Auch Rundfunk muss sparen

17. Dezember: „Ein Angriff auf die Freiheit der Medien. Im Streit um die Rundfunkgebühren geht es um viel – ist willfährige Berichterstattung das Ziel?“

Zuallererst ist es wichtig zu realisieren, dass die Autorin Teil des Systems ist und leider nicht vieles äußerst kritisch hinterfragt. Natürlich sind 86 Cent monatlich kein Grund, sich über die Erhöhung aufzuregen. Nein, es geht um viel mehr. Nämlich, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die sich die Taschen vollgemacht haben, nun – ach wie furchtbar – das dringend müssten, was jeder Haushalt in Deutschland muss, sparen. Wenn man sich genauer ansieht, wofür die Anstalten ihr Geld ausgeben, dann sind die Personalkosten und Pensionslasten ein großer Brocken. Und nun möge sich bitte keiner hinstellen und sagen, dass dafür die Qualität des Programms größer ist als bei den privaten Sendern. Und Unabhängigkeit zu proklamieren, wenn in den Gremien Parteizugehörigkeit eine gravierende Rolle spielt, ist heuchlerisch. Freunde in den USA verstehen ohnehin nicht, warum wir in Deutschland Rundfunkbeiträge zahlen müssen. In dem größten Medienland schlechthin gäbe es einen Aufstand, wenn derartiges eingeführt würde.

Bernd Glodek

Ein Lockdown-Szenario

14. Dezember: Leitartikel: „Die Frage der Verhältnismäßigkeit. Die Corona-Lage ist dramatisch – ein neuerlicher Lockdown aber ist es auch“

Nur weil im Szenario „Modi-Sars“ der Bundesregierung ein Lockdown nicht erwähnt wird, ist das Mittel ja nicht falsch. Die Regierung wird wohl noch weiterlernen dürfen. Und das Szenario weicht im entscheidenden Punkt ab. Es geht von einem deutlich gefährlicheren Erreger aus, bei dessen Auftreten man vermutlich die Kassierer in den Supermärkten an die Kassen ketten müsste, damit sie nicht wegrennen. Ein Lockdown würde sich vermutlich schnell von allein ergeben. Ein größeres Problem der derzeitigen Situation ist doch gerade, dass viele Menschen im Erwerbsalter ein geringes Risiko einer schweren Erkrankung haben, es nicht kennen oder es nicht ernst nehmen. Aber obwohl Covid-19 milder verläuft als im Szenario angenommen, laufen die Krankenhäuser voll und wird „Corona“ bei den Todesursachen 2020 ganz weit vorne landen, weil Deutschland eine alte Bevölkerung hat. Schließlich geht das Szenario „Modi-Sars“ von einer Impfstoffentwicklung erst nach drei Jahren aus, was 2012 schon optimistisch war. Einen so langen Lockdown hält kein Land der Erde durch. Die Lockdown-Strategie ist aber eine Wette auf eine Verfügbarkeit eines Impfstoffs innerhalb eines Jahres – einer Zeit, die man mit kurzen Lockdowns und zwischendurch milderen Maßnahmen überbrücken kann. Diese Wette wird nicht nur Deutschland gewinnen.

Frank Bokelmann

Unterirdisches Betonmonster

17. Dezember: „So soll die U 5 durch die Innenstadt fahren. Verlauf der neuen U-Bahn-Linie steht fest. In der City wird fünf bis sechs Jahre gebohrt und gebaggert. Neue Station am Krankenhaus St. Georg“

U5, die Bahn der ewig langen Wege: Die neue Station in der Stadtmitte sollte statt „Jungfernstieg“ eher „Tief unter der Binnenalster“ heißen. An die 100 Meter weit müssen die zukünftigen Fahrgäste gehen, bis sie an der Station ankommen. Damit ihnen dabei nicht langweilig wird, müssen sie auch noch 20 Meter tief steigen, also ein siebenstöckiges Hochhaus abwärts unter die Erde klettern. Schon heute haben wir am Jungfernstieg die Abstimmung mit den Füßen: die U1, in der obersten Ebene dieses unterirdischen Turmbaus, kommt auf über 80.000 Fahrgäste pro Tag. Die U2, zwei Bahnebenen tiefer unter dem Alstergrund gelegen, kommt auf nicht einmal 22.000 Fahrgäste. Wieso Herr Tjarks die 40.000 Fahrgäste für die noch deutlich unattraktiver gelegene U5-Haltestelle prognostiziert, bleibt ein Rätsel. Wer den Fahrgästen so etwas als Beitrag zur Mobilitätswende schmackhaft machen will, kann dann natürlich auch die 70-Meter-Übergangsweg von der U5 bis zur U1 am Stephansplatz als attraktiven Übergang bezeichnen. Da schneidet der überfüllte Metrobus 5 mit seinen ebenerdigen Zugängen nicht unbedingt schlechter ab – und er ist offiziell acht Milliarden (real bei solchen unkalkulierbaren Großprojekten wohl deutlich mehr) Euro günstiger. Sollten wir da nicht eher über die Trameinführung nachdenken, die auch oberirdisch bleibt. Zudem kann die Bahn auf der Straße mindestens zehn bis 15 Jahre eher fahren als das unterirdische Betonmonster, das der Senat uns jetzt anpreist.

