In Deutschland Steuern zahlen!

2. August: „,Das hier ist größer als alles andere‘. Der Hamburger Tennisprofi Alexander Zverev krönt seine überragende Woche mit dem ersten Olympiasieg eines deutschen Einzelspielers

Das Gewinnen einer olympischen Goldmedaille ist sicherlich eine außergewöhnliche Leistung und der Moment des Gewinnes ganz bestimmt ein einmaliger Moment. Das sei unbestritten. Allerdings muten Aussagen wie „…die Medaille gehört ganz Deutschland...“ und „...ich habe keine einzige Minute für mich selbst gespielt…“ wie blanker Hohn an. Warum ist der erste Wohnsitz von „Alexander dem Großen“, wie er jetzt in den Medien genannt wird, in Monaco? Bei einem geschätzten Vermögen in zweistelliger Millionenhöhe, Preisgeldern und Sponsorengeldern von namhaften Firmen wie Adidas, Head und Peugeot dürfte das Motiv auf der Hand liegen: Steuern sparen. Wenn ihm Deutschland so wichtig ist, warum leistet er dann nicht seinen Beitrag und zahlt hier seine Steuern? Oder er sollte auf derartige pathetische Aussagen verzichten.

Claudia Vadaleau

Tempolimit einhalten

31. Juli/1. August: „Senator: ,Ich wünsche mir mehr Tempo 30 in Hamburg‘. Anjes Tjarks (Grüne), Chef der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende, über die Stau­situation, die marode Infrastruktur und den Ausbau der Radwege“

Und wir, selbst Autofahrer, wünschen uns, dass in unserer seit zehn Jahren bestehenden Tempo-30-Zone, umgeben von Schulen, endlich auch höchstens Tempo 30 gefahren wird! So gut wie keine Autofahrerin und kein Autofahrer hält sich sichtbar daran – vielfach wird sogar weit über Tempo 50 gerast, um ja noch die grüne Ampel zu erreichen. Wer will, dass Tempo 30 auch wirklich eingehalten wird, muss öfter die Polizei mit Radar einsetzen!

Martin und Margarete Kummer

Das Augenmaß fehlt

Die Ziele, die Herr Tjarks verfolgt, sind ja im Grundsatz ganz gut und nachvollziehbar. Aber bei der Ausführung muss man aufpassen, das man nicht über das Ziel hinausschießt. Die Koordination der Baustellen in und um Hamburg ist zurzeit das absolute Chaos, sie funktioniert offensichtlich überhaupt nicht, auch wenn das Gegenteil behauptet wird. So viele große parallele Baustellen auf Hauptverkehrsstraßen sind einfach unmöglich. Der Ausbau der Radwege ist grundsätzlich zu begrüßen. Aber die Pop-up-Radwege müssen nicht unbedingt drei Meter breit sein. Auch eine autoarme Innenstadt ist zu begrüßen, aber autofrei kann sie nicht sein. Ich halte es für nicht so gut, den Jungfernstieg für Autos zu sperren, besser wäre es, die Geschäftsstraßen Große Bleichen, Neuer Wall und Poststraße autofrei zu halten. Die Mönckebergstraße darf ja jetzt schon nur noch von Bussen und Taxen befahren werden, da muss man die Busse nicht auch noch in die Steinstraße verlagern. Auch kann man die Mönckebergstraße fußgängerfreundlich und attraktiv gestalten. Die Verkehrspolitik geht grundsätzlich in die richtige Richtung. Sie muss nur mit dem notwendigen Augenmaß gemacht werden. Das vermisse ich sehr.

Reinhard Kappelhoff, Buchholz

Positive Effekte der Migration

31. Juli/1. August: „Die Zuwanderung nüchtern diskutieren. Kaum ein Thema ist stärker emotionalisiert worden und moralisch aufgeladen – das nutzt niemandem“

