Menschen zweiter Klasse?

10. Februar: „Ist offenes Dicksein schon eine Kampfansage? Ja, findet Fettaktivistin Melodie Michelberger und schreibt darüber

Dank dem verzerrten Schönheitsideal durch Gesellschaft und Medien scheinen Menschen mit ein paar Pfunden mehr auf den Rippen Menschen zweiter Klasse zu sein. Sehr schnell wird man von oberflächlich Urteilenden in die negativ behaftete Schublade der Disziplinlosigkeit und Völlerei gepackt. Ja, geradezu verurteilt, ob der drohendenden gesundheitlichen Gefahren! Besonders schlimm sind meines Erachtens diejenigen, die sich bereits im Vorfeld ein verheerendes Urteil über einen „Menschen mit Fell“ gebildet haben, ohne diesen Menschen mit seinen gegebenen Lebensbedingungen wirklich zu kennen. Solange also die Diäten-Industrie Pseudo-Erfolge verspricht (der Jo-Jo-Effekt lässt grüßen), solange sich Menschen unters Skalpell begeben, Botox wie Bonbons benutzen, um in der Gunst Anderer gut dazustehen, und die Modebranche den moralischen Zeigefinger erhebt, indem eine 42-er Konfektionsgröße bereits als ein „Zelt“ deklariert wird, solange sich im Denken der Gesellschaft nichts Gravierendes ändern wird, so lange müssen Menschen mit Pfunden diese unseligen Diskussionen hinsichtlich Körpergewicht führen! Dabei ist es doch ganz einfach: Toleranz und Akzeptanz für ein funktionierendes Miteinander!

Silvia Böker

Pflegedienst der Nation

9. Februar: Leserbrief: „Ehrliche Worte“ und 5. Februar: „,Ich konnte nicht mehr funktionieren‘. Kaum eine Berufsgruppe steht in der Pandemie so unter Druck wie die Altenpflegerinnen und Altenpfleger“

Die Aufmerksamkeit, die die professionelle Pflege aktuell erfährt, und die ersten geplanten Verbesserungen, die nun nur noch umgesetzt werden müssen, könnten ein Anfang sein, wenn ernsthaft verhindert werden soll, dass uns die Pflegebranche über kurz oder lang „um die Ohren fliegt“. Aber womöglich wird ja von zuständiger Stelle darauf spekuliert, dass auch dann die einspringen, die das schon seit Jahrzehnten tun, nämlich die pflegenden An- und Zugehörigen? Denn die versorgen als „größter Pflegedienst der Nation“ treu und zuverlässig inzwischen rund 80 Prozent der Pflegebedürftigen, deren Pflege Staat und Gesellschaft auf sie abwälzen. Nehmen es hin, diese Arbeit unentgeltlich zu tun, mit bis zu fast 100 Wochenstunden, an 365 Tagen im Jahr, Tag und Nacht. Murren nicht, wenn es für sie weder Corona-Prämien noch Schutzkleidung gibt und sie bei den Schutzimpfungen in keiner Risikogruppe auftauchen. Machen ihre Angst vor Covid-19 und davor, ihre Pflegebedürftigen nicht mehr versorgen zu können, mit sich aus. Ertragen es stoisch, wenn sie die Angehörigenpflege spätestens wegen Corona ihren Job kostet. Sie funktionieren prima als nahezu kostenlose Arbeitskräfte, sogar unter pandemischen Bedingungen. Da geht doch bestimmt noch was! Was aber, wenn die geburtenstarken Jahrgänge ins Pflegealter kommen? Selbstlose, unentgeltliche Angehörigenpflege wie gehabt, aber dann durch die geburtenschwachen, nachfolgenden Generationen? Wenn uns das man nicht eines Tages um die Ohren fliegt!

Carin Schomann, Altengamme

Dauerkarte nicht verlängern

9. Februar: „Der Streit bei Hagenbeck tobt weiter. Geschäftsführer Albrecht und Teile der Belegschaft stehen sich unversöhnlich gegenüber – das Klima scheint vergiftet. Ein Blick hinter die Kulissen“

Als langjähriger Besucher dieses schönen Tierparks kommt in mir beim Lesen dieses Artikels gewaltiger Ärger hoch. Warum ist es nicht möglich, dass sich erwachsene Menschen in dieser Position an einen Tisch setzen, alle Argumente und Wünsche offenlegen und dann zum Wohle des Tierparks entscheiden? Es darf nicht sein, dass jeder Einzelne seine Macht durchsetzen will und damit am Ende gar nichts oder – wie in diesem Fall – nur Negatives erreicht. Leider hat der Tierpark stark unter Corona zu leiden, und durch die angeordnete Schließung auch alle Besucher. Meine Dauerkarte ist bis Mai 2021 gültig. Solange diese dummen Streitereien andauern, werde ich sie nicht verlängern und weitere Besuche bei Hagenbeck vermeiden. Das gilt auch für viele Freunde, Bekannte und Nachbarn.

