Schule: Russisches Roulette

30. März: „Ausgangssperre ab Freitag? Hamburg plant harte Maßnahmen gegen Corona. Auch Schulschließungen nicht mehr tabu

Es ist uns seit nunmehr einem Jahr durch Homeoffice und strikte Kontaktvermeidung gelungen, uns nicht mit Corona anzustecken. Mit gerade mal Anfang 50 müssen mein Mann und ich wohl noch einige Monate auf den Impftermin warten. Bei deutlich geringeren Fallzahlen waren die Schulen in Hamburg geschlossen. Nun geht unser Sohn wieder im Wechselunterricht zur Schule und angesichts der immer höheren Fallzahlen mache ich mir große Sorgen, dass er das Virus nach Hause mitbringt. Es lassen sich leider nicht alle Mitschüler testen. Dass diese dann nicht konsequent vom Präsenzunterricht ausgeschlossen werden, bzw. dass nicht von vornherein eine Testpflicht eingeführt wurde, befremdet uns zutiefst. Das ist wie russisches Roulette und aus unserer Sicht unverantwortlich! Es gibt auch Risikopatienten, die jünger sind als 80 Jahre!

Birgit Peters

Sprache nicht malträtieren

30. März: „Wenn eine Grüne von ,Indianern‘ spricht. ,Big Brother‘ ist unter uns. Im Schatten der Pandemie leidet die Sprache, doch Tierschützer packen den Stier bei den Hörnern

Auch wenn ich keine Säugetiere mehr verzehre, schätze ich doch unsere Sprache mit ihren Tierbildern genau so, wie sie ist. Das tut meiner Ehrfurcht vor den Tieren keinen Abbruch. Großen Respekt habe ich vor den Urvölkern Amerikas, die einst für die Bewohner Indiens („Indianer“) gehalten wurden und durch europäische Eroberer großes Leid erfahren mussten. Die Heldenfigur eines Indianerhäuptlings, wie er etwa in Büchern, Filmen und Festspielen mit Winnetou als Verkörperung des Guten in den Köpfen von Kindern und OB-Kandidatinnen weiterlebt, steht für solche Anerkennung. Eine Partei jedoch, die unablässig unseren Sprachschatz malträtiert, hat damit meinen Respekt verwirkt.

Johannes Zink

Lehren aus der Pandemie

30. März: „Suez-Havarie dürfte zu höheren Preisen führen. Der Kanal ist wieder frei. Doch die Verzögerungen und neuen Planungen der Reedereien kosten Geld. Hamburgs Hafen trifft Vorbereitungen“

Gut, dass die „Ever Given“ endlich frei gekommen ist und wieder Fahrt aufnehmen kann. Trotz dieser guten Nachricht sollte bedacht werden, dass diese Massen immer schwer zu navigieren sind. Da helfen auch die zwei Lotsen auf der Brücke nichts. Zu bedenken gibt es jedoch, dass der Hang zu immer größer und immer schneller keinen richtigen Sinn macht. Die Pandemie zeigt, dass vieles nicht gebraucht und manches entschleunigt wird.

Ulrich Schauer

Nicht quatschen, handeln

29. März: „Inzidenz steigt auf 148 – Tschentscher denkt über Ausgangssperren nach“

In der Sendung von Anne Will windet sich Frau Merkel wie ein Aal und denkt über einen härteren Lockdown nach. In Hamburg denkt ebenfalls unser Bürgermeister über Ausgangssperren nach. Diskussionen und Nachdenken sind gute Dinge für Schönwetterzeiten, jetzt brennt die Bude und die Damen und Herren Politiker, verdammt noch mal, sollen endlich handeln und nicht soviel quatschen.

Klaus Brandes

Ernst der Lage wird verkannt

29. März: „Corona – und der Faktor ,Migration‘. Einige Mediziner warnen, dass viele Menschen aus Zuwandererfamilien an Covid-19 erkranken. Die Gründe dafür: vor allem ihre soziale Lage“

