Ein Impfzentrum ist zu wenig

21./22. November: „Corona: Mobile Impfungen in Heimen geplant. Biontech-Wirkstoff könnte schon im Dezember eingesetzt werden. Viele infizierte Kinder in Schule auf der Veddel

Es ist vollkommen einsehbar, dass die aufgeführten Risikogruppen zuerst geimpft werden sollen. Aber was geschieht mit den vielen Menschen der Risikogruppen über 65 Jahren? Mit den Bürgerinnen und Bürgern, die noch selbstständig oder betreut in ihren Wohnungen oder Häusern leben? Für alle Hamburgerinnen und Hamburger soll nur ein einziges Impfzentrum geplant sein. Sollen die älteren Risikomitbürger mit dem ÖPNV zu diesem einen Zentrum fahren? Das gilt besonders für die Bürgerinnen und Bürger aus dem südlichen Hamburger Raum, die auf die in Hamburg mit am stärksten belastete S 3 angewiesen sind. Im Raum Süderelbe leben über 200.000 Menschen. Das entspricht ungefähr der Einwohnerzahl einer Großstadt wie Braunschweig. Endet der Blick des Senats wie üblich wieder einmal an der südlichen Elbe?

Heidrun Wienecke

Schulabschluss später machen

21./22. November: „Wie kommt die Schule gut durch den Corona-Winter?“

Vermutlich ist es richtig, dass die Schülerinnen und Schüler in der großen Mehrheit nur schwache Symptome zeigen. Aber das ist ja gerade das gefährliche. Der offenbar gesunde Schüler steckt möglicherweise unfreiwillig und ohne es zu wissen eine große Zahl von Kontakt-Personen an. Die Gesundheitsämter können solche Quellen kaum ermitteln, denn niemand führt die Ansteckung auf die Begegnung mit dem Schüler zurück. Der war doch offenbar gesund! Was ist eigentlich so schlimm daran, auf den Frontal-Unterricht in vollem Umfang bis auf weiteres zu verzichten? Während der ersten Welle hat das gut funktioniert. Die jungen Leute machen ihren Schulabschluss halt etwas später als geplant. Was spricht ernsthaft dagegen? Bei verantwortungsvoller Güterabwägung wohl nichts.

Bernhard Murra

Homeschooling im Dezember

Bitte schließt bis zu den Weihnachtsferien die Schulen! Die Kinder stecken sich in der Freizeit bzw. zu Hause an und tragen die Infektion dann in die Schule. Das sehen wir gerade bei unserem Enkel. Er ist in der 12. Klasse einer Gesamtschule. Sein Tischnachbar hat sich bei seinem Vater angesteckt, die Infektion unbewusst mit in die Schule geschleppt. Unser Enkel hat sich privat testen lassen und sich Gott sei Dank nicht infiziert. Die Schulleitung lässt den Unterricht ganz normal weitergehen, ohne die anderen Mitschüler zu testen. So etwas finde ich unverantwortlich. Warum werden die Klassen, in denen Infektionen auftreten nicht getestet bzw. zum Homeschooling veranlasst? Da wundert man sich, wo die hohen Zahlen herkommen? Genau daher!

Birgit Kraft, Bergedorf

Unterricht flexibler gestalten

20. November: „Corona trifft Stadtteilschüler am häufigsten. Bundesweite Studie soll Rolle der Schulen bei Ausbreitung der Pandemie aufklären. Rabe: ,Wir müssen andere Lebensbereiche stärker betrachten‘“

Ich stimme der Position des Schulsenators zu, dass man den Schulbetrieb so lange wie möglich in Betrieb halten sollte. Die doppelt so hohen Infektionszahlen an Stadtteilschulen zeigen jedoch, dass sich dies nicht einheitlich einhalten lässt, und dass seitens der Behörde immer noch zu starr in den drei Kategorien Schulbetrieb, Hybridunterricht und Schließung gedacht wird. Unser Kind ist auf einer Stadtteilschule, und ist hiermit wahrscheinlich bald davon betroffen, dass die Behörden keine Lösung für einen flexiblen digitalen Unterricht überlegt haben, nicht mal einen Plan haben. Wo ist die Lösung, dass Risiko-Lehrer ihre Kollegen vor Ort über Video-Unterricht unterstützen? Wo ist die Lösung, bei der Kinder in Quarantäne über Video zumindest am Unterricht teilnehmen können? Wo ist die Lösung, dass Klassen mit Infektionen für zwei Wochen über Video unterrichtet werden, egal ob die Lehrer in der Schule oder selbst von zuhause unterrichten? Sind denn überhaupt seitens der Behörde die Voraussetzungen (schnelles Internet an Schulen, einheitliche Video-Plattform, Lern-Plattform) geschaffen worden? Solche Flexibilität ist bei uns in der Industrie seit April Standard, wir wären sonst auch längst pleite, und ich habe bis heute keinen stichhaltigen Grund erkennen können, warum man das nicht zügig für den Schulbetrieb umsetzen könnte. Aber so besteht die Gefahr, dass unser Stadtteilschulkind als erstes nach Hause geschickt wird, und bis auf einige Lehrer, die sehr engagiert sind und persönliche Lösungen anbieten, wird dann der Schulbetrieb ausfallen. Schade!

