Club ohne Mannschaft

14. Mai: „Der Vagnoman-Plan: Bleibt der HSV zweitklassig, will er das Eigengewächs zu Geld machen. In Osnabrück fällt der Verteidiger aus. Warum ein Transfer wichtig wäre“

Allein mit der Lektüre dieses Artikels erklärt sich das ganze Elend des HSV. Er ist ein Club ohne Mannschaft. Die Misere nahm ihren Lauf und verstärkte sich ab März, als Transfergerüchte um den Top-Knipser Simon Terodde aufkamen, dessen Vertragsverlängerung von der Vereinsführung zu zögerlich verhandelt wurde, bis er selbst – ablösefrei – aktiv wurde. Dies raubte der Mannschaft die nötige Kraft und Motivation im Aufstiegskampf. Nun steht mit Vagnoman die nächste wichtige Personalie des Vereins zur Disposition, eine Schacherei, die den Spielern den letzten Nerv raubt. Unsicherheiten gebe es auch um die Verträge von Hunt, Wood, van Drongelen, Dudziak und Gyamerah. Am Ende würde also nicht eine aus einem Aufstiegskampf hervorgegangene Mannschaft in den Arenen der ersten Bundesliga auflaufen, sondern eine neu von Michael Mutzel zusammentelefonierte. So geht Vereinspolitik in Hamburg. Eine weitere Retortenmannschaft aber bräuchte die erste Bundesliga nicht. Allein ein Blick hinüber zu den „Störchen“ nach Kiel genügte, um zu zeigen, wie Aufstieg geht.

Norbert Richter

Jugend ohne Stimme

12./13. Mai: Kommentar: „Solidarität mit den Jüngeren“

Vielen Dank, dass Sie Ihre junge Volontärin zu Wort kommen lassen. Ich gebe ihr vollkommen recht und möchte ergänzend eine noch jüngere Perspektive einbringen, um die weitreichenden Folgen des Rosinenpickens beim Impfen zu verdeutlichen. Mein jüngerer Sohn ist Ostern 14 Jahre alt geworden und hat eine große Leidenschaft: Fußball. Und ich spreche hier von echter, jeder nicht-schulisch verplanten Minute umfassender Leidenschaft. Eine Leidenschaft, die auch nach über einem Jahr ohne Punktspiele und kaum Training nicht nachlässt. Gestern kam die nächste Schocknachricht. Er darf trotz einiger Lockerungen in Hamburg dem Rest seiner Mannschaft wieder nur beim Trainieren zusehen. Die meisten sind noch 13 Jahre alt und dürfen seit ein paar Wochen wieder auf den Platz. Mein Sohn ist seit Ostern raus – seit seinem 14. Geburtstag. Für Sportler des Jahrgangs 2007 bedeutet der Geburtstag dieses Jahr staatlich angeordnete Ausgrenzung, inklusive Verzweiflung, Wut, Resignation, einem Gefühl des abgehängt Werdens und wachsenden Zweifeln an Gesellschaft und Politik. Ich möchte mir nicht ausmalen, wohin dies bei Jugendlichen führt, die nicht von ihren Familien aufgefangen werden können. Alle Großeltern unserer Familie haben sich so schnell wie möglich mit Astrazeneca impfen lassen. Sie erfahren die Verzweiflung der Jugendlichen aus erster Hand und möchten ihren Beitrag leisten, schützen sich und alle anderen – auch ihre Enkelkinder – und treiben die Impfkampagne voran. Und sie wissen, dass es im Sommer viele Urlaubsmöglichkeiten geben wird, die sich durch Vorlage von negativen Tests ermöglichen lassen, auch wenn es vorher mit der Zweitimpfung nicht klappt. Die Jugendlichen haben keinerlei Wahl. Die Corona-Verordnung steht und Freiheiten für sie sind nicht in Sicht. Ein negativer Test berechtigt sie nicht, am Training teilzunehmen. Bisher ist kein Impfstoff für sie zugelassen. Und wenn die Zulassung mit Biontech kommt, treten sie in Konkurrenz zu denjenigen, die Astrazeneca ablehnen. Die Jugendlichen haben keine Stimme in der Politik und sind auf Solidarität angewiesen. Es wäre wünschenswert, ihre Perspektive stärker in den Fokus zu nehmen. Zeigen wir denjenigen, die sich noch unsicher bzgl. einer Astrazeneca-Impfung sind, dass diese Entscheidung nicht nur sie selbst betrifft. Ich bin fest überzeugt, dass Menschen gerne Gutes tun.

Melanie Neuenstadt

Starker Tobak!

