Vorstellungen wandeln sich

26. Mai: „Die richtige Sprache. CDU-Landeschef will das Gendern verbieten – ein mutiger wie populistischer Vorstoß“

Ich kann es nicht mehr hören, dieses ständige -innen und -innen oder die Kurzpausen, sprich Gendergaps! Und Sternchen im Text brauche ich auch nicht! Fing nicht alles mit einer Untersuchung an, bei der die Probanden mehrheitlich erklärten, mit Wörtern im generischen Maskulinum überwiegend die Vorstellung von Männern zu verbinden? Aber Vorstellungen wandeln sich. Für den Begriff Soldaten mag das wohl noch zutreffen. Doch will im Ernst jemand behaupten, vor seinem inneren Auge erschienen überwiegend Männer oder Jungen, wenn er Begriffe wie Schüler, Studenten, Künstler, Demonstranten, Migranten oder Parlamentarier hört? Ich denke nicht. Also wozu die sprachlichen Verrenkungen? Zumal niemand das konsequent durchhalten kann. Merkwürdigerweise werden Begriffe wie Mörder oder Betrüger eher nicht gegendert. Und das sind doch auch nicht alles Männer.

Regina Heurich

Holpriger Rededuktus

Wie sehr haben Sie mir doch aus der Seele gesprochen. Unsere schöne deutsche Sprache hat sich tief in mein Gedächtnis geschliffen. Da kann ich doch nicht krampfhaft versuchen, einen holprigen Rededuktus einzuüben, nur um einer Minderheit zu genügen. Ich möchte meine Brötchen, mein Tortenstück nicht bei eine m*r Bäcker*in kaufen, sondern einfach beim Bäcker, wissend, dass es sowohl von einer Bäckerin als auch von einem Bäcker gezaubert worden ist.

Heide Weber

Kinder nenne ich Schüler

Als Lehrer der Staatlichen Jugendmusikschule unterrichte ich seit nunmehr 25 Jahren die Instrumente Klarinette und Saxophon. Vor kurzem fiel mir eine alte Schülerliste in die Hände. Als ich begann, waren etwa 70 Prozent meiner Schüler Jungs, heute sind es 70 Prozent Mädchen. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Damals wie heute ist die Begegnung und das gemeinsame Musizieren der Kern und die Energiequelle unserer gemeinsamen Arbeit, und ich hoffe, dass dies von der Politik auch jetzt nicht vergessen wird. Damals wie heute nenne ich die Kinder meine Schüler, und damit meine ich derzeit die Jungs selbstverständlich mit!

Robert Löcken

Gegen Willen der Bevölkerung

Nun scheint die Wahrheit über den Sprech-Genderismus Stück für Stück ans Tageslicht zu kommen. Im Artikel von Herrn Iken war für mich erstmalig zu lesen, dass sich in Umfragen 2/3 der Befragten dagegen aussprachen. Wie viele Umfragen zu diesem Thema gibt es eigentlich? Und warum wurden diese Ergebnisse in den Medien bisher tabuisiert? Statt dessen wurde eifrig weitergegendert, gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit. Aus letzterem Grund gehören die staatlich oder wie auch immer von oben erlassenen Gender-Verordnungen abgeschafft. Diese Forderung, durch Herrn Dr. Ploß formuliert, ist wohl populär. Sie als populistisch zu bezeichnen, würde ich mir verbitten, zumal sie einem Mehrheitswillen des populus entspricht. Überschwängliche Reaktionen darauf waren zu erwarten. Sind sie ein Zeichen dafür, dass der Sprechgenderismus unsere Gesellschaft spaltet? Herr Stenzel fürchtet in seinem Leserbrief sogar eine Genderpolizei, die wir in Form der sogenannten Gleichstellungsbeauftragten ohnehin längst haben. Sie wacht über den politisch korrekten Gendersprech und sorgt an der Universität für den Punkteabzug bei Verstößen gegen die Gendersprech-Verordnung. Geht das nicht etwas zu weit?

