Das Thema ist nicht neu!

16. Juli: „Laschet: Tempo beim Klimaschutz“

Die Politik überschlägt sich mit Forderungen für den Klimaschutz, das war nicht immer so. Es ist eine Unwetterkatastrophe mit sehr früher Ansage. Schon am 1. Oktober 1990 wurde in Bonn der Schlussbericht der Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre“ des Bundestages nach zweijähriger Arbeit veröffentlicht – noch ohne Beteiligung der seinerzeit recht jungen Grünen. In zwei Handbüchern, so dick wie die damaligen Hamburger Telefonbücher, waren sehr transparent in vielen farbigen Schaubildern all die Klimaprognosen und Forderungen zur Energiewende vorhanden, die jetzt 2021 erstmals in einem Wahlkampf die Politik beschäftigen. In den 90er-Jahren blieb es trotz Drängen der Klimaforscher bei Sonntagsreden. Der Film zum Thema folgte im Jahr 1994 mit der Dokufiktion „Crash 2030“. In bedrückender Klarheit wurden darin vor einem Vierteljahrhundert genau die Klimakatastrophen erst für 2030 angenommen, die schon jetzt seit Jahren Realität sind. In einem fiktiven Umweltprozess müssen sich im Film die Politiker 2030 dafür verantworten, weil sie erst ab 2025 viel zu spät Gegenmaßnahmen eingeleitet hätten.

Johannes Zink, Norderstedt

Charme und Charakter zerstört

14. Juli: „Wie Hamburg den Wohnungsbau revolutionieren will. Höher, dichter und in Geschäftsvierteln: Bundesgesetz gibt Städten viele neue Möglichkeiten. Die wollen Senat und Bezirke nutzen. Verband jubelt, CDU ist skeptisch“

Seit Jahren versucht die Politik vergeblich mit immer neuen Neubaurekorden und Betonierungswellen gegen die Wohnungsnot anzugehen und zerstört dadurch den Charme und Charakter der Stadtteile. Während immer mehr Anwohner sich verzweifelt für den behutsamen Wandel einsetzen, wird in den Bezirken täglich geltendes Recht bei Bebauungsplänen gebeugt und gebrochen. Denkt rot-grün wirklich, dass es für Jedermann einen allgemeinen Anspruch darauf geben kann, günstig und zentral in Hamburg zu wohnen? Wer bereitet dieser Utopie ein Ende und rettet Hamburg vor der endgültigen Verschandelung?

Christoph Meyer, Volksdorf

Umdenken, Frau Stapelfeldt

Höher, schneller und Lückenbebauung – das kann es doch nicht sein in einer Zeit, wo gerade in der Klimadiskussion sowieso schon kleinste Grünflächen geschlossen und zubetoniert werden sollen. Eine lebenswerte Stadt kann die von Ihnen angekündigte Revolution wirklich nicht vertragen. Genügender Wohnraum wäre vorhanden, wenn in der verdichteten Stadt endlich einmal die Wohnungen frei gemacht werden, die von Ärzten, Rechtsanwälten und anderem Gewerbe genutzt werden und Wohnungsgrößen von über 200 Quadratmetern für zwei Personen verboten werden sollten. Das wäre endlich einmal eine Revolution. In meiner unmittelbaren Umgebung werden außerdem gut ausgestattete Mehrfamilienhäuser nicht bewohnt bzw. unbewohnbar gemacht. Die Vorgärten werden für die zahlreichen Autos zubetoniert. Was für eine Ressourcenverschwendung. Frau Stapelfeldt, Sie sollten endlich einmal umdenken. Die Zeit, in der wir leben hat sich sehr verändert, und höher und schneller war einmal. Unsere Umwelt ist bei Ihrer Denke in Gefahr.

