Fahr lieber mit der Bahn!?

8. Februar: „Kaum Schnee, aber Bahn streicht Züge. Große Leere im Hauptbahnhof – auch weil Verbindungen nach Kiel, Lübeck und Westerland vorsorglich ausfielen“

Vor gut 50 Jahren, 1966, warb die Bahn mit dem Bild einer E-Lok im Schnee und dem Slogan: „Alle reden vom Wetter. Wir nicht“ und „Fahr lieber mit der (Bundes)Bahn“. Heute genügt es, vom Wetter zu reden und man fährt nicht mehr mit der Bahn, weil die Bahn nicht mehr fährt. So ändern sich die Zeiten.

Dr. Thomas Koch

Informationen filtern

6./7. Februar: „Gefangen in Angst. Seit einem Jahr dominiert das Thema Corona die Berichterstattung im Fernsehen, Radio und den Zeitungen. Zeit für eine Selbstkritik. Ein Essay von Matthias Iken“

Es wird Zeit, dass Journalisten wieder einsehen, wie wichtig es ist, Informationen nach ihrer Bedeutung zu filtern und nicht einfach mit dem Mainstream zu schwimmen. Wenn die Medien sich darauf beschränken, den Bürgern ständig die gleichen Horrormitteilungen zu verkaufen, ohne sich mit entgegengesetzten Meinungen oder Ansichten zu beschäftigen, wird das Bild der Realität verzerrt. Zwar wissen wir alle, dass Schreckensmeldungen mehr Interesse wecken als Beschwichtigungen oder positive Nachrichten, aber das kollektive Schüren von Angst zieht oft Folgen nach sich, die wir noch gar nicht beurteilen können. Deswegen sollten sich besonders Journalisten ihrer Verantwortung bewusst sein.

Christiane Mielck-Retzdorff

Danke für die Offenheit

Ich bin keine Corona-Leugnerin, aber ich sehe, wie die Angst sich ausbreitet, wie viele Geschäfte jetzt schon pleite sind, wie viele Künstler gar kein Einkommen mehr haben, wie schon jetzt Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, schräg angesehen werden, wie die Einsamkeit und Isolation viele Menschen in meinem Freundeskreis an den Rand der Depression bringt, wie die fehlende sportliche Betätigung den Leuten an die Nerven geht, wie sogar im Wald Menschen einen Bogen umeinander machen und sich gar nicht mehr zu grüßen trauen. Wo steuern wir da hin? Danke für Ihre Selbstkritik, Offenheit und Ihren Mut.

Júlia Rademacher da Costa Cabral

Die Menschenwürde fehlt

6./7. Februar: „Der Tod in Zeiten von Corona. Pandemie Über 60.000 Menschen in Deutschland sind mit Covid-19 gestorben. Das Schicksal dreier Familien zeigt, was Trauer auf Distanz bedeutet“

Dass es in dieser Corona-Zeit nicht mehr um Verstorbene mit anderen Krankheiten geht, finden wir auch im Namen anderer Hinterbliebener sehr traurig! Wir als Eltern haben am 14.9.2020 beim Besuch im Krankenhaus erlebt, dass wir unseren krebskranken Sohn in seinem Endstadium nur einzeln besuchen durften, der andere Elternteil sollte sofort das Krankenhaus verlassen und sich im Garten aufhalten. Wäre ich nicht dem Arzt begegnet, der mir als zweiten Elternteil den Zutritt ins Krankenzimmer erlaubte. Wir kommen bis heute nicht mit dem Leid klar, wie man mit uns Eltern umgegangen ist. Denn am nächsten Tag verstarb unser Sohn mit 52 Jahren. Was macht man eigentlich mit uns Angehörigen, wenn man die ganzen Hygienevorschriften einhält und sich vom Kind nicht verabschieden kann? Menschenwürde sieht anders aus!

Hermann und Karin Groenefeld

Nur ihre Pflicht getan

6./7. Februar: „Staatsanwalt klagt KZ-Sekretärin an. Heute 95-Jährige aus dem Kreis Pinneberg war vor 76 Jahren im Vernichtungslager Stutthof tätig. Beihilfe zum Mord in 10.000 Fällen?“

Ich finde es unfassbar, dass die Bundesrepublik Deutschland nach 75 Jahren gegen eine KZ-Sekretärin, die zu damaliger Zeit auch nur ihre Pflicht getan hat und bei Verweigerung sicherlich mit erheblichen Konsequenzen zu rechnen gehabt hätte, angeklagt wird. Wobei ich ihre Tätigkeit als Beihilfe zum Mord als übertrieben finde. Es ist doch ein Armutszeugnis, wenn der Staat 75 Jahre benötigt, jemanden zur Anklage zu bringen. Dann sollte er es auch dabei belassen und dem Menschen die letzten Lebensjahre in Frieden verbringen lassen. Ich möchte nicht wissen, wie viele damalige NSDAP-Angehörige in hoher Funktion ohne Strafverfolgung blieben und später hohe Ämter in der BRD bekleidet haben, zum Beispiel als Richter oder Lehrer. Ich denke hier wird unverhältnismäßig mit unterschiedlichem Maß gemessen.

