Ein Schlag ins Gesicht

8. Juni: „Hamburgs Firmen verärgert: Viel zu wenig Impfstoff für Betriebsärzte

Als Mitarbeiter der kritischen Infrastruktur (Prioritätsgruppe 3) nehme ich enttäuscht und verärgert zur Kenntnis, dass einerseits die Impfpriorisierung fällt und anderseits die Impfkampagne der Betriebsärzte sehr verhalten startet. Das ist für mich und meine Kolleginnen und Kollegen ein Schlag ins Gesicht! 15 Monate haben wir bei jeder Störung der Gasversorgung sofort gehandelt und so Gefahren für die Hamburger Bevölkerung minimiert oder sogar abgewendet. Ein vergleichbarer Einsatz bei der Zuteilung von Impfstoff für Betriebsärzte von Unternehmen der kritischen Infrastruktur durch die verantwortlichen Stellen wäre angemessen gewesen.

Thies Hansen,

Betriebsrat Gasnetz Hamburg

Danke, Professor Caspar

7. Juni: „,Daten sind ein Schlüssel zur politischen Macht‘. Der scheidende Datenschutzbeauftragte Caspar sieht die Demokratie in Gefahr“

Ein großes Dankeschön an Professor Caspar für die Dienste, die er und seine (wenigen) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Hamburgerinnen und Hamburgern während seiner Dienstjahre geleistet haben. So mancher wird die gewaltige Leistung gar nicht einschätzen können, die ihm und seinem Team gebührt, aber genießt das erreichte Maß an Transparenz als „Selbstverständlichkeit“. Den zivilgesellschaftlichen Initiatorinnen und Initiatoren des Hamburgischen Transparenzgesetzes hat sein rechtlicher Rat von Anfang an den Rücken gestärkt. Nach Verabschiedung des Gesetzes im Jahr 2012 ist von Hamburg eine Transparenzwelle über die Republik ausgegangen. Diese durch Hamburg ausgelöste Transparenzwelle wird mit Sicherheit in der nächsten Legislaturperiode auch den Bund ereilen. Auch dazu hat Professor Caspar noch beigetragen. Danke! Wir warten gespannt auf die wissenschaftliche Arbeit und auf das angekündigte Buch.

Helena Peltonen-Gassmann,

Transparency Deutschland

Früher war es nicht so schlecht

5./6. Juni: „Warum Hamburg schöner wird. Über Jahrzehnte vernachlässigte die Stadt ihre Freiflächen. Jetzt bewegt sich etwas. Die Platzwunden werden geheilt“

Zunächst ist es gut, dass Ihnen Hamburg heute gefällt. Aber jede Zeit hat ihre eigene Schönheit und ihre eigenen Kritiker, all das ist subjektiv. In den Siebzigern habe ich in Hamburg gelebt, studiert und meine Referendarzeit erlebt. In der Mönckebergstraße herrschte quirliges Leben, es gab dort und in den Seitenstraßen viele kleine Läden. Man ist gern in die Stadt gefahren, um zum Beispiel bei Brinkmann etwas ganz Besonderes zu finden. Oder man stöberte in den vielen kleinen Buchläden. Die HafenCity gab es noch nicht, am Zollkanal verlief die Freihafengrenze und dort, wo heute das Zollmuseum steht, da war das Zollamt. Es gab im ganzen Innenstadtbereich unzählige kleine Restaurants, in denen man zu moderaten Preisen essen gehen konnte. Die Tendenz, bei gutem Wetter draußen zu sitzen, sie hatte sich noch nicht manifestiert, es mag am gefühlt kühleren Wetter gelegen haben. Aber man konnte auf den Fernsehturm fahren und dort mit einem tollen Blick auf Hamburg Essen gehen. Oder umsonst die Wasserorgel in Planten un Blomen genießen. Am Rathausmarkt kreiselte die Straßenbahn, mit der man aus Eppendorf, aus Schnelsen oder vom Flughafen bequem und für kleines Geld in die Innenstadt fahren konnte. Man konnte bequem zu Fuß gehen, ohne von einer Menge Rad- oder Rollerfahrern gejagt zu werden. Im Außenalsterbereich standen weiße Holzsessel, in denen man sitzen konnte, wenn man sich wieder einmal entschlossen hatte, eine Vorlesung ausfallen zu lassen. Ich bin sogar fast immer mit dem alten Käfer zur Uni gefahren, einen dem Rechtshaus nahen Parkplatz fand man immer ohne lange zu suchen. Dort, wo heute oft seelenlose Neubauten im praktischen Schachteldesign stehen, gab es noch viele klassizistischen Gebäude, die der Stadt ein Gesicht verliehen. Baustellen gab es auch, aber die waren meistens nach ein paar Wochen erledigt, heute werden sie als gefühlte Blockaden für jahrelangen Gebrauch eingerichtet. Die Clubs, die Fabrik, das Madhouse, auf der Reeperbahn das Top Ten oder der Starclub waren relativ bodenständig, keine Eventlocations wie die heutigen Nachfolger. Spaß konnte man dort trotzdem haben. Und die Leute waren gefühlt etwas toleranter als heute, niemand hat sich über jedes kleine Problem aufgeregt. Also ist es schön, heute in Hamburg zu sein, aber früher war es auch gar nicht mal so schlecht. Vergleichsweise.