Dietrich Härtl

Musik trotz Belagerung

21./22. November: „,Wir brauchen Kultur – gerade in Krisenzeiten‘. ​Mehr als ein Dutzend Hamburger Chefdirigenten, Intendanten und Direktoren stellen in einem offenen Brief Forderungen an den Ersten Bürgermeister“

Vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944 dauerte die Blockade von Leningrad durch die deutsche Wehrmacht. Viele Zivilisten starben an Hunger und anderen Folgen der Belagerung. In dieser Zeit komponierte Dmitri Schostakowitsch die 7. Sinfonie in C-Dur, op. 60, die „Leningrader Symphonie“. Sie wurde im Frühjahr 1942 in Moskau uraufgeführt, ca. 150 Kilometer von den deutschen Truppen entfernt. Hatte man nichts Besseres zu tun? „Ich widme meine Siebente Sinfonie unserem Kampf gegen den Faschismus, unserem unabwendbaren Sieg über den Feind, und Leningrad, meiner Heimatstadt ...“ hatte Schostakowitsch am 29. März 1942 der Prawda gesagt. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein (5. Mose 8.3.), sondern auch von der Kultur. Oper, Kino oder Kleinkunst haben auch in schwierigen Zeiten ihre Berechtigung.

Jürgen Beeck

Einladung und Inspiration

20. November: „Herzensorte der Hamburger Literaturszene“

Dass die Kulturbehörde der Literatur einen bemerkenswerten Stellenwert einräumt, ist großartig und verdient Anerkennung. Was für eine schöne Idee zudem, ausgewählte Herzensorte der Hamburger Literatur vorzustellen. Da waren Profis am Werk. Es ist eine Einladung und eine Inspiration für einen literarischen Spaziergang. Der knappe Buchtitel „Raus! Nur raus!“ motiviert so richtig. Ich bin mit dem Büchlein bereits unterwegs gewesen: Als Wegbegleiter überrascht es mit Entdeckungsfreude. Übrigens: Entdeckt habe ich das Buch in den Hamburger Buchhandlungen. Ein Grund mehr, ausschließlich für einen Besuch vor Ort zu plädieren. Jede Buchhandlung ist und bleibt ein Glücksfall für Hamburg.

Rainer Neumann, Hamburg

Löws innere Kündigung

19. November: „Ein Desaster und die Folgen. Nach dem 0:6 in Spanien hat die Nationalelf unruhige Wochen vor sich“

Den Fußballspielern wird endlich einmal gezeigt, wo sie stehen, nämlich im Mittelmaß des internationalen Fußballs. Der Niedergang hatte sich doch längst angedeutet. Das frühe Ausscheiden 2018 wird wohl immer noch unterbewertet. Ein Vergleich zur Entwicklung des HSV der letzten fünf bis sieben Jahre sei erlaubt. Das Festhalten an den Verantwortlichen kann nicht das Ergebnis der Misserfolge sein. Man hatte sich abgesprochen und ist sich wohl einig. Schnell noch ein Pöstchen hier, schnell noch eine Weiterverpflichtung da, damit der Geldbeutel gut gefüllt bleibt. Bemerkenswert war die – mein Empfinden – fehlende Anteilnahme, mit der Herr Löw das Treiben seiner desolaten Mannschaft begleitete. Im Berufsumfeld nennt man das „innere Kündigung“. Zu hoffen ist, dass die Bezahlung aller Beteiligten angepasst wird. Das wird aber wohl nur dann geschehen, wenn die Sender ihre Angebote für Übertragungsrechte drastisch kürzen und die Stadien sich leeren. Vielleicht hilft es, wenn sich die Menschen, die momentan andere Sorgen haben, gründlich über die Wertigkeit des Fußballs Gedanken machen. Das sollte dann zu einer „Abstimmung mit den Füßen“ führen.

Detlef Lange, Hamburg