Dr. Gerhard Diercks

Zwei Seiten einer Medaille

28. Mai: „Überseequartier - die ersten Mieter stehen fest. Mit Legoland Discovery Centre und Kinopolis erhält Hamburg zwei neue Freizeitattraktionen.“

Nun meldet sich der Investor erstmals und lüftet das Geheimnis der ersten Mieter seiner überdachten Einkaufsmeile. Es ist ein 3400 Quadratmeter großer Legoland-Indoorspielplatz für Kinder und Erwachsene, einer der größten Europas. Damit erfüllt der Investor zumindest die Forderung, Mieter zu präsentieren, die sich von denen der Innenstadt unterscheiden und somit keine Konkurrenz darstellen. Das liest sich positiv. Auf der anderen Seite wird hierdurch plötzlich ein Gegenmodell zu den klassischen Kinderspielplätzen unter freiem Himmel präsentiert, das bedenklich ist. Insbesondere, weil diese Spielplätze schon existieren und der Investor bzw. die Freie Hansestadt Hamburg bisher das ausstehende Verkehrskonzept noch schuldig geblieben ist. Es ist zu befürchten, dass die Umweltbelastung des zu erwartenden Verkehrs das Kinderspielen unter freiem Himmel untragbar macht. Zumindest sollte der Ziel- und Quellverkehr so frühzeitig abgefangen werden, dass ein Wohnen und Spielen im Freien nicht unnötig belastet wird. Wir sind gespannt, wie es weitergeht. Noch gibt es keinen rechtskräftigen Bebauungsplan für das Quartier und die Einkaufsmeile, obwohl schon kräftig gebaut wird.

Bruno Brandi, Initiative Lebenswerte HafenCity

Die Realität sieht anders aus

28. Mai: „Wo die Bahn noch schneller werden soll. Das Unternehmen will noch mehr Strecken für über 250 km/h umbauen, sagt Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla im Interview.“

Die Ankündigung von Herrn Pofalla, dass künftig die Zahl der Strecken, auf denen Züge 250 km/h und mehr fahren um 50 Prozent wachsen, kollidiert ein wenig mit der Realität. In den letzten Jahren hat die DB auf Strecken, wie Hamburg - Berlin, wegen mangelnder Instandhaltung, die Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h auf 200 km/h herabgesetzt. Auch die verringerte Höchstgeschwindigkeit wird nicht ausgenutzt. Fuhren vor zehn Jahren die Züge vom Hauptbahnhof nach Berlin in weniger als 90 Minuten, so ist man heute bis zu zwei Stunden und mehr unterwegs. Gleiches gilt für die Strecke von Hamburg nach Frankfurt, auf der die Fahrzeit sich Stück für Stück mit jedem Fahrplanwechsel um einige Minuten in den letzten zehn Jahren aber um insgesamt mehr als 30 Minuten verlängert hat. – Aber Höchstgeschwindigkeit auf kurzen Strecken bringt für die Fahrgäste wenig, denn einige schnelle Züge rauben dem Regionalverkehr die Trassen, bremsen diesen förmlich aus. Was nützt der energieaufwendige Kick einer hohen Geschwindigkeit, wenn am Zielbahnhof die Anschlüsse weg sind, oder die Ziele in der Fläche nicht erreicht werden, weil die DB in den letzten fünfzehn Jahren ihr Streckennetz um 6.000 km verkleinert hat? Nicht prestigeträchtige und Milliarden schwere Großbauprojekte wie Stuttgart 21 oder Diebsteich in Hamburg bringen die Bahn voran und nützen den Fahrgästen, sondern gründliche Instandhaltung der Bestandsanlagen und kleinere Ausbaumaßnahmen, damit die Züge zuverlässiger und pünktlicher werden. Wie häufig werden Züge durch Signal oder Weichenstörungen ausgebremst, da hilft auch die Anhebung der Höchstgeschwindigkeit nichts. Und wenn für die Einführung des Deutschlandtaktes wieder gigantische Neubaustrecken, deren Realisierung zehn bis zwanzig Jahre dauert, zur Voraussetzung gemacht werden, dann wird sich eine Verdoppelung der Passagierzahlen bis 2030 nicht erreichen lassen. Herr Pofalla scheint zu übersehen, dass 85 Prozent der Bahnfahrgäste auf Strecken bis zu 50 km unterwegs sind.

Michael Jung

Das ist schon ziemlich traurig

27. Mai: „88 Bänke und neue Ideen für eine belebte Mö.“

88 Bänke, 186 Fahrradbügel und 41 Poller? Tatsächlich? Damit soll die Strahlkraft der Mö erhöht werden? Das ist schon ziemlich traurig, ernüchternd und auch irgendwie sympathisch für die Situation, zu der auch zählt, dass Frau Stapelfeldt als aufsehenerregendsten Schritt die Verkehrsberuhigung zählt und das Plätzeprogramm. Wenn die erfolgte Sanierung des Gerhart-Hauptmann-Platzes und des Ida-Ehre-Platzes dazu geführt hat, die Plätze so (trostlos) aussehen zu lassen, wie sie sich derzeit produzieren, dann man „Gute Nacht“. Dabei gibt es so tolle Konzepte und Plätze in vielen Metropolen in Europa. Einfach mal hinfahren und staunen.

Gerhard Maack