Lockerungen nicht garantiert

27. Januar: „Daniel Günther legt Ausstiegsplan für Lockdown in Deutschland vor“ und 27. Januar: „Öffnungsplan mit Schwachpunkten. Daniel Günther und die Unwägbarkeiten von Corona“

Das ist ein schöner Vorschlag von Herrn Günther, dass er der Bevölkerung eine verlässlichere Perspektive bieten will. Nur sollte er in diesem Fall auch dazu sagen, dass man dann konsequenterweise die Lockerung nach sieben oder 21 Tagen auch wieder zurücknehmen muss, wenn danach der Wert wieder steigen sollte. Es ist ja leider nicht so, dass das kontinuierliche Sinken des Inzidenzwertes automatisch anhält. Und ob dieses mögliche Hin und Her der Lockerungen vermittelbar ist, wage ich zu bezweifeln.

Volker Martens, Wentorf bei Hamburg

Schmerzliches Fazit

27. Januar: „Spaltpilz Corona. Die schweren Krawalle in den Niederlanden sind ein Fanal

So sehr es schmerzt, das Fazit, dass der Lack der Zivilisation verdammt dünn ist, trifft leider zu. Ein notwendiger Schritt, die Normalität zu sichern, ist ein angemessener Umgang miteinander. Das gilt für alle Seiten. Die Tatsache, dass sich unter den Bedingungen der Pandemie alle möglichen Gruppen mit extremen Ansichten zu rabiatem Handeln hinreißen lassen, zeigt, dass das bei uns übliche Verweisen auf die rechte Ecke nicht den Kern trifft.

Jürgen Schmidt

Verkehrspolitischer Unsinn

27. Januar: „Bürgerinitiative protestiert gegen Ausbau der A 23. Im Kreis Pinneberg regt sich Widerstand. Auch aus der Politik kommen kritische Töne“

Die Argumentation der Bürgerinitiative gegen den dreispurigen Ausbau der A 23 findet meine volle Zustimmung. Es ist der größte verkehrspolitische Unsinn, und dann noch mit Priorität im Bundesverkehrswegeplan. Warum verwendet man die finanziellen Mittel nicht für den Weiterbau der A 23 von Heide bis zur dänischen Grenze? Die Umwidmung der B5 würde sich doch anbieten.

Gerd Friedrich, Rellingen

Erstklassig erklärt!

26. Januar: „Über die DNA der deutschen Sprache. Der lange Weg vom Schwarzen Meer bis an die Elbe. Das Indogermanische hat viele Nachkommen erzeugt“

Diese „Deutschstunde“ war wieder einmal erstklassig! Peter Schmachthagen hat die Wurzeln der deutschen Sprache in überzeugender, nachvollziehbarer Weise erklärt. Man kann nur seinen Hut ziehen. Jeder Lehrer sollte diesen Beitrag seinen Schülern zur Pflichtlektüre machen. Denn dieser Bereich sollte im Deutschunterricht mehr Beachtung finden. Man kann nur hoffen, dass künftig auch die Etymologie bei der Interpretation vieler Wortschöpfungen herangezogen wird.

Dr. Claus Rabe

Russland auf Augenhöhe

26. Januar: „Wird Nord Stream 2 jetzt gestoppt?“

30 Jahre sind seit dem Zerfall der Sowjetunion und damit dem Ende des Kalten Krieges vergangen. Diese Zeit hat der Westen nicht genutzt, einen wirklichen Neustart der Beziehungen zu Russland auf Augenhöhe zu wagen. Stattdessen gerierte man sich in peinlicher Arroganz als Sieger des jahrzehntelangen Systemkonflikts. Völkerrechtswidrige Aktionen des Westens – genauer der USA (Jugoslawien, Irak…) – wurden in den wenigsten unserer Medien als solche benannt. Gilt natürlich nicht für die Ostukraine oder die Krim. Obwohl in beiden Gebieten mehrheitlich Russen leben, wird für den Status quo dort ausschließlich Russland verantwortlich gemacht. Die Torpedierung der neuen Gaspipeline passt da voll ins Bild. Die Einwände, eher noch die offene Erpressung seitens der USA, sind so durchsichtig wie unverschämt. Dem nachzugeben hieße, sich dem Niveau einer Bananenrepublik anzunähern. Übrigens: Die Fertigstellung von Nord Stream 2 heißt zunächst einmal nur, die Möglichkeit höherer Gaslieferungen zu haben. Was letztlich benötigt und bestellt wird, bleibt immer noch in der Entscheidung Deutschlands und der EU. Zu Putin: Natürlich ist er ein Machtpolitiker und kein Heiliger, aber rational denkend und in gewisser Weise berechenbar. Das permanente Russland-Bashing des Westens sollte gründlich hinterfragt werden.