Ein ausgewogener und kluger Beitrag von Mathias Iken. Themen, die von der Mehrheit nicht mehr diskutiert werden, weil sie so sehr polarisieren, dass jede Äußerung im Shitstorm endet, taugen als politisches Schwarzpulver, kommen der Lösung aber nie einen Schritt näher. Nun ist Migration und Asyl ja dem Wesen nach nie „gelöst“. Trotzdem gäbe es die Möglichkeit, den Umgang damit zu verbessern. Die Frage etwa, was denn die Migration an positiven Effekten hat und wo sie uns (und den Migranten) bei bestehenden Problemen helfen kann, wird selten zu Ende diskutiert. Mich fasziniert zum Beispiel immer wieder die Tatsache, dass wir in einem Land der still stehenden Baustellen leben, die auch qua Arbeitskraftmangel nicht weiter fertig gestellt werden können. Gleichzeitig haben wir Millionen junge (und zunehmend unzufriedene, weil unbeschäftigte) Migranten im Land, die nicht arbeiten (dürfen). Und bevor jetzt jemand vom Mindestlohn über die Selbstbestimmung, bis zu hehren deutschen Qualitätsansprüchen eine Million Ausflüchte findet, warum das politisch und moralisch nichts miteinander zu tun hat: Die Migranten sind trotzdem da, unbeschäftigt und auch deshalb unzufrieden und unsere Baustellen liegen trotzdem brach!

Dr. Philip Düwel

Paten für jeden Flüchtling

Nachdem sich die Soldaten aus Afghanistan zurückziehen und das Feld den Taliban überlassen wird, ist es unausweichlich, dass immer mehr Flüchtlinge kommen werden. Die Menschenrechte werden dabei den Kürzeren ziehen. Das Recht auf Asyl wird unterlaufen, in dem die Türkei zum sicheren Drittstaat erklärt wird. Neben der Hilfe vor Ort müssen wir aber auch die Länder unterstützen, die direkt von der Flüchtlingswelle betroffen sind und wir sollten uns bereit halten, jedem bei uns eintreffenden Flüchtling einen Paten zur Seite zu stellen. Nur dann ist gewährleistet, dass eine Integration überhaupt ansatzweise gelingen kann. Aus meinen persönlichen Erfahrungen weiß ich, wie wichtig diese Hilfestellung ist.

Hans-Volker Domjahn

Gendern löst keine Probleme

31. Juli/1. August: „Ein Schriftsteller flieht aus Deutschland. Matthias Politycki zählt zu den großen zeitgenössischen Schriftstellern – aus Protest gegen das Gendern und die Diskussionskultur hat er Hamburg verlassen“

Vielen Dank für das Interview mit Matthias Politycki! Sehr gute Fragen und sehr aufschlussreiche und erhellende Antworten. Ich empfinde das von „oben“ auferzwungene Gendern als trennend und nicht als zusammenführend. Mehr ideologiegetrieben als problemlösend. Vorhandene, wirkliche Probleme (Gehaltsunterschiede bei gleicher Qualifikation, Nachteile bei Berufs- und Wohnungssuche, etc.) werden dadurch nicht gelöst. Darüber hinaus hört sich das neue Genderdeutsch scheußlich an. In meinen jetzt 63 Jahren habe ich mit meiner „normalen“, gelernten deutschen Sprache nicht eine Sekunde daran gedacht, dass ich meine Mitmenschen damit diskriminiere.

Andreas Purtzel

Spaltung statt Inklusion

Da geht nun ein Hamburger Schriftsteller ins „Exil“ nach Wien, weil ihm eine „verkümmernde Debattenkultur“, die „Identitätspolitik der Linken“ und das „Gendern der Sprache“ durch die sogenannte „Woke“-Bewegung hierzulande mittlerweile zuwider ist. Politisch, sozial und kulturell ist es mitunter anstrengend geworden in diesem Land als Bürger seinen alltäglichen Geschäften nachzugehen angesichts einer verschwindenden, aber lautstarken, dabei von vielen Institutionen der Öffentlichkeit unterstützten Minderheit, welche fort und fort weiter ausdifferenzierende Forderungen an die Gesellschaft richtet und damit zu deren Spaltungen beiträgt, anstatt zu erreichen, was sie vorgibt, nämlich Inklusion. Matthias Politycki ist sich sicher, dass sich genau das Gegenteil als Folge abzeichnet. Ob in Parteien, Gewerkschaften, Verkehrsverbünden, Fluggesellschaften und nun auch in der Bundeswehr („Teamleitung“ für Panzer-„Kommandant“), „cancel culture“ frisst sich Bahn. Die sogenannten „Gatekeeper“ der „Wokeness“ stehen überall Schmiere, damit nur kein falsches Wort falle. Worin, so müssen wir sie (und uns) fragen, unterscheidet sich dieser Ungeist der Zeit von der Gesinnungsschnüffelei der 70er-Jahre. Politycki versucht nun sein Glück in der Alpenrepublik. Aber es ist zu befürchten, dass da der Wurm auch schon drin ist.

Norbert Richter