So geht „grüne“ Politik?

27. Mai: Gastbeitrag: „Das Einfamilienhaus ist die schlechteste Lösung

Ausgerechnet der Grüne Michael Werner-Boelz argumentiert unter anderem gegen eine Einzelhausbebauung mit Klimaschutz und lässt gleichzeitig zu, dass das ökologisch wertvolle Kleingartengelände am Diekmoor zur Bebauung freigegeben wird. Er hat sogar den Senat gebeten, dieses zu evozieren, um damit ein Bürgerbegehren zu verhindern. So geht also „grüne“ Politik.

Dietlind Thiessen

Nicht jeder will ein Hochbeet

Dass der Raum in Großstädten endlich ist, wird von niemandem bestritten. Dies führt zu Preissteigerungen und damit zu einer Situation, in der ein Einfamilienhaus für die Mehrzahl der Bürger unerschwinglich ist. Dadurch werden verdichtete Wohnformen bevorzugt und umgesetzt, weil sie für den Käufer bezahlbar sind. Das versteht jeder und dafür braucht es Herrn Werner-Boelz nicht. Ihm geht es aber um etwas ganz anderes, nämlich darum, die „Stehzeuge“ aus der Stadt zu entfernen und „Hochbeete zum gemeinsamen Gärtnern“ anzulegen. Dabei wähnt er (zumindest bei den Fahrzeugen) die Hälfte der Haushalte hinter sich. Ich halte das für einen groben Irrtum! Aus meiner Sicht sind weit mehr als die Hälfte der Bürger dieser Stadt von funktionierenden Verkehrswegen für Autos abhängig. Und ich denke, nur eine kleine Minderheit möchte als „Wohnideal“ in verdichteten Gemeinschaftsunterkünften am gemeinsamen Hochbeet gärtnern. Das sind grüne Fantasien einer kleinen innerstädtischen Bildungselite und die werden hier von Herrn Werner-Boelz im Bezirk Nord gerade tatkräftig und aus meiner Sicht gegen die erdrückende Mehrheit der Bevölkerung in die Tat umgesetzt.

Dr. Philip Düwel, Hamburg-Duvenstedt

Gendern grenzt aus

26. Mai: Leitartikel: „Die richtige Sprache. CDU-Landeschef will das Gendern verbieten – ein mutiger wie populistischer Vorstoß“

Man kann es ja gar nicht oft genug betonen: Das generische Maskulinum schließt kein Geschlecht aus! Es schließt auch keine Religion, keine Hautfarbe, keinen Gesundheitszustand usw. aus. Wenn wir künftig mittels des Gendersterns alle möglichen Geschlechter ansprechen wollten, bliebe die Frage, warum wir uns nicht auch um die ausdrückliche Ansprache anderer gesellschaftlicher Gruppen kümmerten, die in unserer Sprache zwar ebenfalls selbstverständlich stets mitgemeint werden, im Alltag aber oft vergessen, wenn nicht sogar diskriminiert und ggf. regelrecht drangsaliert werden. Welche (ständige) Anredeform für Menschen mit Behinderung, Menschen anderer als weißer Hautfarbe, anderer Religion usw. verwenden? Neutraler, unvoreingenommener, diskriminierungsfreier als mit dem generischen Maskulinum kann man doch gar nicht sprechen. Alles andere bedeutete die ausdrückliche, bewusste sprachliche Bevorzugung weniger Hunderttausend Menschen, denen wir nicht zumuten wollen, als Mann oder Frau angesprochen zu werden, während z. B. Millionen Schwerbehinderte, Muslime, dunkelhäutige Menschen, die ebenfalls zu unserer Gesellschaft gehören, weiterhin im (sprachlichen) Dunkel blieben.

Torsten Christlieb

Schlimmer ist ein „Weiter so“

Mir erscheinen in Ihrem Artikel einige Aussagen sehr widersprüchlich und leider auch in einer Weise plakativ, dass sie dem Thema so für mich in keiner Weise gerecht werden. Es beginnt bereits mit der Überschrift „Die richtige Sprache“. Was ist denn für Sie „die richtige Sprache“? Die, die Sie für die richtige halten, die der Mehrheit (wovon auch immer?), die, die sich nach den Rechtschreibregeln richtet, die dem jeweils eigenen Sprachgefühl entspricht, die, die Herr Ploß gerne wieder zurück oder bewahrt hätte oder …? Ich empfinde es als deutlich abwertend, das Mitsprechen von z.B. Gendersternchen als „eitle Geste“ zu bezeichnen. Und ich frage Sie, was Sie daran bemerkenswert finden, „weder eine Einwohnerin noch einen diversen Fußgänger vergessen“ zu wollen? Richtig unangenehm wird es für mich allerdings, wenn Sie dann nach meinem Gefühl sehr selbstgerecht räsonieren: „Die Sprache mag so gerechter werden, vor allem aber wird sie hässlicher – und unverständlicher.“ Letztendlich ist mir tatsächlich eine Avantgarde-Debatte – so wie ich Sie bei Ihnen nun abgewertet finde –, die auf eine lebendige Veränderung zielt, doch deutlich lieber als eine permanente Haltung des Weiter-so-wie-immer oder die eines sich auf populistische Sätze einlassenden Jungpolitikers.

