An die Vernunft appellieren

Ostern, 3./4./5. April: „,Der Staat darf nicht erziehen‘. FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki nennt die Ausgangssperre in Hamburg „lebensfremd“. Er rechnet damit, dass Gerichte die Entscheidung kippen werden

Von einem Vizepräsidenten des Bundestages erwarte ich, dass er mit seinen Äußerungen nicht die zunehmende Verunsicherung in unserer Gesellschaft durch populistische Äußerungen verstärkt, sondern an Vernunft und solidarisches Verhalten appelliert. Herr Kubicki sollte sich besser orientieren an dem ihm sicher bekannten Max Weber, der schon 1919 „Verantwortungsethik“ als eine der wichtigsten Tugenden des Berufspolitikers forderte. „Die Folgen werden meinem Tun zugerechnet“, warnt er. Er ahnte wohl, was der anschließende Zusammenbruch der Weimarer Demokratie für Folgen haben würde. Lernen wir denn nie aus der Geschichte? Wie wohl tat dagegen die Osterbotschaft des Bundespräsidenten, der eine „politische Vertrauenskrise“ einräumte, die politisch Verantwortlichen für Fehler rügte, sich damit zum Anwalt der Bürger machte und die Bürger dennoch in die Verantwortung nahm.

Werner Hutterer

Viele haben Zukunftsängste

Ostern, 3./4./5. April: „Es wird Zeit, unseren Kindern Danke zu sagen. Geduldig, cool und digital: Unser Nachwuchs war das Verlässlichste, was Deutschland in dieser Pandemie zu bieten hatte“

Herr Schumacher spricht mir aus dem Herzen. Die Jugend kommt in dieser Pandemie viel zu kurz. Schulschließungen und Homeschooling, kaum Sportangebote in der Gruppe und keine Möglichkeiten sich in der Peergroup auszutauschen. Das sind schon sehr einschneidende Veränderungen für die Kinder und Jugendlichen und sie werden mit Sicherheit noch länger darunter zu leiden haben. Es wäre wirklich schön, wenn sich die Politik nun wieder vermehrt der jüngeren Generation widmen würde, damit diese positiver nach vorne blicken kann, denn viele junge Menschen haben Zukunftsängste und fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Echte Aktionen für die Generation von morgen sind jetzt gefragt.

Isabelle Ziegler

Alle Möglichkeiten nutzen

1./2. April: „Ausgangssperre in Hamburg. Um die dritte Corona-Welle zu brechen, sollen die Bürger von 21 bis 5 Uhr zu Hause bleiben“

Eine hohe, weiter steigende Gefährdungslage erfordert gravierende Gegenmaßnahmen. So weit sind auch die aktuell getroffenen Maßnahmen des Hamburger Senats kurzfristig gerechtfertigt, und auch der Großteil der Bevölkerung geht aktuellen Umfragen zufolge mit. Warum allerdings bis heute die verpflichtende Nutzung einer App zur Nachverfolgbarkeit der Infektionen, die die Kontakte digital abbildet (z.B. die „luca-App“) nicht beschlossen wurde, ist mir völlig unverständlich. Es werden in erheblichem Umfang Grundrechte eingeschränkt, aber der Datenschutz wird angeblich höher bewertet. Das ist nicht schlüssig. Wenn die Kontakte der letzten fünf Tage aller Infizierten sofort beim Gesundheitsamt digital abgeglichen werden würden, könnten meines Erachtens die Infektionsketten nachvollzogen und schnell und konzentriert die pandemische Verbreitung eingedämmt werden. Die besonders betroffene Altersgruppe der „digital natives“ wäre mit dieser Form der Nachverfolgbarkeit in jedem Fall abgeholt, und die wichtige Verbindung zum Gesundheitsamt könnte damit auch hergestellt werden. Ebenso hilfreich wäre die Einbindung dieser digitalen Möglichkeiten in die Corona-Warn-App. Dort wurde bisher im Wesentlichen das Tagebuch erweitert, was für die direkte Nachverfolgung immer noch nicht geeignet ist. Warum wird an dieser Stelle keine entsprechende Optimierung hergestellt? Im Sinne der schnellen Eindämmung der Pandemie gilt es, alle hilfreichen und zur Verfügung stehenden Bausteine auszuschöpfen und umfänglich zu nutzen.

Jochen Kunz-Michel, Halstenbek

Kranke Mitarbeiter sind teuer

1./2. April: „Testpflicht in Betrieben droht – Wirtschaft reagiert ablehnend“

Ich finde es richtig, dass Betriebe in die Pflicht genommen werden ihre Mitarbeiter zu testen. Denn wo bitte ist der Unterschied zwischen einer Schule im Präsenzunterricht und einer Arbeitsstätte mit Präsenzpflicht? Jeder Arbeitgeber hat eine Verantwortung für seine Arbeitnehmer und es wäre gut, wenn die zahllosen Bürobetriebe diese auch endlich wahrnehmen würden! Jeder Supermarkt und jede Bäckerei ist inzwischen besser geschützt als Arbeitnehmer im Büro und wenn es freiwillig nicht klappt, dann muss es eben zur Pflicht werden! Ich würde es sehr begrüßen, wenn Verantwortliche in Betrieben und Verbänden diese auch endlich wahrnehmen und nicht immer nur sagen würden, was alles nicht geht. Denn jeder Arbeitgeber sollte ein Interesse daran haben, dass möglichst wenig Mitarbeiter Coronabedingt ausfallen. Ja die Tests kosten Geld, aber ein kranker Mitarbeiter ist teurer. Vielleicht sollten sich Arbeitgeber mal an folgendes Zitat erinnern: „Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne zahle.“ Robert Bosch hatte in seiner Zeit mit diesem Prinzip Erfolg.

Jürgen Krause, Hamburg