Ins Schwarze getroffen

23./24. Januar: „Was wird aus den Konservativen? Die Niederlage von Friedrich Merz zeigt, dass nicht einmal mehr die CDU konservativ sein will. Dabei wird diese Stimme in der Demokratie dringend benötigt

Mit dem Artikel hat Matthias Iken wieder „voll ins Schwarze“ getroffen. Mich empört es schon lange, mit welcher Arroganz und Selbstgerechtigkeit Politiker, Medien und gewisse Gruppierungen zu allen möglichen Themen „Weisheiten“ verbreiten, die sich mit der Auffassung und den Ansprüchen der sogenannten „Menschen im Lande“ überhaupt nicht decken. Abweichende Meinungen, über welches Thema auch immer, wie sie in einer Demokratie üblich und auch erwünscht sind, werden nicht diskutiert, sondern abqualifiziert. Das führt natürlich zu einem Klima, in dem viele Bürger nicht mehr riskieren, diese oder jene Haltung zu vertreten, weil sie befürchten, Ziel von Beschimpfungen oder Bedrohungen zu werden. Dies ist sicher nicht nur ein deutsches Problem. Wir müssen wieder lernen, dass keiner im Besitz der „ganzen Wahrheit“ und vieles auch von der aktuellen Situation jedes einzelnen abhängig ist und versuchen, entspannter miteinander umzugehen.

Dieter Ringsdorf

Vergessen und allein gelassen

Matthias Iken ist sehr zu danken für seinen großen Artikel zum Thema der Konservativen, und besonders für den Hinweis auf den irisch-britischen Staatsphilosophen Edmund Burke und dessen Aussage, dass die Beschäftigungslust und –kapazität von Menschen, wenn es um viele Probleme gleichzeitig geht, begrenzt ist. Dies zu respektieren, ist ein Ausdruck von Lebensklugheit – und Menschenliebe. Dass ein vertrauter Rahmen Sicherheit gibt und gleichzeitig auch neue Wege ermöglicht, das zeigt Burkes England in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es machte sich als erstes Land sehr erfolgreich auf den Weg in die Industrialisierung. Burke hat noch heute oft „schlechte Presse“ als scharfer Kritiker der französischen Revolution, die meist positiv als Schulbeispiel einer Revolution gesehen wird – nur führte sie am Ende zu Kaiser Napoleon, Kriegen und Ausbeutung und zum Schluss zu einem König aus der alten Familie. Lehrreich: Vielen heutigen Aktiven der Demokratischen Partei der USA ist klar geworden, dass ihr aufklärerischer liberaler Ostküsten-Flügel viele Menschen in den ländlichen oder vom Fortschritt entwerteten Industriegebieten nicht nur vergessen, sondern mit ihrem Fokus auf „urbane“ Spezialprobleme allein gelassen und gekränkt hat. Trump und seine antiliberalen reichen Spender nutzten die Gelegenheit…

Dr. Reinhard Behrens, Hamburg

Gegen den Strich gebürstet

Herzlichen Dank für den ausgezeichneten Artikel. Das ist großzügiger Journalismus, der breite Perspektiven mit klarer Analyse verbindet. Der mit Maß und Verstand gegen den Strich bürstet. Der aufräumt, hinter die Kulissen blickt. Der eine Meinung vertritt, mit der man sich als Leser gerne auseinandersetzt (auch wenn man nicht mit allem einverstanden ist). Der sich abhebt vom täglichen Blabla, mit dem sonst Politsprech nachgebetet oder auf allzu durchschaubare Weise doziert wird. Schade eigentlich, dass solche Artikel auffallen, aus der Reihe tanzen. In einer guten Zeitung sollten sie die Regel sein.

Prof. Ludwig Paul

Überflüssiges Schreiben

23./24. Januar: Leitartikel: „Schluss mit dem Impf-Ärger. Terminvergabe unter 116 117 entnervt täglich Tausende Hamburger. Das muss sich ändern“

Ich möchte Lars Haider danken, dass er das Problem aufgegriffen und auch Vorschläge zu der Organisation der Impf-Termine gemacht hat. Vertrauen ist die eine Sache, aber das ganze zeigt auch, dass sich wohl niemand Gedanken gemacht hat, wie man solch ein Problem zu lösen hat. Hat das nicht auch etwas mit den gewählten Vertretern im Hamburger Senat zu tun? Ich bin über 80 Jahre und habe von der Senatorin für Arbeit und Gesundheit ein Schreiben bekommen, dass ich zum Kreis der Personen gehöre, der sie bevorzugt eine Schutzimpfung anbieten können! Das ist so, als wenn sie mir schreibt, dass ich im Lotto gewonnen habe und mir vorschlägt, nun doch Lotto zu spielen. Die Senatorin ist nicht dafür verantwortlich, das nicht genügend Impfstoff vorhanden ist, aber das Schreiben ist völlig überflüssig, es hat nur Geld gekostet.