Endlich wurde zu den auch in Hamburg in den verschiedenen Stadtteilen so unterschiedlichen Inzidenzhöhen ein wichtiger Hinweis gegeben, den ich aus eigener Erfahrung ergänzen möchte: Nicht nur die engen Wohnverhältnisse und das fehlende Geld spielen eine Rolle, sondern der in vielen Herkunftsländern viel engere Familienverband. Das bedeutet, dass sich die häufig sehr zahlreiche Großfamilie trifft, und auch Freunde, die vor der Tür stehen, nicht abgewiesen werde dürfen. Der Ernst der Pandemie, die ein anderes Verhalten erfordert, wird oft nicht verstanden – sei es wegen mangelhafter Sprachkenntnisse, fehlender Ortskenntnisse oder Einsicht zur gefährlichen Lage für sich und andere. Das muss sich ändern. Dieses Problem haben auch viele Grundschulen: Kinder werden eingeschult, ohne die Chance zu haben, sich mit den Lehrkräften zu verständigen, geschweige denn dem Unterricht zu folgen. Auch wenn die Deutschkenntnisse sich im Laufe des Jahres nur wenig verbessern, werden diese Kinder in der zweiten Klasse diesbezüglich nicht gefördert, sondern sollen auch noch Englisch lernen. Zuhause haben diese Kinder keine Chance auf Hilfe bei den Hausaufgaben – logisch. Wenn Gespräche mit den Eltern wegen Verhaltensauffälligkeiten geführt werden, fehlen häufig wiederum Sprachkenntnisse und Verständnis für Richtlinien an Schulen in Deutschland. Deshalb ist es wichtig, dass man hier stärker, aber auch nachdrücklicher Hilfe leistet und ggf. konkrete Verhaltensänderungen fordert. Manchmal genügt schon ein freundlicher, nachbarschaftlicher Hinweis. Bei der Schulanmeldung der Kinder sollten Vorbereitungskurse für die Eltern verpflichtend sein. Wir wissen alle, wie dringend Nachwuchs und Hilfskräfte in Deutschland benötigt werden, und ich freue mich über jeden Paketboten, Arzt, Rechtsanwalt und (manchen) Politiker mit Migrationshintergrund. Also bitte nicht über Chancenlosigkeit jammern, sondern die Ärmel hoch krempeln.

Rita Stellmacher

Unter den Teppich gekehrt

So, der Präsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler nennt es ein Tabu, was Bekannte aus Laboren uns schon seit Sommer erzählen: Ein großer Teil der Patienten mit Corona im Krankenhaus hat Migrationshintergrund. Und das RKI hat keine Zahlen? Und das in einer Zeit, wo die Einschränkung aller durch Ausgangssperren kein Tabu mehr zu sein scheint? Mit Verlaub, dass glaube ich nicht. Man wollte keine Zahlen. Anstatt den Stier damals schon bei den Hörnern zu packen und das Problem offen anzugehen, wurde es wie so vieles unter den Teppich gekehrt – vermutlich aus Angst vor einer aufbrechenden Verwerfung in Deutschland. Jetzt wird es zu einer Migrationsdebatte mit Eskalationspotenzial. Uns erwischt jetzt öffentlich, was wir an den USA im Frühsommer kritisiert haben. Es trifft Menschen in prekären Wohnsituationen mit Sprachproblemen. Hat Deutschland etwa geglaubt, der Krug geht an uns vorüber? Wie naiv! Ein aktives, offenes Angehen hätte es den Verantwortlichen ermöglicht, die Richtung der Debatte zu bestimmen und Maßnahmen zu definieren. Jetzt werden sie wieder getrieben – wie schon in so vielen Themen rund um die Pandemie. Aussitzen ist – wie sich wieder bitter zeigt – der falsche Weg.

Nicole Sauter, Norderstedt

Fehler kann man korrigieren

29. März: „Wohnquartiere finanzieren. Konzept zum Umbau des Kulturzentrums Berne sieht auch 262 Wohnungen vor. Dafür verschwinden zwei Sportplätze und Grünflächen“

Bevor ich heute Morgen das Hamburger Abendblatt aufschlagen konnte, hatte ich schon Ihren Artikel „Wohnquartiere finanzieren Stadtteilzentrum“ als PDF-Datei auf meinem Smartphone – ein Familienmitglied hatte ihn mir weitergeleitet. Ich möchte diese Begebenheit zum Anlass nehmen, mich für diesen und vorherige Artikel über Berne und Sasel zu bedanken, weil Sie immer auf Fehlentwicklungen hingewiesen haben, sei es nun die dichte Bebauung, ökologisch wertlose Gärten oder die bedauerliche Entwicklung um die Schule Berne. Frau Merkel hatte kürzlich die Größe, einzugestehen, dass sie einen Fehler gemacht hat und diesen korrigiert. Diese Größe würde ich mir von Herrn Rabe auch wünschen. Die Schulschließung war ein großer Fehler, was sich jetzt während der Pandemie um so deutlicher zeigt. Die Nutzung des Gebäudes durch den TuS Berne sowie den Verein KuBiZ ist nichts als ein Behelf, der allerdings zugegebenermaßen Schlimmeres verhindert hat.

Herbert Mellin