Hier besteht Handlungsbedarf

2. Juli: „Biontech jetzt für Astra-Geimpfte. Ständige Impfkommission empfiehlt mRNA-Impfstoff für die Zweitimpfung“

Vielen Dank für die Information über eine durch die Stiko empfohlene Änderung der Zweitimpfung für mit Astrazeneca Geimpfte. Ich bin vor zehn Wochen mit Astra geimpft und habe in zwei Wochen die Zweitimpfung, bisher auch mit Astra vorgesehen. Ich habe soeben beim Impfzentrum angerufen, um zu fragen, ob an dem Termin auch der mRNA-Impfstoff verwendet werden kann, da dessen Wirkung für die Delta-Variante wohl viel besser ist. Bei 116117 wusste man nichts von einer Änderung bzw. es gab keine Handlungsanweisung! Ich bin einigermaßen fassungslos! Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl dabei, mich jetzt mit Astra ein zweites Mal impfen zu lassen, da ja offensichtlich mein Schutz dann noch schlechter ist, als er bisher schon im Vergleich mit den mRNA-Impfstoffen ist. Da besteht unbedingt Handlungsbedarf!

Birgit Kurz

Ohne Parkplatzkonzept

30. Juni: „So wohnt es sich Hamburgs längster Sackgasse. Abendblatt-Serie: Wo in der Stadt neue Quartiere entstehen. Heute: das Tarpenbeker Ufer in Groß Borstel – und viele Bauprojekte drum herum“

Ist ja toll, dass sich alle dort wohl fühlen und sei es ihnen total gegönnt. Aber zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass das Parken seit der Fertigstellung in den umliegenden Straßen ein großes Problem geworden ist. Überall stehen nun die Autos und Wohnmobile von den Neugroßborstlern z.B. im Brödermannsweg, weil man vergessen hat, ein gutes Parkplatzkonzept mit zu integrieren. Für die alten Großborsteler ein großes Problem. Wenn der nächste Bauabschnitt fertig ist, wird sich das Problem auf jeden Fall vergrößern.

Dörte Witt, Hamburg-Niendorf

Bäume sind nicht nur Rohstoff

1. Juli: „Material wird immer knapper – ,Hamburg droht ein Baustopp‘. Handwerkskammer-Präsident Hjalmar Stemman sieht auch Klimaschutzziele in Gefahr, weil Fachkräfte fehlen“

Vor einem Jahr noch wurde containerweise Holz nach China exportiert, weil keiner wusste, wie man mit den Schadhölzern aus dem Borkenkäferbefall noch Geld verdienen könne und die Preise im Keller lagen und jetzt fehlt überall das Holz. Das Holz als Rohstoff darf nicht unkoordiniert dem freien Handel und den Marktkräften überlassen werden. Es geht meiner Meinung nach auch nicht mehr, dass man die Augen vor der globalen Katastrophe verschließt und Bäume in vielen Branchen immer noch als nachhaltigen Rohstoff verkauft, ohne ihre Funktion als Lieferant für Sauerstoff und zum Erhalt des Wasserkreislaufs zu berücksichtigen. Bäume sind nicht nur Rohstoff, sie erhalten auch die Ökosphäre in der wir leben. Es müssen Alternativen zu Holz, etwa die Nutzung des recycelten Plastikmülls, den man in alle möglichen Formen pressen kann, gefunden werden. Die restlichen, noch verbleibenden Wäldern dürfen keiner Goldgräberstimmung erhöhter Holzpreise zum Opfer fallen. Und mit jedem angeblich „nachhaltig“ gebauten Holzhaus machen wir uns auch für die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen schuldig. Nachhaltig ist, wenn Wald nachwächst, momentan fällt dies der globalen Klimaerwärmung zum Opfer.

Axel Heineck

Eine neue Buchhandlung

30. Juni: „Bücherkoje schließt nach mehr als 120 Jahren. Erneut verschwindet ein inhabergeführter Laden in der Hamburger Innenstadt. Die Eigentümerin findet keine Nachfolgerin für das Traditionsgeschäft am Jakobikirchhof“

