Überreizte Fantasie

13. Juli: „,Diskriminierende Sprache‘ – HVV schafft Schwarzfahren ab“

Um den gängigen Begriff „Schwarzfahren“ rassistisch zu finden, bedarf es schon einer überreizten Fantasie. Wenn dem tatsächlich so wäre, müsste man dann nicht das Übel an der Wurzel packen und gleich das Wort „Schwarz“ völlig eliminieren? Welch wunderbares Betätigungsfeld für diese Menschen, um neue Bezeichnungen für all die Begriffe, die mit „Schwarz“ beginnen, zu finden? Was wird dann aus dem „Schwarzwald“, aus „Schwarzafrika“, der „Schwarzmalerei“, dem „Schwarzspecht“ und dem „Schwarzwild“, um nur einige wenige Beispiele zu nennen? Und was essen wir dann statt des „Schwarzbrots“? Übrigens: Wenn der HVV Zeit und Geld hat, um sich mit solchen Nichtigkeiten zu beschäftigen, dann wundert es nicht, dass er zu den teuersten Verkehrsverbünden in Deutschland zählt.

Thorsten Thiel, Ahrensburg

Folge: Überdruss und Spott

Schöne Satire dachte ich, als ich zum ersten Mal von den Plänen deutscher Verkehrsunternehmen zur Streichung des Begriffes „Schwarzfahren“ hörte. Eine Satire, die den Trend aufs Korn nimmt, sich durch Tilgung von „Klingt-irgendwie-verdächtig“-Begriffen sprachlich eine weiße Weste zu verschaffen. Dann: Irrtum. Die meinen es ernst! Nun auch der HVV. Durch Eliminierung eines Wortes, das nach Auskunft zahlreicher Sprachwissenschaftler/-innen aus dem Jiddischen stammt („shvarts“ = „arm“), versucht man, einem Rassismusvorwurf zuvorzukommen, der mangels jeder faktischen Basis gar nicht ernsthaft bestehen kann. Wollen wir als nächstes Dialekte und Fremdsprachen durchforsten nach Wörtern, die sich irgendwie diskriminierend anhören – wobei Maß aller Dinge paradoxerweise der Klang der hochdeutschen Sprache und unser begrenztes Verständnis ist? Das Schlimme ist, dass mit solchen Aktionen bitter notwendige Themen wie Alltagsrassismus und integrative Sprache ins Lächerliche gezogen werden. Überdruss und Spott werden die Folge sein. Vielleicht kehren wir irgendwann zu dem bewährten und aufgeklärten Prinzip zurück, vor Entscheidungen das präzise Denken zu setzen, statt spontaner Emotion und pseudomoralischer Empörung nachzulaufen. Das wäre auch wichtig für den Kampf gegen Rassismus und Benachteiligung, für den ich auf diesem Niveau – ich bitte um Verzeihung – schwarz sehe.

Thomas Brandes

Völlig überzogene Reaktion

Im letzten Satz findet der aufmerksame Leser die Erklärung, warum die Aktion vom HVV eine völlig überzogene Reaktion auf den heute grassierenden Wahn der „Political Correctness“ ist. Ich höre schon die Lehrkräfte im Mal- und Zeichenunterricht: „Kinder, malt den Schornsteinfeger einmal in der dunkelsten Farbe an, die ihr im Tuschkasten findet!“ Mir bilden sich ein paar Sorgenfalten auf der Stirn bei dieser Vorstellung.

Manfred Christen, Tornesch

Ohne Abschreckungsfunktion

Als Aprilscherz könnte die sprachliche Abschaffung des Schwarzfahrens wohl noch durchgehen – als ernsthafte Entscheidung des HVV ist sie ein misslungener Versuch, politische Korrektheit zu demonstrieren. Wer den Begriff „Schwarzfahren“ für „rassistisch“ hält, hat ihn – wie das Abendblatt zutreffend kommentiert – nicht verstanden, und wer ihn durch „Fahren ohne gültiges Ticket“ ersetzen will, umschreibt den Sachverhalt in Amtsdeutsch, ohne ihn zu bewerten, verzichtet also auf seine (legitime) Abschreckungsfunktion. Es gibt in Hamburg mit Sicherheit mehr „weiße“ als „schwarze“ Schwarzfahrer; die Hautfarbe hat keine Bedeutung für die Beurteilung als Regelverstoß. Als zusätzliches „Schmankerl“ will der HVV nun auch die „Schwarzfahrerinnen“ ausdrücklich nennen. Über diese Inklusion werden sich vielleicht einige Feministinnen und Feministen freuen – und möglicherweise auch einige Männer, die bisher geglaubt haben könnten, nur Angehörige des eigenen Geschlechts würden den ÖPNV ohne gültiges Ticket benutzen.

