Ironisch, aber angemessen

24./25. April: „Alle(s) noch ganz dicht? Mehr als 50 Schauspieler protestieren mit ironischen Videos gegen Corona-Maßnahmen

Endlich einmal eine angemessene, nicht beleidigende Kritik zu den von den Politikern verordneten Regeln in der Corona-Pandemie und im neuen Infektionsschutzgesetz. Die Beiträge sind ironisch, ja satirisch, regen zum Nachdenken an. Sie sind in keiner Weise beleidigend. Die Überschrift „Alle(s) noch ganz dicht?“ hingegen empfinde ich als beleidigend für die abgebildeten Schauspieler. Kritische Äußerungen müssen in unserer Demokratie noch erlaubt sein. Kritiker allerdings nach „rechts“ zu rücken, als „Querdenker“ oder „Coronaleugner“ zu bezeichnen, würde sie abqualifizieren. Das ist nicht in Ordnung. Ich ziehe meinen Hut vor den Schauspielerinnen und Schauspielern. Chapeau bas!

Gisela Paulsen

Kontraproduktive Aktion

Dass es für unsere Künstler bitter ist, so auf dem Trockenen schwimmen zu müssen, kann ich gut nachvollziehen. Natürlich dürfen sie sich zu der Corona-Politik ironisch bis satirisch äußern, denn „Freiheit ist die Freiheit des Andersdenkenden“. Das schließt allerdings auch die Fähigkeit ein, Kritik aushalten zu können. Angesichts der vielen Corona-Toten sollten sich die an der Aktion „#allesdichtmachen“ Beteiligten fragen, ob ihr Blick auf die notwendigen Corona-Maßnahmen nicht kontraproduktiv ist. Freiheit bedeutet nicht das Ausleben von Egoismus!

Regine Ulbrich, Buchholz

Wem bringt die Aktion was?

Ich bin unglaublich empört über diese Aktion. Nie hätte ich geglaubt, dass sich SchauspielerInnen wie Tukur, Liefers, Uhl usw., die ich alle als sehr gebildet und seriös empfunden habe, an so einer zynischen und die vielen Toten und deren Angehörigen missachtenden Aktion teilnehmen würden. Meine Sympathie für diese Art von Kultur lässt mich nun sehr an dieser „Kultur“ zweifeln. Wem bringen solche Aktionen etwas? Wohl nur der AfD und den Corona-Leugnern.

Liane Winkler, Hamburg

Ein Kriterium reicht nicht

23. April: „Was wird aus Hamburg? Kämpferin gegen die Abrissbirne“

Die fettgedruckte Zeile „Bei Denkmalschutz geht es nicht primär um Schönheit, sondern um Geschichte“ ist ein Allgemeinplatz, der bei der Beurteilung des Denkmalwerts eines konkreten Bauwerks wenig hilfreich ist. Wie müsste man z.B. die Aufstockung und Begrünung des Hochbunkers in St. Pauli bei Anlegen dieser Messlatte bewerten? Wo, wenn nicht hier, geht es wahrhaft um Geschichte, deren mahnmalhaft-monströser Ausdruck nun in unerträglicher Weise verkleistert wird? Jedes Objekt hat seine Historie. Jedes Bauwerk steht in einem zeitgeschichtlichen Kontext. Jedes Gebäude beansprucht Raum, der nicht unbegrenzt zur Verfügung steht. Nicht jedes Bauwerk hat sich bewährt. Nicht jede Geschichte muss weitererzählt werden. Und nicht alles Neue sollte grundsätzlich als Verlust des Alten gesehen werden. Jedes unter Denkmalschutz stehende Bauwerk muss aber trotz wechselnder praktischer Anforderungen vor allem auch sinnvoll genutzt werden, wenn man es erhalten will. Nicht immer ist es dabei mit einer schnellen, öffentlichkeitswirksamen Idee getan. Es reicht eben nicht, irgendein Einzelkriterium herauszustellen, über das sich ein Denkmal definieren lässt. Denkmalschutz und Denkmalpflege sind eine ungeheuer anstrengende, langwierige und oftmals kontroverse Angelegenheit, der man mit Schlagworten nicht gerecht wird. Es geht immer um die gründliche und ergebnisoffene Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Gegenstand der Betrachtung im Einzelfall. Dabei muss erst einmal Vieles, manchmal Widersprüchliches, über diesen Gegenstand in Erfahrung gebracht werden. Stimmungen und undifferenzierte Betrachtungsweisen stehen einer am Ende qualifizierten und auch für den interessierten Laien nachvollziehbaren Einstufung als Denkmal, die der kritischen Überprüfung über viele nachfolgende Jahre standhält, entgegen.

Mathias Hein

Gegen politische Naivität

23. April: Kolumne: „Chancen haben alle drei“

Lieber Herr Dohnanyi, Ihre wunderbare Formulierung für die politische Zukunft Deutschlands, es müsse „gelingen, die großen neuen Aufgaben glaubwürdig mit wirtschaftlichem Erfolg zu verbinden, also aus den unvermeidlichen Umbrüchen gut bezahlte Arbeit zu machen. Das könnte eine siegreiche Strategie sein“, eignet sich als Leitsatz über jedem Programm der zum 20. Deutschen Bundestag kandidierenden demokratischen Parteien. Dies sollte das Leitmotiv für eine, wie Sie es nennen, „Konzeption der Hoffnung“ sein. Sie steht jenseits und über allen parteipolitischen Egoismen und würde bei Beherzigung Koalitionen unterschiedlicher Couleur ermöglichen. Kleinherziger, um Macht bedachter Parteienstreit, würde zugunsten aller Bürger/innen des Landes in den Hintergrund rücken. Mit „Solidität gegen Blumenkorso“ setzten Sie am Ende Ihrer Worte noch einmal eine Pointe gegen politische Naivität und ein Nachdenken darüber, was notwendig und wünschenswert ist. Ihr Interview mit Matthias Iken trägt trotz seiner Kürze wesentlich zu einer zukünftigen politischen Orientierung bei.

Norbert Richter