Kommt endlich zur Vernunft

16. November: „Großkontrolle in Bussen und Bahnen: 650 Hamburger ohne Maske erwischt. Bis zu 80 Euro Bußgeld

Wir müssen uns nicht wundern, dass die Infektionszahlen immer weiter steigen. Was all diese Ignoranten, Querdenker und Besserwisser sich erlauben, ist empörend. Glauben die wirklich, sie sind immun gegen den Virus? Falls es diese Leute doch erwischt, nehmen sie selbstverständlich gerne die Hilfe und Fürsorge der ohnehin schon überforderten Ärzte und Helfer in Anspruch. Hoffen wir, dass alle irgendwann zur Vernunft kommen.

Ursula Henke, Reinbek

Tradition kritisch hinterfragen

14./15. November: „Kuscheln mit Islamisten. Fanatiker terrorisieren Frankreich und morden auch in Deutschland – wir schauen lieber weg oder schweigen verlegen“

Glückwunsch zum Titel und den Ausführungen. Es wird Zeit, dass sich die linke und sogenannte liberale Szene mit dem Kern des Islamismus und seinem fundamentalistischen Anspruch auseinandersetzt. Frankreich verdient wesentlich mehr Unterstützung. Ein nicht zu unterschätzender Anteil mit islamischer Prägung verachtet unsere säkulare, aufgeklärte Gesellschaft und macht aus dieser Verachtung keinen Hehl. Die Grundprinzipien einer freien Gesellschaft werden ablehnt. Beispiele sind hier ein religiös begründetes Bilderverbot und unliebsame Satire, die Gleichstellung von Mann und Frau oder die Religionsfreiheit. Die muslimische Gemeinschaft kommt um eine kritische Aufarbeitung ihrer Tradition nicht herum. Die Regeln und Gesetze jeder Religion müssen in Einklang mit unseren demokratischen Grundwerten stehen.

Klaus-Peter Neumann, Reinbek

Schande für uns Hamburger

So richtig, wie zum Teil argumentiert wird, so verwirrender sind auch hier manche Argumente. Über links und rechts braucht zum Thema nicht diskutiert werden, beide Ideologien sind von Grund auf dogmatisch und unfähig, Meinungsvielfalt im Diskurs zu ermöglichen, ein Grundübel. Die Demo der 250 fundamentalistischen Muslime ist keine Eintagsfliege von geistiger Ferne, nein, sie leben hier unter uns. Nichtsdestoweniger ist es eine Schande, auch für alle Hamburger, denn dass noch nicht mal ein geringes Aufbegehren stattfindet, hängt einem Gewöhnungszustand nach. Vor einigen Tagen war Frau Kelek mit ihren Argumenten eines Kopftuchverbotes in ihrem Blatt. Teile der Leserzuschriften machten deutlich, welch abenteuerliche Verkennung der Situation Raum gegriffen hat. In acht Jahren Sahel und Westafrika, habe ich feststellen können, dass Kinder ein natürliches Verhalten nach Ungezwungenheit auch dort, auch in Kleidungsfragen haben. Was wir hier mit der „Kopftuchmode“ erleben, ist erzwungene Sozialisation und gedeiht ausschließlich auf nicht zugestandenem Freiraum und Selbstentscheid. Die verklärende Argumentation, auch von Behördenseite, ist ein Desaster.

Andreas Scholz

Trendmeile statt Wühlbude

14./15. November: „Wir werden diesen Winter durchstehen“. Miguel Müllenbach, der neue Chef von Galeria Karstadt Kaufhof, spricht im Interview über die Zukunft der Warenhauskette

Erst am Schluss des Interviews werden dem Chef von Galeria Karstadt Kaufhof Fragen nach der Zukunft gestellt. Die Antworten sind erschreckend einfallslos. Wer, wenn nicht Karstadt Kaufhof, kennt sich mit der Krise im Einzelhandel aus? Hier hätte man sich in den zurückliegenden Jahren schon längst genügend Gedanken über die Zukunft machen und auch Visionäres entwickeln können. Stattdessen ist die Antwort, man wolle mit Experten und Mitarbeitern sprechen, dünn und fantasielos. „Bei uns kann man die Ware anfassen“, ist alles, was dem Chef einfällt? Ernsthaft? Man könnte doch zum Beispiel darüber nachdenken, ob man nur noch mit wenigen Musterkaufhäusern arbeitet, die extrem trendorientiert und nicht mehr so überladen mit Waren sind wie zuletzt. Einkaufen in vollgestopften Etagen bei schlechter Luft, wer will das noch? In den Musterkaufhäusern in der Stadt finden regelmäßig Events für Kunden statt. Neueste Modetrends werden präsentiert, Modenschauen organisiert. Dazu Foodevents je nach Saison mit Markthallenatmosphäre. Die Kaufhäuser werden konsequent entrümpelt und komplett neu designed mit trendigen Café- und Restaurant- und komplett neu gestalteten Verkaufsflächen. Dazu endlich auch mal eine angenehme Beleuchtung. Hier können Innenarchitekten und Interieur-Experten mal zeigen, was sie drauf haben. Das Kaufhaus kann so zu einer inspirierenden Location werden und sich endlich von einer Wühlbude mit Rotpreisen und verbrauchter Luft weiterentwickeln.

