Fragwürdige Maßnahmen

6. Mai: Leitartikel : „Gute Ausgangssperre. Als Maßnahme gegen Corona ist das Instrument viel besser als sein Ruf

Das größte Dilemma in der medizinischen Forschung ist die Verwechslung von Korrelation und Kausalität. Und diesem Problem kann man leider nur gelegentlich mittels einer klugen Hypothese begegnen. Im heutigen Leitartikel wird aber das Gegenteil versucht. Es grenzt an ein Wunder: Eine Ausgangssperre, die eigentlich kaum jemandem wehtut, bringt der Pandemiebekämpfung angeblich den größten Benefit. Irgendwann, wenn wir vielleicht das Virus endlich besser verstanden haben und wissen, wie es sich verbreitet, werden wir (hoffentlich) über die gegenwärtigen, an den höchst fragwürdigen „Inzidenzen“ orientierten Maßnahmen mitleidig lächeln können. Man schaue dazu nur nach Schleswig-Holstein, das mit einer gänzlich anderen Strategie sehr viel besser dasteht.

Dr. Martin Schwager

Ideenlose Politik

5. Mai: Leitartikel: „Die halbe Stadt im Blick. Die Corona-Politik des Senats vergisst viele Menschen – und ist rechtlich bedenklich“

Danke für Ihre klare Analyse der Senatspolitik, die nicht mehr alle Bürger im Blick hat. Bis zum letzten Sommer war ich noch stolz auf die Hamburger Senatspolitik, weil ruhig und gelassen auf die Pandemie reagiert wurde. Jetzt muss ich mich schämen für eine arrogante, völlig einseitige, mutlose und ideenlose Politik, die noch viele Opfer – leider auch Todesopfer – bringen wird.

Volker Helm

Ich wähle Tschentscher

Natürlich dürfen Sie eine extreme Meinung an prominenter Stelle äußern. Genauso scheint aber unsere Verfassung die gesundheitliche Fürsorge von Herrn Dr. Tschentscher herzugeben. Was nützen uns wohl gefüllte Taschen der Wirtschaft, wenn man langfristig krank oder tot ist? Obwohl ich als Zahnarzt noch nie SPD-Wähler war, habe ich Herrn Tschentscher für die nächste Bürgerschaftswahl meine Stimme versprochen.

Dr. Peter Loewen

Lob für die Regierenden

Viele der Leitartikel von Matthias Iken sind nachvollziehbar und verständlich, aber dieser Bericht hat mich entsetzt. Hat Herr Iken nicht die Gründe gelesen, warum Hamburg eine eigene Statistik über die Inzidenzen bevorzugt? In der Vergangenheit hat niemand die Berechnungsweise in Hamburg kritisiert, im Gegenteil, unser Bürgermeister wurde für seine Weitsicht gelobt. Jetzt, wo wir einige Tage länger mit den Beschränkungen leben müssen, obwohl das RKI unter 100 kalkuliert, Hamburg aber immer noch knapp darüber ist, wird es kritisiert und als falsche Politik dargestellt. Warum müssen unsere Politiker, die es sich in diesen Zeiten bestimmt nicht leicht machen mit den verschiedenen Entscheidungen, immer scharf kritisiert werden statt sie einmal zu loben, dass Sie die richtigen Entscheidungen getroffen haben? Hamburg ist doch ein gutes Beispiel dafür. Die Zahlen belegen es, dass unser Herr Tschentscher die richtigen Beschlüsse umgesetzt hat, die uns letztlich allen zugute kommen. Ich wünsche mir einfach, dass wir auch einmal die Regierenden loben für ihre gute unermüdlich Arbeit. Wer möchte schon mit ihnen tauschen? Für mich sind jedenfalls unser Bürgermeister und seine Mitarbeiter ein lobenswertes Beispiel dafür, wie man eine Bevölkerung bestmöglich durch die Pandemie bringt (das gilt nicht für die Grünen). Dafür meinen Dank. Ich bin froh, ein „Hamburger“ zu sein.

Jost Wandschneider

Risikofaktor Bürger?

Es ist erschreckend zu sehen, wie Hamburg sich nun auch unter den Bundesländern in eine Art Selbstisolation begibt. Das geradezu verbissene Festhalten des Senats an maximalem Lockdown auf Basis hausgemachter Statistik hat nichts mit Umsicht zu tun, sondern zeugt von Starrsinn. Statt kluger Abwägung herrscht fast schon Obsession. Das Schwarz-Weiß-Denken von „Lockerung“ und „Verschärfung“ greift ohnehin zu kurz. Um auf Dauer mit dem Virus leben zu können, brauchen wir möglichst mündige Menschen, der Endlos-Lockdown fördert hingegen eher Ausweichstrategien als verantwortungsvolles Selberdenken. Wer die Bürgerinnen und Bürger fast nur noch als Risikofaktoren sieht und behandelt, der wird den Anforderungen einer städtischen Gesellschaft nicht gerecht.

