Bei uns kein Thema mehr

24. Juni: „Der Druck auf Viktor Orban wächst. Ungarns Premier hat mit umstrittenem Homosexuellengesetz wohl überzogen: Merkel rügt es als ,falsch‘, von der Leyen spricht gar von ,Schande‘“ und „Regenbogen überall – Hamburg zeigt Flagge“

Ganz ohne Zweifel ist der heftige Protest gegen die Orban-Politik mehr als berechtigt und erforderlich. Doch nun hat sich – aufgeheizt durch die EM – ein Hype entwickelt, der kaum mehr zu ertragen ist und den Eindruck erzeugt, als würde auch Deutschland „wenn wir uns nicht ändern“ auf Ungarns menschenverachtende Politik zusteuern. Ich (hetero) habe mit vielen homosexuellen Kollegen und Kolleginnen absolut ohne die geringsten Probleme zusammengearbeitet, und es haben sich daraus viele lebenslange enge Freundschaften ergeben, weil eben „das“ – wie unter frei denkenden Menschen selbstverständlich – niemals ein „Thema“ war. Hier in Deutschland können homosexuelle Politiker in höchste Ämter kommen, Schauspieler, Musiker und TV-Moderatoren sich ohne Schaden „outen“, müssen keine Repressalien erleiden oder Ansehen verlieren. Jetzt ist zu befürchten, dass durch „Regenbogen überall“ das Erreichte hier gefährdet wird, weil schlicht die Medienwelt mit ihrem ganz sicher gut gemeinten Aktionismus übertreibt und in der Bevölkerung so für Überdruss sorgt. Lasst dies bitte „kein Thema“ mehr sein, es ist hier schon lange keines mehr.

Gerhard Klußmeier

Kampagne für Iranerinnen

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Der Mensch soll den Partner wählen, der ihm gut tut. Herr Orban liegt hier falsch. Was mich allerdings wirklich irritiert, ist die Tatsache, dass wir es nicht schaffen, eine ähnlich wirksame Kampagne zu initiieren, um die Rechte von Frauen im Iran oder in Saudi Arabien in den Fokus zu rücken. Im Iran sitzen Frauen im Gefängnis, die nur für ihre Freiheit gekämpft haben. Dabei sind schlimmste Körperstrafen, sowie Freiheitsstrafen von über 40 Jahren keine Seltenheit. Ich wünsche mir, dass bei uns jedes Kind den Namen von Nasrin Sotudeh und ihren Schicksalsgenossinnen, vom Dach pfeifen kann! Stattdessen kommt es einem Tabubruch gleich, dieses Thema überhaupt zu erwähnen und wir überschlagen uns, diesen Regimen Vertragsangebote zu unterbreiten, oder Glückwünsche zur Republikgründung zu übermitteln. Dieses doppelzüngige Verhalten macht uns unglaubwürdig. Die Maßstäbe für die Einhaltung von Menschenrechten muss überall gleich sein. Hier könnten wir wirklich noch besser werden.

Christiane Dornecker

Wir sitzen auf dem hohen Ross

Herr Neuer spielt jetzt also für eine Regenbogennation. Wenn das so ist und auch von einer Welle der Solidarität getragen wird, dann sollten deren Befürworter doch den Antrag stellen, unsere Nationalfarben von Schwarz-Rot-Gold entsprechend zu ändern. Das würde unserem Ego gewaltig schmeicheln, könnten wir doch damit aller Welt zeigen, auf welch hohem moralischen Podest wir inzwischen stehen und in Verachtung auf alle die herabsehen, die nicht so denken und handeln wie wir.

Jochen Kramb

Detailliertes Angebot erstellen

24. Juni: „Wie bei der Maklercourtage getrickst wird. Käufer und Verkäufer sollen sich die Provision bei Immobiliengeschäften eigentlich teilen. Doch nach Abendblatt-Recherchen gibt es Schlupflöcher“

Das ganze System der prozentualen Maklergebühren ist marode und sollte mal durch Regulierungsbehörden oder Kartellamt hinterfragt werden. Durch die Preissteigerungen der Immobilien in den letzten Jahren steht der Mehrwert, den Makler durch ihre Tätigkeit erbringen, in keinem Verhältnis mehr zu dem Aufwand, den sie dafür leisten. Das grenzt an Wucher. Zudem tun die Makler immer so (alleine schon durch den Begriff „Gebühren“), als ob die Gebührensätze offiziell festgelegt seien. Und dass die Makler, wie in dem Artikel gut herausgearbeitet, mit der seelischen Verfassung der Verkäufer spielen, um eine Diskussion über den Prozentsatz zu vermeiden, kann man als Bauernfängerei bezeichnen. Als mögliche Alternative bietet sich an, dass Makler wie Handwerker oder Berater, ein detailliertes Angebot für ein Verkaufsprojekt abgeben, in dem sie die verschiedenen Positionen mit dem zugehörigen Aufwand auflisten und ihre Stundensätze nennen.