Heike Vieth

Mir fehlt die Behutsamkeit

Von der wachsenden Stadt zur platzenden Stadt? Was soll das für eine Stadt werden, wenn alle Nischen systematisch zugestellt werden? Gerade in Gegenden, in denen Verdichten und Anbauen hier und da noch möglich ist, sind die zu verdichtenden Bereiche oft Gärten. Und diese sind nicht selten regelrechte Naturschutzgebiete und spielen für Klima und Artenvielfalt in der Stadt eine unverzichtbare Rolle. Was wird das „Wohnraummobilisierungsgesetz“ hier für einen Schaden anrichten? Im Bestreben, Hamburg vor Spekulanten zu retten, ramponiert die Stadt sich selbst. Mir fehlen Behutsamkeit und eine Antwort auf die Frage, was das bitte werden soll mit Hamburg bei dem entfesselten Bejahen von höher, enger und dichter. Und da wundert sich noch jemand, wieso denn so viele Menschen in Hamburg noch ein Auto haben wollen? Warum die Zahl der Fahrzeuge steigt, wo man hier doch eigentlich so toll von A nach B kommt mit HVV oder Rad? Vielleicht weil Leute, die hier wohnen, sicher sein wollen, dass sie schnell rauskommen können aus der Enge und Fülle der Stadt. Wo Erholung in Zukunft offenbar auf übervölkerten „grünen Trittsteinen“ stattfinden soll. Oder an der Alster, die an warmen Tagen mittlerweile überläuft vor Erholungssuchenden. Kommt das vielleicht auch, weil unter anderem einige überaus beliebte Freibäder entweder stark verkleinert oder gleich ersatzlos geschlossen und überbaut wurden in den vergangenen Jahren? Wo sollen die Leute denn hin? Ich glaube, die Hamburger Politik übersieht bei ihrer Planung, welche Tragweite das systematische Ausradieren von Nischen in einer großen Stadt hat. Höher werdende Klötze werden aneinandergeschoben, während Vorgartenkosmetik und sympathische kleine Renaturierungsprojekte die Brachialität ein bisschen verwischen sollen. Muss eine moderne Stadt sich auf diese Art opfern? Unterwerfen wir uns möglicherweise gestrigen Wachstumsvorstellungen? Hier ist viel mehr Dialog und Zeit für Entwicklung nötig und nicht das Aushebeln von Recht und Regeln durch ein „Wohnraummobilisierungsgesetz“.

Anne Sumann

Furiose Laudatio

14. Juli: „Dieser Roman ist ein Ereignis. Der grandiose Niederländer Peter Buwalda legt ,Otmars Söhne‘ vor, den Anfang einer Trilogie“

Was für eine furiose Laudatio für einen großen Roman. Sie stellt ein Prelude dar für die Schöpfungen, die von Peter Buwalda noch zu erwarten sind. Thomas Andre bleibt sich treu, mit dieser Rezension übertrifft er einmal mehr sich selbst.

Peter Hülcker, Norderstedt

Vorteil für den Menschen?

15. Juli: „Der Euro wird digital. Europäische Zentralbank plant eigene Cyberwährung als Alternative zu Bitcoin, Ethereum und Co. Kommt damit das Ende des Bargelds?“

Es ist nicht ersichtlich, welchen Vorteil ein „Digital-Euro-Konto“ den Menschen bringen soll. Für den Staat eröffnet der digitale Euro allerdings eine interessante Möglichkeit, nämlich den Übergang zum sogenannten Freigeld, das auf die Währungstheorie von Silvio Gesell (1862-1930) zurückgeht. Freigeld büßt wie menschliche Arbeitskraft und Waren mit der Zeit an Wert ein, so dass die Geldbesitzer es nicht horten, sondern in den Wirtschaftskreislauf zurückgeben werden, um der Wertminderung zu entgehen. So wäre der Wert eines Euro auf einem „Digital-Euro-Konto“ nach einer festgesetzten Zeit auf z. B. 95 Cent geschrumpft, nach einer weiteren festgesetzten Zeit auf z. B. 90 Cent usw. Es sollte eine sehr ernsthafte Diskussion geführt werden, ob wir wollen, dass dergleichen ermöglicht wird.

Martin Weise

Ausbau medialer Infrastruktur

15. Juli: „Wo Hamburg bis 2035 am meisten wächst“

Dass Großstädte ungewollt die größten Zuwachsraten haben, ist ein weltweit beobachtetes Phänomen. Kein Land und keine Region kann glücklich darüber sein. Es sei denn, ein stetes Bevölkerungswachstum geht einher mit dem forcierten Ausbau der medialen Infrastruktur. Wenn Hamburg es schafft, Wohnen und Arbeiten eines Großteils der Bevölkerung dicht beieinander zu platzieren, oder sogar im Idealfall in derselben Wohnung, kann ein solches Wachstum bewältigt werden. Ansonsten sehe ich für Hamburg mehr Probleme als Vorteile. Da ist auch die Fahrradstadt kein Allheilmittel.

Bruno Brandi