Fundamentale Erkenntnisse

7. Mai: „Draußen kann man sich kaum anstecken“

Über den Umgang mit der Pandemie muss sich der interessierte Bürger nur wundern. Nach mehr als einem Jahr werden fundamentale Erkenntnisse (Fahrstühle sind zu meiden) veröffentlicht. Bei einer Pandemie ist doch davon auszugehen, dass 99,9 Prozent der Bevölkerung kein Interesse daran haben, sich selbst oder andere (Familie, Nachbarn, Arbeitskollegen) anzustecken. Daher wäre es naheliegend, die Risiken des Infektionsvorgangs in allen Einzelheiten und mit allen Funktionalitäten zu kommunizieren. Wenn alle wüssten, was sie zu tun und vor allem auch zu lassen hätten und wo die Gefahr in welcher Situation lauert, könnte man davon ausgehen, dass sich alle Gutwilligen aus Egoismus oder Empathie angemessen verhalten würden. So aber wird nach alter Manier von oben herab sinnlos und unverständlich herumbefohlen, und es braucht hochrangige Beschlüsse von vielen Gremien, um Selbstverständlichkeiten (Aufhebung von grundlosen Grundrechtseinschränkungen) zu regeln. Und die notwendige Forschung zur Verhinderung künftiger Pandemien findet vermutlich aus Gründen des Datenschutzes nicht statt. Hauptsache man kann irgendeinen Inzidenzwert verlautbaren, der schon alles regelt. Wenn man durch verständliche Aufklärung weiß, wie man sich in welcher Situation zu verhalten hat, um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren, wäre viel gewonnen.

Hartwig Vosgerau

Grüne Oase nur auf dem Dach

7. Mai: „Der große Streit: Wohnungsbau oder Naturschutz?“

Die SPD und die Grünen stehen schon lange nicht mehr für Naturschutz. Alles Grün wird dem Wohnungsbau untergeordnet. Wenn man den Auswertungen der Immobilienportale folgt, verlagert sich die Nachfrage aktuell mehr ins Umland! Das wird in Hamburg gerade ignoriert. Es wäre auch die Nachfrage beruhigend, wenn man nicht weiter damit wirbt, jedes Jahr 10.000 Wohnungen bauen zu lassen. Langfristig stellt sich auch die Frage, wer an Magistralen in neun bis zwölfstöckigen Wohnsilos in einem „kompakt-bebauten“ Hamburg wohnen möchte, in dem die grünen Oasen auf den Dächern der Bushaltestellen stattfinden.

Thomas Schendel

Lösung: Alles auf Anfang?

6. Mai: „Wer profitiert vom Aufholpaket?“ Bund plant Milliardenprogramm für Nachhilfe und Anspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschüler bis Klasse vier“ und Kommentar: „Peanuts für die Bildung“

Nun haben unsere Kinder unter dem Ausfall des Präsenzunterrichts und unter dem teils bockigen Verhalten einiger Lehrer, sich digitalen Lehrformaten zu verweigern, schon genug gelitten. Und nun sollen sie auch noch den Stoff des ausgefallenen Schuljahres durch Nachhilfe nachholen. Das ist das Gegenteil von Förderung und Familienhilfe. Kinder und Familien benötigen wieder Normalität und Entspannung. Denken wir doch mal von der anderen Seite her: Warum nicht einfach nach den Sommerferien alles auf Anfang setzen und den Stoff, den Schüler im Pandemiejahr 2020 nicht vernünftig erlernen konnten, einfach nach den Sommerferien 2021 im neuen Schuljahr noch einmal bzw. überhaupt einmal lehren. Verschieben wir doch einfach die vorgesehenen schulischen Lerninhalte um ein Jahr nach hinten, meinetwegen auch ganz konsequent bis zum Ende des angestrebten Schulabschlusses. Ein Abiturient hat dann zwar nicht das Wissen von 13 Schuljahren, sondern nur von zwölf. Ein Realschüler vielleicht nur den Stoff von neun statt von zehn Jahren. Na und? Glaubt wirklich jemand ernsthaft, dass unsere Kinder dann nicht dennoch später ein gelungenes Leben führen werden?

