17 Vorfälle zu viel

9. Juni: „Deutlich mehr antisemitische Straftaten im Mai. In nur drei Wochen leitete die Polizei 17 Ermittlungsverfahren ein. Eine Ursache ist der eskalierte Nahostkonflikt

Während des jüngsten Nahost-Konflikt zählte die Polizei 17 mutmaßlich antisemitische Straftaten in Hamburg. Ermittlungen sind eingeleitet. Was herauskommt, wissen wir nicht. Nur: Es sind 17 Vorfälle zu viel. Überraschend ist das nicht. Im letzten großen Konflikt 2014 stieg die Zahl der antisemitischen Vorfälle bundesweit sogar um 75 Prozent (!!). So hoch wird die Zahl diesmal sicher nicht wieder sein. Besonders bemerkenswert fanden wir in ihrem Artikel („Deutlich mehr ...“) die Aussage von Phillipp Stricharz, dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Hamburg, wonach es in unserer Stadt nicht gelungen sei, „einen Keil zwischen die muslimischen Gruppen und die jüdische Gemeinde zu treiben“. Denn: „Das Verhältnis zwischen den Gruppen ist in Hamburg besser als in vielen anderen deutschen Städten“. Stricharz betont sogar, „dass muslimische Gruppen der jüdischen Gemeinde ihre Solidarität versichert hätten.“ Ehrlich gesagt: Über so etwas hätten wir in den Tagen des Nahostkonflikts gern etwas gelesen in dieser Zeitung. Gleichwohl: Die gute Zusammenarbeit hervorzuheben ist ein Verdienst dieses Artikels. Und es ist für uns auch die Frucht der viel geschmähten Staatsverträge: Man kennt sich einfach in Hamburg.

Christa Goetsch, Schulsenatorin a.D., Marion Koch, Christiane Schneider, Dr. Volkmar Schön, Staatsrat a.D., Reiner Scholz, Prof. Wolfram Weiße,

Hamburger Forum für interkulturelles Zusammenleben

Überall nützt die Impfung

8. Juni: „Sonne ließ Corona-Zahlen sinken – nicht die Ausgangssperre. Jurist Gerhard Strate ist überzeugt: Die Politik schmückt sich zu Unrecht mit Erfolg der Maßnahmen. Wir sollten uns an Ausnahmezustand nicht gewöhnen“

Wenn das SARs-Covid-19-Virus empfindlich gegen die Sonne – gemeint ist wohl ihre Wärme – wäre, müssten doch in südlichen Ländern, besonders in Brasilien, viel weniger Menschen krank werden. Überall nützt die Impfung, und man kann nur hoffen, dass nicht gefährlichere Mutanten entstehen. Bei einer neuen Pandemie weiß man nicht, welche Einschränkungen nötig sind, um Krankheit und Tod zu verhindern. Versuch und möglicher Irrtum gehören zum wissenschaftlichen Denken, und wir wissen von anderen Ländern, dass zu frühe Lockerungen die Inzidenz wieder steigen lassen.

Erika Reiber

Gesicht der Rot-Grünen Politik

7. Juni: „Sportplätze werden zu Baugrund. Kein Platz für Kinder? Hamburger Sportbund und Fußballverband kämpfen gegen den Flächennotstand“

Hier zeigt sich das wahre Gesicht einer Rot-Grünen Politik. Unter dem Deckmantel der Wohnraumherstellung werden Grün- und Sozialflächen, Stichwort Nachverdichtung, vernichtet. Danach wird sich darüber entrüstet, besonders in Corona Zeiten, dass kein Platz zum Spielen bzw. zur Erholung zur Verfügung steht. Wo soll der Platz nun herkommen? Ach ja, wir haben ja die Autofahrer. Parkplätze werden umfunktioniert zu Parklets und Nebenstraßen werden zu Spielstraßen. Oder Laufen an der Außenalster wird mit einer Maskenpflicht belegt. Wie weit will Hamburg noch wachsen?

Michael Wysocki, Schnelsen

Konjunktur anregen

11. Juni: „Strafzinsen: Banken setzen ältere Kunden in Hamburg unter Druck. Verbraucherzentrale: „Viele stehen der Situation hilflos gegenüber.“ Wie man sich jetzt am besten verhalten sollte“ und „Schämt euch, Banker! Vor allem der Umgang mit älteren Kunden beim Thema Strafzinsen ist skandalös““

Man kann den Banken erfahrungsgemäß gar nicht misstrauisch genug auf die Finger sehen. Bei der Bewertung der Negativzinsen allerdings sollte man zumindest erwähnen, dass er die Politik der EZB unterstützt, nämlich die Konsum- und Investitionsbereitschaft zu mobilisieren, um so die Konjunktur zu befeuern, und anzuregen, darüber nachzudenken, ob Bargeld auf einem Sparkonto wirklich so gut aufgehoben ist, besonders, wenn jetzt coronabedingt das Schreckgespenst „Inflation“ hinter der Tür lauert. Immerhin haben wir gigantische Schulden aufnehmen müssen. Negativzinsen könnten sich da mittelfristig zu einer Win-Win-Situation für Sparer und ihre Erben entwickeln.

