Dresscode ist Armutszeugnis

23. Februar: „Bikini-Verbot sorgt für Diskussionen. Bestes deutsches Beachvolleyball-Frauenduo verzichtet auf Turnier in Doha. Drei Hamburger Teams wollen starten“

Beachvolleyball – ein Spiel am Strand in Strandkleidung – für die westliche Welt der normalste Sportdress. Aber für das Vier-Sterne-Turnier in Katar sollen jetzt andere Maßstäbe gelten für die Scheichs? Knielange Hosen und bedeckte Schultershirts für die Damen. Und das lässt sich der Weltverband FIVB anscheinend gefallen. Was war denn mit den Sprinterinnen 2019 an gleicher Stelle bei der Leichtathletik-WM, die in knappen Slips und einem Top um Medaillen liefen? Diese Athletinnen sahen doch ebenso unmoralisch angezogen aus wie die Volleyball-Spielerinnen. Dieser neue Dresscode ist einmal mehr ein Armutszeugnis, das nicht zu toppen ist. Anstatt die Freiheiten und Rechte von Frauen zu unterstützen und zu fördern, wird die Unterdrückung gedeckt. Was sind das nur für Weicheier im FIVB, die sich so einen Zirkus diktieren lassen. Und die Volleyball-Damen bis auf Karla Borger und Julia Sude spielen mit, weil sie Punkte für die Olympiaqualifikation sammeln wollen. Ob die Damen eine Kopfbedeckung – Kappe oder Kopftuch – tragen müssen, ist noch in der Diskussion. Unglaublich wie wir unsere westlichen Werte und Errungenschaften so mit Füßen treten lassen.

Dietmar Johnen-Kluge

Diese Entscheidung ist richtig

Ich finde es richtig, dass die beiden Sportlerinnen Borger/Sude auf die Teilnahme in Katar verzichten. Schließlich hätte der Verband FIVB schon im Vorfeld darauf bestehen können, dass es keine Verhüllungspflicht gibt. Das vorher nicht ausreichend zu klären, ist deshalb meiner Meinung nach nicht geschehen, weil dort in der Mehrzahl Männer sitzen, die sich diese Gedanken gar nicht erst gemacht haben, obwohl das bei den Leichathletikwettbewerben schon Thema war. Wie man weiß, treten die Herren Beachvolleyballer in Hemden an, die auch die Schultern nicht bedecken. Da stellt sich die Frage, ob diese antreten dürfen? Dazu kommt, dass der Verband diese Veranstaltung gar nicht erst hätte dorthin vergeben dürfen, schon aus Menschenrechtsgründen, die dort nicht eingehalten werden. Eigentlich sollten alle Sportlerinnen aus Solidarität dort nicht antreten. Dann würde der Verband endlich aufwachen.

Gisela Seib

Der Zeitpunkt ist angemessen

23. Februar: „Freiheit für Geimpfte? Rufe nach Lockerungen wie in Israel für immune Bürger mit Impfpass – Bundeskanzlerin Angela Merkel arbeitet an einem Stufenplan“

SPD-Politiker Karl Lauterbach bezeichnet die aktuelle Diskussion, Grundrechtsbeschränkungen für Geimpfte aufzuheben als „Geisterdebatte“ und kritisiert, diese finde angesichts des Impftempos viel zu früh statt. Würde man diese Diskussion erst dann führen, wenn ausreichend Menschen geimpft sind, hieße es doch wieder, man hätte schon beizeiten darüber reden, einen Plan entwickeln müssen. Also, angesichts eines so wichtigen Themas halte ich es für angemessen, sich jetzt schon darüber Gedanken zu machen und nicht erst später, damit sich Gastronomie und Kultureinrichtungen rechtzeitig darauf einstellen können.

