Die ganze Welt hat gewonnen

7./8. November: „Amerika hat gewählt“. Lesermeinung zum Wahlsieg von Joe Biden

Ich hätte nicht gedacht, dass mich eine Wahl, wie die US-amerikanische Präsidentschaftswahl, gefühlsmäßig so aufwühlen könnte. Bei Verkündigung des Ergebnisses kamen bei mir gar Tränen vor Glück. Und heute in der Frühe bei der Antrittsrede von Joe Biden die pure Gänsehaut – vor Freude. Die Wahl zeigt, dass dringend ein Wechsel notwendig war, die USA wieder aus ihrer Starre zu befreien. Da ist eine neue Aufbruchstimmung – gerade bei der Jugend –, die ihre Zukunft zu Recht von der Politik konstruktiv anzugehen fordert. Die ganze Spaltung, die Aggression, das negative Moment, das der abgewählte Präsident verkörpert und sein Wording waren so gefährlich, ja zerstörerisch für die Welt. Das ist ja nun vorbei. Das neue Team an der Spitze der USA verbindet so viel: Die Erfahrung des alten Herrn, seine Souveränität und die Dynamik einer hoch engagierten Frau, die mit ihrem Background, ihrer Ethnie und ihrer Art die moderne Frau verkörpert und meines Erachtens einen frischen Wind ins Oval Office bringt. Ja, für mich ein absolutes Dream-Team. Nicht nur Amerika hat gewonnen, sondern die ganze Welt. Viel Glück dem neuen Präsidenten und seiner rechten Hand, Joe Biden und Kamala Harris.

Sven Jösting

Plexiglas im Klassenzimmer

7./8. November: „Corona-Risiko in Schulen: Hamburg will mit Studie Klarheit schaffen. Senator im Abendblatt: ,Es liegen über die Sicherheit zu wenig Zahlen vor.‘ 80 bis 90 Prozent aller Infektionen außerhalb?

Natürlich kann man Klassengrößen nicht ad hoc verkleinern. Dazu fehlen die Räumlichkeiten und das Personal, aber statt das Geld für teure Studien auszugeben, die erst in ferner Zukunft zu Ergebnissen führen werden, sollte man endlich pragmatisch handeln. Schützt die Kinder in den Klassenräumen endlich durch Plexiglasscheiben, die man an die Tische montiert. Das würde ihnen auch während des Unterrichts die Masken ersparen. Wie man sieht, wissen auch die Senatoren im Rathaus diese Lösung zu schätzen.

Christiane Dornecker

Bereicherung für Hamburg

6. November: „Die Hamburger Polizistin, die die Kanzlerin beeindruckt. Bei ihren Vorgesetzten gilt Derya Yildirim als ,unbezahlbares Vorbild‘. Ihre Kollegen schätzen ihre Hartnäckigkeit. So manche verdanken ihr den Job“

Ich habe beim Lesen meiner morgendlichen Lieblingslektüre oft die Nase voll, wenn im Hamburger Abendblatt die negative Berichterstattung dominiert. Mord und Totschlag, Betrügereien und Skandale wecken die Neugier und das Interesse, aber es gibt anscheinend wenig Erfolgsgeschichten. Deshalb ist die Reportage über die Polizistin Derya Yildirim auf einer ganzen Seite ein Highlight. Eigentlich nichts Besonderes, sollte man meinen, wenn eine junge Frau mit Migrationshintergrund erfolgreich ihren Weg gegangen ist. Zugegeben: Als Polizistin steht sie mehr im Fokus als in vielen anderen Berufen, wird vielleicht mit strengeren Maßstäben gemessen. Deshalb ist es umso wichtiger, nicht nur über die verunglückten Schicksale zu berichten, sondern über die erfolgreichen. Wenn über die Integration der Flüchtlinge lamentiert wird, dann sollten uns Beispiele wie von Derya Yildirim verdeutlichen, dass es nur so gehen kann, den inneren Frieden wieder mehr herzustellen, wenn der Mensch im Vordergrund steht, und nicht die Herkunft. Wie gut hört sich der Satz an: „Ich bin keine Deutsch-Türkin, sondern Hamburgerin.“ Aber auch gerade als Deutsch-Türkin ist sie eine Bereicherung für unsere Stadt und Gesellschaft.

