Ich sehe keine Beweise

8. Oktober: „Nawalny geht auf Schröder los. Der vergiftete Kremlkritiker hält den Altkanzler für einen ,Laufburschen‘ von Putin – FDP stellt Privilegien infrage“

Herr Nawalny wäre sympathischer, wenn er sich einmal herablassen und den deutschen Steuerbürgern für die umfassende Hilfe und Unterstützung danken würde. Nordstream II ist ein genehmigtes Wirtschaftsprojekt und hat mit der Affäre Nawalny gar nichts zu tun. Würde man das Projekt einstampfen, kämen auf den deutschen Steuerzahler Milliarden an Entschädigungszahlungen zu, und niemand kann uns erklären, warum russisches Gas, das durch die Ukraine und Polen fließt positiver bewertet wird, als das gleiche Gas, welches durch die Ostsee zu uns kommt. Hier spielt wohl eine große Rolle, dass man an den umfänglichen Durchleitungsgebühren interessiert ist. Die Amerikaner möchten uns nur zu gern ihr Fracking-Gas verkaufen – „America first!“ Es geht um Wirtschaft und nicht um Politik. Ansonsten ist es in unserem Rechtssystem so geregelt, dass man erst ein Urteil spricht, wenn die Beweise vorliegen. Ich sehe keine Beweise. Täter schreiben nur sehr selten ihren Namen auf die Mordwaffe.

Christiane Dornecker

Schröder hat sich entschieden

8. Oktober: Leitartikel: „Schröder muss entscheiden. Der Kanzler a. D. kann nicht beides – für Russland lobbyieren und Deutschland vertreten“

Schröder hat bereits entschieden – als Vorsitzender des Verwaltungsrats von Nordstream 2. Selbstverständlich hat er deren Interessen zu vertreten und damit auch von zwei großen deutschen Konzernen, die viel Geld in Nordstream 2 investiert haben. Zwangsläufig ist das natürlich auch im Interesse Russlands und auch Deutschlands. Deutschland braucht für eine Übergangszeit viel und preiswertes Erdgas aus verlässlicher Quelle. Russland und die Sowjetunion haben stets zuverlässig Erdgas geliefert. Wenn es Probleme gab, lag es an den Transitländern, die ihre Zahlungsprobleme mit Russland mittels Durchleitungssperre zu Drittstaaten lösen wollten. Schröder die Parteinahme für Nordstream 2 im Zusammenhang mit dem Giftanschlag an Nawalny vorzuwerfen, ist unredlich. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun und Fakt ist bisher nur, dass Nawalny mit Nowitschok vergiftet wurde. Nowitschok ist in der Sowjetunion entwickelt worden und nach deren Auflösung in verschiedene Hände gelangt, nicht nur bei russischen Regierungsbehörden. Schröder hat nur gesagt, dass nicht erwiesen ist, wer Nawalny vergiftet hat und man diesen Anschlag nicht benutzen sollte, um Nordstream 2 scheitern zu lassen und damit zehn Milliarden Euro in den Sand zu setzen.

Joachim Schmidt-zur Borg

Gipfel der Lächerlichkeit

8. Oktober: „Kiel lockert die Einreise-Regeln. Herbsturlauber aus Risikogebieten müssen aber einen negativen Corona-Test vorlegen“

Die jetzt beschlossenen bzw. angedachten innerdeutschen Beherbergungsverbote aus sog. Risikogebieten stellen den Gipfel der Lächerlichkeit dar und offenbaren einmal mehr die Hilflosigkeit der Kommunalpolitiker, welche durch sinnfreie Aktionen die Bürger beruhigen möchten. Die Beherbergungsbetriebe, welche ohnehin stark gebeutelt sind und um ihre Existenz bangen, müssen sich jetzt auch noch mit dem Regelungschaos beschäftigen. Also: Remscheid nein, aber Wermelskirchen ja, obwohl der Gast aus diesem Ort in Remscheid arbeitet. Die Grenzen von Landkreisen und Städten sind Verwaltungsgrenzen, die auch Siedlungsräume, in denen sich die Menschen bewegen, durchtrennen. Entlang dieser Grenzen Risikogebiete zu beschreiben, ist vollkommen willkürlich. Das Schleswig-Holstein einmal wieder an erster Stelle mit Verboten steht, lässt die Erinnerung wieder aufleben, als Hamburger an den Grenzen zum Nachbarland zurückgeschickt wurden. Herr Günther hat also nichts dazugelernt. Und die ominöse Zahl 50 wurde zu einer Zeit geboren, als wir noch viel höhere tägliche Infektionen hatten und von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen sind. Mittlerweile wird aber dreimal so viel getestet, mit dem Erfolg, dass auch sehr viele Fälle ohne Symptome in der Statistik auftauchen. Der Anteil schwerer Verläufe ist jedoch momentan deutlich geringer als noch zur Hochzeit der Pandemie, und damit ist auch das Risiko zu erkranken niedriger.