Birte Baldauf

Wir brauchen Perspektiven

Eigentlich sollte es doch selbstverständlich sein, dass man sich nahezu überall im öffentlichen Leben auf Corona testen lassen könnte. Aber, weit gefehlt. Der zuständige Gesundheitsminister verkündet Testmöglichkeiten, die es noch gar nicht gibt und wir Bürger werden von der Politik wiederholt mit Allgemeinplätzen abgespeist. In mittlerweile unzähligen Talkshows wird über Corona geredet, dass man meinen könnte alle Gäste hätten schon Fusseln am Mund. Nur, es passiert leider nichts. Die ganze Impfmisere zeigt sich immer stärker und sucht einen Schuldigen oder eine Schuldige. Das hilft uns Bürgern aber nicht weiter. Wir brauchen Öffnungsperspektiven für alle Bereiche des öffentlichen Lebens. Auch wenn die Zahlen der Pandemie ansteigen, müssen wir endlich lernen damit zu leben und uns damit zu arrangieren. Das geht doch sehr gut wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann. Das ganze Leben ist zeitweise ein Risiko. Mit diesen anhaltenden, ermüdenden und häufig schon nicht mehr wahrnehmenden Warnungen ändern wir nichts. Auch nicht mit unfairen Verordnungen, die einigen eine Öffnungsperspektive aufzeigt, aber anderen den Weg dazu versperrt. Wollen wir denn warten bis wir holländische Protestversammlungen mit Gewalt auch hier bei uns bekommen? Lange dauert so etwas nicht mehr, wenn diese Situation sich nicht umgehend ändert. Die sehr guten Hygienekonzepte aus dem Herbst des letzten Jahres haben doch da schon Wirkung gezeigt. Mit Angst schürenden Dauermahnungen und Warnungen kommen wir in eine Sackgasse. Dann wird der Weg zurück noch schwieriger. Jeder Mensch braucht Kontakte. In allen Lebenslagen. Ganz besonders Schulkinder aller Altersklassen und unsere alten und pflegebedürftigen Menschen.

Detlef Riedel, Hamburg

Befremdliche Töne

20./21. Februar: Hamburger KRITiken: „Der Kampf ums Traumhaus. Eine alte Geschichte fällt den Grünen nun auf die Füße – das Verbot des Eigenheims“

Matthias Ikens Kommentar zum angeblichen „Verbot des Eigenheims“ finde ich erschreckend anachronistisch und diskriminierend zugleich. Anachronistisch deshalb, weil Sie voraussetzen, dass Menschen, die ins Hamburger Umland ziehen, immer noch automatisch mit dem Auto in die Innenstadt fahren anstatt mit dem ÖPNV. Zumal durch das Homeoffice bei vielen das Pendeln zur Arbeit in Zukunft vermutlich deutlich reduziert wird. Der Kommentar ist deshalb diskriminierend, weil Sie offenbar vorwiegend Menschen mit deutschem Pass zugestehen in Hamburg zu wohnen, da diese Ihrer Ansicht nach für ein höheres Steueraufkommen sorgen als „Ausländer“. Das sind befremdliche Töne vom sich sonst so liberal gerierenden Abendblatt. Aber vom Verbot des Eigenheims zu sprechen, trifft es nicht ganz. Sie verkennen, dass Einfamilienhäuser in vielen Hamburger Gebieten immer noch zulässig sind, dass in den meisten Fällen jedoch das Maximum des Zulässigen auf den Grundstücken gebaut wird, weil es sich für die Besitzer schlichtweg mehr lohnt, mehrere Wohnungen zu bauen. Und zu allerletzt war es übrigens die CDU unter Ole von Beust, die das Credo „Metropole Hamburg – wachsende Stadt“ vor etwa 20 Jahren ausgegeben hat. Aus meiner Sicht ist es sinnvoller, leerstehende Immobilien im ländlichen Raum und die Infrastruktur in Kleinstädten zu verbessern und den Wachstumsdruck von Metropolen besser zu verteilen.

Myriam Christ

Wir brauchen persönliche Nähe

22. Februar: Kommentar: „Schöne neue normale Welt. Wie die Pandemie unser Leben nachhaltig verändert“

Der Aussage, dass digital in Zukunft normal wird, gar nicht weh tut und in vielen Bereichen einfacher sowie besser wird, muss ich vehement widersprechen. Es ist Augenwischerei zu behaupten, man könne dadurch Arbeit und Privates bequemer damit verknüpfen und hätte nur Vorteile dadurch. Es ist absolut kein Glücksfall, wenn ich die meiste Zeit des Tages vor dem PC oder Tablet sitze und über diese Geräte ausschließlich meine beruflichen sowie privaten Kontakte pflege. Nichts kann die persönliche und soziale Nähe gerade in Bezug auf Familie, Freunde, Schule sowie Freizeitbeschäftigungen in dieser Hinsicht ersetzen. Die Folgen der absoluten Digitalisierung sind physische und psychische Krankheiten durch Bewegungsmangel und Einsamkeit, Fehlen von menschlicher Nähe und persönlichem Austausch. Menschen brauchen andere Menschen und möchten auch bestimmte Dinge live erleben. Der Vergleich in Bezug auf das gestiegene Interesse an Häusern auf dem Land hinkt. Es ist schlicht nicht wahr, dass man dort günstiger und besser leben kann. Es gibt immer Vor- oder Nachteile, wo ich wohnen möchte. Anstatt über mangelnde und unzureichende Digitalisierung zu diskutieren, sollten die Menschen lieber über die mangelnde und unzureichende soziale Einbindung und Mitmenschlichkeit nachdenken bzw. über die Umsetzung derselben.

Gabriele Dolmer-Frenken, Hamburg