Wir haben Amerika bewundert

6. November: Leitartikel: „Was von Trump bleibt. Ein Teil seiner Botschaft wird weiterwirken – selbst wenn der Präsident abtritt“

Wir haben das Amerika nach dem zweiten Weltkrieg bewundert! Wie einen Freund, der den Deutschen half, wieder auf die Beine zu kommen. Wir wollten danach so sein wie die Amerikaner: lässig, selbstbewusst, frei und weltoffen. Jahrzehnte später war Amerika als Weltpolizei gefordert und schickte Truppen in alle Welt und wir als Deutsche und Europäer immer an ihrer Seite. Ob man hundertprozentig überzeugt vom Geschehen war oder nicht, wir waren Freunde und da steht man zueinander. Die Ausnahme war der Irak-Krieg, klugerweise hat Deutschland sich herausgehalten, trotz aller Kritik der Amerikaner. Das Ergebnis: Die arabische Welt ist seitdem ein so fragiles Gebilde mit unabsehbaren Folgen für die Zukunft. Und nun das Amerika, in dem wir unseren großen Bruder nur noch mit Mühe als das bewunderte Amerika aus der Vergangenheit wieder erkennen. Wie soll unser Bündnis nach dieser Wahl mit derart unsäglichen verstörenden Bildern weitergehen? Wir möchten immer noch unser Amerika von früher bewundern, aber wird es noch möglich sein? Zweifel sind erlaubt!

Wilfrid Warncke

Pflegekräfte anerkennen

6. November: Warum man Pflege stärken muss. Diskussionsrunde mit Experten: Sie fordern bessere Gehälter und verlässliche Dienstpläne

Ich finde, es ist an der Zeit, dass man endlich den Wert der Pflege für das Gemeinwohl erkennt. Die Zeiten von Florence Nightingale sind vorbei. Die Krankenschwestern von heute sind Ehefrauen und Mütter. Sie brauchen klar strukturierte Dienstpläne, um ihr Familienleben organisieren zu können. Daher geht es nicht, dass sie permanent einspringen oder Doppelschichten machen. Der nächste Punkt ist die Aufwertung ihrer Ausbildung. Sie haben, wie auch Facharbeiter eine dreijährige Ausbildung und häufig noch eine zweijährige Fachweiterbildung. Das muss sich dann aber auch auf ihren Zuständigkeitsbereich auswirken. Bei dem Mangel an Pflegekräften auf den Intensivstationen kann man nicht einfach Krankenschwestern von anderen Stationen umsetzen, da die Arbeit auf ITS so komplex und hoch technisiert ist. Ich finde es gut, dass sich jetzt auch die Ärzteschaft für das Pflegepersonal einsetzt und das Arbeiten auf Augenhöhe fordert. Häufig wird die Einstellung und die Liebe zum Beruf schamlos ausgenutzt. Keine Krankenschwester lässt ihre Patienten im Stich. Aber wer kümmert sich um die physische und psychische Gesundheit der Pflegekräfte?

Sonja Starke

Kreative Ideen fehlen

4. November: „Neue Sternbrücke: Stadt und Bahn halten an Entwurf fest. Verkehrssenator Anjes Tjarks bekennt sich zur viel kritisierten stützenfreien Konstruktion. Sie schaffe Platz für Fußgänger, Radfahrer und Busse. Denkmalschützer entsetzt“

​Das zentrale Problem der Stresemannstraße besteht im immer noch extrem hohen Lkw-Aufkommen. Wie und auf welche Weise der Lkw-Verkehr aus der Stresemannstraße herausgehalten oder wenigstens weiter reduziert werden kann, abseits von Dieselfahrverboten, dazu gibt es leider keine Aussagen seitens der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende. Es fehlt an kreativen Ideen oder wenigstens Prognosen über den sich entwickelnden Lkw-Verkehr unter Berücksichtigung geplanter, bereits bekannter Entlastungsmaßnahmen (Autobahnbau, Verlagerung der Güter auf die Schiene durch den Fehmarnbelt-Tunnel Richtung Skandinavien). Es muss hingegen schon ein möglicher Aufprallunfall durch einen Lkw bemüht werden, um eine Stützenkonstruktion ablehnen zu können. Sicher verfügt die Verkehrsbehörde über Informationen, wie oft es in den letzten Jahren und Jahrzehnten derartige Unfälle an der Sternbrücke, in der Tempo-30-Zone und an den anderen Hamburger Brücken gegeben hat. Vielleicht kann eine der Bürgerschaftsfraktionen diesbezüglich mal eine kleine Anfrage an den Senat richten? Und was möglicherweise längere Bauzeiten und Kosten anbelangt, die eine Stützenkonstruktion mit sich bringen würde, so sollten das nun wahrlich keine wirklichen Argumente sein. Nahezu jede Baumaßnahme in Hamburg und der Deutschen Bahn zeichnet sich durch längere Bauzeiten und deutlich höhere Kosten als ursprünglich geplant aus.