Jürgen Jurisch

Gleitzeit entzerrt Stoßzeiten

22. Januar: „Inzidenz geht weiter zurück – 306 neue Corona-Infektionen​“

Ich gehöre zu den Glücklichen, die einen Termin haben. Mein Vorschlag: Das Rennen um die Impf-Termine durch ein Zeitfenster entschleunigen: Erst die über 90-Jährigen, dann die 89-Jährigen, dann die 88-Jährigen usw. oder nach Alphabet. Dann würden nicht jeden Tag 100.000 Menschen versuchen, einen Termin zu erhalten. Im Verkehr könnten Gleitzeit in den Firmen und mehr Busse in Stoßzeiten für Entzerrung sorgen. Ich trage meinen Teil bei, in dem ich zu Hause bleibe.

Marie-Luise Wriedt

Mehr an die Kinder denken

21. Januar: Leitartikel: „Schule zu Hause – nur Mut!“

Nicht nur Pädagogen in Kitas oder Grundschulen sind verärgert und unglücklich, sondern auch Eltern und Kinder, die zurzeit nicht gehört werden. Mit Recht soll die Gesundheit aller, insbesondere die der besonders Schutzbedürftigen geschützt werden. Mir wird in diesen Zeiten zu wenig aus Sicht der Kinder gedacht und gefordert, was auch für diese, trotz Corona, unbedingt gewährleistet werden sollte. Nicht ohne Grund ist in Hamburg „Kita für alle“ umgesetzt worden. Und oft nimmt die Eltern-Kind-Beziehung Schaden, wenn die Eltern die Lehrerrolle übernehmen.

Ortwin Schuchardt, Hamburg

Aufwendig konstruiert

23./24. Januar: „So soll die neue Gänsemarkt-Passage aussehen“

Bedauerlich, dass der Hamburger Denkmalschutz die architektonischen Siebzigerjahre noch nicht ausreichend auf dem Schirm zu haben scheint. Im Vergleich zu ihren zahlreichen eher belanglosen Zeitgenossen – mit deren zeittypisch gebrochenen Gebäudekanten und Schrägverglasungen – stellt die Gänsemarktpassage eine rühmliche Ausnahme an prominentem Standort dar. Mit sehr differenziert entworfener und aufwendig konstruierter Fassade wurde das grüne Glashaus zum frisch-technoiden Element am Gänsemarkt – mit sogar gläsernen Füssen! Ich werde es vermissen. Auch sein Nachfolger scheint im Kontext durchaus gelungen. Progressiver als sein Vorgänger wird er freilich nicht rüberkommen.

Rüdiger Soll

Parken ohne nachzudenken

22. Januar: „Kommt jetzt die Parkplatzpflicht für E-Scooter?“

Leider stellen doch etliche E-Scooter-Fahrer den Roller ab, ohne über mögliche Gefährdungen nachzudenken. Selbst, wenn einer seinen Roller ordentlich abstellt, platziert der Nächste sein Gefährt möglichst quer dazu. Den Vermietern gelingt es nicht, den Kunden richtiges Abstellen einzubläuen. Da wundert es nicht, wenn die Stadt wieder einmal Vorgaben machen muss.

Herbert Hengstenberg

Autofreie Zone in Wien

21. Januar: „Mönckebergstraße ohne Busse – jetzt geht’s los“

Vor ca. 40 Jahren hatte die Stadt Wien ein ähnliches Problem wie wir. Nämlich eine Verödung der Innenstadt. Gegen den Widerstand eines großen Teils der Bevölkerung hat sich die Stadtverwaltung durchgesetzt und die Kärntner Straße zur autofreien Zone erklärt. Heute ist sie weltberühmt und lädt auf vier Kilometer Länge mit einem wunderschönen Boulevard, Restaurants und vielen Geschäften zum Bummeln und Shoppen ein. Und nicht nur die Wiener nutzen dieses Angebot.

Egon Rühl