Eigentümer der dortigen Wohnungen extrem sauer sind, kann wohl jeder nachvollziehen. Letztendlich haben die sich Gedanken gemacht, wo und in welcher Umgebung sie demnächst leben wollen. Diese Menschen setzen ihr hart erarbeitetes Geld ein um dann, im Nachhinein vom Bezirksamt Hamburg-Nord, repräsentiert durch Herrn Boelz, böse überrascht zu werden. Wenn Herr Boelz gerne einen städtebaulichen Höhepunkt in seinem Bezirk haben möchte, sollte er ihn vielleicht doch in nächster Nähe zu seinem Reihenhaus (in dem er zu welchen Konditionen wohnt?) bauen. Da kann er dann auf seiner Terrasse sitzen und sich seine bevorzugte Klötzenbauweise anschauen. Die Menschen, die den Stadtpark, die grüne Lunge Hamburgs, besuchen, möchten mit Sicherheit nicht auf städtebauliche Hochpunkte schauen. Es langen schon die zwei Bauten, die man vom Planetarium aus, Richtung Stadtparksee blickend, wahrnimmt. Auf seine Vorgehensweise z. B. dem Projekt Diekmoor, möchte ich hier an dieser Stelle nicht weiter eingehen und so bleibt zu hoffen, dass sich die Bürger im Bezirk Nord bei der nächsten Wahl daran erinnern, wer diese schöne Stadt verschandelt.

Andreas Wagener

Zweckentfremdete Gelder?

5. August: „Mehr Qualität fürs Geld! Ein höherer Rundfunkbeitrag ist verkraftbar – mit Reformen“

Seit Jahren wächst die Anzahl derer, die mit dem öffentlichen-rechtlichen Rundfunk hadern. Als 2013 der Rundfunkbeitrag für die Möglichkeit zur Inanspruchnahme der Leistung zu zahlen war, sprach man gerne von Zwangsgebühr. Das regelmäßige Kassieren von über acht Milliarden Euro im Jahr führte zu Ausgabenauswüchsen, die nicht unmittelbar mit dem Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen einhergehen. Durch außergewöhnlich hohe Gehälter und Pensionsansprüche, Besitz von Immobilien, Installation von eigenen Chören und Orchestern werden die gezahlten Gelder zweckentfremdet. Durch Videoportale und Streaming-Dienste hat sich die Fernsehlandschaft markant verändert. Wenn sich die Öffentlich-Rechtlichen ernsthaft mit ihren Programmen durchsetzen wollen, sollten sie sich den Marktgesetzen stellen und auf freiwillige Beitragszahler bei einer besseren Programmgestaltung im Sinne des Auftrags setzen.

Norbert Herzberg, Pronstorf

Vertrauen enttäuscht

4. August: „Bauboom verzögert neue Schulen. In Altona und in der HafenCity werden Gebäude später fertig, weil die Stadt kaum noch Handwerker findet“

Schulbaufrust statt Schullust. Nicht unerwartet, aber mit Ernüchterung, habe ich gelesen, dass sich der Schulbau des Campus Struenseestraße um weitere zwei Jahre verzögert – nun soll der Campus voraussichtlich zum Schuljahr 2025/26 eröffnet werden. Ich kann mich noch gut erinnern, als der erste Jahrgang des Struensee-Gymnasiums 2016 in den alten Gebäuden der Stadtteilschule Königstraße eingeschult wurde. Schulsenator Ties Rabe war zum Start des neuen Gymnasiums gekommen, begrüßte die Schüler/-innenschaft und dankte den Eltern für diesen Vertrauensvorschuss, den es nicht zu enttäuschen gelte. Es sei nun Aufgabe der Schulbehörde, den Schulbau zügig voranzutreiben, damit die neue Schule zum angekündigten Zeitpunkt 2019 bezogen werden kann. Kurz darauf gab die Schulbehörde bekannt, dass zum Struensee-Gymnasium am gleichen Standort auch das Deutsch-Französische-Gymnasium angesiedelt werde. Da war bereits klar, dass 2019 nicht zu halten ist. Schließlich war es 2023/24, nun vielleicht 2025/26, das heißt, dass weder der erste Jahrgang noch der zweite Jahrgang jemals die neue Schule beziehen werden.

Claudia Hug