Verbotspolitik ohne Erfolg

25. Juni: „Hamburg hat die höchste Corona-Inzidenz in Deutschland“

Das zeigt doch, dass die Verbotspolitik nicht den erwünschten Erfolg hat. Man könnte natürlich auf die Partys in den Parks verweisen, das ist aber zu plump. Mich würde viel mehr die Impfquote in den Stadtteilen, die schon durch hohe Inzidenzen auffielen, interessieren. Von den angekündigten Aktionen für Benachteiligte ist ja nicht mehr die Rede. Dort reichen vielleicht Angebote nicht, wenn sie nicht verstanden werden. Dort sollte hauptsächlich einmal zu impfendes Vakzine verwendet werden.

Thomas Schendel

Wem ist damit geholfen?

25. Juni: „Wird Pflege für viele Familien jetzt unbezahlbar? Wegweisendes Urteil des Bundesarbeitsgerichts: Den Betreuungskräften aus Ländern wie Bulgarien oder Polen stehen Mindestlohn und Vergütung der Bereitschaftszeit zu“

Natürlich ist es wichtig, dass die Pflegekräfte aus osteuropäischen Ländern entsprechend honoriert werden. Doch wenn sich durch die Mindestlöhne kaum eine Familie solch eine Pflegekraft noch leisten kann, geht der Schuss nach hinten los. Wer pflegt dann 24 Stunden die Alten und Kranken? Über Pflegedienste kann dieses weder bezahlt noch geleistet werden. Den osteuropäischen Frauen geht eine wichtige Einnahmequelle verloren, wenn der Pflegebedarf auf Grund der hohen Kosten drastisch sinken wird. Damit ist keinem geholfen.

Brigitte Rohland

Nur für Reiche bezahlbar

So richtig das Urteil ist, den gesetzlichen Mindestlohn für Bereitschaftszeiten in Deutschland auch Betreuerinnen aus Osteuropa zuzusichern, so fatal ist es für alleinwohnende Hilfebedürftige. „24-Stunden-Pflege“ wird teurer und wird nur noch für Reiche bezahlbar sein. Hier hat die Politik versagt, praktikable Regelungen zu schaffen und hat jahrzehntelang eine Grauzone geduldet. In Österreich hingegen ist der Status der Betreuerinnen genauso normiert, wie ihre Qualifikation, ihre Arbeitsbedingungen oder Qualitätsanforderungen an Vermittlungsagenturen – per Gesetz und Verordnungen! Darauf haben kürzlich auch VDK und Arbeitskammer des Saarlandes hingewiesen. Was für SOS-Kinderdörfer oder Feste Freie Mitarbeiter beim NDR geregelt werden kann, muss doch auch für Hilfebedürftige, deren Familien und Arbeitsmigrantinnen möglich gemacht werden können. Nämlich Rechtssicherheit, Sozialversicherung und fairer Lohn! Zu bezahlbaren Kosten.

Klaus-D. Schwettscher, Reinbek

Eine planlose Modellstadt

23. Juni: „ITS-Weltkongress – das sind Hamburgs Pläne. Im Herbst sollen Tausende Experten zur Messe rund um die Mobilität der Zukunft in der Hansestadt sein. Auch die Bewohner dürfen dabei sein“

Der Hamburger Verkehrssenator verkündet in Hinblick auf den bevorstehenden Weltkongress für Intelligente Transportsysteme (ITS): „Wir wollen Hamburg zur Modellstadt für nachhaltige und innovative Mobilität machen.“ Wer sich einigermaßen mit den internationalen Realitäten diesbezüglich auskennt, kann diesen Anspruch kaum anders einordnen als Blasphemie und/oder Beleg der Unkenntnis der Fakten. So wird beispielsweise die ohnehin sehr fragwürdige U-Bahn-Linie 5 besonders hervorgehoben, die (allerdings nicht vor Ende des Jahrzehnts auf einem ersten Abschnitt) voll automatisch fahren soll. Die erste voll automatisch fahrende Stadtschnellbahn wurde bereits im Jahr 1985 im Vorfeld der Weltausstellung für Verkehr und Kommunikation in Vancouver B. C. in Betrieb genommen; seither gibt es zahlreiche weitere Anwendungen weltweit. „Hoch automatisiertes Fahren“ als Vorstufe zum tatsächlichen autonomen Fahren von Straßenfahrzeugen wird vielerorts seit Jahren erfolgreich praktiziert – vielfach in deutlich größeren Dimensionen als in Hamburg. Gemessen am internationalen Bus-Rapid-Transit-Standart (BRT) ist das in Hamburg praktizierte Busbeschleunigungsprogramm eher peinlich; ähnliches gilt für die Lenkung des Straßenverkehrs, die Baustellenkoordination, den Zustand des Radverkehrsbasisnetzes etc. Vor diesem Hintergrund würde es eher im Einklang mit der Wirklichkeit und mit der gebotenen hanseatischen Zurückhaltung als Gastgeber stehen, wenn nicht von einer künftigen „Modellstadt“ die Rede wäre, sondern von modellhaften Beiträgen.

