Schön und für alle verständlich

14. Juli: „Schluss mit ,Damen und Herren‘. Lufthansa-Crews sollen die Passagiere von nun an geschlechtsneutral begrüßen“

Die größte Anzahl der Menschen sind Frauen und Männer oder Damen und Herren. Alle anderen Menschen, die von dieser Art oder Bezeichnung abweichen aus diversen Gründen, kann man doch mit dieser Bezeichnung ansprechen. z. B. „Meine Damen und Herren und Diverse“ oder „Andere“. Ohne zu stottern wegen des Sternchens usw. Muss wegen Minderheiten die ganze Sprache dermaßen verändert werden? Es gibt Situationen, wo man mit einem Wort alle ansprechen kann: Anwesende, Mitreisende, Studierende, usw. Das ist noch höflich – jeder/jede/jedes kann sich angesprochen fühlen. Wir sollten unsere Sprache nicht verhunzen. So wie sie ist, ist sie schön und für alle verständlich.

Gisa Petri

Sprache ist Abstraktion

Weiß die Lufthansa nicht: Sprache ist immer Abstraktion. Ein Wald besteht aus Bäumen, Pilzen, Unterholz. Es gibt Nadel-, Misch- und Blätterwald, Fichten, Buchen, Eichen. Es gibt es Leute, Menschen, Personen, Damen, Herren, Kinder, Heteros, Schwule, Lesben, Transsexuelle, und es gibt Susi, Kai, Alex, Chris, Tim, Andrea usw. Wenn wir mit unserer Sprache nicht abstrahieren würden, wären wir verloren. Ein weiteres Differenzieren spielt sich ganz individuell in den Köpfen ab. Da muss man ansetzen.

Uwe-Carsten Edeler, Hamburg

Vorgang ist ungeheuerlich

13. Juli: „,Diskriminierende Sprache‘ – HVV schafft Schwarzfahren ab und diverse Leserbriefe“

Als ich den Artikel las, dachte ich zunächst an einen verspäteten Aprilscherz, bis mir die Ungeheuerlichkeit des geschilderten Vorgangs aufging: Da fühlt sich der HVV doch tatsächlich bemüßigt, den Ausdruck „Schwarzfahren“ aus seinem Sprachgebrauch zu tilgen, weil manche Menschen den Begriff für rassistisch halten! Dabei weiß doch jeder einigermaßen intelligente Sprecher der deutschen Sprache, dass „Schwarzfahren“ mit Rassismus so wenig zu tun hat wie „Schwarzarbeit“, „Schwarzgeld“, „Schwarzbrot“ – die Reihe ließe sich beliebig verlängern. Wie weit soll die „Säuberung“ der deutschen Sprache eigentlich noch gehen? Selbstverständlich darf Sprache nicht dazu dienen, Rassismus zu transportieren; es kann und darf aber nicht akzeptiert werden, wenn sie aus falschem Verständnis als „diskriminierend“ gebrandmarkt wird! Wenn hier nicht Einhalt geboten wird, sehe ich für die weitere Sprachentwicklung schwarz – pardon: dunkel.

Frank Müller

„Schwarzfahrer“ kontrollieren

Wie lächerlich ist das denn? Hat der HVV mit seinen Millionenverlusten nichts besseres zu tun, als sich mit einem Begriff zu beschäftigen, der nichts aber auch gar nichts mit Rassismus zu tun hat? Es gibt auch ein Schwarzbuch, Schwarzarbeit und vieles mehr, das nichts mit Diskriminierung zu tun hat. Die Mitarbeiter, die sich mit so etwas beschäftigen, sollten lieber in Bussen und Bahnen kontrollieren, auf dass nicht so viele Schwarzfahrer unterwegs sind. Nirgendwo wird so wenig kontrolliert wie beim HVV und die vielen Schwarzfahrer müssen wir alle durch hohe Fahrpreise und Steuerzuschüsse mit finanzieren. Also kein Bla-Bla, sondern Schwarzfahren bekämpfen, das wäre sinnvoll.

