Unrühmlicher Affront

18. Januar: "Wohin mit Friedrich Merz? Kurz nach der Wahl fordert der unterlegene Kandidat den Posten des Wirtschaftsministers und blitzt ab"

Friedrich Merz reklamiert öffentlich und wider besseren Wissens unmittelbar nach seiner zweiten Niederlage um den CDU-Vorsitz beim designierten neuen Vorsitzenden den Posten des Wirtschaftsministers und zwar sofort. Bei allem Respekt, das hat schon, um eine neue Wortschöpfung zu bemühen, "trumphafte" Züge. Einmal abgesehen davon, dass auch ein Herr Merz sehr wohl weiß, dass immer noch die amtierende Kanzlerin das Kabinett besetzt oder umbesetzt, war das ein unrühmlicher Affront gegenüber dem Parteikollegen und Wirtschaftsminister Peter Altmaier. Armin Laschet ist also nicht zu beneiden beim Versuch, beide Flügel der Partei wieder zusammenzuführen. Eberhard Bresch

Hauch von Patriotismus

16./17. Januar: "Land ohne Erzählung. Migranten entwickeln in Deutschland den ersten Impfstoff der Welt. Aber was machen wir daraus?"

Der Beitrag sollte in jeder deutschen Schule zur Pflichtlektüre gemacht werden. Es wäre wirklich an der Zeit, dass wir Deutsche uns wieder zumindest einen Hauch von Patriotismus leisten sollten, ohne dabei als reaktionär zu gelten und ohne ständigen Verweis auf die dunklen Flecken unserer Geschichte. Wenn man allerdings unsere Leitmedien, zahlreiche NGOs wie auch große Teile der politischen Klasse betrachtet, besteht hierzu wenig Hoffnung. Hier führen leider diejenigen das große Wort, die Ansätzen von Patriotismus lieber mit Selbstkasteiung begegnen, also den üblichen Verdächtigungen aus dem rhetorischen Arsenal wie Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Deutschtümelei und Islamophobie, um nur einige Beispiele zu nennen. Deshalb Dank an Matthias Iken für seinen Mut, das Thema sachlich zu Kommentieren. Karl-Heinz Schröder

Merkel: wohltuend sachlich

Matthias Iken stellt zu Recht fest, man könne "den großartigen Beitrag von Migranten (und) die gern übersehene Qualität deutscher Hochschulen" nicht genügend unterstreichen. Deshalb kritisiert er die seiner Meinung nach eher zurückhaltend unterkühlte Reaktion Angela Merkels auf die Entwicklung des Biontech-Impfstoffs und vergleicht sie mit der überschwänglichen Rede des britischen Premiers aus ähnlichem Anlass. Johnson lobt die Zulassung des von der Universität Oxford entwickelten Impfstoffs als "Triumph für die britische Wissenschaft". Auf den ersten Blick mag man dies unverfänglich als schlichte Freude bewerten. Im Kontext seines Brexit-bestimmten "Narrativs" britischer Größe und Besonderheit aufgrund der (zunehmend kritisch hinterfragten) glorreichen Vergangenheit des Vereinigten Königsreichs drängt sich allerdings eine andere Lesart auf. Diese nationalistische Überhöhung des britischen Beitrags, bei der immer auch die Einstellung "Britisch ist besser" mitschwingt, empfiehlt sich keineswegs zur Nachahmung durch die Bundeskanzlerin. Als Britin mit deutschem Pass verfolge ich regelmäßig die Pressekonferenzen sowohl Merkels als auch Johnsons. Die sachlichen, verständlichen und konsequenten Ausführungen der Bundeskanzlerin heben sich wohltuend von den Aussagen Johnsons ab, von denen man nie weiß, ob sie auch am nächsten Tag noch gelten. Mit politischem Nationalismus überwindet man die Corona-Krise ganz bestimmt nicht Jeannie Rewerts

Schlechte Entscheidung

16./17. Januar: "Das Impftermin-Desaster. Wochenlang warten auf die rettende Spritze - Hamburg lässt seine Senioren alleine"

Ich möchte den Überlegungen von Herrn Haider aus eigener Erfahrung noch einen Aspekt hinzufügen: Mein Vater, 91 Jahre alt, ist Bewohner eines Appartements einer Seniorenwohnanlage. Nachdem es wochenlang hieß, die Impfungen würden im Haus stattfinden, und wir uns daher nicht um Impftermine in den Messehallen bemüht haben, hieß es nun am Freitag in einem Schreiben der Gesundheitsbehörde, dass ausschließlich Bewohner des Pflegebereichs durch mobile Teams vor Ort geimpft werden sollen. Alle anderen Bewohner sollen sich selbst um Impfungen kümmern. Nun jedoch waren alle Termine vergeben. Noch schlimmer allerdings ist folgende Konsequenz: Die hochbetagten Bewohnerinnen und Bewohner des Appartementbereichs sollen nun teils mit Bus und Bahn in die Messehallen fahren und erhöhen mit diesem Ausflug bei Rückkehr die Gefahr, dass das Virus von außen in die Anlage eingeschleppt wird. Die Leitung der Wohnanlage bemüht sich seit Monaten erfolgreich durch Besuchsregelungen, Fiebermessungen und mittlerweile zwingend vorgeschriebene Schnelltests für alle Besucher um den Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner. Der Erfolg dieser Bemühungen wird durch die wenig durchdachte Entscheidung der Gesundheitsbehörde gefährdet. Thomas Wohlleben

Unsinnige Aufregung

Es ist doch unsinnig, das Thema Terminvergabe für die Impfung immer wieder mit großer Aufregung zu behandeln, es ist ja nicht so, dass die Termine von den Zielgruppen nicht genutzt werden können und verfallen. Es kommt eben nur ein über 80-Jähriger früher als der andere zum Zuge, für das Gesamtergebnis des Bevölkerungsschutzes ist dies ohne Relevanz. Diese Art Diskussionen lenken nur von dem eigentlichen Debakel des fehlenden Impfstoffes ab. Axel Wiechmann

Einseitige Beratung

16./17. Januar: "Kommt jetzt die Ausgangssperre?"

