Kaufverhalten wird analysiert

4. März: „Supermärkte lassen Kunden selbst kassieren. Penny, Rewe, Edeka bieten in immer mehr Hamburger Filialen den Service per Smartphone oder Handscanner an

„Die Idee: Das Schlangestehen an der Kasse soll so durch das Selbstzahlen vermieden werden“, so das Abendblatt. Ich würde sagen: „Die Idee: Mehr Kunden sollen beim Payback-Programm mitmachen.“ Das ist zwar an sich nicht unbedingt schlecht, nur sollte jeder wenigstens wissen, dass damit seine Einkäufe gegen ein kleines Almosen in Form von Wertpunkten der Datenerhebung dient und sein Kaufverhalten mittels Data Mining detailliert analysiert wird. Payback schafft den gläsernen Kunden, denn von den gesammelten Daten lassen sich u. a. Rückschlüsse auf den Lebenswandel des Kunden ziehen. Außerdem eröffnen sie Phishing-Gefahren. Der Nutzen für den Verbraucher dagegen ist minimal. Im Zusammenhang mit der Angst vor einer effektiven Corona-App erstaunlich, wie viele dennoch da mitmachen.

Uwe-Carsten Edeler

Zusammenhalt wird zerstört

4. März: „Benkos Luxemburg-Connection. Ausgerechnet in der Steueroase laufen alle Fäden zum Elbtower zusammen. Die Politik reagiert empört“

Die Skepsis gegenüber dem Elbtower führt noch nicht weit genug. Denn die entscheidende Achillesferse bleibt nicht ein mögliches Steuersparmodell, sondern vor allem, dass es den gesellschaftlichen Zusammenhalt eher (zer-)stört, wenn man ausgerechnet direkt neben einem ärmeren Stadtteil wie der Veddel einen Wolkenkratzer vornehmlich nur für ein sehr reiches Publikum platziert, wo die Benutzerinnen und Benutzer sogar noch mit einer starken Symbolik regelrecht auf ihre Nachbarn von oben herabblicken können. Deshalb sollte das Hochglanzprojekt wie nach Vorbild der City of London in jedem Fall noch einmal als solches überdacht werden, zumal es eigentlich zu einer bewährten jahrhundertelangen Hamburger Tradition zählt, dass kein neues Gebäude höher als die Kirchtürme zu sein hat und in anderen Metropolen wie etwa New York schon aus Klimaschutzgründen keine derartigen Prestigebauten mit riesigen Glasfassaden mehr errichtet werden dürfen!

Rasmus Ph. Helt

Kluge Worte des Präsidenten

4. März: „Wuhan-Debatte – Uni-Präsident schaltet sich ein“

Eine Stellungnahme des Präsidenten war dringend geboten. Die Klarheit, in der sich Professor Lenzen zu Freiheit und Verantwortung der Wissenschaft bekennt, ist aber sehr bemerkenswert und ermutigend in einer Zeit, die bedroht ist durch Irrationalität, Verzagtheit, cancel culture, Denkverbote und totalitäre Bestrebungen. Hochachtung für diese klugen Worte!

Dr. Martin Schwager

Sie zerlegen sich selbst!

4. März: „Verdachtsfall rechts außen. Der Verfassungsschutz hat sich entschieden, die AfD zu beobachten. Für die Partei hat das schwerwiegende Folgen“

Wenn es in der Geschichte der Parteien am ganz rechten Rand des Spektrums eine Konstante gibt, dann die: Sie zerlegen sich am Ende selbst! Ob NPD, Republikaner oder AfD, nach kleinen Erfolgen folgt unweigerlich der Schlagabtausch der Anti-Demokraten an der Spitze der jeweiligen Partei, die mit politischen Programmen eigentlich gar nichts am Hut haben. Diese Menschen interessieren sich für sich selbst – und das ausschließlich. Und selbst, wenn das Land unter der Corona-Politik der Regierung ächzt, ist „wählt Meuthen wegen Meuthen“ für wenige eine echte Alternative. Es gibt allerdings eine Möglichkeit für diese Partei, von diesem Mechanismus abzulenken: Wenn nämlich „Ich-feier-wann-ich-will-Andy-Grothe“ und die Hamburger Sozialdemokraten in unnachahmlicher SPD-Oberlehrer-Manier den Verfassungsschutz los jagen, um dem Volk ganz klar zu machen, dass nur sie sagen, was richtig ist und was nicht. Damit schaffen Sie der AfD eine Atempause und den peinlichen Ego-Shootern an deren Spitze eine Möglichkeit, von sich abzulenken und die Partei als armes, verfolgtes Opfer darzustellen.

