Zwei-Klassen-Rente

9. Juni: „Kommt die Rente mit 68? Regierungsberater des Bundeswirtschaftsministers schlagen eine Erhöhung des Eintrittsalters vor

Schon heute können viele nicht bis 67 Jahren arbeiten und müssen mit hohen Verlusten vorzeitig in Rente gehen. Fangen wir doch gleich bei den systemrelevanten Berufen an. Wo soll eine Krankenschwester mit 65+ noch arbeiten und schwergewichtige Patienten lagern und die gesamte Arbeitszeit im Dauerlauf arbeiten? Warum wird nur über Rentner gesprochen? Wo bleiben die Beamten, die nie ins Rentensystem eingezahlt haben, aber das doppelte bis dreifache des Ruhestandsgeldes eines Rentners bekommen? Warum schauen wir nicht zu unseren Nachbarn? Egal ob Schweden, Österreich oder die Niederlande, alle haben ein solideres Rentenniveau, obwohl sie genauso von der Überalterung der Gesellschaft betroffen sind wie wir. Wir haben Riester-Rente eingeführt, von der nur die Versicherungen profitiert haben. Wenn sich nicht bald etwas ändert, haben wir eine deutliche Zwei-Klassen-Ruhestandsregelung. Auf der einen Seite die wohlhabenden Pensionäre und auf der anderen Seite die armen Rentner, die sich mit Billigjobs, wie zum Beispiel nächtliches Zeitungsaustragen bei Wind und Wetter, etwas dazu verdienen müssen. Die hohen Renten, die es jetzt noch gibt, sind ein Auslaufmodell aus guten Zeiten.

Sonja Starke

Rente erst ab 70?

Die Längerlebigkeit und die demografische Entwicklung wurden bisher von den Politikern ignoriert, dadurch ist die Rente eben nicht mehr sicher. Die deutsche Bevölkerung wird durchschnittlich 40 Tage pro Jahr älter. Jedem, der sich über den Vorschlag einer „Rente mit 68“ aufregt, empfehle ich das Buch von Helmut Schmidt „Außer Dienst“. Dort beschreibt er die notwendigen Maßnahmen zur Sicherung der Rente: Bei längerem Leben und dadurch längerem Rentenbezug müssen die Menschen entweder länger arbeiten und/oder weniger Rente beziehen und/oder mehr Beiträge bezahlen. Andere Gutachten kommen übrigens zu einer Verlängerung der Arbeitszeit bis zum 70. Lebensjahr.

Dr. Torsten Hemker

Die Pensionen nicht vergessen

Eine Diskussion über die Renten ist unausweichlich. Aber der Staat sollte die Pensionen nicht vergessen. So geht in Hamburg ein Polizei- oder Feuerwehrbeamter mit 60 in den Ruhestand, mit einer erheblich höheren Altersversorgung. Alle fünf Jahre werden Kuren zur Erhaltung der Gesundheit gewährt, auch kurz vor der Pension. Diese „Rentenkosten“ bezahlt der normale Steuerzahler. Wie wäre es mit einer Gleichbehandlung?

Michael Cöllen, Seevetal

Auch mal um die Ecke denken

9. Juni: „Obdachlose – Streit über Kosten für Sicherheit. Stadt gibt bis zu 700.000 Euro pro Monat für Bewachung der Unterkünfte aus“

