Scheinheilige Diskussion

3. Juni: „,Hafen zu langsam‘ – Maersk zieht Schiffe ab. Terminals in Hamburg laufen voll Ladung. Reedereien sprechen von fehlender Verlässlichkeit. Ein Asiendienst geht nun zeitweilig nach Bremerhaven

Ja, der Hamburger Hafen mag nicht der allerschnellste sein – in Importkreisen hadert man auch so manches Mal u.a. mit der Zollabwicklung, die z.B. in Rotterdam flexibler und schneller geht – und genauso gründlich. Wenn Maersk hier allerdings von einem langsamen Hamburger Hafen spricht und deswegen nach Wilhelmshaven ausweichen will, wundert mich das nicht, denn man hat seinerzeit sehr große Investitionen im Projekt JadeWeserPort getätigt und muss diese endlich nutzen! Daher ist diese ganze Diskussion mehr als scheinheilig, wenn sie auch nicht jeder Grundlage entbehrt und im Hamburger Hafen etwas passieren muss. Eines aber muss trotzdem folgen: Der Hamburger Hafen läuft über an Exportcontainern, die kaum noch zu bewegen sind, weil Reedereien (inkl. Maersk und MSC) u.a. Abfahrten herausgenommen haben und somit die Kapazitäten seit Monaten verknappen, um horrende Preisforderungen durchdrücken zu können. Bei totaler Überlastung wird jede Abwicklung langsamer. In Europa ist der Frachtraum und auch die Zahl der benötigten Leercontainer knapp (das gilt auch für Rotterdam, Antwerpen und insbesondere für die britischen Häfen). Der Hafen in Rotterdam ist auch durch verspätete Schiffsankünfte (auch, aber nicht nur durch das Problem im Suez-Kanal) so überlastet, dass voll beladene Schiffe nur schleppend abgefertigt werden. Sie werden zum Bunkern (Tanken) einfahren dürfen, danach müssen sie wieder auf Reede liegen und dann irgendwann wieder anlegen dürfen zum Löschen der Ladung – Gesamtdauer 12 Tage (so gerade geschehen mit Brussels Express/Hapag Lloyd zwischen dem 16. Und 27. Mai). Also gilt diese fragwürdige Aussage der Maersk nicht nur für Hamburg.

Horst J. Löw

Tolle Idee – aber Utopie

2. Juni: „Flugzeuge, Fähren, Stahl – Hamburg setzt auf Wasserstoff. Es ist ein Milliardenprojekt, das Industrie, Logistik und Mobilität in der Hansestadt revolutionieren soll“

Eine tolle Idee, die Sie heute im Abendblatt für den grünen Wasserstoff in Hamburg aufgezeichnet haben. Wenn sie realisiert wird, dann ist ein größerer Schritt zur Energiewende getan. Aber Sie haben eine „Kleinigkeit“ vergessen bzw. nicht erwähnt: Wo soll die nötige Energie zur Elektrolyse herkommen? Zurzeit haben wir im Bundesgebiet eine Abdeckung durch regenerativen Strom zu weniger als 50 Prozent. Um den normalen Verbrauch zu decken, müssten doppelt so viele Windräder, Solaranlagen und andere die Energie liefern, um völlig CO2-neutral zu leben und zu arbeiten. Dann fehlt noch der „Rest“, der zur Wasserstoffproduktion benötigt wird. Woher soll das alles kommen? Aus konventionellen Kraftwerken im In- und Ausland wie Kohle und Kernkraft, also als „grauer“ Wasserstoff firmieren? Eine solare Großanlage in südlichen Ländern oder der Sahara ist zurzeit schon aus politischen Gründen unrealistisch und auch eine mögliche Wasserkraft ist nur sehr begrenzt realisierbar. Energie einsparen ist sicher das Gebot der Stunde, aber auch hier sind Grenzen gesetzt. Wir sollten schon Zukunftspläne haben, aber diese der Realität gemäß verfolgen und planen und keine Utopien publizieren.

Dr. Jürgen Koch, Holm

Personal täglich testen

2. Juni: „Sylt: Vier weitere Corona-Fälle in Restaurants“

Man fragt sich doch, wie es angehen kann, dass Angestellte Sylter Restaurants positiv getestet werden, wenn Touristen die Insel nur mit einem negativen Test betreten und sich mit anschließenden Tests vor Ort als „negativ“ ausweisen müssen. Die Urlauber sollten doch davon ausgehen können, dass diese Vorschriften eingehalten werden. Es ist doch die verdammte Pflicht der Restaurantbesitzer, ihr Personal täglich, zur Not, unter Aufsicht zu testen, damit es zu solchen Ausbrüchen gar nicht erst kommt. Würden sich die Lokalbesitzer verantwortungsvoll verhalten, käme es gar nicht erst dazu. Ich würde es begrüßen, wenn die betroffenen Betreiber mit einer mindestens einwöchigen Lokalschließung sanktioniert würden. Solche Nachlässigkeiten und Verantwortungslosigkeiten müssen hart bestraft werden.

