Qualität lässt spürbar nach

6./7. März: „Die schmerzhaften Lehren aus der Pandemie. Corona zeigt brutal die verdrängten Schwächen Deutschlands auf. Hamburger Experten, Wirtschaftsvertreter und Politiker fordern Konsequenzen

Die letzten zehn bis 15 Jahre meines 45-jährigen Berufslebens haben mich fassungslos gemacht, wie in der deutschen Verwaltung und Politik – aber auch in großen Firmen – das Streben nach möglichst umfassender Aufgabenerfüllung bei hohem Qualitätsgrad spürbar nachgelassen hat. Kein Wunder, denn selbst die Chefs sind heute mit einem Erfüllungsgrad von 70 bis 80 Prozent zufrieden. Die „fehlenden“ 20 bis 30 Prozent werden durch geschickte Außendarstellung, Selbstbeweihräucherung und einer schicken Powerpoint-Präsentation kaschiert. Frischgebackene Bachelor oder Master, die neu in die Unternehmen oder Verwaltungen einsteigen, sind der deutschen Sprache heute auch nur noch zu 80 Prozent mächtig, strotzen aber vor Selbstbewusstsein aufgrund ihrer fünf Auslandssemester und erfinden das Rad lieber neu, bevor sie auf dem Erfahrungsschatz älterer Kolleginnen und Kollegen aufbauen. Sicher auch ein Ergebnis der Inflation im Bildungswesen, das heute ja schon ein gutes Abi voraussetzt, um einen handwerklichen Beruf zu erlernen. Nicht Lehrer und Lehrerinnen, sondern Mütter und Väter steuern die schulische Entwicklung ihrer Zöglinge. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Rückgrat, die auch unbequeme Wahrheiten aussprechen, werden immer seltener. Die Führungen vertrauen nicht der Expertise eigener Fachleute, sie kaufen lieber teure externe Gutachten ein. Bloß keine Verantwortung übernehmen. Hauptsache ist, alles doppelt und dreifach zu dokumentieren. Da stehen wir heute. Und wenn der Mittelstand nicht so gut funktionieren würde, sähe es in Deutschland noch viel schlechter aus. Revolution ist daher kein schlechter Gedanke.

Manfred Christen

Irritierende Bildauswahl

Es irritiert schon sehr, dass Sie oben genannten Artikel mit einem Foto illustrieren, auf dem sich Politiker (in Vorbildfunktion?) in Corona-Zeiten die Hände schütteln. Etwas mehr Sorgfalt bei der Bildauswahl, bitte.

Anja Gerstberger

Vielfältige Teams sind besser

6./7. März: „Die 7 Fallen für Frauen auf dem Weg nach oben. Anlässlich des Internationalen Frauentags erklären Wirtschaftsexpertinnen, was sich für mehr Gender-Gerechtigkeit ändern muss“

Ihr Artikel bringt auf den Punkt, welche Karrierehinderer es für Frauen gibt, und warum wir noch immer nicht die Vorteile von Diversity nutzen können, denn vielfältig besetzte Teams sind erfolgreicher. Was ich mir in Ihrem Artikel noch gewünscht hätte, ist der Weg aus dieser Misere, denn es gilt mit einigen Mythen aufzuräumen. Auch viele Männer wollen mittlerweile, dass sich etwas ändert! Personalentscheider erleben noch viel zu oft, dass Frauen zu zögerlich auf Angebote zur Besetzung einer Führungsposition reagieren. Es braucht also nicht nur veränderte gesetzliche Rahmenbedingungen, sondern auch ein Umdenken in den Unternehmen und bei den Frauen (und Männern) selbst. Meiner Erfahrung nach ist es ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren: die Sensibilisierung von Personalentscheidern für unterschiedliche Karrierebedürfnisse von Männern und Frauen, die Etablierung von Führungsmodellen, die eine Vereinbarung von Karriere und Familie erlauben und eine grundsätzliche Verankerung von Diversityzielen in der Unternehmensstrategie. Dies zeigt Frauen, dass weibliche Führungskräfte explizit gewünscht sind, und eine solche Diskussion im Unternehmen nicht nur aus „politischer Korrektheit“ geführt wird. Und junge Frauen, die jetzt auf den Arbeitsmarkt drängen, sollten sich bei der Arbeitgeberwahl schon frühzeitig nach diesen Fakten kritisch erkunden. Das bringt dann hoffentlich ein baldiges Umdenken, um im Kampf um die besten (weiblichen) Talente die Nase vorn zu haben.

Anja Mahlstedt

Arbeitsplätze gehen verloren

4. März: „Supermärkte lassen Kunden selbst kassieren. Penny, Rewe, Edeka bieten in immer mehr Hamburger Filialen den Service per Smartphone oder Handscanner an“

Es ist schade, dass in dem Artikel über die ach so schöne neue Technikwelt kein Wort über den Verlust von Arbeitsplätzen verloren wird. Was wird aus den Menschen, die jetzt noch an den Kassen sitzen? Aber momentan hat man ja Gott sei dank noch die Wahl, wie man seinen Einkauf bezahlt.

Hans-Joachim Bull

Das eigentliche Problem lösen

5. März: Leitartikel: „Zeit für echte Profis. Im Kampf gegen Corona braucht es mehr Macher und weniger Bürokratie“

Es ist erstaunlich, wie die Politik in mehr oder weniger regelmäßigen Sitzungen ständig über mögliche Öffnungsschritte aus dem Lockdown diskutiert, aber nicht über das Problem, wie das Impfen beschleunigt werden kann. Der Bürger hätte erwartet, dass das Politikergremium in der Lage ist, einen „Stufenplan“ vorzulegen, um ein beschleunigtes Impfen zu erreichen. Es hätte auch interessiert, was denn aktuell unternommen werden kann, um das Impfen der Bürger zu beschleunigen und zum Verständnis, wo die Probleme liegen. Herr Quoos hat recht, das Management hätte von Anfang an entsprechenden Organisationen bzw. Personen übertragen werden müssen, entsprechend dem Motto „Schuster bleib bei deinen Leisten“.

Hans-Joachim Mallwitz