Jürgen Mems

Traditionen sind out

23./24. Januar: „Was wird aus den Konservativen?“

Auch wenn ich mich selbst nicht als konservativ bezeichnen würde und auch nie so gewählt habe, spiegelt dieser Artikel in vielen Bereichen meine Meinung wieder. Ich bin seit 44 Jahren verheiratet, habe 50 Jahre Berufsleben hinter mir und Freude an meiner Familie und meinen fünf Enkelkindern. Ich leide mehr und mehr darunter, dass diese Art zu leben als veraltet und als konservativ dargestellt wird. Traditionen sind out, es lebe das angeblich Neue, egal wie – in jedem Fall das Anderssein. Extrem laute Minderheiten übertönen mit ihrem Geschrei über Benachteiligung die Notwendigkeiten des täglichen Daseins. Politiker scheinen diesen Kreis bevorzugt wahrzunehmen, der „Otto Normalverbraucher“ ist ja ruhig. Mehr noch als Corona fürchte ich die Zeit nach Angela Merkel und die bevorstehende Wahl. Als bekennender Christ bleibt mir jedoch die Hoffnung und das Gebet für ein gesundes Miteinander in unserem Land.

Manfred Sadau

CSU: eine echte Alternative?

„Die Niederlage von Friedrich Merz zeigt, dass nicht einmal mehr die CDU konservativ sein will“, schreibt Matthias Iken und wirft dann die Frage auf, „wohin die Union treibt“. Die Formulierung ist symptomatisch, denn die Unionsparteien treibt es dorthin, wo Mehrheiten zu holen sind, und das war in den letzten Jahren „die Mitte“. Die Crux der Unionsparteien dabei ist, dass sie sich aneinandergekettet haben, um ja nicht einen Machtverlust zu erleiden. Je nach politischer Stimmungslage sind sich CDU und CSU dann fast feindlich gesinnt oder fast deckungsgleich. Unvergessen ist z.B. Seehofers niederträchtiger Umgang mit Merkel auf einem CSU-Parteitag als öffentliches Schauspiel des Dissenses 2015/16. Vor Bundestagswahlen passt dagegen kein Blatt zwischen die beiden Parteien. Konservative Wählerinnen und Wähler hätten mit einer bundesweit antretenden CSU eine echte Alternative. In Bayern gibt es auch Menschen, die lieber die CDU als die CSU wählen würden. Ich fürchte nur, die Unionsparteien fühlen sich mehr ihrer jahrzehntelangen Tradition verpflichtet als der Idee, der Demokratie konservative Spielräume zu öffnen.

Ralph Siebert

Politik agiert zu kurzsichtig

23./24. Januar: „Sterbebegleitung in Zeiten von Corona“ und 23./24. Januar: „Anderen helfen und für sie da sein“

Es mag sich zynisch anhören, gemeint ist es freilich anders: Es gibt Dinge im Leben, die sind schlichtweg unbezahlbar. Das allerdings ist, wenn wir über die Entlohnung der Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen reden, kein Grund, ebendies nicht endlich ernsthaft zu versuchen. Meines Erachtens agieren Politik und Gesellschaft insbesondere beim Thema Pflege (und zwar ganzheitliche, d.h. die geistige, körperliche, seelische und soziale Pflege) nicht nur außerordentlich kurzsichtig, etwa im Hinblick auf die „älter werdenden Babyboomer“, sondern geradezu fahrlässig. Das Geld, das wir derzeit sparen (wollen), werden wir in ungefähr zehn Jahren um ein Mehrfaches ausgeben müssen. Überdies ist klar, dass eine angemessenere Bezahlung unserer Krankenschwestern und Pfleger nur eine Komponente hin zu mehr Leistungsgerechtigkeit und Wertschätzung ist. Nicht zuletzt, weil die allermeisten Menschen in diesen Berufen „von Haus aus“ einen großartigen Einsatz für Gesundheit und Gesundung, für Erhaltung und Linderung von (Er-)Leben anderer zu leisten bereit sind. Dennoch finde ich, dass wir diejenigen, die uns existenziell versorgen, zumal bei erhöhter Beanspruchung, nicht nur mit gefälligen Lob- und Respektbekundungen vertrösten sollten.

Matthias Bartsch