Prof. Dr. Ralf Kesten

So geht skrupellose Politik

6. Mai: „Klimaschutz-Turbo für Deutschland. Regierung verschärft CO2-Energiesparziele – Grünen-Chef Habeck: ,Konkrete Maßnahmen gleich mit beschließen‘“

Die deutsche Klimaschutzpolitik wirkt überhastet und nicht durchdacht. Die Begeisterung der Regierung über die Verfassungswidrigkeit ihres eigenen Klimaschutzgesetzes ist skurril. Wieder einmal hat man bei Erlass des Klimaschutzgesetzes nicht nachgedacht. Dies kennt man ja schon von 2011, als wenige Monate nach der Verlängerung der Laufzeit der Atommeiler überhastet der Atomausstieg beschlossen wurde. Diese „bewährte“ Politik setzt man jetzt fort, wenn binnen einer guten Woche nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts sowohl die Fristen als auch der CO2-Ausstoß herabgesetzt werden. Verlangt hatte das Bundesverfassungsgericht lediglich, bis Ende 2022 eine wohldurchdachte und angemessene Verteilung des CO2-Verbrauchs bis 2050 zu regeln. Warum diese neuen Werte und Ziele nun binnen weniger Tage beschlossen werden konnten, wird von der Bundesregierung nicht erläutert. Schon gar nicht macht sich die Regierung die Mühe darzulegen, ob und wie diese neuen Ziele erreicht werden können. Nach allem wird offensichtlich: Das jetzige Vorgehen ist der Versuch, den Grünen kurz vor der Wahl noch schnell ihr Hauptthema wegzunehmen. Ob die Erreichung der neuen Ziele überhaupt machbar ist, spielt dabei ebenso wenig eine Rolle, wie die Auswirkungen auf das Klima, die deutsche Gesellschaft und die Wirtschaft. So geht skrupellose Politik, die allein dem Machterhalt dient.

Axel Neelmeier

Positives in den Vordergrund!

5. Mai: Leitartikel: „Die halbe Stadt im Blick. Die Corona-Politik des Senats vergisst viele Menschen – und ist rechtlich bedenklich“

Herr Iken findet in den meisten seiner Leitartikel bei den Lesern Lob, Zustimmung, sowie Anerkennung. Hier nun, bei seiner Beurteilung, wie der Hamburger Senat die Corona-Krise händelt, fehlt mir doch etwas ganz Wichtiges. Es wäre doch als Erstes hervorzuheben, dass durch die vorgenommenen Maßnahmen das Allerwichtigste erreicht worden ist: Die Fallzahlen in der Hansestadt sinken kontinuierlich, deutlich schneller als in vergleichbaren, deutschen Großstädten. Die Kehrseite der Einschränkungen: Einzelhandel, Kultur, Sport, Schule und soviel anderes leiden und das schon viel zu lange. Daher ist mir auch ganz wichtig: Wir geben immer dem Negativen den Vortritt. Also bitte, das Positive in den Vordergrund!

Wilfrid Warncke

Blind durch den Nebel

Der Kern des Artikels steht im letzten Satz und verbirgt gleichzeitig das Geheimnis der Senatspolitik: „Die ganze Stadt im Blick? Nein, leider nur noch das Virus“. Und das Geheimnis ist, dass die Verantwortung des Senats nicht messbar ist. Keiner kann ihm konkret etwas nachweisen, weil die Daten fehlen. Niemand kann ihm Verantwortungslosigkeit nachweisen, denn die ist nicht messbar, nicht quantifizierbar. So kann der Senat weiter verantwortungslos handeln. Tun, was ihm so einfällt. Keiner kann ihm konkret an den Kragen. Also, nicht die ganze Stadt in den Blick nehmen, sondern blind durch den Nebel eiern. So wie auch kürzlich der Bürgermeister die Ausgangssperre zu begründen versuchte, ohne jegliche fundierte Begründung.

Dieter Brandes, Hamburg

Der deutsche Ordnungswahn

5. Mai: „Warum so viel Impfstoff weggeworfen wird“

Der Hinweis auf eine mögliche Haftung der Ärzte beim Verimpfen der siebten Dosis aus einer Biontech-Ampulle ist irreführend und vorgeschoben. Eine solche Haftung wäre ja überhaupt nur durchzusetzen, wenn ggf. ein Verschulden des impfenden Arztes zweifelsfrei als ursächlich für beispielsweise eine Covid-19-Erkrankung trotz Impfung zu identifizieren wäre, was angesichts der Wirkungsquoten von unter 100 Prozent wohl ausscheidet. Man gewinnt vielmehr den Eindruck, dass diese Argumentation jetzt als willkommene Ausrede dafür herhalten muss, dass mal wieder der deutsche Ordnungswahn eine effektive Nutzung der zusätzlichen Dosen verhindert: Was die EMA nicht ausdrücklich gestattet, findet jedenfalls in Deutschland nicht statt.

Dr. Thomas Koch, Hamburg