Dr. Philip Düwel, Hamburg-Duvenstedt

Schuld ist die wachsende Stadt

3. März: „Wie die Alster entlastet werden soll. Senat will Freizeitnutzung und Naturschutz auf den Hamburger Gewässern besser in Einklang bringen“

Es stimmt schon, dass am Wochenende der „Parcours“ rund um die Alster mitunter einem verkaufsoffenem Sonnabend in der City gleicht. Hinzugekommen sind nun auch noch die Stand-up-Paddler und die Gummibootkapitäne, die die Wasserflächen der Alster bevölkern. Die Frage, „wie die Alster entlastet werden soll“, lässt sich aber nicht zufriedenstellend beantworten. Wohlmeinende Worte des Nabu oder „gezielte Öffentlichkeitsarbeit“ des Senats können bestenfalls grobe Verstöße gegen Flora und Fauna verhindern, nicht aber die zunehmenden Freizeitaktivitäten und die damit verbundene Inbesitznahme der öffentlichen Grünanlagen und Gewässer. Schließlich ist dies der „wachsenden Stadt“ geschuldet, deren Bewohner nach dem erklärten politischen Willen von SPD und Grünen in höher und enger bebauten Quartieren wohnen sollen oder müssen und schon gar nicht etwa in Einzel- oder Reihenhäusern mit etwas Grün drumherum. Und während immer mehr Laubenkolonien neuen Wohnsiedlungen weichen müssen, entstehen nicht wirklich kompensatorisch wirkende neue Grünflächen, sondern nur Abstandsflächen zwischen den Wohnblöcken, die mit Buschwerk und Gras als Grünflächen getarnt sind. „Besucherströme besser lenken“, wie die Umweltbehörde „grünäugig“ zu denken beginnt, müsste wohl in Einzäunungen und Besucherschranken mit Zählwerken enden, was ja bereits absurderweise für Teile des Elbstrandes angedacht worden ist. Wie auch immer es endet, ihren Premium-Alsterrundkurs jedenfalls werden sich die Spaziergänger und Jogger aus den nahe gelegenen Wohnquartieren kaum nehmen lassen.

Ulrich Reppenhagen

Enteignung einleiten

3. März: „Schiller-Oper: Abriss für Anbauten beantragt“

Die über das Grundbuch zu identifizierende, aber verständlicherweise anonym bleiben wollende Eigentümerin des Schilleroper-Komplexes führt seit zig Jahren die Verantwortlichen im Bezirk und den Senat, das Denkmalschutzamt und nicht zuletzt die Anwohnerinnen und Anwohner an der Nase herum. Sie ist offenkundig dialogunwillig und lässt sich allenfalls nach juristischem Hickhack zu kleinsten Schritten bewegen. Es fällt schwer, dieses Verhalten mit dem Bild einer ehrbaren, hanseatischen Kauffrau in Verbindung zu bringen. Für mich gibt es jetzt, nach dieser erneuten Provokation und dem weiter zu erwartenden unkooperativen Verhalten der Eigentümerin, nur eine einzige rechtsstaatliche Lösung: Die unverzügliche Einleitung eines zugegebenermaßen langwierigen und für alle Seiten risikoreichen Enteignungsverfahrens und – endlich – ein sofortiger Vollzug der notwendigen Sicherungsmaßnahmen.

Wolfgang Kirmse

Die Geschlossenheit fehlt

3. März: „HSV hat ein neues Trauma. Ausgerechnet der FC St. Pauli könnte dem Club erneut den Aufstieg vermasseln“

Aus meiner Sicht hat der HSV ein weiteres Trauma – ein altes und immer wieder neues: Uneinigkeit, Zerstrittenheit, Machtkämpfe, problematische Personalentscheidungen, Richtungswechsel. Es fehlt an einer Kultur der Geschlossenheit und Entschlossenheit, der Leistungsbereitschaft auf allen Ebenen, des Miteinanders, auch wenn es mal schwierig wird, der Empathie und der Zuversicht. Präsidium und Vorstand, Trainer und Sportdirektor – alle sind Vorbilder, im Guten wie im Schlechten. Diese Wahrheit gilt in Vereinen ebenso wie in Unternehmen und anderen Organisationen. Auch in der Politik ist die Kultur des Miteinanders entscheidend für den Erfolg. Wie soll die Mannschaft ein Team sein, eine Gemeinschaft, engagiert, hoch motiviert, vertrauensvoll, stark im Umgang mit Rückschlägen, wenn das Management dies nicht vorlebt? Die aktuelle Situation beweist es.

Gerhard Lippe