Dietmar Johnen-Kluge

Sport für die Seele

6. November: „Ein Monat Sportverbot ist vertretbar. Maryam Blumenthal, sportpolitische Sprecherin der Hamburger Grünen, über die soziale Bedeutung von Bewegung und Vereinen“

„Ein Monat Sportverbot ist vertretbar“, ja, dem kann ich zustimmen, geht es doch darum, die Pandemie in den Griff zu bekommen. In dem Artikel von Frau Blumenthal geht es in erster Linie um Kinder und Jugendliche. Aber bitte vergessen Sie auch uns Ältere nicht. Als Übungsleiterin für Seniorengymnastik weiß ich um die positiven Auswirkungen regelmäßiger sportlicher Betätigung. Nicht nur die Beweglichkeit wird erhalten. Die Auswirkungen sind wesentlich vielfältiger, auch hier geht es um Freude an der Gemeinschaft, trotz Abstand und Einhaltung der Corona-Regeln und positive Körperwahrnehmung, denn gerade in Zeiten der Berührungsarmut ist es wohltuend, sich selbst wahrzunehmen. Und nicht zu vergessen, die Ausschüttung der „Glückshormone“, durch Muskelanspannung, -entspannung etc. Ich hoffe sehr, dass auch wir bald wieder „sporten“ dürfen, um Körper, Geist und Seele widerstandsfähig und positiv gestimmt zu halten.

Vera Haupt

Mehr Vertrauen in den Bürger

Danke, Maryam Blumenthal, für Ihren Beitrag, von dem ich jede Aussage über den Sport unterstreichen möchte. Aber dazu passt „Ein Monat Sportverbot ist vertretbar“ meiner Meinung nach überhaupt nicht, zumal es bei vier Wochen höchstwahrscheinlich nicht bleiben wird. Wir kennen das doch schon vom Frühjahr: zwei Wochen Verlängerung, noch mal Verlängerung, Frust. Ich besuche seit Jahren wöchentlich zwei Kurse im Verein (den dritten, Wassergymnastik, haben wir, da er in einer Altenwohnanlage stattfand, schon seit März abgeschrieben), und unsere Trainer und wir haben in den letzten Monaten alles getan, um Ansteckungen zu verhindern. Maske auf bis zum Platz, Fenster auf, Matten und Geräte desinfiziert, Liste geführt, Abstand zum Nachbarn, jeder blieb in seinem Bereich. Und die besonders Vorsichtigen verzichteten auf die Teilnahme. Nun fühlen wir uns zu Unrecht bestraft, wie alle Anderen in Gastronomie, Hotelgewerbe, Kultur etc., die ebenso alles in ihrer Macht stehende für den Pandemieschutz getan haben. Wir können die Ansteckungsverläufe nicht mehr nachvollziehen, aber wir müssen irgendetwas machen ... Das ist doch keine Strategie. Traut den mündigen Bürgern doch etwas mehr zu. Die Mehrheit weiß inzwischen, was zu vermeiden ist und hält sich an die Regeln. Und die Unvernünftigen werden sich ihre Freiheiten heimlich nehmen, das kann man kaum verhindern, schon gar nicht durch die jetzt verhängten Maßnahmen. Letztendlich müssen wir wohl einsehen, dass unsere Möglichkeiten begrenzt sind und uns dieser Naturgewalt beugen, so schmerzlich das ist.

Regina Heurich

Alle müssen mitmachen

5. November: Kolumne: „Eine Zwangspause für die Jugend? Junge Leute werden in der Corona-Pandemie von vielen als Haufen feierwütiger Egomanen wahrgenommen. Ein falsches Bild“

Sie wünschen sich „mehr Empathie für die (junge) Generation“. Diesen Wunsch kann ich grundsätzlich teilen. Und ich stimme Ihnen zu, dass dies nicht als „Freifahrtschein für dämliche Corona-Partys“ verstanden werden darf. Sie beantworten allerdings nicht die Frage, was das konkret für den Alltag und für die Bewertung von Verhalten bedeuten muss. In der gegenwärtigen Situation reicht es eben nicht aus, dass sich lediglich die Mehrheit aller Mitmenschen an die bestehenden Regeln hält. Die Zahlen belegen es doch! So bitter es ist: Nicht nur „die Jugend“ muss eine „Zwangspause“ einlegen und auf viele liebgewordene Aktivitäten verzichten. Sie haben sicher recht, wenn Sie den „allermeisten“ jungen Leuten verantwortungsvolles Verhalten bescheinigen. Aber mich beruhigt das nicht, nicht in der Situation, in der wir alle gemeinsam stecken. „Man ist nur einmal jung“ ist doch genau die „Begründung“ all derer, die sich nicht verantwortungsvoll verhalten wollen. Bei allem Verständnis für das für junge Menschen (angeblich?) „typische“ Verhalten: Wir können es uns zurzeit schlicht nicht leisten, auch die jungen Menschen nicht! Und die jungen Leute dürfen oder müssen das sehr deutlich hören. Und lesen! Dass sich dasselbe Verhalten auch in anderen Altersgruppen feststellen lässt, gehört natürlich ebenfalls deutlich kritisiert, ja vielleicht sogar geahndet oder bestraft.

Klaus Hahne