Peter Neitzel

Arbeitgeber zahlt die Hälfte

23. Juni: „Wie gerecht ist der Beamtensold? Staatsdiener gelten als gut bezahlt. Doch das ist nicht überall der Fall. In Deutschland gibt es gravierende Unterschiede“

Mich überrascht immer wieder, welche irrigen Meinungen es über die Krankenkosten der Beamten gibt. Selbstverständlich übernimmt der Staat ca. die Hälfte der Krankenkosten über die Beihilfe. Das wird billiger, als laufend 50 Prozent der monatlichen Krankenkassenbeiträge der Beamten zu übernehmen, wie es bei den Rentenversicherten geschieht. Für die gesetzlich Versicherten übernimmt doch auch der Arbeitgeber 50 Prozent der Versicherungsbeiträge. Ich vergleiche die Beihilfe der Beamten mit dem Arbeitgeberanteil der Rentenversicherten. Ich bin pensionierter Beamter und bezahle monatlich für mich und meine Ehefrau, die im Rahmen der Familienversicherung mitversichert ist, monatlich einschließlich Pflegeversicherung den „besonders niedrigen Beitrag“ von 744,97 Euro, um die nicht von der Beihilfe übernommene Lücke abzudecken. Soviel zum „besonders günstigen Beitrag“ der Beamten.

Manfred Lahmann

Der kleine Kasten reicht nicht

23. Juni: „Lehrerverband fordert Luftfilter für Klassenräume“

Von einer flächendeckenden Ausstattung der Klassenräume mit mobilen Raumluftreinigern kann man nur abraten. Der kleine Kasten in der Ecke tut es leider nicht. Effektivere Luftreiniger haben Schrankgröße mit meist hohem Eigengewicht, produzieren großen Lärm bzw. verlieren ihre Wirkung, wenn man sie runterregelt. Sie müssen gewartet werden und haben Verschleißteile wie HEPA-Filter, die von geschulten Experten (nicht vom Hausmeister) unter Atemschutz häufig ausgetauscht werden müssen und sehr teuer sind. Die Geräte laufen mit Strom und sind starke Energiefresser. Sie erlauben auch nicht den Verzicht auf das Lüften, wie häufig völlig falsch vermittelt wird. Es sind Sekundärgeräte, die dem Raum keine frische Außenluft zuführen. Wirklich hilfreich sind nur stationäre Luftreiniger, die über Rohrleitungen einen Austausch mit der Außenluft herstellen. Dafür wären jedoch erhebliche bauliche Maßnahmen nötig, nämlich Mauerdurchbrüche und die Verlegung der entsprechenden Rohr- und Elektro-Leitungen in sämtlichen Klassenräumen. Das wiederum wäre unverhältnismäßig und in den Sommerferien auch tatsächlich nicht zu leisten, wo man doch ganz einfach mit regelmäßigem Lüften wirksam für den erforderlichen Luftaustausch sorgen kann. Beim Lüften vergeudet man zwar im Winter Heizenergie, erspart sich aber kostenintensive Umbauten, dafür womöglich nötige Schulschließungen und zusätzliche energiefressende Geräte. Mit Hilfe von handlichen CO2-Messgeräten kann der Laie leicht erkennen, wann gelüftet werden muss. Ein regelmäßiges Lüften alle 20 Minuten reicht aber auch.

Andreas Kirchner

Testsieger Makkaroni

23. Juni: „Warentester prüfen Qualität von essbaren Trinkhalmen“

Als Kinder in den 1960er-Jahren nahmen wir einfach lange Makkaroni als Ersatz für die Trinkhalme, das hat wunderbar funktioniert und essen konnte man sie nach Gebrauch auch (über den Geschmack lässt sich sicherlich streiten). Besonders lecker waren sie, wenn man damit heißen Kakao getrunken hatte und die Makkaroni danach etwas weich geworden waren. Der Grund war damals natürlich nicht Umweltschutz oder Nachhaltigkeit – die bunten Plastikhalme waren unseren Eltern einfach zu teuer. Die Makkaroni gibt es immer noch, 500 Gramm (ungefähr 130 Stück) kosten ca. 1,60 Euro und dürften damit den „Preis-Leistungssieger“ stellen im Vergleich zu den getesteten Alternativen.

Michael Bock, Hamburg