Dr. Hugo Winters, Hamburg

Alle Jahre wieder

6. Mai: „Abitur-Panne: Behörde sucht nach Ursachen“

Kaum ein Jahr, in dem es nicht solche Pannen gab. Und in jedem Jahr kam von der Behörde die Zusicherung, man werde den Ursachen auf den Grund gehen und sie zukünftig abstellen. (An)gespannt warteten wir als Lehrer darauf, dass Schüler Unstimmigkeiten oder Unklarheiten in den Aufgabenstellungen entdeckten. Dann mussten wir über die Hotline die Behörde informieren, wo schon ein Krisenstab darauf wartete, Probleme bei der Aufgabenstellung zu bearbeiten und dann schnellstmöglich Faxe mit den Korrekturen an alle betroffenen Schulen zu schicken. Ich habe nie verstanden, warum es gerade bei so wichtigen Aufgaben keine mehrfache Kontrolle und am Schluss, bevor alle Aufgaben in den Druck gehen, keine doppelte Endkontrolle gibt. Es soll sie zwar geben, aber die Kontrolleure müssten selbst die Aufgaben lösen und nicht nur die dazugehörigen Lösungen durchschauen. Hier regiert aber meist die Einstellung: Das haben bereits die Fachlehrer beim Erstellen der Aufgaben getan, also muss ich nur mal „drüberschauen“. Es wird schon alles richtig sein. Was wurde in diesem Jahr versprochen? Man werde alles rückhaltlos aufklären und im nächsten Jahr werde alles besser. Wer es glaubt, wird selig!

Willibald Brendel

Auf dem Rücken der Kinder

Es ist unglaublich, wie die Jugendlichen behandelt werden. Gibt es in der Behörde niemanden, der die Endversion der Aufgabenstellung vor der Verschickung an die Schulen nochmals prüft? Einen solchen Fehler sollte sich eine der Abiturientinnen mal erlauben, null Punkte wären sicher. Absoluter Pfusch dann auch beim Umgang mit dem Fehler: Erst völlige Verwirrung stiften, dann von den Prüflingen allen Ernstes verlangen, sich in der Situation zu entscheiden, ob die Prüfung nachgeschrieben werden soll und null Kommunikation mit den Schulen. Der einzig saubere Ausweg wäre gewesen, die Prüfung sofort zu stoppen und zeitnah nachschreiben zu lassen. So wird alles auf dem Rücken der Schulen und der Kinder ausgetragen. Als ob diese im letzten Jahr nicht schon genug zu ertragen gehabt hätten!

Ulrike Ertle, Hamburg

Hamburgs Nord-Süd-Gefälle

28. April: „Deutschland, einig Fahrradland“ und 13. April: „Velorouten: Hamburg drückt aufs Tempo“

Wenn ich den Ballindamm mit dem Fahrrad entlangfahre, lacht mir das Herz. Attraktiv und sicher mit wunderbarer Aussicht. Ein Leuchtturmprojekt, für das Hamburg viel Geld investiert hat. Natürlich sind solche Leuchtturmprojekte im Zentrum wichtig. Natürlich ist Hamburg nördlich der Elbe wichtiger als Hamburg südlich der Elbe. Und erst recht wichtiger als Neugraben-Fischbek. Das sieht man daran, dass auf vielen Radwegen nördlich der Elbe im Winter Schnee geräumt wird. Das sieht man daran, dass es Fahrradzähler gibt und Radfahrstreifen. Das sieht man daran, dass von heute auf morgen zwei wichtige Fahrradstrecken für vier Jahre gesperrt werden: die Verbindung von Fischbek und Neu Wulmstorf nach Neuenfelde und die Verbindung von Rübke nach Francop. Umleitung über den Feldweg, der mehr aus Pfützen als festem Boden besteht. Das sieht man daran, dass die Radwege an der B 73 – die einzige Verbindung von Ost nach West – stellenweise nur 60 cm breit sind, stellenweise voller Wurzeln oder Löcher. Mein Vorschlag: Das Baugebiet Fischbeker Rethen halb so groß bauen, dann haben auf dem Gelände südlich der Bahn auch die Ausgleichsmaßnahmen Platz.

Elisabeth Steinfeld, Neu Wulmstorf