Fred Mordhorst

Viele sind davongekommen

Wie viel Zivilcourage können wir von einer minderjährigen Sekretärin erwarten, die im System von Befehl und Gehorsam erzogen wurde? Kann sie sich gegen das Grauen in den Lagern widersetzen? Weitaus Einflussreichere sind ungeschoren davongekommen (Globke, Filbinger, Lübcke). Wann werden die Ausbilder der KZ-Wachhunde wegen der Beteiligung zur Rechenschaft gezogen? Folgt man dieser Rechtslogik, müssten auch die NVA-Wachsoldaten zur Verantwortung gezogen werden, die direkten Vorgesetzten, aber auch die Mitglieder der Wachkompanien, denn die hätten den Schützen an den Schüssen hindern können.

Herbert Drapatz

Ehrliche Worte

5. Februar: „,Ich konnte nicht mehr funktionieren‘. Kaum eine Berufsgruppe steht in der Pandemie so unter Druck wie die Altenpflegerinnen und Altenpfleger. Manche geben auf“

Nun musste erst einmal wieder sowas wie eine Pandemie kommen, um auf den schlimmen Zustand und die schlechten Arbeitsbedingungen in der Pflegebranche aufmerksam zu machen, obwohl diese schon seit Jahren empörend sind und sich offensichtlich nicht viel geändert hat. Auch wenn ich selbst nicht in dieser Branche arbeite, so möchte ich mich bei Frau Ivanisevic und Herrn Herrmann ausdrücklich bedanken für ihre ehrlichen und schonungslosen Worte. Wenn Frau Ivanisevic sagt, sie würde ihrer 16-jährigen Tochter nie erlauben, Altenpflegerin zu werden, dann kann man der Pflegebranche eigentlich nur wünschen, dass sie uns bald um die Ohren fliegt, vielleicht passiert dann ja etwas zum Besseren. Alternativ wünsche ich den Verantwortlichen hier, mal ein paar Wochen lang als Heimbewohner in einem durchschnittlichen Pflegeheim leben zu müssen, immobil und voll abhängig von den Pflegekräften – es wäre eine gute Lektion. All das Klatschen von den Balkonen im letzten Jahr muss Frau Ivanisevic und ihren Kollegen traurig und wütend gemacht haben. Es war bestimmt nett gemeint, aber die Maßnahmen – spätestens mit Beginn der Pandemie – hätten eigentlich andere sein müssen: Eine bessere Bezahlung und ein höherer Personalschlüssel, damit die Pflegekräfte nicht in Scharen krank werden und ausbrennen.

Stephanie Haddenga, Hamburg-Altona

Grundrechte für alle einsetzen

5. Februar: „Ethikrat lehnt Sonderregeln für Geimpfte ab. Die Begründung des Gremiums: Nach derzeitigem Erkenntnisstand schützt die Impfung nicht davor, andere zu infizieren“

Habe ich etwas nicht richtig verstanden? Worum geht es in der Corona-Pandemie? Mit der Schutzverordnung wurden Grundrechte eingeschränkt bzw. außer Kraft gesetzt. Maßnahmen wurden verordnet, die von der Bevölkerung solidarisch umgesetzt werden müssen. Wie kommt es vor diesem Hintergrund zu einer Diskussion über die Wiedereinsetzung von Grundrechten für Bürger, die geimpft sind? Geimpfte Personen sind nichts anderes als geimpfte Personen. Grundsätzlich unterscheiden sie sich nicht von der breiten Masse der Bevölkerung, die sich nicht infiziert hat und von denen, die wieder genesen sind. Alle diese gesunden und genesenen Menschen haben sich solidarisch verhalten, einen Grundrechteverzicht mitgetragen und dazu beigetragen, dass die Ansteckungen zurückgehen. Also, wenn Grundrechte wieder in Kraft gesetzt werden, dann doch bitte auch für Nichtinfizierte bzw. Genesene – aber eigentlich sollten die Grundrechte wieder für alle Menschen gelten!

Beatrix Gebhardt