Dr.-Ing. Andreas Kossak, Hamburg

Kunst hat ihren Preis

24. Juni: „Zugabe. Der Kultur-Newsletter des Abendblatts“

Ich kann mich Herrn Mischke nur anschließen: Die Kurzkonzerte haben was. Sie sind konzentrierter (die Zuhörer meist auch), und man hat noch was vom Abend. Auf die Dauer schwierig finde ich, wenn jetzt eine Stunde Musik für den selben Preis gehandelt wird wie sonst anderthalb bis zwei Stunden. Ich weiß, Kunst hat ihren Preis, aber wenn der Saal wieder voll sein darf, sollte man hier vielleicht mal nachjustieren.

Eva Reisinger

Das gefällt mir sehr

Die jetzige Situation mit zwei Konzerten am Abend gefällt mir sehr. So kann der Abend vor und nach den Konzerten flexibler gestaltet werden. Kann ruhig beibehalten werden. Und bei längeren Aufführungen gibt es eben nur ein Konzert.

Rüdiger Wellhausen

Dazu gibt es Klärungsbedarf

24. Juni: „Wie bei der Maklercourtage getrickst wird. Käufer und Verkäufer sollen sich die Provision bei Immobiliengeschäften eigentlich teilen. Doch nach Abendblatt-Recherchen gibt es Schlupflöcher“

Jede Leistung sollte entsprechend des Aufwandes bezahlt werden. Aber über die Höhe und den Zahler dieser Courtage gibt es Klärungsbedarf. Angenommen ich erwerbe über einen Makler ein Objekt für 800.000 Euro. Die Courtage beträgt maximal 57.120 Euro, und für mich entsteht die Frage, welche Leistung hat er nur für mich erbracht. Das Exposé (für alle Interessenten), Organisation und Begleitung bei Besichtigungsterminen, evtl. Finanzierungsberatung. Ist mir das die hohe Courtage wert? Absolut nein. Denn sein Engagement hat er auch im Interesse des Verkäufers erbracht, daher ist eine Teilung und Minderung des Courtagesatzes gerechtfertigt.

Herbert Drapatz

Unvorsichtigkeit der Menschen

23. Juni: Leitartikel: „Raus aus dem Panikmodus. Wir benötigen keine Horrorszenarien – sondern kluge Konzepte für den Herbst“

Im Moment ist hier niemand im Panikmodus, und es gibt auch keine Horrorbotschaften. Die Zahlen aus Indien sind wahr, dass sie jetzt gesunken sind, ist dem Lockdown zu verdanken, aber der kam zu spät. Dadurch ist die Deltavariante entstanden und in Europa angekommen. In England steigen die Zahlen wieder, die Inzidenzen waren bei 20 und jetzt sind sie bei 120. Noch liegt die Inzidenz bei uns bei acht, wenn wir nicht aufpassen, wird sie genauso steigen wie in Großbritannien. Deshalb ist es keine Panikmache, davor zu warnen, sondern eine vernünftige Botschaft, die wir ernst nehmen sollten. Die vollen Fußballstadien sollten ebenfalls kein Vorbild für uns sein. Ungarn hat eine Inzidenz von 220 und das wird sich durch die vollen Stadien mit Sicherheit steigern. In Finnland steigen die Zahlen sprunghaft durch Rückkehrer aus den vollen russischen Fußballstadien. Horror ist, dass die Menschen nicht schlau bzw. vernünftig werden und dadurch die Pandemie länger und länger dauert. Wie viele Mutanten wollen wir noch einladen durch Unvorsichtigkeit? Die Mittel die Pandemie einzudämmen sind einfach: AHA-Regeln und impfen und nicht in Risikoländer reisen! Wenn wir das alle befolgen, brauchen wir nicht über den Herbst nachzudenken.

Margret Sauer