Seelenloses Hochhaus

22. Oktober: „Neue Planungen für den Elbtower. In dem Wolkenkratzer soll es deutlich mehr Büroflächen geben, dafür weniger Hotelkapazitäten. Bebauungsplan wird öffentlich ausgelegt“

Je größer das Projekt, desto absurder wird vom klassischen Ablauf einer Planung abgewichen. Die Idee unseres damaligen Ersten Bürgermeisters Olaf Scholz, den Elbtower nur dann zu bauen, wenn die Hamburger ihn auch wollen, wurde schon mal beflissentlich übergangen, und lediglich die Bürgerschaft mit satter Mehrheit der regierenden Partei um Zustimmung gebeten. Und bevor überhaupt über die Form dieses Wolkenkratzers und die Auswirkung auf seine Umgebung diskutiert werden kann, wird vertraglich vereinbart, dass der Investor für die öffentlich zugängliche Aussichtsplattform, das einzige Zugeständnis an den gebeutelten Steuerzahler, Eintritt verlangen kann. Da frage ich mich, ob der Michel oder die Elbphilharmonie an unserer schönen Elbe nicht viel geeigneter sind als Wahrzeichen Hamburgs? In diesen beiden Gebäuden wird noch kommuniziert, gesungen und musiziert. Der geplante Tower biedert sich plump mit dem vorangestellten Wörtchen „Elb“ dem Hamburger an, obwohl schon lange bekannt ist, dass Hochhäuser seelenlose, kommunikationsfeindliche Gebilde sind, in denen verstummte Mitarbeiter die Fahrstühle benutzen und in dessen Umgebung heftige Aufwinde, zugige Ecken und Verschattung existieren. Es ist an der Zeit, endlich einmal Argumente und Anregungen der umworbenen Bürger rechtzeitig einzuholen und nicht dann, wenn alles schon gelaufen ist.

Bruno Brandi

Falsches Zeichen

22. Oktober: Lesermeinung zum verkaufsoffenen Sonntag am 25. Oktober

Ich frage mich, wie man in einer derartigen Situation, in der sich Deutschland gerade befindet, so etwas Verantwortungsloses planen kann, wie einen zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntag in Hamburg. Wirtschaft hin oder her. Der Bevölkerung wird jeden Tag in den Medien erzählt, dass wir uns kurz vor zwölf befinden, und der Handel hat nichts Besseres zu tun, als die Menschen noch zusätzlich auf einen Sonntag in die Innenstadt zu locken. Wo sich dann wieder eng an eng durch die Geschäfte und Straßen geschoben wird und größtenteils, nicht um dabei Geld in den Geschäften zu lassen, sondern einfach nur zum Bummeln und Zeitvertreib. Diese Planung löst bei mir nur Kopfschütteln und absolutes Unverständnis aus. Das hat mit verantwortungsvollen Handeln so gar nichts zu tun und damit wird die ganze Angelegenheit auch schon wieder unglaubwürdig und ruft noch mehr Verschwörungstheoretiker auf den Plan. Dieser verkaufsoffene Sonntag ist leider ein Zeichen in die falsche Richtung.

Julia Böhnstedt

Aufklären durch Freiwillige

21. Oktober: „Corona-Verstöße: Polizei löst drei Hochzeitsfeiern auf“

Ja, es muss in unserer offenen Gesellschaft mutig darüber informiert werden, wenn immer noch junge Leute bei Partys auf der Reeperbahn, in einem geheimen Keller, gegen Auflagen zur Eindämmung von Corona verstoßen. Das gilt besonders auch, wenn 200 Gäste eine türkische oder 98 Gäste eine afghanische Hochzeit feiern. Man kann es nicht oft genug wiederholen, das diese (privaten) Feiern mit die wahren Gründe sind, warum in Ballungszentren, wie in Hamburg, die kritische Marke von 50 überschritten werden. Dass in anderen Kulturkreisen Feiern stets mit sehr vielen Gästen, gutem Essen, mit Tanz und Umarmungen gefeiert werden, ist so. Es will ihnen in Hamburg keiner diese Art zu feiern verbieten. Im Gegenteil, diese sind Teil einer kulturellen Vielfalt. Aber, auch wir in Hamburg leben aktuell in einer Pandemie. Die Medien berichten täglich über die Entwicklung. Bürger können sich daher nicht damit herausreden, sie hätten noch nie etwas von der Gefährlichkeit des Virus und den Eindämmungsnotwendigkeiten gehört. Die damit verbundenen Verhaltensregeln gelten für alle Bürger in Hamburg – ohne Wenn und Aber. Trotzdem wird immer noch dagegen verstoßen und der Gesellschaft geschadet. Also ist noch mehr Kreativität von politischer Seite gefordert! Ich unterstütze daher den Vorschlag des Virologen, Professor Jonas Schmidt-Chanasit freiwillige Gesundheits-Volunteers einzusetzen. So könnten auch Freiwillige in Hamburg, vor allem auch aus den unterschiedlichen Herkunftskulturen, in einer kurzen Schulung über die Gefahren von Corona und den notwendigen Eindämmungsmaßnahmen informiert werden und Fragen kompetent beantworten. Nach der Schulung „schwärmen“ sie aus und können in ihren Familien, im Verwandten- und Freundeskreis, sowie in Schulen, Universitäten und beruflichen Umfeld sowie in ihren Begegnungsstätten informieren und als akzeptierte Gesprächspartner zur Verfügung stehen.