Wolfgang Kirmse

Entwurf ist völlig verfehlt

Offensichtlich wird nur noch eine deckungsgleiche Bauzeichnung für Brücken in Hamburg angewendet. Der „Entwurf“ ist an diesem sensiblen Platz im Schanzenviertel völlig verfehlt. Die Brücke ist in ihrer Dimension maßlos überzogen, langweilig und einfallslos. Wenn doch die heutigen Architekten auch nur ein Quäntchen von der Kreativität damaliger Brückenarchitekten hätten. Gibt es denn gar keinen Beauftragten für Ästhetik im Bauwesen in Hamburg? Dass für diese Aktion auch noch die liebenswerten Altbauten und 44 Bäume zum Opfer fallen sollen, ist ja wohl der Gipfel der Unverständlichkeit. Die Grünen haben ihr Adjektiv „grün“ schon lange verwirkt.

Sylvia Nitze

Tischreservierung zwecklos

4. November: „,St. Peter-Ording ruht sich auf seinen Erfolgen aus‘. ,Entscheider treffen Haider‘ – heute mit Jens Sroka, dem Erfinder der Beach Motels“

Ich habe die Meinung von Herrn Sroka mit großem Interesse vernommen. Leider hat er nicht erklärt, warum es für St. Peter gut sein soll, wenn man es mit Sylt vergleicht. Ich habe auch den Eindruck, dass Herr Sroka nicht sehr oft in St. Peter-Ording ist. Er behauptet zum Beispiel, es gäbe genügend Restaurants. Versuchen Sie mal, ohne Reservierung einen Tisch zu bekommen. Das ist ganzjährig fast ausgeschlossen. Wenn Sie über die Reservierung einen Tisch erhalten, dann aber nur für 90 Minuten. Anschließend müssen Sie gehen. Hinzu kommt, dass viele Restaurants und Cafés mittlerweile auch in der Hochsaison Ruhetage einlegen, weil es nicht genügend Mitarbeiter gibt. Erschütternd fand ich seine Meinung, der Bau des Dünenhotels hätte genehmigt werden müssen und Herr Haider ihm zustimmte, das wäre ein sehr tolles ökologisches Konzept gewesen. Direkt in den Dünen zwischen zwei Binnenseen kann es ökologisch nicht toll sein. Großevents auf dem Strand hätte er auch gerne. Tatsächlich ist St. Peter-Ording derzeit touristisch völlig überlaufen. Da kann ich nur hoffen, dass Herr Sroka sich wie versprochen anderen Regionen, wie zum Beispiel Büsum zuwendet. Natürlich gerne auch nach Hamburg.

Gerd Jobmann

Nur ein Prestigeprojekt

5. November: „Hamburgs breitester Radstreifen auf dem Ballindamm ist fertig“

Die Radwegeplanung braucht Augenmaß. Es vergeht kaum ein Tag, an dem sich Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) nicht an einem neuen Radweg für die Presse ablichten lässt – bevorzugt in der City, wo es besonders werbewirksam für die postulierte Fahrradstadt Hamburg ist. Beim Ausbau des Ballindamms ließen sich die Planungen sogar noch sehr kostengünstig umsetzen, weil der Bund und die Grundeigentümer 90 Prozent der Kosten tragen. Wozu ein 4,75 Meter breiter Radweg, für den neben Fahrspuren auch Parkplätze wegfallen mussten gebraucht wird, bleibt der Senator schuldig. Daraus ließe sich schlussfolgern, dass es bei dieser Maßnahme weniger um die generelle Förderung des Radverkehrs ging, sondern vielmehr um ein Prestigeprojekt der Fahrradlobby. Viel wichtiger scheint mir jedoch der Hinweis darauf zu sein, dass der Preis dafür sehr hoch ausfallen kann. Denn der Einzelhandel in der City kämpft ums Überleben. Zu hohe Ladenmieten, Internethandel und nicht zuletzt die Corona-Pandemie lassen die Branche so langsam verzweifeln. Wäre es da nicht zum jetzigen Zeitpunkt besser gewesen, politische Interessen hinten anzustellen, anstatt die City mit Baustellen zu überziehen und Pkw-Kunden durch Straßensperrungen und Parkplatzabbau auszusperren. Ist sich der Verkehrssenator seiner Verantwortung bei den laufenden Verkehrsplanungen bewusst? Eine spätere Bilanzierung wird es zeigen.

Günter Dorigoni,

Hamburg