Sven Jachmann

Welche Werte sind uns wichtig

14./15. November: „Flucht nach vorn. SPD-Hoffnungsträgerin Franziska Giffey verzichtet auf ihren umstrittenen Doktortitel, will aber Familienministerin bleiben“

Der Doktortitel ist der Nachweis akademischen Potenzials und Fleißes und darf, so er denn angemessen verliehen wurde, gewiss mit Stolz getragen werden. Indes, je höher der Grad des geisteswissenschaftlichen Vermögens, desto weniger Titelehre und oberflächliche Anerkennung scheinen seine Träger und Trägerinnen regelmäßig zu bedürfen. Wahre Bildung braucht ohnehin nur eines: Anwendung zur Verbesserung allen Lebens. Franziska Giffey hat in der Tat als Berliner Bezirksbürgermeisterin und als Bundesfamilienministerin bewiesen, dass sie „Politik kann“. Ohnehin müssen wir uns als Gesellschaft fragen, welche Werte und Vorstellungen uns verbindlich leiten und Kompass geben sollten. Nicht zuletzt, während man/frau sich so umschaut im globalen Miteinander.

Ira Bartsch

Ein Ritt auf dem Tiger

14./15. November: „ ,Werden auch Zusammenkünfte in Autos regeln‘. Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) über die aktuelle Corona-Lage, warum der Lockdown noch nicht wie erhofft wirkt“

Wenn ich die Aussagen der Politiker zur Corona-Pandemie und über die Maßnahmen, die qua Verordnung erlassen wurden lese, bekomme ich unwillkürlich das Bild vom Tiger, den man reitet und von dem man nicht mehr absteigen kann. Wer wen in welcher Situation infiziert, wird da z.B. ständig uminterpretiert. Bei Frau Leonhard ist jetzt der ÖPNV gefahrlos, der Sport aber gefährlich. Die Beschränkungen wären nach ihrer Aussage nur Mindestvorgaben und würden wir uns alle wirklich richtig verhalten, wäre die Krankheit besiegbar. Ich habe zunehmend den Eindruck, dass das die eigentliche Fehleinschätzung ist: Eine aerogen übertragene, hoch infektiöse Viruserkrankung in ihrer Dynamik hemmen zu wollen, war schon im Sommer schwierig. Im europäischen Winter, in geschlossenen Räumen, bei durchschnittlichen schlechten Lüftungsverhältnissen, scheint dies nahezu unmöglich. Das war auch noch nie anders. Wir Menschen leben seit Jahrtausenden mit solchen Virus-Epidemien. Die Viren sind in ihrer gesundheitlichen Wirkung nur unterschiedlich gefährlich. Das Versprechen der Politik lautet in dieser Situation „wir besiegen den Virus, keiner muss sterben, wir beschützen Euch!“. Was aber nun, wenn es gar nicht möglich ist, das Versprechen einzulösen? Wenn es aktuell keine Möglichkeit gibt, dem jahreszeitlichen Infektionsgeschehen nachhaltig und wirkungsvoll zu begegnen? Wenn es nicht zu vermeiden ist, dass sich Menschen infizieren und sterben, so wie es in all den Jahren zuvor auch der Fall bei Viruserkrankungen war (nur eben mit anderen, vielleicht ungefährlicheren Viren). Dann sitzen die handelnden Politiker auf dem selbst geschaffenen Tiger, von dem sie nicht absteigen können. Und dann bleibt ihnen nichts, als immer wieder umzuinterpretieren und zu lamentieren. Alternativ können sie absteigen und sich von den wütenden Wählern, die sich getäuscht fühlen, zerreißen lassen. Was auch die Frage beantwortet, wer hier der Tiger ist. Nämlich wir Wähler und nicht der Virus (der ist völlig unpolitisch). Mit Medizin hat das Ganze (nach meinem Eindruck) nur noch am Rande zu tun. Demokratie ist manchmal nicht sehr funktionell!

Dr. med. Philip Düwel,

Hamburg Duvenstedt