Norbert Holtz

Ohne Sinn und Nachhaltigkeit

Nun ist es doch passiert: Hamburg will sich eine durchs Stadtgebiet mäandernde U-Bahn leisten, die schlicht unbezahlbar ist: mindestens sieben bis acht Milliarden Euro (also eine Zahl mit neun Nullen) werden im Untergrund verbuddelt, ein Fahrerlebnis auf der Gesamtstrecke ist frühestens Ende der 2030er-Jahre zu erwarten. Die ersten 1,8 Milliarden Euro für den Abschnitt Bramfeld-Sengelmannstraße werden laut Senatsdrucksache definitiv keine Zuschüsse aus Berlin erhalten, weil diese Teilstrecke keinen förderungswürdigen Nutzen hat! „Wer soll das bezahlen?“, fragt sich der entsetzte Bürger angesichts der enormen Schulden, die coronabedingt aufgenommen werden müssen. Hinzu kommt die fehlende Planung sinnhafter Querverbindungen, wieder wird das Publikum durch die Innenstadt gekarrt. Was mich besonders ärgert, dass die schwächsten Verkehrsteilnehmer wieder richtig tief runter unter die Erde müssen! Sinnhafte und nachhaltige Verkehrsplanung geht anders!

Klaus Tüpker, Neu Wulmstorf

Ein Bremser statt Mutmacher

11. Dezember: „,Uns droht dramatischer Wohlstandsverlust‘. Fritz Vahrenholt war Vordenker der Ökobewegung – heute zweifelt er an der deutschen Klimaschutzpolitik“

Wie kann man nur einem erklärten Klimaleugner wie Herrn Vahrenholt immer wieder so ein großes Forum bieten und dazu noch Werbung für sein neuestes Buch ermöglichen? Herr Vahrenholt erwartet eine „vernünftige Energiewende“ in drei Generationen, das sind bis zu 90 Jahre! Nach Einschätzung von über 95 Prozent aller Klimaforscher haben wir nur noch ca. zehn Jahre Zeit, um Maßnahmen zu ergreifen. Namhafte Wissenschaftler können die Thesen von Herrn Vahrenholt umfänglich widerlegen. Die Menschheit steht mit dem Klimawandel und der diesjährigen Pandemie vor einer ihrer größten Herausforderungen seit langem. In dieser Zeit brauchen wir keine Bremser, die verbissen ihren Wohlstand und ihre Gewohnheiten weiter pflegen, sondern Mutmacher, die uns helfen, neue Wege zu gehen, damit wir Menschen eine Chance zum Überleben haben. Ein gemeinsames Ziel zu verfolgen und dabei Erfolge zu sehen, kann auch Spaß machen. Das sollte von Wissenschaft und Politik viel stärker kommuniziert werden!

Annelie Kirchner

Hauptquellen der Infektionen

17. Dezember: „Wer sich in der Hansestadt wo mit Corona ansteckt. Wohn- und Pflegeheime für Senioren mit Abstand die gefährlichsten Orte. Etwa jeder sechste Bewohner starb“

Herr Trepoll hat, ohne dass in dem Artikel in die Tiefe gegangen wäre, mit seiner kleinen Anfrage zu einer wesentlichen Erkenntnis beigetragen: Wenn zwar in Seniorenresidenzen, Krankenhäusern, Schulen (und auch Universitäten) hohe Infektions-Weiterverbreitungszahlen nachgewiesen werden konnten, so ergibt die Summe der prozentualen Infektionen immer noch nicht Aufschluss über die Hauptquellen der Infektionen. Die Lösung liegt aber auf der Hand. Es sind die privaten Feiern der Sorglosen und Ignoranten ohne Schutz und Abstand, die für die hohen Infektionszahlen sorgen! Wer als Infizierter gibt bei der Befragung durch das Gesundheitsamt schon preis, dass er sich auf einer privaten Party mit 30 Teilnehmern ohne Abstand aber mit viel Alkohol infiziert hat, wenn er befragt wird? Natürlich lag die Infektionsquelle dann im Bus, in der Bahn oder bei einem Unbekannten, der ihn/sie angehustet hat. Solange die privaten Kontakte nicht vernunftmäßig eingeschränkt werden, bleiben der Pandemie Tür und Tor weit geöffnet. Und an der Vernunft der Menschen darf ernsthaft gezweifelt werden.

Manfred Christen