Ja, es schließen Buchhandlungen, die Gründe sind vielfältig, viele Gründer der 80er- und 90er-Jahre gehen nun in den Ruhestand, der Onlinehandel und die Coronabeschränkungen geben vielen den Rest. Aber es gibt auch diejenigen, die jetzt nachrücken. Die seit mehr als zwanzig Jahren im Stadtteil Hamburg-Hamm ansässige Buchhandlung Seitenweise ist vor anderthalb Jahren, genau rechtzeitig zu Corona, in neue Hände übergegangen und hat sich glücklicherweise schnell an die neuen Gegebenheiten anpassen können. Wir konnten von der neuen Lust profitieren, den lokalen Handel zu unterstützen. Es kam uns darüber hinaus zugute, dass die Leute weniger außerhalb des Stadtteils unterwegs waren und stattdessen lieber ihre „Hood“ erkundet haben – so trafen sie auf uns, die Buchhandlung, die beileibe nicht in Eins-a-Lage liegt. Diese Chance werden wir nun nutzen und eine weitere Buchhandlung eröffnen, die in einem ebenso nicht so schicken Stadtteil liegt, nicht in einem Einkaufszentrum und schon gar nicht in der Innenstadt. Wir sehen das Potenzial der Stadtteilbuchhandlungen (und generell des lokalen Handels) und wagen es, im Herbst in dem wunderschönen Stadtteil Dulsberg eine Filiale zu eröffnen. Wir finden, dass jetzt die Gelegenheit ist, die Stadtteilzentren aufzuwerten und die kleinen Kieze wieder lebenswerter zu machen, wir merken, dass es das ist, wonach sich die Leute sehnen und wir sind stolz, unseren Teil dazu beitragen zu können. So schade es auch ist, gerade um die zauberhafte Bücherkoje, aber die Gegebenheiten ändern sich und vielleicht ja sogar ein Stück weit zum Guten.

Alexandra Kröger, Buchhandlung Seitenweise

Vorfahrt für Gentrifizierung

30. Juni: „Bahnhof Diebsteich – ,Die Verwaltung schläft‘. Politiker werfen dem Bezirksamt vor, nicht genug für die Aufwertung der westlichen Umgebung zu tun. Das Amt weist die Vorwürfe zurück“

Die Aussagen der drei nicht unwichtigen Politiker von SPD, Grünen und CDU im Bezirk Altona lassen bei den Anwohnern am Diebsteich die Alarmglocken schrillen. „Da sei westlich des Bahnhofsgeländes die Aufwertung der Wohnbebauung und die Integration in ein lebendiges Bahnhofsquartier dringend notwendig“. Das ist die blumige Sprache von Politikern, die Investitionen von Immobilienspekulanten anlocken wollen. Dort wo Kleingärten, Friedhöfe und Kleingewerbe den Stadtteil prägen, soll Platz geschaffen werden für Gastro- und Partymeilen und teure – weil (noch) im Grünen – Wohnbebauung. Man blickt ja auf einen Friedhof, der aufgrund seines wertvollen Baumbestandes unter Milieu- und Denkmalschutz steht und daher so schnell nicht beseitigt werden kann. Dafür werden aber die mehreren hundert Kleingärten dort bald dran glauben müssen und das friedhofsnahe Kleingewerbe wird wegen steigender Pachten auch bald das Weite suchen. Diese westliche Ergänzung des Bahnhofsviertels passt dann gut zu der auf der anderen Seite des Bahnhofs geplanten Musikhalle mit 5.000 Sitzplätzen und dem Regionalligastadion für 15.000 Zuschauer. Versprochen wurde den Anwohnern am Diebsteich eine Grünachse vom Altonaer Volkspark bis zur Elbe, eine Oase der Ruhe. Aber pünktlich zum geplanten ersten Spatenstich für das Bahnhofsprojekt wird die Gentrifizierung des Diebsteich-Viertels eingeläutet, letzte Rückzugsräume im hektischen Stadtleben beseitigt. Des Pudels Kern kommt schneller ans Licht als gedacht. Im Fall des Bahnhofs Diebsteich geht es nicht um ein Bahn-, sondern um ein Immobilienprojekt!

Jutta Wallmann, Hamburg

Traum von jungen Menschen

30. Juni: „Entscheider treffen Haider: heute mit Britta Becker, die längst mehr ist als eine ehemalige Hockeyspielerin“

Es ist sicher der Traum von so manchem jungen Menschen auch ohne spezielle Ausbildung seinen Kindheitstraum zu verwirklichen. Für den Traum, den die ehemalige Hockeyspielerin Britta Becker für sich verwirklicht hat, braucht man erhebliches Anfangskapital, das sicher von den Banken nicht zu bekommen ist. Sicher aber einen familiären Hintergrund und einen Immobilienmarkt der gegenwärtigen Prägung. Um beim Sport zu bleiben, das Beispiel zeigt, dass die Startklötze für die Traumverwirklichung doch für viele eher weiter hinten liegen.

Margarethe Dembeck