Peter Westendorf, Hamburg

Entfernung ist i-Tüpfelchen

8. Oktober: „Rassismus? Ulm entfernt Heilige Drei Könige aus Krippe“

Die Diskussionen um den „Zwarten Piet“ in den Niederlanden, unsere Schaumküsse, Sauce nach ungarischer Art oder Umbenennung der Weihnachtsmärkte haben schon eine Dimension erreicht, wo die Entfernung der Heiligen Drei Könige in Ulm das i-Tüpfelchen darstellt, weil der Melchior angeblich aus heutiger Sicht eindeutig rassistisch anzusehen ist. Hat die evangelische Münstergemeinde nichts wichtigeres zu tun als eine Pseudodebatte anzuzetteln? Seit dem dritten Jahrhundert gibt es die Legendenbildung basierend auf dem Matthäusevangelium und ist Bestandteil der Weihnachtsgeschichte. Eigentlich sollte die Kirche stolz darauf sein, dass zu den Heiligen Drei Königen auch ein Melchior gehört, weil er zeigt, dass die Hautfarbe keine Bedeutung hat, sondern alle Menschen gleich sind. Rassismus zu unterstellen, ist nicht nur schwachsinnig, sondern ein unnötiger Versuch die christlichen Werte und Traditionen zu verunglimpfen.

Dietmar Johnen-Kluge

Gute Absicht wird ideologisch

Die Unterschiede zwischen Rassismus und Antirassismus sind kleiner als man annimmt. In Ulm ist man also aus „rassischen“ Gründen mit den drei Weisen aus dem Morgenlande plötzlich nicht mehr zufrieden. Einer von ihnen weise übertrieben negroide Züge auf. Aber ist der Schluss, den selbst ernannte Antirassisten aus diesem Umstand ziehen, nicht der ganz offensichtlichen Absicht des Schnitzers völlig entgegengesetzt? Er wollte doch gerade das zeigen: Egal woher jemand kommt, ob uns sein Aussehen gefällt oder nicht, ob wir ihn mögen oder zunächst ablehnen, entscheidend ist, dass sie alle da sind und die Kunde von diesem Ereignis verbreiten, zuerst bei sich zu Hause und dann in der ganzen Welt. Ohne die drei Könige und ihre Multiplikatoren wäre Weihnachten wie ein Fußballspiel auf Kreisklassenebene. Will man das in Ulm wirklich? Wenn gute Absicht zur Ideologie gerät, ist die Gefahr groß, dass so etwas passiert.

Dr. Rolf Claus, Hamburg

Glühender Schädel, kalte Füße

7. Oktober: „Senat erlaubt Heizpilze bis Mai. So soll Wirten über den Winter geholfen werden. Behörde nennt Zahlen zu wichtigsten Infektionsorten in der Stadt“

Wo sind die Innovationen, wenn es um die Außen-Gastronomie geht? Heizpilze sind nicht nur klimaschädlich, sie bringen auch meistens nichts. Der Schädel glüht, und die Füße werden eiskalt. Errichtet man ein Zelt drum herum, kann man sich auch gleich rein setzen. Vor langer Zeit stellten die Menschen kleine Kohleöfen unter den Tisch, bedeckten denselben mit einer dicken langen Tischdecke, die man sich auf den Schoß zog. Es geht nicht so viel Wärme verloren, ist unter dem Tisch schön warm und oben können die Aerosole verwehen. Muss heutzutage ja kein Kohleofen sein.

Doris Holzmüller-Meyenbörg

Besser als verschrotten

8. Oktober: Friedhof der Kreuzfahrtschiffe

Kommt denn niemand auf die Idee, diese Schiffe als Flüchtlingsunterkünfte zu nutzen? Statt den Leuten in Zeltlagern die kalte Jahreszeit zuzumuten, wären sie da zumindest warm und trocken untergebracht. Wenn man die Schiffe z.B. in Aufnahmeländer verbringt, wären die Asylfragen da doch genauso, wenn nicht geordneter zu regeln. Und die Reeder könnten zumindest ihre Verluste mindern, da man zumindest die Kosten für den Unterhalt der Lager dafür einsetzen könnte. Zum Betrieb der Schiffe am Liegeplatz können sicher die Leute selber beitragen, wenn man sie lässt und entsprechend anleitet, so dass nur wenig Personalkosten nötig wären. Verschrotten kann man die Kähne hinterher dann immer noch.

Claus Linhart, Hamburg