Wir sind eine rein spendenfinanzierte Einrichtung für Obdachlose in Hamburg, parteipolitisch neutral, denn wir fühlen uns einzig der Sache verpflichtet. Wir möchten der Sozialbehörde energisch widersprechen, dass in den Hotelunterkünften eine Sozialbetreuung nicht möglich wäre. Aufgrund unserer eigenen Erfahrungen ist dies schlicht nicht nachvollziehbar. Während der sogenannten dritten Welle haben wir erneut bis zu 30 Hotelzimmer im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten vom 15. Dezember bis Mitte Mai angemietet. Kein 4-Sterne-Standard, sondern ein einfaches Hotel in der Stadt. Kosten: 30 Euro pro Kopf pro Nacht inklusive Frühstück. Die Hotels bekommen eh staatliche Hilfsgelder – warum also dieses Geld nicht sinnvoll zur Unterbringung Obdachloser einsetzen? Hier konnte von uns den Obdachlosen ein Rückzugsraum zwecks Corona-Schutz geboten werden, der in den Gruppenunterkünften des Winternotprogamms (WNP) der Stadt mit zwangsläufig vielen Kontakten einfach nicht möglich ist, Social Distancing geht im WNP nun mal nicht. Der Corona-Ausbruch in der Unterkunft Friesenstraße war daher eine Bruchlandung mit Ansage. Wir haben unsere Gäste im Hotel durch unseren Sozialarbeiter betreut und konnten einige wieder ins staatliche Hilfesystem bringen sowie Anschlussunterkünfte vermitteln. Die Aussage der Sozialbehörde ist daher sachlich nicht richtig. Natürlich gab es auch bei uns hier und da kleinere Vorfälle mit Bewohnern, aber alles war lösbar und die Einzelunterbringung hat erstaunlich schnell zur Stabilisierung der Menschen beigetragen. Das WNP mag ja in „normalen“ Zeiten eine praktikable Notlösung sein. In Corona-Zeiten müssen wir alle aber ein wenig „um die Ecke“ denken und auch mal andere Wege gehen. Hier hätten wir uns von Frau Leonhard mehr Flexibilität gewünscht. Ähnliches gilt für das Housing-First-Konzept, welches in anderen Ländern und anderen Städten bereits erfolgreich praktiziert wird. Auch hier zeigt sich die stabilisierende Wirkung eigener vier Wände. Housing First ist ein Schlüsselelement zur Vermeidung dauerhafter Obdachlosigkeit und somit auch volkswirtschaftlich vielversprechend.

Jan Marquardt,

Geschäftsführer CaFée mit Herz e.V.

Besuche in Krankenhäusern?

9. Juni: „Tschentschers Botschaft an Hamburg: ,Wir können den Sommer genießen!‘ Senat beschließt weitestgehende Lockerungen“

Meine Mutter liegt lebensbedrohlich erkrankt im Krankenhaus. Sie leidet doppelt, wie sicher viele andere auch, weil wir sie nicht besuchen können. Die Kommunikation mit Ärzten und Pflegepersonal ist für uns nur telefonisch möglich und für alle Beteiligten unbefriedigend. Ich bin zwei Mal geimpft und würde mich testen lassen und einen Schutzanzug anziehen, wenn es sein müsste, um meine Mutter besuchen zu können. Wann können die Kranken in den Krankenhäusern endlich wieder Besuch bekommen? Beschäftigt sich der Senat überhaupt mit dieser Fragestellung? Das ist menschenunwürdig!

Astrid Dannert

Masken in den Mülleimer

8. Juni: „Kampf gegen illegale Kärtchen am Auto“

Das ist sicherlich ein sehr wichtiges Thema und sollte auf jeden Fall weiter verfolgt und angeprangert werden, vor allem auch, weil sich hinter diesen sogenannten Händlern auch oft Betrüger verbergen, die dann die vermeintlichen Autoverkäufer unter Druck setzen und für die angekauften Autos nur Minimalpreise zahlen. Was aber aktuell ein viel größeres Umweltärgernis ist, aber meines Wissens nirgendwo bisher deutlich kritisch erwähnt wurde, ist der Maskenmüll überall in der Stadt. Es ist mir schleierhaft, warum die Menschen ihre benutzten Masken nicht in den Mülleimer werfen! Bei einer weggeworfenen Zigarettenkippe wird ein großer Alarm gemacht, wenn das Ordnungsamt das mitbekommt, aber bei den Masken interessiert es offenbar niemanden so wirklich.

Andreas Kahl

Auch die Vorteile erwähnen

8. Juni: „Studie: Vegane Kinder sind kleiner. Knochenmineralgehalt ist niedriger – die Gefahr von Brüchen steigt“

Im Artikel werden die Nachteile der veganen Ernährung ausführlich beschrieben und als Schlusssatz wird erwähnt, dass die sich vegan ernährende Kinder „ein gesünderes Herz und weniger Körperfett aufwiesen“. Somit sind sie für viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen, eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland, weniger anfällig. Man hätte den Artikel also auch so aufbauen können, dass sich vegan ernährende Kinder ein geringeres Risiko haben, mit der Überschrift „Vegane Kinder haben ein gesünderes Herz“. Meines Erachtens nach wiegt dieser Vorteil höher als der Nachteil der schwächeren Knochen.

Thomas Heinrich