Zu obiger Diskussion ist eigentlich alles gesagt. Und jeder Tote ist einer zu viel. Aber erinnern wir uns: Im November war das Ziel, die exponentielle Ausbreitung des Virus zu verhindern. Das war schnell erreicht. Ein Riesenerfolg! Jeder, der ein klein wenig von Mathematik versteht, wird das bestätigen. Dann kamen neue Ziele, man erhöhte die Dosis des "Therapeutikums" vor Weihnachten, leider ohne die gewünschte Wirkung. Wenn wir das Land als "Patient" sehen, der jetzt anfängt, noch mehr Tabletten einnehmen zu wollen, nur weil er immer noch nicht ganz gesund ist, muss man als Arzt davor warnen. In so einem Fall steigen nur die Nebenwirkungen. Hinzu kommt, dass in wenigen Tagen etwa eine Million der gefährdetsten Mitbürger geimpft und dann wahrscheinlich vor schweren Verläufen geschützt sind. Auch dieses (hoffentlich) ein Riesenerfolg! Mir scheint, die Berater der Regierung werden zurzeit zu einseitig ausgewählt. Wer glaubt, mit einer einfachen mathematischen Formel ein so komplexes Problem beschreiben und lösen zu können, sollte lieber Lotto spielen. Dr. Martin Schwager

Prioritäten ändern

16./17. Januar: Leserbrief: "Berufstätige impfen" und 14. Januar: "Impfen lassen! Alle über 80-jährigen Hamburger erhalten Post vom Senat"

Ich bin Mitte 70 und ich werde mich impfen lassen, wenn es mir irgendwann angeboten wird. Die Aussagen des Leserbriefs unterschreibe ich sofort. Die Impfpriorität sollte auf Personen liegen, die z.B. meine Enkel betreuen, die sie unterrichten können, die mich vielleicht pflegen müssen, die die Wirtschaft am Laufen halten, die meine Rente erwirtschaften etc., ich versuch solange auf mich selbst aufzupassen. Helmut Schmidt, Henstedt-Ulzburg

Bürokraten wecken

16./17. Januar: "Mittelmaß ist nicht genug. Hamburgs Zukunftsfähigkeit steht auf dem Spiel"

Hamburg ist nach meiner Meinung auf dem besten Weg in die Drittklassigkeit. Selbstgenügsamkeit und mangelnde Ambition trifft man allerorten bei den politisch Verantwortlichen. Gerade jetzt in der Corona-Zeit wäre es dringend angebracht, die aufgezeigten Schwächen der Hamburger Wirtschaft zum Anlass zu nehmen, einen Weg in die Post-Corona-Zeit aufzuzeigen. Bleiben Sie also wachsam und thematisieren Sie es immer und immer wieder. Nur mit medialem Druck werden die Bürokraten geweckt. Thomas Wüllner

Zu viel Wohnungsneubau?

Die Lage in Hamburg ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Am Wohnungswesen wird die Stadt allerdings nicht genesen. Könnte es sein, dass Hamburg zu sehr auf den Wohnungsneubau gesetzt hat? Der Raum für Neubürger, gemeint sind sicher Hamburgs Anteil an den jährlich 400.000 Fachkräften, die der Chef der Bundesanstalt für Arbeit Scheele für notwendig hält, ist doch schon vorhanden oder wird vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung frei. Die neuen "High Potentials" werden vielleicht noch die Mieten von netto 15 Euro/qm aufwärts zahlen können, aber werden sie in die gesichtslosen Neubauquartiere ziehen? Oder werden sie in Zeiten von Corona und weiterer erwarteter Pandemien möglicherweise eher ländliche Gefilde am Stadtrand oder im Umland bevorzugen? Der Wohnungsbau in Hamburg ist im Übrigen zu einem Feld der großen und kleinen Immobilienspekulanten verkommen, und das Wohnen ist und bleibt volkswirtschaftlich gesehen Konsum. Daneben ist zu berücksichtigen, dass der Bau von Wohnungen in einem erheblichen Maß klimaschädlich ist und Ressourcen "frisst", die an anderer Stelle für wirkliche Zukunftsinvestitionen in Infrastruktur, Wirtschaft und Bildung dringend benötigt werden. Helgo Klatt

Nachhaltige Erinnerung

15. Januar: "Die Heesters, eine Hamburger Künstlerfamilie"

Ich habe vor ca. 35 Jahren das Bühnenstück "Ein Gespräch im Hause Stein, über den abwesenden Herrn von Goethe" mit Frau Heesters gesehen, in dem sie über drei Stunden einen Monolog führte. Super, eine einmalige Schauspielerin. Ich bin heute noch fasziniert, wie man einen Monolog so über drei Stunden und so fesselnd halten kann. Ich habe in der Vergangenheit viele Theaterstücke gesehen, aber keins ist mir so nachhaltig in Erinnerung geblieben wie dieses. Große Hochachtung für die schauspielerischen Leistungen von Frau Heesters. Karl-Heinz Lindig​