Der Kommentar hat mein tiefes Missfallen ausgelöst! Diese Anklage ist starker Tobak vor dem Hintergrund der bisher gelaufenen Erfahrungen mit Astrazeneca, die ja wohl jedem verantwortungsbewussten und informierten Bürger bekannt sein dürften und eine Absage an die Entscheidungsfreiheit der über 60-Jährigen. Sie vergessen, dass auch die Jüngeren die volle Entscheidungsfreiheit haben, mit welchem Impfstoff sie sich impfen lassen möchten. Ich habe den Eindruck, dass Sie hier eine Polemik betreiben, die niemandem und schon gar nicht dem Generationsdenken gerecht wird, sondern auf einer Welle reiten, die Alt und Jung in dieser schwierigen Zeit auseinanderbringt. Vielleicht wäre ja Ihre Auseinandersetzung mit dem Thema um verschwendete siebte Dosen Biontech eine Unterstützung, anstatt das Alleingelassen werden der Hausärzte.

Angelika Koopmann

Das ist unsolidarisch

12./13. Mai: „Keine Lust auf Astrazeneca – wegen der Ferien. Viele Hamburger lehnen Impfung ab, weil ihnen die Wartezeit auf die zweite Dosis zu lang ist“

Der Aussage von Herrn Plassmann, dass wir eine Pandemie bekämpfen und keine Urlaubsplanung machen, kann ich nur zustimmen. So langsam reicht es jetzt. Seit fast eineinhalb Jahren hocken wir nun zu Hause, bislang ohne Aussicht auf einen Impftermin. Mein 16-jähriger Sohn ist mittlerweile nur noch ein Schatten seiner selbst und völlig mürbe von Kontaktbeschränkungen und Wechselunterricht. Und da lehnen Leute über 60 den Astrazeneca-Impfstoff ab, nur weil sie wegen der späteren Zweitimpfung nicht in den Urlaub fahren können? Das ist unfassbar unsolidarisch und wie eine schallende Ohrfeige gegenüber allen, die sich lieber heute als morgen impfen lassen würden, wenn sie denn dürften. Wie kann man nur so egoistisch sein?

Birgit Peters

Nicht „Verstehen Sie Spaß“

11. Mai: „Hamburgs Handel – Aufstand gegen Bürgermeister Tschentscher“

Was für eine Woche. Um als Einzelhändler in dieser Stadt für Aufsehen zu sorgen, bedarf es einer ganzseitigen Anzeige: „Aufstand gegen Bürgermeister Tschentscher“ wird getitelt – was es bringt? Der Bürgermeister hält sich bedeckt. NDR 90,3 macht dies zum Tagesthema. Unmengen an Hörer/-innen kommen zu Wort und zeitgleich bedankt sich der Innensenator für die Disziplin bei 40 Tagen Ausgangsbeschränkung. Diese wird aufgehoben! Aber natürlich nicht sofort, sondern ab Null Uhr. Wie viele Polizistinnen und Polizisten zwischen 21 und 24 Uhr Gesetzesbrecher dingfest machen mussten, darüber wird nicht berichtet. Auch wird hier nicht etwa die Sendung „Verstehen Sie Spaß?“ gedreht. Es ist leider Realität in unserer Stadt. Ich als Markthändler leide unter solchen Entscheidungen und der Wahnsinn ist allgegenwärtig – auf Hamburgs Wochenmärkten dürfen derzeit nur Lebensmittel verkauft werden. Spargel selbstverständlich, der Spargelschäler natürlich nicht! Der Kollege mit Haushaltswaren durfte nicht aufbauen. Ich habe ab sofort keine Lust wegen jedem Alltagswahnsinn vor das Verwaltungsgericht zu ziehen. Ich erwarte, dass jede Entscheidung mit Augenmaß getroffen wird. Denn alle Entscheidungsträger beziehen ein Festgehalt und sollten zur Kenntnis nehmen, dass Hamburg nicht aus einer Insel besteht. Schon der Landkreis Harburg gehört zu Niedersachsen und nach zehn Minuten mit dem Fahrrad von Blankenese aus erreiche ich Schleswig Holstein. Ab sofort möchte ich nicht mehr als kleines Kind behandelt werden, sondern als mündiger Bürger. Sonst soll sich doch bitte der Bürgermeister ein anderes Volk oder wir uns einen anderen Bürgermeister suchen.

Rainer Raeder

Lieber im Herbst pflanzen

11. Mai: „Hamburg zählt seine Bäume“

Dass in Hamburg in diesem Jahr endlich wieder Straßenbäume gepflanzt wurden, ist eine gute Nachricht. Leider passierte das hier in den Walddörfern erst Ende April, als die Pflanzzeit längst vorüber war. Damit die jungen Bäume auch in trockenen Sommern eine gute Überlebenschance haben, sollten sie im Herbst gepflanzt werden. Dies müsste zu organisieren sein, da ansonsten mit einem großen Verlust zu rechnen ist. Ein großer Teil der Bäume wird diesen Sommer nicht überleben, einige sind bereits jetzt abgestorben. Das verschwendet unnötig Steuergelder.

Jeannette Steffahn, Hamburg