Marion Mielke

Es bleiben quälende Fragen

Mit fast allen Leserbriefen gehe ich d’accord. Es bleiben quälende Fragen: Zum Frühstück trinke ich gerne einen Schwarztee, zum Mittag gibt es Schwarzwurzelgemüse mit Tintenfisch. Zum Tee ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte, am Abend ein Schwarzbier oder einen Schwarzriesling. Darf ich das alles noch zu mir nehmen? Hat der Recyclinghof am Schwarzen Weg noch geöffnet? Muss ich alle meine liebgewonnenen Bücher verbrennen, wie „Jim Knopf“? Müssen sich alle Kaminkehrer und Orchestermusiker neu einkleiden? Muss ich die schwarzen Tasten meiner Orgel umlackieren? Werden Ausweise und Pässe geändert – es soll ja Menschen mit schwarzen Augen und Haaren geben? Ihre Antworten hätte ich gerne schwarz auf weiß. Oh, Entschuldigung. Bleibt die Frage: Wann wird die Druckerei ihre Farbe umstellen? Ich empfehle Königsblau. Nur dann fühlen sich wohl die St. Pauli-Fans diskriminiert.

Andreas Willscher

Abenteuerliche Energiepolitik

10./11. Juli: „Moorburg – der Drei-Milliarden-Euro-Irrweg. Das Kohlekraftwerk ist nach sechs Jahren endgültig vom Netz gegangen. Eine Lehr- und Leidensgeschichte für Politik und Wirtschaft“

Sie beschreiben sehr treffend die Historie des Kraftwerks Moorburg. Es zeigt sich hier, dass die politisch Verantwortlichen für die Wirtschaft keine verlässlichen Rahmenbedingungen schaffen können oder wollen. Die Energiepolitik dieses Senats hat schon einen abenteuerlichen Charakter. Da wird leichtfertig die sichere Strom- und Wärmeversorgung einer Millionenmetropole aufs Spiel gesetzt, obwohl sichere Alternativen fehlen. Die Wasserstofftechnologie als Backup bei „Dunkelflaute“ befindet sich für umfangreiche Anwendungen noch in der Test- und Erprobungsphase. Sie steht also noch nicht zur Verfügung. Die Fernwärmeversorgung in Hamburgs Westen wird von einem Kraftwerk geliefert, das das Ende seiner technischen Lebensdauer längst erreicht hat. Das Problem besteht auch darin, dass die politischen Akteure nicht über die Grenzen ihres Bundeslandes hinausblicken. Die fehlende elektrische Energie wird in weniger effektiven Braunkohlekraftwerken mit deutlich schlechterem Wirkungsgrad und höherem CO2-Ausstoß irgendwo in der Republik erzeugt, und das lautstark angekündigte Innovationskraftwerk am Standort Wedel ist noch lange nicht in Sicht. Was bleibt? Eine Fischtreppe als Ausgleichsmaßnahme in Geesthacht. Die funktioniert wenigstens.

Werner Berndt

Peinlich!

13. Juli: „Wie Hamburg Esther Bejarano ehren will. SPD, Grüne, CDU, Linke und FDP planen, Straße, Platz oder Schule nach der Auschwitz-Überlebenden zu benennen. Die AfD lehnt dies ab“

Die Bemühungen der Parteien in der Hamburgischen Bürgerschaft um die Ehrung der verstorbenen Esther Bejarano sind an Peinlichkeit kaum zu überbieten. Da hat man Jahre und Jahrzehnte verstreichen lassen, dieser leidgeprüften, mutigen deutschen Mitbürgerin die überfällige Ehrenbürgerwürde anzutragen. Und jetzt überschlagen sich die Parteien bei der Suche nach Straßen, Plätzen oder Schulen, die nach Esther Bejarano benannt werden könnten. Auch eine posthume Ehrenbürgerwürde ist auf einmal im Gespräch. Auf ganz andere Weise und besonders peinlich sind die gehässigen Einlassungen der AfD zur Ehrenpräsidentschaft von Esther Bejarano beim VVN. Der antifaschistische VVN ist nie als verfassungsfeindlich erkannt worden, auch die Gemeinnützigkeit ist weiterhin gegeben. Übrigens, ein frühes prominentes Mitglied des VVN war Konrad Adenauer.

Helgo Klatt, Hamburg

Sie hat die Jugend erreicht

Ich habe als Lehrerin Esther Bejarano wenige Male im Gespräch mit Schüler/-innen erlebt. Ihre Energie, ihr leidenschaftliches Engagement und ihre Emotionalität und Betroffenheit, wenn sie ihre Geschichte erzählte, haben mich tief berührt. Auf Fragen der Schüler/-innen ging sie mit Empathie ein, und ihre auf die Zukunft gerichteten Worte wurden nicht nur gehört, sondern aufgenommen. Sie hat die jungen Menschen erreicht – nicht nur ihre Köpfe sondern auch ihre Herzen! Ich würde mich freuen, wenn eine Schule ihren Namen trüge, denn die junge Generation lag ihr besonders am Herzen.

Ilona Wilhelm