Rolf Döring

Lieber Büroflächen umwidmen

7. Juni: „Sportplätze werden zu Baugrund. Kein Platz für Kinder? Hamburger Sportbund und Fußballverband kämpfen gegen den Flächennotstand“

Das beabsichtigte Verschachern diverser, dringend benötigter Sportplätze zugunsten verdichteten Wohnungsbaus macht mich fassungslos. Erst kürzlich las ich darüber, wie sich Innensenator Grote für sein Engagement, Hamburg als Sport-Stadt zu postulieren, feiern ließ. Gerade nach dem langsamen Abklingen der Corona-Pandemie erscheint mir eine verstärkte Förderung des Breitensports besonders wichtig, um den gesundheitlichen und sozialen Einschränkungen besonders der Kinder und Jugendlichen entgegenzuwirken. Anstatt Sportflächen unwiederbringlich aufzugeben, sollte man eher über die Umwidmung nicht mehr benötigter Büroflächen nachdenken. Auf keinen Fall aber sollten die beabsichtigten Einschnitte in das soziale Umfeld ohne intensive Beteiligung der betroffenen BürgerInnen erfolgen.

Stefan Wieprecht

Gesichtslose Legoblöcke

Vor rund 30 Jahren lebte ich noch in einer grünen Sportstadt. Seitdem werden grüne Flächen zu gesichtslosen Legoblöcken und im ungünstigsten Fall zu abartigen Wolkentowern. Seit heute kann ich mir erklären, warum Hamburg in fast keiner Sportart mehr 1. Liga ist und in weiten Teilen grau und bedrückend wirkt. Der Jugend werden die grünen Freiräume und damit die Freude an der Bewegung genommen und uns allen die Aussicht auf eine Wiederkehr von Sporterfolgen durch die Begeisterung junger Menschen. Die schleppen sich in sinnentleerten Betonschluchten krummgebeugt und schweratmend tief unsportlich ihr Leben lang in dieser einst lebenswerten Stadt herum. Ob das Ziel einer Stadtentwicklung sein kann?

Peter Knappe

Leitplanke für die Wahl

4. Juni: Dohnanyi am Freitag: „Schulen sanieren, nicht die Sprache. Hamburgs Altbürgermeister im Gespräch mit Matthias Iken. Heute über das Gendern“

Die Überschrift sagt schon alles: „Schulen sanieren, nicht die Sprache“. Wie entlastend, dass sich da eine politische Autorität pragmatisch und vor allem bodenständig für eine Sozialpolitik ausspricht, die abgehobener Symbolpolitik die rote Karte zeigt. Und sein Appell „Kümmert euch um Wichtigeres“ sollte eine Leitplanke sein in diesem Sommer vor der anstehenden Wahl.

Norbert Richter

Von nix kommt nix

4. Juni: „So viel Vermögen besitzen Senioren in Hamburg“ und Leserbrief: „Eigentum hart erarbeitet“

Dem Leserbrief kann man nicht mehr viel hinzufügen, außer, dass es nicht unüblich war, noch in der Ausbildung als Lehrling und „kleinverdienender“ Anfänger, z.B. einen Bausparvertrag abzuschließen, der anfangs oft nur mit fünf Mark monatlich bedient wurde, um sich später Eigentum ermöglichen zu können. Das war Anfang der 1950er-Jahre. Somit konnte ich mir Mitte 1960 ebenfalls Eigentum schaffen, in dem ich heute schulden- und sorgenfrei leben kann. Wie hieß es damals? Von nix kommt nix!

Dieter Dreyer