Schnell alle Dosen verimpfen

26. Mai: „Praxen bekommen deutlich weniger Impfstoff. Corona-Vakzin wird für Impfung von Kindern und Jugendlichen ,angespart‘, heißt es zur Begründung

Wie kann man nur auf eine solche Idee kommen? Um vielleicht (!) im Juli Kinder und Jugendliche impfen zu können, werden jetzt Impfstoffe zurückgehalten, die für solche Impfungen noch gar nicht zugelassen sind. Dabei gibt es nach wie vor viele Erwachsene, die dringend eine Impfung brauchen. Hamburg muss so schnell wie möglich alle verfügbaren Dosen verimpfen – möglichst in Arztpraxen und nicht in den Impfzentren, denn die arbeiten schneller und kostengünstiger. Es ist so peinlich, dass der Stadtstaat Hamburg beim Impfen immer noch hinterherhinkt. Dabei sind in einem Stadtstaat die Menschen leichter erreichbar als auf dem Lande.

Dr. Wieland Schinnenburg,

Mitglied des Deutschen Bundestags

Planlose Entscheidungen

Es ist schon irritierend zu lesen, dass der Bund Impfstoff zurückhält für die Impfung von Kindern und Jugendlichen, obwohl derselbe Staat uns doch vor kurzem noch gesagt hatte, dass ein Aufsparen nicht notwendig sei, weil man ja schließlich immer mehr Impfstoff bekommen werde. Was ist nun richtig? Nach über einem Jahr der Pandemie-Maßnahmen, kann man vielleicht über gemachte Fehler hinwegsehen, weil viele Situationen neu waren, aber jetzt immer noch in den Aussagen hin und her zu wechseln, keine verlässlichen Aussagen zu machen und je nach Interessengruppen, die sich bemerkbar machen, zu entscheiden, mutet nicht nur hilflos, sondern planlos an. Weiterhin sollten dieselben Entscheidungsträger, die jetzt den Impfstoff zurückhalten, bedenken, dass einige wissenschaftliche Experten zu einer Auffrischung der Impfung im Herbst raten. Sollten also die Impfstoffe tatsächlich aufgespart werden, könnte es passieren, dass bis Jahresende nicht jede und jeder Impfwillige ein Impfangebot erhalten wird, weil die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger eine Auffrischung des Impfschutzes benötigen und aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters priorisiert sind. Entweder, es wird tatsächlich der gesamte vorliegende Impfstoff zeitnah verimpft oder die Diskussionen über die Rückgabe von Grundrechten könnte heftiger geführt werden, weil den Menschen immer mehr die Perspektive auf „Normalität“ genommen wird. Irgendwann dürfen die Jugendlichen und älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger ohne Maske herumlaufen, die Nicht-Geimpften, egal ob aus persönlichen Gründen oder wegen des fehlenden Impfangebots, nicht. Hinzu kommt, dass solches Zurückhalten des Impfstoffes diesen Ausnahmezustand der Einschränkung der Grundrechte künstlich verlängert, der Staat also nicht alles dafür tut, dass den Bürgern und Bürgerinnen alle Grundrechte und -freiheiten wieder gewährt werden.

Rüdiger Ramm

Ich hüpfe nicht

26. Mai: „Die richtige Sprache. CDU-Landeschef will das Gendern verbieten – ein mutiger wie populistischer Vorstoß“

Ich möchte als fast Achtzigjähriger nicht gezwungen werden, mich sprachlich politisch korrekt zu verhalten. In Thomas Manns Roman „Josef und seine Brüder“ beschreibt er den erzwungenen Gehorsam der Untertanen mit „...und sie hüpften alle auf einem Bein“. Ich hüpfe nicht. Ich komme mir nur blöd vor, schon beim Zuhören.

Friedrich Weinhold, Norderstedt

Frisierte Motoren verbieten

26. Mai: „Wo in Hamburg neue Tempo-30-Zonen gelten. Senat will Geschwindigkeitslimit auf weiteren 85 Abschnitten von Hauptverkehrsstraßen einführen und hat 15 ,Ruhige Gebiete‘ festgelegt“

Sicher ist die Einrichtung von Tempo 30 an Hauptverkehrsstraßen eine Möglichkeit der Lärm-Reduzierung. Ich denke allerdings, dass noch andere Wege gegangen werden müssen. Leider war es ja bisher in diesem Jahr nicht wirklich warmes und gutes Wetter in Hamburg. Aber schon an den wenigen Tagen mit etwas Sonne waren sie wieder da: Pkw mit manipuliertem Motor und Auspuff, Motorräder mit veränderter Abgasanlage und die unsäglich knatternden Harleys. Wieso wird nicht mit bundesweiten Vorschriften gegen diesen Unsinn vorgegangen? Wieso darf ein Motorrad mit einer alten Rahmennummer einen für neue Fahrzeuge verbotenen Motor verwenden, der keinerlei aktuelle Lärm-Vorschriften (von Abgaswerten mal ganz zu schweigen) einhält?