Horst Prenzel

Die falsche Betonung schmerzt

Bei allem Traurigen, was gestern im Abendblatt zu lesen war, gab es doch auch zwei Beiträge, die mich sehr erfreut haben. Was Rainer Moritz „immer schon mal sagen wollte“, das ist auch mein Anliegen: „Wenn allerdings das Hamburger Abendblatt dazu übergehen sollte ..., das offiziell nicht existente, gegen alle Wortbildungslehren des Deutschen verstoßende Gendersternchen zu verwenden, dann ... ist mit meinem Zorn zu rechnen!“ Gendergerechte grammatische Verstöße wie „Dirk ist ein*e Abgeordnete*r“, „Kolleg*in“ oder „Nachbar*innen“ machen die Sprache „hässlicher – und unverständlicher“, wie Matthias Iken schreibt. Und wenn ich die gesprochenen Genderlücken mitten im Wort und die damit verbundene falsche Betonung im Radio höre, so gibt es mir jedes Mal einen Stich. Bei Richter*innen kommt mir stets der Gedanke: Und die Richter außen!

Dr. Inge Blatt

Sprache ist nicht das Problem

Laut Umfragen sind 50 bis 70 Prozent der Deutschen gegen das Gendern mit Sternchen, Doppelpunkt, Unterstrich und Co. Und zu Recht: Es verhunzt die Sprache ungemein und tut nichts für die wahren Probleme, die Frauen betreffen: Z.B. die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, faire Bezahlung, Schutz vor Gewalt, Schutz vor sexueller Belästigung etc. Dass eine kleine Minderheit von Ideologen meint, die Reichweite von öffentlichen Institutionen wie Rundfunk, Verwaltung und Universitäten auszunutzen, um der ablehnenden Mehrheit einen hässlichen Neusprech aufzudrücken und direkt oder indirekt mit moralisch-gesellschaftlicher Ächtung all denjenigen droht, die dort nicht mitmachen, ist elitär und lebensfern. Die Forderung von Christoph Poß nach einem Verbot des extremen Genderns mit Sternchen in der Verwaltung und öffentlichen Institutionen ist lediglich eine Forderung nach Anwendung geltender Rechtschreib- und Grammatikregeln und die Absage an ideologischen Zwang. Und um es klar zu sagen: Kaum jemand hat wohl etwas gegen das sogenannte binäre Gendern, also z.B. „Leserinnen und Leser“. Wenn konsequent angewandt, ist es zwar sperrig, aber wenigstens richtiges Deutsch.

Stefan Bötel

Aufhören mit dem Quatsch

Herr Ploß hat völlig recht! Mit diesem Quatsch muss sofort aufgehört werden. Ich fühle mich persönlich durch diese Sprachverschandelung beim Lesen belästigt. Es besteht von keiner Seite eine Pflicht zur Anwendung!

Bernd Lange

Nicht zu Ende gedacht

26. Mai: „Wo in Hamburg neue Tempo-30-Zonen gelten“

Der Senat plant eine umfassende Einbeziehung von Straßenabschnitten, in denen nachts nur noch 30 statt bisher 50 km/h gefahren werden darf. Dadurch soll eine „spürbare Verbesserung der Nachtruhe“ erreicht werden. So löblich diese Absicht zunächst klingt, so ist diese nicht zu Ende gedacht worden. Eine Reduktion der Geschwindigkeit von 50 auf 30 km/h verursacht logischerweise auch eine um 40 Prozent längere Fahrtzeit und Verdichtung des Verkehrs auf diesen Strecken. Damit dürfte die prognostizierte Absenkung des Lärmpegels um zwei bis drei Dezibel eher eine unrealistische Hoffnung bleiben. Sollten Autofahrer in einem erheblichen Maße diese Strecken meiden und auf andere Straßen ausweichen, so verlagert sich das Problem nur in andere Straßen. Das wäre wohl keine wünschenswerte Lösung.

Hartwig Schuchardt, Hamburg-Berne