Uwe Sönnichsen

Führung nach Gutsherrenart

Dem Geschäftsführer Albrecht mangelt es an Führungsqualität. Die Art und Weise, wie er mit den Mitarbeitern umgeht, ist nicht akzeptabel. Vielmehr erinnert es an die Zeit der Gutsherren. Die Eigentümer dulden diesen Zustand stillschweigend, ohne auch nur annähernd Herrn Albrecht in die Schranken zu verweisen. Es ist dringend geraten, den jetzigen Geschäftsführer durch einen besonnenen und menschlichen Geschäftsführer mit Sachverstand auszutauschen. Nur so kann wieder Ruhe bei Hagenbeck eintreten.

Horst Rindfleisch

Ein Klima der Angst ist fatal

Was waren das doch für tolle Zeiten, in denen ich mit meinen Kindern fast wöchentlich durch den Tierpark gestreift bin. Von Gehege zu Gehege wandernd, haben wir immer gerne den Geschichten der Tierpflegerinnen und -pfleger gelauscht und vieles über ihre Schützlinge gelernt. Durch die NDR-Serie „Leopard, Seebär & Co.“ sind Thomas Günther und seine Kolleginnen und Kollegen für uns zu den „Gesichtern“ Hagenbecks geworden. Damals konnte man in der Zeitung von neuen Tierbabys und anderen schönen Dingen lesen, in den letzten Monaten nur noch von Streit und Missgunst. Gerade in Zeiten wie diesen sollten Personal und Geschäftsführung in einem Boot sitzen! Ein Klima der Angst ist fatal. Hagenbeck hat nicht nur einen guten Ruf zu verlieren, sondern sollte auch an seine Zukunft denken. Als Tierparkbesucher möchte ich nicht nur glückliche Tiere, sondern auch zufriedenes Personal sehen!

Rüdiger Willmer, Pinneberg

Was ist die Alternative?

9. Februar: „Der lange Weg aus dem Lockdown. Corona Kanzlerin und Ministerpräsidenten wollen Einschränkungen verlängern“

Selbstverständlich geht es einem nahe mit anzusehen, wie katastrophal es den Gewerbetreibenden, Schülern, Eltern und letztendlich der gesamten Bevölkerung unter den Corona-Bedingungen geht. Nur was ist die Alternative zu einem Lockdown mit einem hohen Inzidenzwert? Jeder behauptet von sich, nicht an der Verbreitung des Virus beteiligt zu sein. Nur auf die Politiker einzudreschen, die es ohnehin nicht jedem recht machen können, ist zu einfach. Ob die Entscheidungen von heute richtig sind, wissen wir auch erst morgen. Jeder von uns hat es durch sein Verhalten in der Hand, ob wir schnell oder langsam aus dem Lockdown rauskommen. Der Mensch bietet dem Virus den Lebensraum, der uns zurzeit fehlt.

Thomas Fetzberger, Bargteheide

Verordnung mit Tunnelblick

9. Februar: „Solardach wird für Neubauten Pflicht. Vom Jahr 2023 an sind Fotovoltaikanlagen vorgeschrieben“

Wenn Umweltsenator Kerstan der Meinung ist, durch die Verpflichtung zu Fotovoltaikdächern den Klimaschutz voranzutreiben, ist das zu kurz gesprungen und zeugt von einem durch Technologie geprägten Tunnelblick. Zum einen gibt es zahlreiche weitere Instrumente, Neubauten klimaneutral zu gestalten, wie Minimierung Grauer Energie, Holzbauweise, Kreislaufsysteme im Bauen, Blau-Grüne Dächer und Fassaden, um nur einige zu nennen. Zum anderen ist die Konsequenz, wenn ein Solardach ausreichend Energie liefern soll, dass es frei von Verschattung ist! Wie viele für ein gutes Stadtklima unschätzbar wertvolle Bäume werden in Zukunft gefällt, damit die Solardächer verschattungsfrei bleiben und wie viele neue Bäume werden nicht gepflanzt werden, in der Sorge, damit den Wirkungsgrad der Solaranlage zu mindern? Neueste Untersuchungen haben bestätigt, was Stadtplaner eigentlich schon seit Jahrzehnten wissen: Stadtgrün kann in einem erheblichen Maße dazu beitragen, Hitzeinseln in der Stadt zu vermeiden und dient somit aktiv dem Klimaschutz. Was wir brauchen, ist ein Zusammenspiel von Technik, Natur-basierten-Lösungen, qualitätsvoller Architektur und nicht zuletzt gut durchdachtem Städtebau!

Michaela Lorscheider