Fred Mordhorst

Auffrisch-Impfung ab Januar

1. Juni: „Nur 21 neue Corona-Fälle – Hamburg ruft alle über 60 zur Impfung auf. Aber UKE-Infektiologin Marylyn Addo warnt vor Leichtsinn“

Der Artikel liest sich so, als seien die Tage des Impfzentrums in Hamburg gezählt. Im Juli sollen nur noch Zweitimpfungen stattfinden. Ich halte das für eine grobe Fehlplanung. Die Wissenschaft lehrt uns, dass wir noch jahrelang Corona-Auffrisch-Impfungen benötigen werden, möglicherweise auch Impfungen gegen die fortlaufend entstehenden Mutanten. Bereits zeitnah stehen die Auffrisch-Impfungen der Erstgeimpften von Januar an. So wird es das ganze Jahr weitergehen. Hinzu kommen im Verlauf von Sommer/Herbst auch noch die Erstimpfungen der älteren Kinder. Wie sollen die Hausärzte diesen Ansturm bei Auffrisch-Impfungen, der ähnlich sein wird wie der bei Erst- und Zweitimpfungen, bewältigen? Die Hausärzte werden allein dadurch höhere Patientenaufkommen zu erwarten haben, da zahlreiche Patienten den Arztbesuch im Corona-Lockdown für später aufgeschoben haben. Wir werden noch jahrelang Impfzentren benötigen, und es müssen auch genügend Herstellungskapazitäten für die verschiedenen Impfstoffe im eigenen Land geschaffen werden. Auch an der Perfektionierung der ständig überlasteten und bislang recht ineffektiven Impf-Hotline sollte bereits jetzt gearbeitet werden. Denkt „da oben“ mal jemand daran?

Annelie Kirchner

Sprache muss lebendig bleiben

1. Juni: „CDU will Wahlkampf mit Nein zu Gender-Sprache führen“

Da ist die CDU auf dem richtigen Weg. Wenn sich die Wertvorstellungen in einer von Männern dominierten Gesellschaft, in der sich das „generische Maskulinum“ in der Sprache festgesetzt hat, hin zur Gleichberechtigung von Frau und Mann gewandelt hat, werden sich auch die sprachlichen Gewohnheiten ändern müssen. Aber überall dort, wo Sprache eine klare, eindeutige Definition erfordert, muss es eine einheitliche Sprachregelung geben! Das gilt für alle juristischen Bereiche, Behörden, Versicherungen, Schulen usw. Das sollte verbindlich vom Gesetzgeber festgelegt werden. Aber darüber hinaus dürfen die Möglichkeiten unserer Sprache (wie z.B. Dialekte, Poesie, Schriftstellerei, Medientexte etc.) nicht eingeschränkt werden. Sprache muss lebendig bleiben!

Udo Bauer

Müll sammeln am Strand

29./30. Mai: „Kleine Taten unterwegs – mit großer Wirkung. Man muss nicht gleich komplett aufs Reisen verzichten, um Urlaub und Umwelt zu kombinieren“

Was ich noch anregen möchte: Man kann am Urlaubsort, egal wo, gern eine Tüte mitnehmen und z.B. am Strand Müll sammeln. Erstmal ist man ein gutes Vorbild für die Kinder und dann sorgt man für saubere Strände. Ich mache das schon seit ein paar Jahren. Auch wenn ich den Müll nicht selber mache, sammel ich ihn auf, damit die Tiere im Meer weniger leiden müssen. Meine Schwester sammelt im Moment Masken im Hamburger Stadtpark auf, weil es sie einfach anekelt und sie auch besonders an die armen Tiere denkt. Was mir beim Urlaub in England besonders auffällt und mir sehr schwerfällt – dort werden die Plastikflaschen alle in den Müll geworfen oder auch in die Gegend. Da sind wir doch in Deutschland schon lange weiter, denn mit dem Pfand werden die Flaschen zum Großteil nicht weggeworfen. Auch Kleinigkeiten, die jeder machen kann, helfen unserer Umwelt.

Angela Selke