Uwe-Carsten Edeler, Hamburg

Weg führt in eine Katastrophe

Auch meiner Frau und mir, 73 und 74, wurde von unserer Sparkasse der Abschluss einer Lebensversicherung empfohlen, mit Bedingungen, die deutlich schlechter waren, als die der Konkurrenz. Wir haben das selbstverständlich abgelehnt. Allerdings sehe ich nicht die Kreditinstitute als die Quelle des Übels an. Sie geben nur das weiter, was die Europäische Notenbank angeblich alternativlos anordnet. Die Pandemie mit der Aufnahme weiterer Schulden in Billionen Höhe - jetzt auch direkt durch die EU - hat die Situation weiter verschärft. Eine Umkehr ist auf absehbare Zeit unwahrscheinlich, weil die Zinsen von den Staaten gar nicht mehr aufgebracht werden könnten. Allerdings dürfte Allen klar sein, dass dieser Weg irgendwann in eine Katastrophe führen muss. Das könnte z. B. der Fall sein, wenn diejenigen, die noch gespart haben, zur Einsicht kommen, dass Ausgeben besser ist. Das würde zwar die Wirtschaft ankurbeln, aber Geld zum Schulden machen, wäre nicht mehr vorhanden.

Jürgen Schmidt

Argumente überzeugen nicht

11. Juni: „Das Kreuz mit dem Gendersternchen. Rot-Grün will Regeln für eine geschlechtergerechte Verwaltungssprache festlegen. Es wird wohl bei Hinweisen statt fester Vorgaben bleiben“

Die Argumentation der Befürworter der Gendersprache überzeugt nicht. Man muss es wohl immer wiederholen: Genus ist nicht gleich Sexus, das sprachliche Geschlecht wie im generischen Maskulinum ist nicht das biologische. Das gilt auch für Menschenbezeichnungen und zeigt sich auch im Artikel, wenn von „Aktivisten der einzelnen Communitys“ die Rede ist und klar ist, dass dies sowohl Männer als auch Frauen sind. Die Gendersprache geht zudem in die komplett falsche Richtung. Wenn das biologische Geschlecht in den meisten Fällen irrelevant ist (oder sein sollte im Sinne der Gerechtigkeit), dann müsste es weniger hervorgehoben werden, nicht mehr. Als Sprachveränderung müsste also allenfalls eine stärkere Hervorhebung des Generischen (und eine Abschwächung bewusst sexus-bezogener Bezeichnungen wie „Aktivistin“) erfolgen, die man dann gegebenenfalls mit Adjektiven wie männlich, weiblich, divers ergänzt. Oder es müssten neue, ausdrücklich sexus-neutrale Formen wie „Aktivisty“ etabliert werden. Aus oben genannten Gründen ist bereits der Senatsbeschluss von 1995 nicht sinnvoll, die jetzt geplante Änderung ist noch unnötiger, unlogischer und unschöner. Vielleicht sollte man sich das ganze noch einmal überlegen oder den Mitarbeitern selbst überlassen.

Maik Harms, Hamburg

Fördern was uns verbindet

11. Juni: „Dohnanyi am Freitag: Dem Westen die Rote Karte zeigen“

An diese Metapher aus dem Fußball kann man sehr gut anknüpfen, um einen Aspekt des fehlenden Gefühls der Zusammengehörigkeit von Ost und West zu beschreiben: Die Jugend im Osten fühlt sich vom Westen überrollt (6:0) und schickt voller Verzweiflung den Westen mit der roten Karte vom Platz. Was wäre zu tun, die Jugend in Ost und West besser und schneller miteinander bekannt zu machen? Zum Beispiel könnten wir den Sport im Osten als verbindendes Element zwischen den neuen und alten Bundesländern mehr fördern und nicht nur dem brutalen Markt überlassen. Auch die Möglichkeit, verpflichtende Gemeinsamkeiten herzustellen, wie z.B. durch ein soziales Jahr, sollten wieder eingeführt werden. Die ökonomische, soziale und geschichtliche Kluft kann leichter geschlossen werden, wenn wir mehr das fördern, was uns verbindet, als das beklagen, was uns trennt.

Bruno Brandi