Joachim Franke

Ermittelt wird nur beim Auto

25. Mai: „Fahrräder für mehr als acht Millionen Euro gestohlen. 2020 stieg nicht nur die Zahl entwendeter Zweiräder. Die einzelnen Exemplare werden auch immer teurer“

Mir wurden im letzten Halbjahr zwei teure Räder gestohlen. Eines davon kostete mehr als 2000 Euro. Die Polizei in der Wache Sedanstraße zeigte wenig Interesse. „Die Diebe schnappen wir sowieso nicht, es sei denn einer kommt zu uns und sagt, er hätte ihr Rad geklaut...“ Richtig ermittelt wurde, als an meinem Auto (Wert etwa 400 Euro) ein kleiner Kratzer von dem Verursacher gemeldet wurde. Drei Beamte mit Streifenwagen haben sich über eine Stunde um den Kratzer gekümmert. Schade, dass teure Fahrräder dem Staat nichts Wert sind.

Peter Meyer

HSV sollte Fehler korrigieren

25. Mai: „Die Akte Arp“

Danke, für diese hervorragende Aufbereitung. Hier sollte der HSV unmittelbar eingreifen und seine damaligen Fehler korrigieren. Ich denke, wenn einer Herrn Arp zu alten Leistungsformen verhelfen kann, dann ist es das HSV-Juwel Herr Hrubesch. In seiner Art mit Menschen zu arbeiten, würde Herr Arp sicher in kurzer Zeit wieder zu einem Leistungsträger werden. Somit würden Fehler der Vergangenheit geheilt, und der HSV hätte endlich mal mit einem „fast“ Hamburger Jung wieder ein Aushängeschild.

Alexander Anton

Erst die Privatpatienten?

21. Mai: „Warum es im Juni beim Impfen so eng wird. Nächste Woche treffen sich Bund und Länder erneut zum Impfgipfel. Vor allem bei der Immunisierung von Schülern sind noch viele Fragen offen“

Wieso erst im Juni? Schon in der ganzen Anti-Corona-Impfzeit können nicht alle, die nach Priorität dran gewesen wären, einen Impftermin ergattern. Die vollmundigen falschen Versprechungen/Ankündigungen haben nur für Frust und Wut gesorgt. Wenn jetzt die Hausärzte frei bestimmen können, kommen womöglich erst die Privatpatienten dran? Wie bei den Hautärzten, wo „Normalos“ monatelang auf einen Termin warten müssen und Privatpatienten nur drei Tage.

Gudrun Perlbach

Die Vergleiche sind schief

14. Mai: „Wie Hamburg neue Wohnviertel plant. Entstehen soll ein Nutzungsmix wie vor 100 Jahren. Abendblatt stellt Quartiere vor. Zum Auftakt: Gespräch mit einer Stadtplanerin“

Die Ideen und Planungen für neue Wohnviertel hören sich ja gut an, nur die Vergleiche mit den 20er-Jahren sind in mehrfacher Hinsicht schief. Gerade in den angeführten Gebieten aus der Schumacher-Ära sind kaum Läden und schon gar keine kleinen Werkstätten entstanden. Das entsprach nicht Schumachers Leitbild von Licht, Luft und Sonne und Nutzungstrennung statt Nutzungsmischung. Solche Mischnutzung könnte man vielleicht für die Baugebiete der Gründerzeit feststellen. Gegenwärtig kann man In der (Neuen) Mitte Altona besichtigen, dass die dort zusammen mit den Wohnungen errichteten Gewerbeflächen zum großen Teil (bisher?) nicht angenommen worden sind. Und 20.000 bis 30.000 Wohnungen pro Jahr sind in dem angeführten Zeitraum keineswegs gebaut worden. Die beiden Autoren Schubert/Michelis schätzen in dem Buch „Hamburger und Altonaer Reformwohnungsbau der 1920er Jahre“, dass in der Zeit zwischen 1919 und 1933 ca. 65.000 Wohnungen, rechnerisch wären das im Schnitt nur gut 4300 im Jahr, im damaligen Hamburg – bei sinkenden Einwohnerzahlen ab 1930 – gebaut worden sind.

Helgo Klatt