Hans Peter Bull, Hamburg

Skandalöse Fehlkalkulationen

12. Juli: „CCH-Sanierung wird nochmals deutlich teurer. Opposition: Großprojekt ist völlig aus dem Ruder gelaufen. Allein wegen der Corona-Pandemie wurden 6,2 Millionen Euro zusätzlich veranschlagt“

Aufgrund meiner langjährigen Erfahrungen und Marktbeobachtungen stellt sich mir derzeit immer häufiger die Frage: „Beansprucht die Freie und Hansestadt Hamburg mittlerweile für sich ein Gewohnheitsrecht bei der skandalösen Behandlung und Wiederholung ihrer diversen Fehlkalkulationen? Sind die Kontrollinstanzen im Dauerurlaub oder fehlt der nötige Sachverstand?“ Man scheint im Rathaus zu vergessen, dass es sich sich bei diesen Mehrausgaben um Verschwendung von Steuergeldern handelt. Gelder, die die Bürger dieser Stadt, immer in „Treu und Glauben“... na, Sie wissen schon, was gemeint ist. Noch ist CumEx nicht geklärt und nicht vergessen. Diese Haltung des Senats durchzieht sich seit Jahren wie ein roter Faden und stellt keine vertrauensbildenden Maßnahmen dar.

Peter Reuter

Kein Verständnis

12. Juli: „Der erste Milliardär im All. Multiunternehmer und Abenteuer Richard Banson ist mit seinem Raumschiff nach 65 Minuten sicher zurückgekehrt“

Für diese Art des „Reisens“ habe ich überhaupt kein Verständnis. Wir reden über Ressourcenschonung, Energie-Einsparung, nachhaltiges Handeln und wie viel an Ressourcen wird für dieses All-Abenteuer verbraucht? Es ist m. E. schändlich, so etwas zu unternehmen. Verstehen Sie mich nicht falsch, es ist kein Neid, der aus mir spricht. Und wenn Leonardo DiCaprio jetzt loslegen will, muss man sein angebliches Engagement für die Umwelt wirklich in Frage stellen! Wir „kleinen Leute“ tun so viel, um den Energieverbrauch und die CO2 -Emissionen zu senken – es ist zu überlegen, solche Umweltverschmutzer steuerlich zusätzlich zu belasten!

Monika Gutte

Wo bleibt die Empörung?

Rührende Show: Er kam mit dem Fahrrad zum Terminal, um anschließend just for fun als erster Tourist (andere werden folgen!) ins Weltall zu fliegen. Wo bleibt da der Aufschrei der Empörung, wenn einige wenige Menschen unermessliche CO2 –Massen produzieren, nur um mal ein paar Sekunden Schwerelosigkeit und den Blick auf die Erde zu genießen, die sie gerade schinden. Was werden Berufspendler denken, denen man über ihre Fahrt mit dem Auto zum Job ein schlechtes Gewissen einredet? Wann wird die internationale Politik gegen solche Provokationen einschreiten?

Joachim Schleif, Buchholz

Mir fehlt der globale Faktor

12. Juli: Kommentar: „Klimawandel - Zeit zu handeln. Baerbock macht Fehler, Laschet enttäuscht“

In ihrem Kommentar impliziert Annette Bruhns, dass die Grünen die Partei ist, die uns vor den Folgen des Klimawandels retten kann. Sie wären die einzige politische Gruppierung, die diesen ernst nimmt. Gesetzt den Fall, dass dies so sei, heißt es aber noch lange nicht, dass von den Grünen die richtige Politik betrieben wird. Diese besteht in erster Linie aus unsozialer Verteuerung von Energiekosten, ohne wirklich gangbare Alternativen anzubieten. Das gleiche gilt für die Mobilität. Einzig und allein damit, dass diese Maßnahmen weh tun ist unbestritten. Selbst wenn diese greifen würden, fehlt komplett der globale Faktor. In Deutschland tut es weh –Verbrenner die gegen E-Autos eingetauscht werden, fahren in Osteuropa oder Afrika weiter. Gut, dass dann das CO2 an der deutschen Grenze halt macht, genau wie die Schadstoffe von den Hunderten geplanten Kohlekraftwerken in China.

Lutz Weiser