Dr. Volker Bonorden

Aufs Feiern verzichten

21. Oktober: „,Nur mit Verboten kommen wir nicht ins Ziel‘. Der Virologe Professor Jonas Schmidt-Chanasit fordert bessere Kontrollen, damit Regeln eingehalten werden. Aber es gehe auch um Freiräume, gerade für junge Leute“

In der Sache, dass man jungen Menschen das Feiern nicht verbieten kann, muss ich doch widersprechen. Wo sind denn die ganzen Jugendlichen und jungen Erwachsenen geblieben, die noch vor Monaten jeden Freitag protestiert haben und uns älteren Menschen vorgeworfen haben – zumindest teilweise – an der drohenden Klimakatastrophe Schuld zu sein? Jetzt könnten sich doch genau diese jungen Menschen vorbildhaft dafür stark machen, nicht oder eben nur in kleinem Rahmen zu feiern oder auch eine Zeit lang ganz darauf zu verzichten. Das würde keine bleibenden Schäden bei den jungen Erwachsenen hinterlassen, aber sie würden andere Menschen schützen. Anscheinend vergessen diese jungen Menschen auch, dass sie bei drohendem Lockdown auch ihren eigenen Arbeitsplatz riskieren.

Bärbel Hartmann

Fragwürdige Entscheidungen

21. Oktober: „Das kaltgestellte Parlament. Gesundheitsminister Spahn verteidigt seine Befugnisse – Abgeordnete unzufrieden

Wenn ich mir vorstelle, dass das von vielen Bürgern geforderte, im Klimawandel durchaus effektive, sinnvolle und wenig schmerzhafte Tempolimit vom Parlament mehrfach abgelehnt wurde, dann möchte ich nicht wissen, zu welchen fragwürdigen Entscheidungen das Parlament in Bezug auf Corona-Maßnahmen wohl kommen mag. Fakt ist doch, dass die bisherigen von Frau Merkel, Ministern und Virologen getroffenen Regeln vernünftig erscheinen und Erfolge erzielten. „Zu viele Köche verderben den Brei“ sagt eine alte Volksweisheit.

Annelie Kirchner

China sollte Empathie zeigen

21. Oktober: „China feiert den Sieg über Corona. Nach harten Lockdowns ist das Land fast virusfrei. Die Wirtschaft brummt wieder – auch deutsche Firmen profitieren“

Wie die Chinesen den Sieg über Corona feiern, ist menschenverachtend. Haben sie vergessen, von welchem Land aus das Virus den Weg zu den Menschen weltweit nahm? Angesichts der Tatsache, dass das Virus inzwischen auf dem gesamten Globus grassiert und sich schon über 40 Millionen Menschen infiziert haben und über eine Million daran verstorben sind, sollte sich das Land mäßigen und empathisch zeigen, zumal ein Ende der Pandemie noch lange nicht in Sicht ist. Das wäre das Mindeste, was man erwarten kann.

Günter Dorigoni

Falscher Zeitpunkt

21. Oktober: „Drei Tage Warnstreik – kommt jetzt die Einigung? Nach Kitas und Kliniken sind die Museen und die Stadtreinigung dran“

Die Forderungen mögen sachlich gerechtfertigt sein, der Zeitpunkt ist es nicht: Für die Corona müden Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein verheerendes Vorbild, für die übrige Gesellschaft eine schwer erklärbare Disruption in sehr schwieriger Zeit, in der gemeinsame Anstrengung und Solidarität das Gebot der Stunde sein sollten.

Dr. Günter Türk